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Dieses Thema hat 997 Antworten
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 Synchronschaffende
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Lammers


Beiträge: 4.165

20.03.2009 16:46
#196 RE: Synchron-Sternstunden Zitat · antworten

Edgar Ott für Rod Steiger in "Der Zauberberg" (D/F/I 1982)

Eine, wie ich finde, der besten Leistungen von Edgar Ott. Er schafft es wunderbar, diesen psychisch labilen Charakter darstellen. Besonders bleibt einem der lange Monolog aus dem Saal in Erinnerung ("Da ist ein Adler ! Ein Adler !!! DER KREIST UND KREIST...")

Mücke ( gelöscht )
Beiträge:

21.03.2009 02:11
#197 RE: Synchron-Sternstunden Zitat · antworten

Edgar Ott für Edward Grover in "Serpico"

Kurz gesagt:
Ott gelang es in einer relativ kleinen Rolle perfekt, den einsamen, loyalen Felsen in der korrupten Brandung darzustellen.

Stefan der DEFA-Fan



Beiträge: 15.301

21.03.2009 09:25
#198 RE: Synchron-Sternstunden Zitat · antworten

Klaus Kindler in der "Star Trek"-Folge "Wen die Götter zerstören" - selten habe ich jemanden so brillant chargieren hören (immerhin spricht er hier einen manisch Größenwahnsinnigen), wozu auch Kindlers in hohen Lagen manchmal etwas gezierte Aussprache hervorragend passte. Den feinen Grat zwischen Lächerlichkeit und Gefährlichkeit hätte wohl keiner der damals aktuellen münchner Sprecher so exzellent wandern können (vielleicht mit Ausnahme von Reinhard Glemnitz). Am schönsten jedoch ist sein unkontrollierter Wutausbruch - weinend, jammernd, schreiend wie ein kleines, trotziges Kind - und irgendwie, ich weiß nicht recht wodurch, wesentlich glaubhafter als das Original. Immer wieder, wenn ich solche Szenen sehe, stelle ich fest, wie sehr er der deutschen Synchronlandschaft fehlt.

Gruß
Stefan

Mücke ( gelöscht )
Beiträge:

22.03.2009 18:54
#199 RE: Synchron-Sternstunden Zitat · antworten
Rainer Goernemann für Malcolm McDowell in "Pass des Todes"

Der Sprecher liegt so ideal drauf, dass man das Gefühl hat, McDowell würde selbst sprechen. Darüber hinaus füllt er die Rolle des kompromisslosen Nazis so hervorragend aus, wie ich es selten auf so eine verspielt-kalte Art und Weise erlebt habe.
Ein weiteres Beispiel dafür, dass ein leichter Dialekt häufig zur Steigerung der Authenzität einer Figur beitragen kann (siehe z.B. auch Alexander Kerst für Robert Mitchum).
Slartibartfast



Beiträge: 6.750

22.03.2009 23:36
#200 RE: Synchron-Sternstunden Zitat · antworten
Meine persönliche Synchronsternstunde ist und bleibt die Miniserie GEISTER von Lars von Trier.
Was die Münchner Firma "Lingua Film" hier an Besetzung, Buch und Regie auf die Beine gestellt hat, ist für mich jedesmal eine pure Offenbarung.
Die Dialoge erscheinen durch die zu keiner Zeit aufgesetzt wirkende Umgangssprache(!) völlig authentisch und lassen einen völlig vergessen, dass man es hier mit einer Synchro zu tun hat.
Die Sprecher sind die Crème de la Crème aus München: Allen voran gibt Mogens von Gagow hier so perfekt den Misantropen, dass dagegen Jack Nicholson selbst mit Joachim Kerzel wie ein Weichei wirkt. Daneben hört man den seltenen Udo Wachtveitl als "Guten", dessen Figur von der ersten Sekunde an sympathisch wirkt. In Nebenrollen ertönen der hervorragende Fred Maire als vom Ruhm besessener Pathologe, oder natürlich Christa Berndl als Geisterbeschwörerin Frau Drusse mit ihrem Sohn Bulder, der von Jan Odle weit ab seiner Will-Smith-Sprechweise als dicklicher, gutmütiger Krankenpfleger zum Leben erweckt wird. Auch Udo Kier sei erwähnt, dessen böser, jedoch ambivalenter Charakter hier erst durch die Stimme von Berno von Cramm perfekt zum Ausdruck kommt. Selbst die als Behinderte chargierenden Veronika Neugebauer und Jan Köster spielen ihre Rollen mit viel Fingerspitzengefühl und wirken zu keiner Zeit geschmacklos oder lächerlich.

