Da kann ich nur vollkommen zustimmen. Hinzufügen möchte ich noch, dass der große Aufwand betrieben wurde, die Originalmusik komplett neu einzuspielen (1942 - keine ITs, wieder mal). ich glaube, dass gerade Marquis seine Rolle genossen hat, nicht weil er chargieren "durfte", sondern weil er sich über das sicher schon damals existierende Vorurteil gegen ihn lustig machen konnte (Marquis konnte sehr wohl leise und sanft klingen, wenn es gefordert wurde - oft wurde es wohl nicht gefordert).
Zitat von Stefan der DEFA-Fanich glaube, dass gerade Marquis seine Rolle genossen hat, nicht weil er chargieren "durfte", sondern weil er sich über das sicher schon damals existierende Vorurteil gegen ihn lustig machen konnte (Marquis konnte sehr wohl leise und sanft klingen, wenn es gefordert wurde - oft wurde es wohl nicht gefordert).
Meinst du, dass Marquis um 1960 schon das Image hatte, zu dick aufzutragen? Das er auch leise und subtile Rollen meistern konnte, war mir bewusst. Ob sein häufiges Chargieren an ihm oder eher an der jeweiligen Regie lag (oft war er ja gerade in Brandt-Synchros besonders laut), wird nachträglich wohl kaum zu klären sein.
Zu den ITs: Beim Vergleich mit dem Original wirkt eine Stelle in der Synchro sogar noch effektvoller: Als die Wehrmacht durch Warschau marschiert, erklingt im Deutschen die Fanfare der damaligen Wochenschau, während im Original nur das Marschieren zu hören ist. Bei "Attentatsversuch" im Theater am Ende des Films werden im Hintergrund alle drei Strophen des Deutschlandlieds gesungen. In der Synchro hört man dagegen (wie im 3. Reich bei offiziellen Anlässen üblich) die 1. Strophe, gefolgt vom Horst-Wessel-Lied.
Zitat von Stefan der DEFA-FanHinzufügen möchte ich noch, dass der große Aufwand betrieben wurde, die Originalmusik komplett neu einzuspielen (1942 - keine ITs, wieder mal).
Es ist zwar off-topic, aber sind dir noch andere Synchros bekannt, bei denen man sich diese Mühe gemacht hat?
Nur noch "Iwan der Schreckliche 2. Teil" (ebenfalls BSG 1960), "Saboteure" (BSG 1958, allerdings eine komplett neu komponierte Musik) und eventuell "Dick & Doof: Hände hoch - oder nicht" (MGM 1958, wo Passagen aus der originalen Opernpartitur neu eingespielt wurden, allerdings weiß ich nicht, ob extra für die Synchronisation oder ob auf Plattenaufnahmen der Opernzwischenspiele zurückgegriffen wurde wie bei den DEFA-Fassungen von "Iwan der Schreckliche 1. Teil", "Alexander Newski" und "Henker sterben auch", wo man die Plattenaufnahmen der Konzertfassungen verwendete).
Danke für die Antwort! Zu deinem Hinweis auf "Saboteure": Hast du dieses Beispiel genannt, weil es sich dort zwar um neu komponierte Musik handelte, diese aber (anders als z. B. bei "Die Spur des Falken") nur für diese Synchro verwendet wurde?
Nein, sondern weil sie explizit FÜR diesen Film komponiert wurde ("Die Spur des Falken" wurde aus dem Archiv zusammengestellt, u.a. aus der Musik zu "Das Geheimnis der schwarzen Witwe").
Zitat von Stefan der DEFA-FanNein, sondern weil sie explizit FÜR diesen Film komponiert wurde ("Die Spur des Falken" wurde aus dem Archiv zusammengestellt, u.a. aus der Musik zu "Das Geheimnis der schwarzen Witwe").
Dann habe ich dich richtig verstanden (extra angefertigte Kompositionen statt recycelter Archivmusik, daher auch mein Hinweis auf "Die Spur des Falken").
