Befindet er sich nicht schon seit einigen Jahren hier?
Zitat von Lammers im Beitrag #264Frank Glaubrecht für Al Pacino in "Im Auftrag des Teufels":
Ich habe schon lange nicht mehr eine Synchronisation gesehen, nach der ich so beeindruckt war. Alles machen ihre Sache wirklich toll (auch Alexandra Wilcke / Charlize Theron und Benjamin Völz / Keanu Reeves) aber Frank Glaubrecht setzt mit seiner Perfomance dem Ganzen wirklich die Krone auf. Wie er es schafft, diesen von Al Pacino dargestellten Charakter auch so vielschichtig wiederzugeben muss man wirklich gehört und gesehen haben. Vom fast freundlichen, ersten Zusammentreffen mit Keanu Reeves über sein Sprachentalent (wobei Glaubrecht ja auch tatsächlich mehrere Fremdsprachen kann; hier spricht Pacino sogar chinesisch und japanisch), seine mitunter derbe Art, seinen Charme, sein Verständnis und Mitleid bis hin zum dämonischen Finale wo Pacino so richtig die Sau rauslässt ("GOTT IST EIN VOYEUR !!!"), kriegt man die ganzen Facetten mit, die Glaubrecht alle großartig wiedergibt und die dank seiner Darbietung für einen Hörgenuss erster Klasse sorgen. Hut ab !
Bei Glaubrecht in Verbindung mit Synchron-Sternstunden verbinde ich eher in erster Line Kevin Costner in JFK. Vor allem den letzten Part im Gerichtssaal ist ein echtes Erlebnis für Glaubrecht-Fans. Ohnehin ein empfehlenswerter Film (auch wenn er sicherlich nicht 100% an der Wahrheit dran ist) mit einer klasse Synchronisation. Die Kontinuitäten wie Mogens von Gadow für Joe Pesci wissen zu gefallen. Auch Besetzungen wie Manfred Lehmann für Jay O. Sanders oder Jürgen Heinrich für Michael Rooker, die man im ersten Augenblick nicht erwarten würde. Ein Geniestreich auch Jürgen Thormann für Tommy Lee Jones. Klingt auf dem Papier recht schräg, passt aber zumindest zur Rolle ausgezeichnet. Und in keinem anderen Film fand ich die Kombi Sutherland/Schult beeindruckender. Einziges Manko der Synchro ist die üppige Besetzung von Tilo Schmitz, Christian Rode oder den plötzlichen Wechsel von Alexander Herzog zu Heinz Palm.
Ein Glanzstück der DS und Matthias Müntefering / Michael Richter.
Dem Lob der JFK-Synchro kann ich mich nur anschließen, obwohl ich nicht weiß, ob ich mich als Glaubrecht-Fan (oder der eines anderen Synchronsprechers) bezeichnen würde. Angesichts der Vielzahl an Rollen und des Textumfangs, den speziell Costners/Glaubrechts Vortrag vor Gericht hat, frage ich mich, ob die Synchronaufnahmen besonders viel Zeit in Anspruch nahmen. Sollte Herr Glaubrecht jemals für ein Interview zur Verfügung stehen, würde mich interessieren, ob er sich daran noch gut erinnern kann. Immerhin hatte er hier enorm viel Text und musste eine Fülle an Emotionen überzeugend durchspielen. Thormann war ein hervorragender Rollencast, der allerdings so ungewohnt wirkte, dass ich Tommy Lee Jones früher gar nicht erkannt habe. Und Rolf Schult durfte als "Colonel X" bereits seine Erzählerqualitäten beweisen, die Jahre später auch öfter in Dokumentationen zum Einsatz kamen.
