Harald Leipnitz für Don Ameche in "Die Glücksritter"
Man hört ihm förmlich an, das diese aalglatte, berechnende und schadenfrohe Rolle einen ungeheuren Spaß gemacht hat. Mein persönlich Highlight ist die Szene, als er mit seinem Film-Bruder Randolph die Details ihrer "Wette" bespricht.
Ich hab lange überlegt, wen man stattdessen hätte besetzen können, aber mir fiel einfach niemand ein, der auch nur annähernd so gut gepasst hätte. Für mich ist das meist ein Indiz für eine Idealbesetzung.
Tonio von der Meden für Folker Bonnet als Josef Kainz in "Ludwig II." - eine ziemlich kuriose Ausgangssituation: ein Schauspieler spielt einen anderen Schauspieler und wird von einem dritten gesprochen. Von der Meden hat nicht nur stimmlich eine verblüffende Ähnlichkeit mit Kainz, sondern trifft auch seine Sprechweise (vor hundert Jahren das Non-plus-ultra der Schauspielkunst) so präzise, dass man eigentlich dem Film eine Originalaufnahme von Kainz voranstellen müsste (bei vier Stunden Länge käme es auf die paar Minuten auch nicht mehr an), damit der deutsche Zuschauer diese Leistung auch zu würdigen weiß.
Michael Telloke für Lance Henriksen in "MillenniuM" - dazu braucht man eig. gar nichts sagen, das war eine großartige Leistung von Telloke und natürlich auch vom Regisseur Martin Schmitz. Und eine sehr gute Münchener Alternative war überraschenderweise Reinhard Brock in "Pumpkinhead 3 & 4".
Oliver Stritzel für Philip Seymour Hoffman in "Makellos"
Wenn man diesen Film kennt fällt der Glaube schwer, dass Oliver Stritzel nicht auch "Capote" gekonnt hätte und Besetzungen wie in "Tödliche Entscheidung" schocken geradezu. Selbst ein K.-D. Klebsch ist da als Alternative nicht sehr gut zu heißen. P.S. Hoffman spielt hier einen Transvestiten bzw. eine selbsternannte "drag queen". Stritzel trifft jede Nuance. Parallel dazu spielt Christian Brückner übrigens noch einen vom Schlaganfall sprachgeschädigten Robert De Niro. Beide zusammen machen die Synchro unterm Strich an sich schon beinahe prämierungswürdig, selbst wenn der Rest daneben gewesen wäre und das ist er bei weitem noch nicht einmal.
Weihnachten hat mich (dank einer DVD-Box) daran erinnert, dass ich unbedingt hier die ersten 149 Folgen von "HEY DAD!" aufführen muss: Da stimmt alles! Philip Moog, Katrin Fröhlich und Sabine Bohlmann habe ich durch diese Serie kennengelernt und aus dem Stand eine sehr hohe Meinung von ihnen gewonnen, die sie bis heute nicht enttäuscht haben. Dagmar Heller hat eine wunderbare naive Größe. Und Arne Elsholtz ... die Serie dürfte sein absolutes Meisterstück sein: als Sprecher, feinfühliger Dialogregisseur und grandioser Dialogautor (und an Bescheidenheit auch, denn im Abspann wurde nur sein ebenso großartiger Dialogmitarbeiter Michael Brennicke erwähnt). Ist es da ein Wunder, dass ich nicht einmal eine einzige Folge der späteren Bearbeitung durchgehalten habe, in der die halbe Besetzung ausgetauscht wurde?
