Die gesamte "Synchronmannschaft" von Julius Caesar - allen voran natürlich Paul Wagner, Franz Nicklisch und Friedrich Joloff. Vor allem Wagner gibt eine kongeniale Vorstellung für Sir John Gielgud ab, die seinesgleichen sucht. Selbst die Mehrfachbesetzungen von Wolf Martini und Heinz Engelmann find ich nicht weiter schlimm. Martini's Kurzauftritt für Alan Napier (Cicero) war sogar genial. Alles in allem eine hervorragende Schlegel/Tieck-Übersetzung und gewohnt erstklassige Musik von Miklós Rózsa.
Zu der Zeit, als "Der Unbeugsame" synchronisiert wurde, hatte Claus Biederstaedt gerade zwei Einsätze auf Paul Newman gehabt. Es wäre also durchaus nachvollziehbar gewesen, wenn die Verantwortlichen hier nicht GGH genommen hätten, zumal diese Rolle eine war, die nicht unbedingt zu seinem Stimmen-Image gepasst hätte. Zum Glück nahm man ihn doch, so dass er die Möglichkeit hatte, seine Virtuosität zu demonstrieren. Neben seinem selbstironischem Charme (für den er ja bekannt ist) schrie er in mehreren Szenen hysterisch (etwa als Luke im Regen steht und mit Gott hadert, oder als er nach seinem gescheiterten zweiten Ausbruchsversuch seine Mitgefangenen anbrüllt). Als im letzten Drittel des Films sein Widerstandswille vorübergehend gebrochen wurde, fleht er die Wärter an, ihn nicht mehr zu schlagen (anders als bei Connery in "Liebesgrüße aus Moskau" oder Lex Barker in "Der Schut" ist die Angst hier von Seiten der Figur "echt" und nicht vorgetäuscht!). Auch der Monolog in der Kirche am Ende des Films war ungeheuer sensibel. Ein Wolfgang Kieling hätte hier sicherlich auch schauspielerisch geglänzt. Aber GGH war (obwohl damals schon Newmans häufigster Sprecher) vom Rollentyp her zu originell, als dass hier jemand anders wünschenswert wäre.
Könnte man es eventuell als eines der absoluten Glanzstücke innerhalb von GGH Karriere bezeichnen?
Zitat von SilenzioDefinitiv eines davon, die anderen beiden sind es für mich bei "Sein Leben in meiner Gewalt" und "Die Unbestechlichen" - beide auf Sean Connery.
Hm, ob Mücke dir bei Ersterem wohl zustimmen würde?
Das sehe ich auch so. Allerdings hat Mücke vor Jahren geschrieben, dass Sean Connery in "Sein Leben in meiner Gewalt" eine der wenigen Rollen sei, in denen er GGH nicht mochte. Aber es kann natürlich sein, dass er mittlerweile anders darüber denkt.
Zitat von bertiDas sehe ich auch so. Allerdings hat Mücke vor Jahren geschrieben, dass Sean Connery in "Sein Leben in meiner Gewalt" eine der wenigen Rollen sei, in denen er GGH nicht mochte.
Hab ich das? Also, wenn man den Film in die Suchfunktion eingibt, wird da vor 2009 prinzipiell nicht viel ausgespuckt.
However...ich mochte, glaube ich, den gesamten Film nicht wirklich. Kann mich auch kaum noch dran erinnern. Nur, dass er ziemlich steril war, ist mir noch leibhaftig in Erinnerung.
Oh ja, vollste Zustimmung. Ich mag die Filme von Sidney Lumet im Allgemeinen sowieso. Vor allem in "Tödliche Fragen" -da ist vor allem Christian Brückner auf Armand Assante spitze.
Da ich grad über den Serienführer zu "Dezernat M" bin: Arnold Marquis für Lee Marvin ist in dieser Serie wirklich mehr als kongenial besetzt. Hier hat er wieder mal neben "Spartacus" bewiesen, dass er auch die leiseren Töne hervorragend beherrscht.
Zitat von MückeNorbert Langer - William Devane - "Der Marathon Mann"
Diese Synchron ist insgesamt klasse. Langer ist mir aber ehrlich gesagt nicht so herausragend aufgefallen. Zu Manfred Schott oder Friedrich W. Bauschulte brauche ich wohl nichts zu sagen, ebenso wenig zu Horst Schön auf Roy Scheider (war das nicht eine seiner ersten größeren Rollen im Westen?). Das absolute Highlight dürfte aber wohl unstrittig Wilhelm Borchert sein. Schon als Dr. Szell das erste Mal spricht (die kurze abfällige Bemerkung über die USA bei der Ankunft am Flughafen) wirken Sprecher, Schauspieler und Rollen wie füreinander geschaffen. Als er bei seiner nächsten Dialogszene mit Scheider streitet und von diesem eine klare Aussage verlangt, vibriert in seiner Stimme sowohl die innere Unsicherheit als auch die offene Drohung mit. Bei den beiden legendären Folterszenen schwankt sein Tonfall immer wieder zwischen gnadenlos-hart, gefühllos-nüchtern und geradezu freundlich-loyal. Gleiches gilt für die letzte Szene, als er Levy (Dustin Hoffman) zuerst mit seiner Geschwätzigkeit einzulullen versucht und ihn später durch offene Verachtung über die "Schwäche" seiner Familie provoziert. Wenn man bedenkt, dass die Rolle insgesamt ja nicht so viel Text umfasst, wirken die vielen Nuancen, die Borchert schauspielerisch hineinbrachte, umso beeindruckender (gleiches gilt natürlich für den hier geradezu minimalistisch spielenden Olivier im Original). Eine absolute Glanzleistung innerhalb einer Top-Synchro!