Die Synchonisation der Serie Twin Peaks ist wie ich finde fast ausnahmslos hervorragend, selbst kleinere nebenrollen sind großartig besetzt und damit wäre eigentlich fast das gesamte Sprecher-Ensemble ein Fall für diesen Thread. Aber vier Besetzungen möchte ich hier besondrs hervorheben. da wäre zum einen natürlich Torsten Sense für Kyle MacLachlan, Sense ist sowieso einer meiner Lieblingssprecher, aber sein ihm eigenes, absolut natürlich wirkendes Spiel ist hier besonders großartig. Da wirkt nichts so, als sei es in einem Studio hinterm Mikrophon aufgenommen worden, Sense IST Dale Cooper, so wirkt es zumindest. Dann wäre da noch Alexandra Lange für Piper Laurie. Piper Lauries Rolle ist meiner Meinung nach nach der von MacLachlan die schauspielerisch beste in dieser Serie und Alexandra Lange bringt das großartig rüber, auf jeden Fall auch eine fantastische Leistung. Auch Detlev Witte für Jack Nance muss ich hier noch erwähnen. Jack Nance hat ein sehr unkonventionelles Spiel mit einer manchmal ziemlich "absonderlichen" Mimik und Witte gibt das mit seinem Spiel perfekt wieder, ich kann mir garnicht vorstellen, dass Jack Nances Stimme anders klang, als die von detlev Witte. Zu guter Letzt wäre da noch Eberhard Prüter für Miguel Ferrer. Eine großartige Besetzung gegen den Strich, die wunderbar passt. Ich liebe Prüter in solchen unsympathischen Rollen.
Und jetzt muss ich hier Alexandra Wilcke, Lothar Hinze und Ortwin Speer zumindest noch erwähnen die ebenfalls eine fantastische leistung gezeigt haben.
Ich finde bei TWIN PEAKS ist es schwer von natürlichem Spiel zu sprechen, ist die Serie ja doch absichtlich sehr soapig und skurril. Aber auch das will erst mal angemessen transportiert werden, von daher hast du recht hier von einer tollen Synchro zu sprechen. Mein Highlight war neben Sense auch Ortwin Speer. Eine hervorragende Performance.
Mit natürlichem Spiel meinte ich eher, dass es überhaupt nicht wie hinterm Mikrophon aufgenommen klingt, sondern so, als sei sense tatsächlich dabei. Das gelingt längst nicht jedem Sprecher und macht seine Synchron-Einsätze zu etwas für mich Besonderem.
Eine absolute Synchronsternstunde ist für mich "Der Widerspenstigen Zähmung" (1967).
Die Vitalität aller Beteiligten ist erstaunlich und die schwerfällig wirkenden Shakespeare-Texte werden mit einer Leichtigkeit gebracht, daß man meinen könnte, das wäre Alltagssprache.
Nicht nur, daß sichtlich die gesamte Synchronbesetzung mindestens ebenso viel Spaß dran hatte wie die Originalbesetzung, sie machen sich nie selbständig und schießen über's Ziel hinaus.
Eine hervorragende Besetzung, die womöglich selbst auch gut auf der Bühne funktioniert hätte. Deutlich merkt man, wie wichtig für solche Synchronarbeiten eine grundsolide Schauspielausbildung und/oder Theaterpraxis erforderlich ist. Schauspieler, die ohne solche Erfahrungen im Synchronstudio sind, vermasseln üblicherweise die Tour.
Holger Hagen als vitaler, übermaskuliner und gewitzter Petrucchio (für Richard Burton) ist ein Gedicht, Rosemarie Fendel in ihrem zweiten Einsatz für Elizabeth Taylor geht in der Rolle voll auf und es gelingt ihr prächtig, die von Feministinnen so verhasste Unterwerfung Katharinas mit Ironie zu gestalten und nicht nur salbungsvoll zu wirken. In allen Rollen hervorragende Charakterstimmen (von Thomas Reiner bis Klaus W. Krause), besonderen Eindruck hinterließ bei mir auch Manfred Schott für Michael York: frech, romantisch, draufgängerisch und auch sexy.
Eine der besten Shakespeare-Synchronfassungen überhaupt!