Die ganze Synchro ist eine absolute Wucht und stellt den perfekten Kontrast zu den steril und manieriert wirkenden Bearbeitungen vieler Filme dar, die leider die Mehrheit bilden.
Erik


Beiträge: 398

23.03.2009 02:10
#201 RE: Synchron-Sternstunden Zitat · antworten

Malcolm McDowell in "Pass des Todes": Rainer Goernemann (lebte damals in München)

Stefan der DEFA-Fan



Beiträge: 15.301

23.03.2009 20:39
#202 RE: Synchron-Sternstunden Zitat · antworten
LOHN DER ANGST

Ach waren das noch Zeiten, als die IFU Remagen, bevor sie in die Niederungen zweitklassiger Synchros für zweitklassige Abenteuerstreifen abrutschte, noch einen Mann wie Georg Rothkegel in ihren Reihen hatte.
Sieht man davon ab, dass die Kinofassung leider gekürzt war (wie kann man nur so hirnverbrannt sein, eine so spannende Szene wie die Fahrt über das "Wellblech" herauszuschneiden), stimmt einfach alles!
Dass Peter Van Eyck nur mit seiner eigenen Stimme und Charles Vanel nur mit Walter Suessenguth (der den gleichen Part bei der DEFA übernahm) authentisch sind, versteht sich von selbst. Aber selbst Howard Vernon kann trotz seiner etwas holprigen Aussprache überzeugen - oder gerade deshalb? (Yves Montand war in seiner Heimat auch bekannt für seine schlechte Diktion.)
Gerade im Dialog sitzt alles da, wo es sitzen soll - selbst die Anspielungen Bimbas auf die Nazi-Zeit (1953 geradezu unerhört in der BRD).

Und - auch wenn die Nachsynchro des ZDF nicht perfekt ist, über dem Durchschnitt liegt sie auf jeden Fall und ist recht achtbar gelungen. Zwar liegen Udo Schenk und Peer Augustinski zu hoch, aber Charles Rettinghaus ist als Ersatz für Wolf Martini eine echte positive Überraschung - Glanzpunkt ist natürlich Monica Bielenstein, die selbstverständlich hervorragend spanisch parlierte.

Vielleicht keine Synchro, die man als klassisch bezeichnen würde (dazu sind die Stimmen teilweise zu unverbraucht), aber auf jeden Fall ein Meisterstück - und einer der wenigen Fälle, wo ich wohl die Westsynchro der Ostsynchro vorziehen würde.

Gruß
Stefan
Evana



Beiträge: 40

09.04.2009 23:20
#203 RE: Synchron-Sternstunden Zitat · antworten

Frank Glaubrecht für Al Pachino in "Angels in America" (2004).
Ich hatte Pachino noch nie im Original gehört und ich bin auch nicht versucht es noch einmal zu tun. Jedenfalls nicht noch mal in dieser Mini-Serie.
Sein Schauspiel ist großartig, aber die Stimme....
Nein, tut mir Leid, aber da ging das einfach nicht. Schon gar nicht wenn man vorher Frank Glaubrecht gehört hat, der mit seiner markanten Stimme die Arroganz und Schimpftriaden eines Aids-kranken Anwalts perfekt beherrscht.
Noch nie war ich über eine Synchro so dankbar.

Jörn


Beiträge: 350

17.04.2009 09:46
#204 RE: Synchron-Sternstunden Zitat · antworten

PETER FRICKE auf DEREK JACOBI in ICH, CLAUDIUS!

