Helga Trümper und Uwe Friedrichsen für Gena Rowlands und Peter Falk in "Eine Frau unter Einfluss" (1974):
Die Synchro dieses Films ist insgesamt klasse aber ein besonderes Lob gebührt den deutschen Synchronstimmen der Hauptpersonen. Gena Rowlands als psychisch labile Frau und Peter Falk als liebender, aber doch zunehmend hilfloser Ehemann liefern hier erstklassiges Schauspielerkino ab und auch die Synchronisierenden brauchen sich nicht zu verstecken. Helga Trümper und Uwe Friedrichsen liefern wirklich eine großartige Leistung ab und verstehen es wunderbar, die Stimmungsschwankungen inkl. Nervenzusammenbrüche der Hauptpersonen Mabel und Nick Longhetti ins Deutsche zu transportieren und schaffen eine Synchronperformance, die in vielerlei Hinsicht im Gedächtnis bleibt.
Die Verfilmung von Charles Dyers gleichnamigem Theaterstück "Unter der Treppe" (1969) kommt einem mit der etwas überzeichnet-tuntigen Art ein wenig skurril und stellenweise unfreiwillig komisch vor, weil weder Richard Burton, noch Rex Harrison die an sich überflüssigen femininen Anflüge notwendig gehabt hätten. Dennoch ist der Film großartig und zeithistorisch interessant.
Holger Hagen für Burton ist natürlich wie immer ein Kabinettstück, voll Emotionen, immer wieder ist er der Ruhepol und die moralische Instanz. Besonders herausragend aber ist Friedrich Schoenfelder. Nun ist der auf den ersten Blick nichts so Besonderes für Rex Harrison, der wie auch Schoenfelder ein Meister geschliffener Konversation war und somit eine perfekte Paarung darstellt. Harrisons Figur des Charlie ist ein ziemlicher Snob zwischendurch, ein Zyniker, Spötter, ab und an voll Selbstmitleid und genießt es, seinen Partner zu verletzen. Ja, das kennt man alles aus "My fair Lady". Nur ist dieser Charlie hinter seiner Fassade ein in seiner Sprache sehr direkter, oft beinahe ordinärer Typ, dem es auch ein wenig an Intelligenz mangelt. Und er setzt genießerisch derbe Ausdrücke ein, nicht nur um seinen Partner zu ärgern. Das macht Schoenfelder ganz großartig und genießt es scheinbar auch, aus dem Gentleman-Image herauszukommen - bei Rex Harrison sicher ein doppelter Genuß, der ja ein Inbegriff des klassischen Briten darstellt.
Hagen und Schoenfelder zusammen sind neben Horst Naumann und Paul Bürks das wohl originellste und liebenswerteste schwule Pärchen der (tuntigeren) Filmgeschichte. Dabei übertreiben sie es nicht und sind genasu dort affektiert, wo es auch Burton und Harrison im Film sind. Anders als bei den meisten Rollen dieser Art zur damaligen Zeit wurde nicht noch übertrieben. Eine kleine Obskurität ist der Film schon, aber eine ausgesprochen amüsante.
Auch auf die Gefahr hin, dass das hier schonmal erwähnt wurde:
Das Imperium schlägt zurück
Heinz Petruo kommt als Darth Vader in diesem Film so unsagbar kalt und böse daher, dass es ein erschaudern lässt. Der Satz "Nein. Ich bin dein Vater" wirkt im deutschen viel stärker als James Earl Jones im Original und ist längst legendär geworden. Petruo ist ja sowieso eine Synchronlegende, aber damit hat er wohl seine berühmteste Arbeit abgeliefert. In jeder Szene bringt er diese eiskalte Besessenheit Vaders perfekt rüber. Tolle Ausdrucksweise, punktgenaue Betonung, herrlich aggressiv.
Wer's noch nicht gemacht hat: Schaut den Film mal auf englisch. James Earl Jones kann gegen Petruo echt einpacken. Ich vermute mal, dass die Besetzung von Arne Elsholtz (Buch und Regie, wie schon im ersten Teil) gemacht wurde. Ein absoluter Glücksgriff!