Ich muss jetzt bei Serien weitermachen und unbedingt noch Joachim Tennstedt für Bryan Cranston in Breaking Bad nennen. Einfach nur genial wie er hier spielt, eine der meiner Meinung nach besten Synchron-darbietungen der letzten Jahre.
Zitat von fortinbras im Beitrag #561*Tilly Lauenstein für Simone Signoret in "Anruf für einen Toten": Signoret als ehemalige KZ-Insassin, die keinerlei Empfindungen mehr hat, wird in ihren wenigen Szenen beeindruckend von Tilly Lauenstein synchronisiert. Ohne Drama, ohne Wehmut, so nüchtern und sachlich, daß der rein innere Schmerz der Figur perfekt rüberkommt.
Wie bereits erwähnt, habe ich den Film nun nach zwölf Jahren wieder gesehen. Dem Urteil über Frau Lauenstein kann ich nur zustimmen (unverständlich, dass mir ihre Leistung beim früheren Sehen nicht im Gedächtnis geblieben war!). Ebenfalls brillant war Wilhelm Borchert für James Mason als nüchtern seinen Beruf ausübender und durch seine gescheiterte Ehe frustrierter Schreibtischbeamter Charles Dobbs. Hervorheben möchte ich zwei Szenen: Den Zusammenstoß mit seinem Vorgesetzten, den er zunächst vergeblich von seiner Mordtheorie zu überzeugen versucht und sich dann zur Kündigung entschließt, was er mit einem bissigen Seitenhieb auf dessen Homosexualität ausdrückt. Wenig später trifft es ihn sehr, als er erfährt, dass seine Frau ausgerechnet mit seinem langjährigen Freund und Kollegen Dieter ein Verhältnis hat: innerhalb kürzester Zeit wechseln sich Bitterkeit, Schmerz, ohnmächtige Wut und Verzweiflung akustisch ab.
Ich habe mir überlegt, ob sonst jemand in dieser Rolle ähnlich beeindruckend gewesen wäre. Wolfgang Lukschy und Friedrich Schoenfelder passten für mich beide nicht so recht zu Mason (der eine klang zu schwer und der andere zu schmal und hell), Paul Klinger fand ich für ihn generell fehlbesetzt, Holger Hagen war einige Jahre später sehr passend, klang aber in seinen Synchronrollen aus diesem Jahrzehnt eher jünger als er war, weswegen er nicht so gut mit dem Rollenalter harmoniert hätte. Allenfalls Friedrich Joloff könnte ich mir hier gut vorstellen, zumal diese Rolle ein interessanter Kontrast zum Piratenkapitän Brown aus "Lord Jim" gewesen wäre, mit dem er sich kurz zuvor von Mason verabschiedet hatte. Das wäre dann wahrscheinlich auch seine letzte Synchronrolle in einem Kinofilm gewesen.
Mason hatte viele namhafte Sprecher. Zu den Top 3 gehören für mich Joloff, Borchert und Lukschy. Gut aber unnötig: Schönfelder, klinger, Ackva. Herausheben würde ich hier eher noch Ackermann (den ich in Sheila erstaunlicherweise super fand) und Ode, den ich gerne bei einer weiteren Gelegenheit gehört hätte.
Aber zum Thema: Borchert war hier klasse, keine Frage. Allerdings bin ich der festen Überzeugung das Lukschy es ebenfalls hervorragend gemacht hätte. Denn bei aller Kritik an manchen etwas zu steifen Leistungen in frühen Jahren (im Durchschnitt war Lukschy ja immer gut)wurde er in späten Jahren immer besser und sorgte ab Mitte der 60er für so manche Synchron-Sternstunde bei mir persönlich.
Zitat von berti im Beitrag #599[...]ein interessanter Kontrast zum Piratenkapitän Brown aus "Lord Jim" gewesen wäre [...]
??? (wo ist hier eigentlich das WhatsApp-Emoticon mit den aufgerissenen Glubschaugen, das so belämmert aus der Wäsche guckt?)