Ich hatte die Serie noch nie gesehen und mich nun endlich mal rangetraut.
Muß dazu sagen,dass mir weder Derek Jacobi noch Peter Fricke als Schauspieler besonders liegen,aber was ich da nun in CLAUDIUS gesehen habe, hat mich eine Besseren belehrt.

Jacobi gibt in der Serie eine seiner besten Auftritte, als humpelnder, zuckender und stotternder Neffe des römischen Imperators,den er als junger Mann bis zum Geisenalter hin porträtiert!

Und Peter Fricke vollbringt die fast unmögliche Leistung, das Gestammel und Gestottere Jacobi`s so überzeugend und authentisch auf deutsch wiederzugeben,dass ich wirklich schwer beindruckt war.
In vielen Filmen wirkt besonders das Stottern sehr übertrieben und künstlich, doch bei Fricke klingt es einfach echt.

Außerdem schafft es Fricke, ebenso wie JACOBI, den Altersunterschied von ca. 60.Jahren stimmlich überzeugend zu vermitteln!

Auch der Rest der Serie ist hervorragend besetzt(sowohl in Bezug auf die Darsteller als auch die Synchronsprecher).

Jedem Freund einer ungewöhnlichen, tollen Synchro kann ich die Serie nur wärmstens empehlen.
Sie verdient zu rechet die Bezeihnung "Synchron-Sternstunde"!

Gruß,

Jörn

berti


Beiträge: 17.876

17.04.2009 17:11
#205 RE: Synchron-Sternstunden Zitat · antworten
Siegfried Schürenberg für Laurence Olivier in "Spartacus"

Für mich eine seiner besten, weil nuanciertesten Rollen. Herr Schürenberg wurde ja ab 1960 meist stereotyp auf stattliche Gentlemen (oft mit Schnurrbart, wie Mücke bemerkte) besetzt, deren Rollen ihm nicht unbedingt so viel abverlangten.
Seine sonore Präsenz füllte die Rolle hervorragend aus; bei Siegmar Schneider oder Wilhelm Borchert wäre das rein klanglich wohl nicht möglich gewesen. Allenfalls Hans Nielsen wäre in meinen Augen (bzw. Ohren) eine denkbare Alternative gewesen.
Neben den donnernden Momenten (Crassus´ Wutausbrüche oder seine Reden) sind mir besonders die leisen, sensiblen Töne in Erinnerung geblieben, wenn Crassus´ Bessesenheit von (und heimliche Angst vor) Spartacus deutlich wird, etwa im Dialog mit Varinia (Jean Simmons).
Mücke ( gelöscht )
Beiträge:

22.04.2009 09:41
#206 RE: Synchron-Sternstunden Zitat · antworten
Klaus Miedel für Harvey Korman in "Herbie dreht durch"

Wenn hier einer durchdreht, dann Klaus Miedel als parolenreißener Choleriker! Eine geniale, detailversessene Interpretation voller Seblstironie (allein schon wie er die Stimme runterdrückt, als er Herbie "dem Meer übergibt").
Miedel konnte wirklich auf verschiedenen komischen Ebenen chargieren und dabei noch genial wirken. Sowohl hoch, wie z.B. in "Asterix & Kleopatra", als auch eher tief, wie hier.
Harvey Korman durfte im einzigen bisher existenten, wenngleich verrissenen(!) Abbott/Costello-Biopic übrigens Bud Abbott spielen. Ich kam hier sogar auf den Rückschluss, dass Miedel auf den originalen Abbott, zumindest in den 50ern, wahrscheinlich auch ziemlich gut gepasst hätte.
Mücke ( gelöscht )
Beiträge:

22.04.2009 21:35
#207 RE: Synchron-Sternstunden Zitat · antworten
Christian Brückner für Robert De Niro in "Taxi Driver"