Ebenso beeindruckend:
Platoon
Uwe Friedrichsen auf Tom Berenger. Ziemlich aggressiv und sehr fies. Vielleicht einen Tick zu laut, aber insgesamt eine außergewöhnliche Performance. Ich finde, er stellt sogar Christian Brückner (Willem Dafoe) in den Schatten, der auch sehr emotional daherkommt. Insgesamt ist der Film sowieso toll synchronisiert. Die einzelnen Figuren mit ihren Empfindungen werden alle toll rübergebracht. Richtig gut auch Hans Werner Bussinger auf John C. McGinley, den ich selten so dynamisch (leicht überdreht) gehört habe.
Zitat von Dabizius im Beitrag #650Arne Elsholtz (Buch und Regie, wie schon im ersten Teil)
Laut dieser Liste war er es beim ersten Film noch nicht: https://www.synchronkartei.de/?action=show&type=film&id=1859 Aber was Petruos Besetzung und den Vergleich zum Original betrifft, kann ich dir nur zustimmen! Es war zwar klischeehaft, aber ich kann mir keinen besseren Darth Vader vorstellen, allenfalls vielleicht Gottfried Kramer, wobei dieser nicht so kräftig und daher weniger effektvoll geklungen hätte.
"Der kleine Sausewind" / "Balduin, der Trockenschwimmer"
Die Ost-Synchronisation ist wirklich allererste Klasse. Früher störte mich immer, daß man hier nicht Gerd Martienzen hörte. Ein wenig fehlt er mir noch immer, aber...
...nachdem ich die 1976er-Fassung hörte, begriff ich erst so wirklich, was die Ost-Synchro für ein Glücksfall ist.
Willi Narloch spielte die Rolle perfekt bis in die kleinste Nuance. Die Dialoge fand ich sehr gelungen und pointiert, ohne jeden überflüssigen Ballast oder Kalauer.
Die Atmosphäre stimmt hier einfach und der Film ist wirklich witzig. Seltsamerweise fand ich das bei der 76er-Fassung nicht. Selten habe ich Martienzen so schwach gehört für de Funes. Er war nicht schlecht, aber er spulte die Sache ganz schön runter. Die Dialoge stecken voller Kalauer und wollen wieder mal lustiger sein als das Original. Viele Pointen werden verschenkt und verstümmelt zugunsten dämlicher Wortspielereien, die es im Original gar nicht gibt. Vor allem ging für mich auch der Charme von Robert Dherys Figur flöten, dessen liebenswertes Gemüt mit F. G. Beckhaus irgendwie nicht ganz zur Geltung kam.
Die Ost-Fassung ist goldrichtig und zählt zu den besten de Funes-Synchronisationen, die ich kenne. Ich sehe mir die 76er-Fassung dazu gar nicht mehr an.
Ingeborg Wellmann als Madame Pottine in Die Schöne und das Biest Joachim Kemmer als Lumiere in die Schöne und das Biest Achim Höppner auf Ian McKellen als Gandalf in der Herr der Ringe Triologie Elfie Beyer auf Vivien Leigh als Scarlett in Vom Winde Verweht Til Klockow auf Gloria Swanson als Norma Demsond in Sunset Boulevard Angelika MIlster als Gute Fee in Shrek 2 Tobias Kluckert auf Andy Whitfield und Liam McIntry als Spartacus Hape Kerkeling als Schneemann Olaf in Die Eiskönigin Wilemijn Verkaik für die Gesangparts der Elsa in Die Eiskönigin Gisela Reißmann als Malefiz in Dornröschen
Das sind meine Synchronsternstunden, die immer wieder ein Hörgenuss sind.
Gestern mal wieder gesehen: Aus Mangel an Beweisen
Eckart Dux auf Raul Julia. Ein echter Genuß. Jede Nuance im Spiel Julias perfekt übertragen.
Überhaupt ist die ganze Synchro hervorragend - sogar der (Klein-)Kindersprecher ist hervorragend. Gisela Fritsch, die ich hier nie erkannt hätte (dachte immer an eine etwas anders klingende Joselin Gassen), ist für Bonnie Bedelia eine überraschende Wahl, passt rollenbezogen wie die Faust auf's Auge. Und Helmut Krauss in der Rolle des Richters (Paul Winfield)... er ist ja immer sehr, sehr gut, aber hier sind Stimme und Gesicht wirklich eine Einheit. Auch alle anderen Sprecher leisten tolle Arbeit.