Gottfried Kramer für F. Murray Abraham in "Amadeus" (alte Synchro)
In der Neuauflage von Bräutigams Lexikon heißt es, Kramer habe mit seiner Stimmen "selbst den bösartigsten Rollen (...) noch einen Hauch von Verletzlichkeit" verliehen. Seine Leistung in diesem Film gehört zu den besten Synchronarbeit, die ich jemals gehört habe. Obwohl er für den jungen Salieri objektiv gesehen etwas zu alt klang, kann ich mir einfach niemand anderen in dieser Rolle vorstellen. Im Verlauf des Films macht Salieri bekanntlich einen inneren Wanndel durch: Zuerst ist er nur erstaunt über Mozarts Talent, dann fühlt er sich von Gott verraten und steigert sich schließlich in einen fanatischen Hass gegenüber Mozart und eine erbitterte Feindschaft gegenüber Gott hinein. Dieser Wandel drückt sich in zahlreichen Monologen aus. In der DF ist es ein Fest, Kramer zuzuhören, wie er stimmlich zuerst leidet und fleht, dann hasserfüllt knurrt und schließlich (bei seiner Vision über seinen geplanten Mord und Mozarts Begräbnis) triumphierend schwärmt. Der samtweiche Ton in der Schlussszene, als Salieri völlig wahnsinnig geworden ist, ist ebenfalls Gold wert.
Bei aller Pietät gegenüber dem (wie Kramer) früh verstorbenen Achim Höppner: Im direkten Vergleich schneidet er leider nur schwach ab. Zum Glück ist diese Erstsynchro (anders als z. B. die von "Arielle") noch auf DVD erschienen!
Ich weiss nicht ob es schon erwähnt wurde, aber ich finde Gottfried Kramer auf F. Murray Abraham in Amadeus war eine absolute Glanzleistung von Kramer ( vor allem auch schauspielerisch ) und der Directors Cut mit Joachim Höppner ( den ich sonst sehr schätze ) kommt im Leben nicht daran.
Oh sorry Berti, habe deinen Beitrag erst im nachhinein gelesen ( was für ein Zufall :-) ), aber ich gebe dir 100% recht!!!!!!
Zitat von bertiNachdem sich Mücke vor einiger Zeit lobend über Paul Klinger in "Zwischenfall im Atlantik" geäußert hat, habe ich mir den Film ausgeliehen. Ich fand Klinger auf Martin Balsam hervorragend, der hier allerdings auch eine relativ anspruchsvolle Rolle hatte. Die innere Unruhe brachte er genau so gut rüber wie die demonstrativ zur Schau gestellte Jovialität. Ein Kabinettstückchen ist für mich die Szene, als Dr. Potter dem Kapitän einen Vorschlag zur Entkrampfung der Mannschaft macht ("Spannen-entspannen, spannen-entspannen"). Ich finde, Klinger war eine sehr originelle Besetzung; Hirthe hätte ich mir aber durchaus auch vorstellen können. Offenbar wurde der Film in beiden Studios der Ultra bearbeitet, da sowohl Berliner (Arnold Marquis, Michael Chevalier) als auch Münchner (Paul Klinger, Horst Sachtleben, Ernst Konstantin) zu hören sind.
Paul Klinger war für mich hier echt eine Offenbarung, da ich ihn bis dato noch nie bewusst so nuanciert erlebt hatte, sondern ihn eher mit zugeknöpften (z.B. Gregory Peck, der mit Klinger auch nicht viel "offener", als mit Wolfgang Lukschy wirkte) oder andererseits Strahlemann-Rollen (z.B. Tyrone Power) assoziierte. Dem Urteil warum, habe ich eigentlich nichts hinzuzufügen. Martin Hirthe kam ja hauptsächlich erst zum Einsatz, als Paul Klinger schon tot und Gerhard Geisler - der nicht ganz so in's Detail ging wie Klinger, aber sehr gefestigt und nach Instanz für ihn klang - als Starsprecher auch weitestgehend abgemeldet war.....bzw. assoziiere ich Hirthe eher mit dem 70er-Jahre-Martin-Balsam, insofern kann ich mit ihm später auch ganz gut leben. Was allerdings nichts daran ändert, dass er für Balsam nicht mehr und nicht weniger als eine stereotype Durchschnittsbesetzung war. Korpulent und häufig geschwätzig...machte einfach meistens Hirthe.