Apropos: ich habe kürzlich MORD AN DER THEMSE wieder gesehen, wo Borchert auf Mason als Watson zu hören ist. Wie immer passt er auch hier großartig zu dem wohl sympathischsten und menschlichsten Dr. Watson der Filmgeschichte (angeblich war diese Figurenzeichnung Masons Bedingung für die Annahme der Rolle), und zu dem überflüssigsten: auf diese Weise ist er völlig entbehrlich für die Dramaturgie. Das diametrale Gegenstück zum vertrottelten Nigel Bruce sozusagen. Aber als funktionsloses Ornament sind Mason und Borchert für Mason wunderbar.
Nach Borchert kommt bei mir an zweier Stelle Klinger: er lässt Mason männlicher erscheinen als all seine anderen Sprecher, sehr wirkungsvoll z.B. in TIARA TAHITI.
Finde ich zum Beispiel gar nicht!!! Klinger hatte für mich das Problem auf manchen Darstellern "zu gelackt", wieder auf anderen "zu opahaft" rüber zu kommen. Klinger war ok (war natürlich ein toller Sprecher), mehr jedoch nicht.
Zitat von Stefan der DEFA-Fan im Beitrag #584"Freitag und Robinson" - zu 95% ein Heimspiel für O'Toole und Roundtree, und ebenso für Sebastian Fischer und Peter Kirchberger. Ein Glück, dass der Film in Hamburg synchronisiert wurde - nicht, dass ich was gegen Thormann für O'Toole habe, aber besser als Fischer hätte er nicht sein können - und Chevalier hätte zu dem bartlosen Roundtree (der absolut verändert aussieht) überhaupt nicht gepasst (hier bin ich ausnahmsweise über die Unterbrechung der Kontinuität sehr erfreut), außerdem ist fraglich, ob er so gut gesungen hätte. Da stimmt jede Nuance, manchmal scheint es mir sogar, als ob Fischer den Robinson zu einer ernster zu nehmenden Figur macht gegenüber der mitunter zu kabarettistisch angehauchten Spielweise O'Tooles. Das bedeutende Sahnehäubchen ist das Dialogbuch, das ganz geschliffen und originalgetreu ein Musterbeispiel darstellt. Leider ist nicht bekannt,wer es geschrieben hat - vielleicht sogar Kirchberger selbst?
Gruß Stefan
In einem Interview sagte Kirchberger seinerzeit das das Dialogbuch tatsächlich von ihm sei. Erinnerungen können natürlich täuschen, aufgrund seiner Vorgeschichte für mich jedoch glaubhaft! Ob Kirchberger auch in anderen Roundtree-Rollen gepasst hätte???
Zitat von Lone Ranger im Beitrag #702Allerdings bin ich der festen Überzeugung das Lukschy es ebenfalls hervorragend gemacht hätte. Denn bei aller Kritik an manchen etwas zu steifen Leistungen in frühen Jahren (im Durchschnitt war Lukschy ja immer gut)wurde er in späten Jahren immer besser und sorgte ab Mitte der 60er für so manche Synchron-Sternstunde bei mir persönlich.
Aber meinst du nicht, dass sein in späteren Jahren immer "knorriger" Ton für den geschmeidigen Mason viel zu hart geklungen hätte?
Knorrig? Hm...also imO kam das erst in den 70ern, wobei er sich ja durchaus zurücknehmen konnte wenn er wollte oder die Rolle es erforderte. Wäre sicher nicht immer gegangen, dennoch eine Möglichkeit! Allerdings ging es hier ja in erster Linie um "Anruf", der ist von 1966 (oder war es 1968?), da klang Lukschy nicht knorrig! ;)
Nach meinem Eindruck klang er zu dieser Zeit schon deutlich härter als in früheren Jahren. Ob das der Grund dafür war, dass man ihn ab 1966 nicht mehr auf Mason besetzte?