Da ich ein einem anderen Thread gerade über eine Rolle von Wolfgang Lohse geschimpft habe, fühle ich mich verpflichtet, mich über eine andere begeistert zu zeigen: Er und Willi Narloch führen eine großartige Schauspielerriege an, die den herrlichen Film "Schussfahrt nach San Remo" auch auf deutsch zu einem perlenden Vergnügen macht. Was da geknurrt, gekichert, gezetert, geschrien und von oben bis unten auf der Klaviatur der Komik gespielt wird, verrät in jeder Sekunde den Spaß, den man damals im DEFA-Studio gehabt haben muss. Allein schon (zum letzten Mal) die unschlagbare Kombi Bourvil-Narloch krönt die Tour de France/Force, wohinter sich Lohse für das (in Deutschland unbekannte) Slapstick-Genie Robert Hirsch wahrlich nicht verstecken muss - allein die Szene, in der er mit sich überschlagender Stimme gen Himmel betet, als sein Fahrzeug sich selbständig macht, sichert ihm eine Erwähnung in dieser Rubrik. Dass die Dialoge von Harald Thiemann manchmal etwas zu locker sind (wollte er Brunnemann Konkurrenz machen?), stört auch nicht weiter, denn meist fließen sie gediegen dahin. Ja, das Jahr 1970 war ein wirklich reiches Jahr für DDR-Kinogänger, die sich neben vielen Wallace-Filmen und einem der raren Italo-Western an französischen Komödien freuen wollten, aber "Les cracks" konnte kaum übertroffen werden.
eine rundum gelungene Synchronsternstunde, die viele großartige Leistungen beinhaltet.
* - die natürlichen Kinderstimmen sind sorgfältig ausgewählt, wirken nie gekünstelt und gehen vollends im Ensemble auf als vollwertige Mitglieder desselben.
* - Martin Hirthe gibt Gregory Peck in der Rolle des Atticus Finch jene Würde und Bodenständigkeit, die den Gutmenschen glaubwürdig macht und nicht wie ein idealisiertes amerikanisches Supermännchen wirken läßt. Seine Leistung ist der Pecks ebenbürtig.
* - Gerd Martienzen in seinen wenigen Sequenzen verleiht der Figur des Bob Ewell dermaßen ekelhafte Züge, daß man ihn abgrundtief hassen kann. Wenn er rassistisch wird, sich wie ein Aal windet, wo jeder weiß, daß er selbst seine Tochter vergewaltigt hat, das ist großartig.
* - Anita Kupsch ist ganz wunderbar als asoziales junges Mädchen, das sich der Meinung des Vaters anschließt und im Inneren absolut verzweifelt ist.
* - Horst Niendorf in der Rolle des Sheriffs ist sehr bewegend, vor allem am Ende, wenn er davon spricht, man soll die Toten die Toten begraben lassen und dass niemand etwas davon hätten, wenn man die Wahrheit kenne.
* - Tilly Lauenstein als Erzählerin, als erwachsene Scout (= Harper Lee, erzeugt bei mir beinahe Gänsehaut, wenn sie aus "ihrer" Vergangenheit erzählt. Vor allem am Ende dann, das ist sehr berührend.
* - alle anderen in diesem Film, bei dem jede Rolle ideal besetzt ist.
Zitat von fortinbras im Beitrag #656Martin Hirthe gibt Gregory Peck in der Rolle des Atticus Finch jene Würde und Bodenständigkeit, die den Gutmenschen glaubwürdig macht und nicht wie ein idealisiertes amerikanisches Supermännchen wirken läßt. Seine Leistung ist der Pecks ebenbürtig.
Wolfgang Lukschy (oder auch Heinz Engelmann) könntest du dir hier nicht vorstellen? Mir ist schon immer aufgefallen, dass die BSG ab diesem Film bei Peck meist auf Hirthe zurückgriff, nachdem Lukschy kurz davor dabei gewesen zu sein schien, sich für diesen wieder zu etablieren, und ihn die BSG noch kurz zuvor (in "Ein Köder für die Bestie") genommen hatte.
Hirthe ist hier für mich absolut unersetzlich. Lukschy war für Peck stets großartig, aber er klänge mir in der Rolle vielleicht stellenweise zu emotional-weich, während Engelmann der klassische amerikanische Good-Guy-Sprecher ist. Die Idee, Martin Hirthe hier in diesem Film für Peck zu besetzen, war eine der großartigsten Besetzungsideen jener Tage.