Nachtrag zu "Sein oder Nichtsein": Wilhelm Borchert als Erzähler war auch klasse. Besonders in der Eröffnungssequenz durfte er (als Bronski/Hitler das Schaufenster des Metzgers Maslowski betrachtet) seine Fähigkeit zum ironischen Blinzeln zeigen, die man bei ihm nicht unbedingt erwarten würde, obwohl er sie durchaus hatte.
Frank Glaubrecht für Al Pacino in "Im Auftrag des Teufels":
Ich habe schon lange nicht mehr eine Synchronisation gesehen, nach der ich so beeindruckt war. Alles machen ihre Sache wirklich toll (auch Alexandra Wilcke / Charlize Theron und Benjamin Völz / Keanu Reeves) aber Frank Glaubrecht setzt mit seiner Perfomance dem Ganzen wirklich die Krone auf. Wie er es schafft, diesen von Al Pacino dargestellten Charakter auch so vielschichtig wiederzugeben muss man wirklich gehört und gesehen haben. Vom fast freundlichen, ersten Zusammentreffen mit Keanu Reeves über sein Sprachentalent (wobei Glaubrecht ja auch tatsächlich mehrere Fremdsprachen kann; hier spricht Pacino sogar chinesisch und japanisch), seine mitunter derbe Art, seinen Charme, sein Verständnis und Mitleid bis hin zum dämonischen Finale wo Pacino so richtig die Sau rauslässt ("GOTT IST EIN VOYEUR !!!"), kriegt man die ganzen Facetten mit, die Glaubrecht alle großartig wiedergibt und die dank seiner Darbietung für einen Hörgenuss erster Klasse sorgen. Hut ab !
Harry Wüstenhagen für Lance Fuller in "Königin der Berge"
Wüstenhagen spricht den vertrauenserweckenden Indianer Colorados so glaubwürdig wie seinerzeit selten jemand einen gut gesinnten Indianer sprach. Diese Art von Vorversion zu "Winnetou" wartet allerdings auch mit lauten, angriffslustigen Momenten auf, die er gleichermaßen bravourös meisterte.
Viele von Billy Wilders Filmen haben hierzulande sehr gelungene Synchronfassungen erhalten. "Avanti, Avanti" ist ein Beispiel dafür. Georg Thomalla und Dagmar Heller in den Hauptrollen sind brillant, in Nebenrollen glänzen u. a. Joachim Kemmer und Siegfried Schürenberg. Das Highlight dieser Synchro ist für mich allerdings Harry Wüstenhagen für Clive Revill als gewiefter, wendig-windiger und immer eine Lösung parat habender* Hotelmanager.
*Auf die Frage, wann er denn schlafe, antwortet er: "Im Winter!"
Christian Marschall für Bill Williams in "Die Todesschlucht von Arizona"
Zweifelsohne eine der besten frühen Rollen von Christian Marschall. Vielleicht sogar die beste überhaupt. Er überzeugt als aus Verbitterung zum Rebell werdender Cowboy auf ganzer Linie.
Ich kann mich nicht erinnern Paul Wagner jemals so bedrohlich erlebt zu haben. Er spielt die Rolle des von Rache besessenen James-Gang-Jägers von der Falschzüngigkeit bis hin zu polternder Aggressivität mit jeder Nuance vollauf überzeugend. Irgendwie merkte man schon nach kurzer Zeit, dass Wagner hier anders drauf ist als sonst, obwohl die Figur am Anfang sogar uniformiert auftritt, also absolut in's Wagner-Wester-Klischee zu passen scheint.
Arnold Marquis als alter Kater Rufus in "Bernard & Bianca"
Ich bin sowieso kein Mitglied der Marquis-erdrückt-alles-mit-seiner-Chargiererei-Fraktion, aber so sanft, sensibel und liebevoll habe ich ihn wirklich selten gehört. Man sieht ihn förmlich zusammen mit der Kindersprecherin im Studio stehen und ihr vorsichtig Mut zusprechen (damals wurde bestimmt noch gemeinsam aufgenommen).