Brückner geleitet einen als Erzähler ähnlich genial wie in "Apokalypse Now Redux" durch die Story und kommt hier aber auch in den Dialogen hervorragend. Es sitzt einfach alles. In einer durchweg starken Synchro sticht er wirklich noch heraus.
Bereits ach diesem seinem zweiten Einsatz für De Niro dürfte wohl nur noch bei den wenigsten ein Zweifel an dieser Kombi bestanden haben. Im "Paten" agiert er ja noch eher hintergründig, durch die verschachtelte Story und die O-Ton-Passagen, aber hier ging's dann wirklich richtig zur Sache und Brückner bot bereits alles auf, was ihn heute noch für De Niro auszeichnet.
Das Abdriften in's Durchgeknallte gelang ihm wunderbar authentisch. Es wirkt nicht so bühnenreif, wie Hans-Werner Bussinger in einer Nebenrolle für Martin Scorsese, sondern wirklich sehr nahbar und lebendig bzw., besser gesagt, halb tot.

Es ist in jedem Fall auch bemerkenswert, dass nach Brückner nur noch zwei andere Sprecher für De Niro zum Einsatz kamen. Nämlich Eckart Dux(!) in "1900" und Joachim Kerzel in sechs Filmen bis lediglich 1987.
Dieser Film hatte da zweifelsohne elementaren Anteil dran.
berti


Beiträge: 17.876

27.04.2009 16:38
#208 RE: Synchron-Sternstunden Zitat · antworten

Nahezu die ganze Besetzung von "Die drei Tage des Condor" ist für mich ein echter Glücksfall.
Rolf Schult und Renate Küster sind auf Robert Redford und Faye Dunaway (wie gewohnt) klasse. Auf Cliff Robertson kann ich mir keinen wirklichen Ersatz für Christian Rode vorstellen. Vielleicht (als Kontrast zur Rolle) GGH, aber der war damals ja schon in München.
Mein persönliches Highlight ist Siegfried Schürenberg auf John Houseman als gebieterischer Geheimdienst-Chef: unglaublich souverän, mit präziser Diktion. Seine volle Stimme füllt den korpulenten Houseman hervorragend aus. Den in der Erstauflage von Bräutigam genannten Wilhelm Borchert kann ich mir nicht so recht vorstellen.
Jürgen Thormann war für Max von Sydow ebenfalls ideal. Neben der nüchternen Kälte des Berufskillers ohne ideologische Überzeugungen kam auch dessen heimliche Menschlichkeit und Wärme (in dem Gespräch mit Turner/Redford am Ende des Films) gut rüber.
Einzig Friedrich Schoenfelder war (durch wenig Text) unterfordert und etwas stereotyp, aber trotzdem passend besetzt.

JanBing


Beiträge: 1.140

27.04.2009 19:13
#209 RE: Synchron-Sternstunden Zitat · antworten

Für mich zählt die "Lethal Weapon"-Reihe zu einem absoluten Synchro-Highlight... wie Elmar Wepper und Uwe Friedrichsen da miteinander spielen steht dem Original in nichts nach. Wurden die beiden eigentlich in einem der Teile "geixxt"? So oft wie sich Riggs und Murtaugh ins Wort fallen irgendwie schwer vorzustellen...

Mücke ( gelöscht )
Beiträge:

28.04.2009 22:58
#210 RE: Synchron-Sternstunden Zitat · antworten
Erich Räuker für Geoffrey Rush in "The Life and Death of Peter Sellers"

Er spielt die Rolle in Topform wahrhaftig bis zum Orgasmus(! - bei ungefähr 1h15min ). Alles dabei: Kleinkindverhalten, Vatergehabe, Alkohol, Drogen, Gewalt, klare bis arrogante Töne, aber auch rauhe bis versiffte, Jugend, Alter, Bühnen-Comedy, indischer Dialekt, französischer Dialekt, verschiedene Szenen in denen Sellers in die Haut anderer Figuren schlüpft (darunter mehr als eine Frauenrolle) etc.pp.
Wirklich eine bemerkenswerte Show!
Hätte nicht gedacht, dass die Kombi überhaupt funktioniert und dann gleich noch so gut...
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