"Absolut unersetzlich" und "großartig", weil Hirthe ansonsten nicht unbedingt ein typischer Sprecher "positiver" Figuren war? Ich finde es erstaunlich, dass man ihn zu diesem Zeitpunkt für einen Hollywood-Star und dann auch noch in einer Oscar-Rolle etablierte, obwohl er noch gar nicht so lange in der Synchronbrance aktiv war.
Damals war Hirte ziemlich unverbraucht und noch nicht auf eine Schublade festgelegt. Das macht jedenfalls viel aus. Er hat nicht nur einen gänzlich anderen Stimmklang als Lukschy oder Engelmann, sondern eben eine gewisse Frische.
Hirthe hatte ein ziemliches Organ und das hieß es hier im Zaum zu halten. Genau das macht für mich den speziellen Reiz dieser Synchronisation aus. Ich weiß, auch Peck sprach immer mit seiner eigenen Stimme, es war aber auch eine Rolle, die er besonders spielte: beherrscht, kontrolliert, der starke Fels in der Brandung, auch wenns in ihm anders aussieht. Klar, auch Lukschy oder Engelmann, genauso Klinger hätten das gekonnt - aber aus meiner Sicht wäre das deutlich austauschbarer gewesen. Wie erwähnt, ich glaube sehr, daß Lukschy in entscheidenden Momenten zu leidend-resignativ geklungen hätte und Engelmann generell zu jovial. Martin Hirthe war einfach großartig in der Rolle, besonders auch in jenen Momenten, die emotional sind. Wenn Engelmann in den Gerichtssaal geht, dann gewinnt er auch - das signalisiert schon sein "Stimmenimage" irgendwie. Ich bin froh, daß man hier diesen Schritt gesetzt und erkannt hat, daß es hier etwas anderes braucht.
Dass Hirthe damals unverbraucht war und deswegen noch kein "Image" hatte, ist natürlich richtig.
Zitat von fortinbras im Beitrag #660Hirthe hatte ein ziemliches Organ und das hieß es hier im Zaum zu halten. Genau das macht für mich den speziellen Reiz dieser Synchronisation aus. Ich weiß, auch Peck sprach immer mit seiner eigenen Stimme, es war aber auch eine Rolle, die er besonders spielte: beherrscht, kontrolliert, der starke Fels in der Brandung, auch wenns in ihm anders aussieht. Klar, auch Lukschy oder Engelmann, genauso Klinger hätten das gekonnt - aber aus meiner Sicht wäre das deutlich austauschbarer gewesen. Wie erwähnt, ich glaube sehr, daß Lukschy in entscheidenden Momenten zu leidend-resignativ geklungen hätte und Engelmann generell zu jovial. Martin Hirthe war einfach großartig in der Rolle, besonders auch in jenen Momenten, die emotional sind.
Allerdings war Pecks Rolle in "Ein Köder für die Bestie" zuvor doch auch äußerlich "beherrscht" und "kontrolliert", innerlich aber stark emotional bewegt gewesen (wie du vor einiger Zeit ebenfalls geschrieben hast*), und diese Rolle meisterte Lukschy absolut überzeugend.
Ja, das stimmt absolut! Und falls du mich eines Widerspruchs überführen willst, so wird dir das nicht gelingen, hihi!
"Ein Köder für die Bestie" bot auch Lukschy eine seiner interessantesten Synchronrollen für Peck. Auch in "Die Kanonen von Navarone" war er sehr beherrscht. Dennoch kann ich ihn mir als Atticus Finch nicht wirklich vorstellen. Ich glaube, er hätte z. Bsp. während der Gerichtsverhandlung viele Emotionen hochgespielt, während Hirthe hier einen Appell an die Vernunft richtet, der betont sachlich ist.
Die Rollen lassen sich an sich aber auch schwer vergleichen. Atticus Finch ist die von Harper Lee idealisierte Vaterfigur. Roman wie Film punkten ja dadurch, daß die erwachsene Scout nur zu Beginn und am Ende der Erzählung auftritt und alles aus Sicht des Kindes gezeigt wird. Dadurch wird die idealisierte Vaterfigur glaubwürdiger und greifbarer und ist so nicht diese oft zum Kotzen idealisierte Erfindung des "good american". Lukschy hätte mir hier zu gutmütig geklungen, um der "über allem stehenden" Vaterfigur gerecht zu werden. Man glaubt bei ihm viel eher, daß er an dieser ganzen verkehrten Welt zerbrechen würde, anstelle sich in ihr zu behaupten.