Zitat von MückeMartin Hirthe kam ja hauptsächlich erst zum Einsatz, als Paul Klinger schon tot und Gerhard Geisler - der nicht ganz so in\'s Detail ging wie Klinger, aber sehr gefestigt und nach Instanz für ihn klang - als Starsprecher auch weitestgehend abgemeldet war.....bzw. assoziiere ich Hirthe eher mit dem 70er-Jahre-Martin-Balsam, insofern kann ich mit ihm später auch ganz gut leben.
Hirthe hat Balsam aber doch in den 60ern auch schon mehrfach gesprochen, oder?
Ja, aber darum ging es ja nicht. Er war es u.a. auch in seiner Oscarrolle, was wohl der Grund sein dürfte, warum er auch später sehr häufig zum Einsatz kam. Genau genommen dürften es vor 1970 sechs und danach elf Einsätze gewesen sein... Paul Klinger durfte offenbar nur einmal ran und Gerhard Geisler zweimal. Die meisten Einsätze hinter Hirthe hatten, nach bisherigem Erkenntnisstand, Wolfgang Völz (5), Klaus Miedel und Alf Marholm (4; letzterer aber u.a. in einer kompletten Serienstaffel), sowie Otto Stern (3). Die vier zusammen kommen demzufolge auf 16 Einsätze (wenn man die Serienfolgen nicht einzeln zählt) und Hirthe allein auf 17... Insbesondere unter diesen Umständen ist es witzig, dass Hirthe für "Stoppt die Todesfahrt der U-Bahn 1-2-3" weder für Martin Balsam, noch für Walter Matthau nach München geholt wurde. Und erfreulich obendrein, denn auch Wolf Ackva passte recht gut für Balsam.
Zitat von MückePaul Klinger war für mich hier echt eine Offenbarung, da ich ihn bis dato noch nie bewusst so nuanciert erlebt hatte, sondern ihn eher mit zugeknöpften (z.B. Gregory Peck, der mit Klinger auch nicht viel "offener", als mit Wolfgang Lukschy wirkte) oder andererseits Strahlemann-Rollen (z.B. Tyrone Power) assoziierte.
Könnte der Fall hier ähnlich liegen wie bei Wolfgang Lukschy, von dem du meintest, er sei in den 50ern/frühen 60ern oft unvorteilhaft besetzt worden?
Ich finde es schon merkwürdig, dass Schurken und andere zwielichtige Gestalten in der deutschen Fassung von "Star Wars - Die dunkle Bedrohung" ausschließlich von ostdeutschen Schauspielern gesprochen werden (Ausnahme: Gerry Wolff und Horst Lampe auf der Seite der Guten), das ist mir schon im Kino aufgefallen - na, auf jeden Fall macht es mir einen Riesenspaß, ihnen zuzuhören ("'ast du'n Knall??? Schick den Druiden ...") - Schurken sind sowieso die dankbareren Rollen, hier haben sie (Philip Moog ausgenommen) vielleicht nicht in der Handlung, aber auf der Tonspur gesiegt.
Naja, aber Bernd Rumpf für Liam Neeson ist gerade in diesem Film als Actionheld nun wirklich nicht zu verachten. Wenn es eine Grundlage gibt, warum ich für "96 Hours" doch Rumpf leicht favorisiere, dann heißt sie "Star Wars". Ansonsten ist Helmut Gauß auf jeden Fall gleichwertig.
Christian Marschall für Sergio Fantoni in "Herkules und die Königin der Amazonen"
Als Gegenpart zu dem kurios besetzten Wolfgang Lukschy für Steve Reeves ein echtes Glanzstück. So habe ich Christian Marschall eigentlich noch nie abgeheen gehört. Mit der irren Lache wäre er glatt als Joker in der "Batman"-Serie (mit Cesar Romero) durchgegangen.
Wolfgang Eichberger, dessen eher selten zur Wirkung kommende Agilität hier ja letztens schonmal angesprochen wurde, hat in dem Film übrigens auch eine ziemlich exzessive Szene, in der er sich über Herkules' Angebetete hermacht...