Gudrun Genest für Mercedes McCarmbridge in "Johnny Guitar - Wenn Frauen hassen"
Stimmlich gesehen hat Gudrun Genest hier wirklich Mut zur Hässlichkeit bewiesen. Ich habe selten, wenn überhaupt, eine Frauenrolle in einem Film erlebt, die auf genialere Weise verbittert-böse gewirkt hätte...Sie "kläfft" diese extrem reaktionäre Rolle unnachgiebig. Ein Meisterstück!
Komischerweise wurde "Adel verpflichtet" noch nicht erwähnt. Als ich den Film vor zehn Jahren erstmals gesehen habe, hab ich mir den Kopf zerbrochen, wie viele Sprecher auf Alec Guinness in seinen Rollen zum Einsatz kamen. Ich tippte auf mindestens drei. Erst aus Bräutigams Lexikon erfuhr ich, dass es in allen 7 Sprechrollen (die Herzogin macht nur einmal "Sch!", was wohl O-Ton ist) Siegmar Schneider war. Später hab ich mir die Synchro mit diesem Vorwissen angehört. Schneider war in manchen Rollen kaum wiederzuerkennen. Als Pfarrer und Bnakier z. B. hat er seine Stimme auf tatterig-brüchig getrimmt, während er sie als General und Herzog gepresst hat und ungewohnt barsch klang. Ich finde es bemerkenswert, dass man tatsächlich einen und nicht mehrere Sprecher eingesetzt hat. Spaßeshalber habe ich überlegt, wie man die Rollen mit mehreren Sprechern hätte besetzen können. Als Herzog hätte man vielleicht Paul Wagner, als Bankier Robert Klupp, als Pfarrer Herbert Weissbach oder Walter Bluhm und als stutzerhaften Bankierssohn Harry Wüstenhagen besetzen können.
Neben Guinness´ Leistung wird die von Dennis Price oft nicht ausreichend gewürdigt. Ich finde, man sollte neben Siegmar Schneiders tour de force nicht Blumhagens Glanzleistung verschweigen. Zwar war seine Besetzung weder optisch (groß, schlank) noch vom Rollentyp (blasiert) her sonderlich originell, aber war es nicht eine seiner ersten Hauptrollen? Er war jedenfalls perfekt. Unter den damaligen Sprechern hätte ich mir alternativ höchstens Herbert Stass vorstellen können.
Siegfried Schürenberg - Laurence Olivier - Spartacus Siegfried Schürenberg - John Houseman - Die drei Tage des Condors Heinz Drache - Gene Kelly - Wer den Wind sät Heinz Drache - Sean Connery - Marnie Heinz Drache - Trevor Howard - Der dritte Mann (Neusynchro) Marion Degler - Elisabeth Taylor - Die Katze auf dem heißen Blechdach Marion Degler - Monica Vitti - Liebe 1962 Curt Ackermann - Anthur Kennedy - Verdammt sind sie alle Curt Ackermann - Darren McGavin - Der Mann mit dem goldenen Arm Hans Nielsen - Ray Milland - Bei Anruf: Mord Paul Wagner - John Gielgud - Julius Caesar Paul Wagner - Burl Ives - Die Katze auf dem heißen Blechdach Friedrich Joloff - James Mason - Julius Caesar Friedrich Joloff - Leo Genn - Quo Vadis? Friedrich Joloff - Barry Sullivan - Stadt der Illusionen Reinhard Glemnitz - George Macready - Gilda (Neusynchro) Paul Klinger - William Holden - Boulevard der Dämmerung Paul Klinger - Karl Malden - Die Faust im Nacken Paul Klinger - Laurence Olivier - Rebecca Heinz Engelmann - John Wayne - Der schwarze Falke Heinz Engelmann - William Holden - Stalag 17 Heinz Engelmann - Lee van Cleef - Für ein paar Dollar mehr Eduard Wandrey - Charles Laughton - Spartacus Christian Brückner - Robert de Niro - Wie ein wilder Stier Christian Brückner - Armand Assante - Tödliche Fragen Rolf Schult - Donald Sutherland - JFK Rolf Schult - Joe Pesci - Es war einmal in Amerika G.G. Hoffmann - Sean Connery - Sein Leben in meiner Gewalt G.G. Hoffmann - Luigi Pistilli - Die Rechnung wird mit Blei bezahlt Hartmut Neugebauer - Gene Hackman - Mississippi Burning Hartmut Neugebauer - Joe Pesci - Wie ein wilder Stier Eva Katharina Schultz - Piper Laurie - Haie der Großstadt Eva Katharina Schultz - Martha Hyer - Vedammt sind sie alle Joachim Kerzel - Robert de Niro - Angel Heart Margot Leonard - Natalie Wood - ...denn sie wissen nicht, was sie tun Holger Hagen - Richard Burton - Wer hat Angst vor Virginia Wolff? Wolf Martini - Lee J. Cobb - Die zwölf Geschworenen Wolf Ackva - William Holden - Network Hartmut Reck - Robert Duvall - Network Hartmut Reck - Terence Hill - Die rechte und die linke Hand des Teufels Hartmut Reck - Anthony Hopkins - Nixon Till Hagen - Kevin Spacey - American Beauty Thomas Danneberg - Nick Nolte - Herr der Gezeiten Christian Weygand - Vincent D'Onofrio - Criminal Intent Mogens von Gadow - Joe Pesci - Casino Norbert Langer - Walter Abel - Blinde Wut (Fury) Donald Arthur - Paul Sorvino - Nixon Wolfgang Dehler - Paul Sorvino - Good Fellas Udo Schenk - Ray Liotta - Good Fellas Joachim Kemmer - Jerry Orbach - Prince of the City
Kennst du zum Vergleich auch Hans nIelsen in der Erstsynchro (die lief ja schon einige Male im TV)? Wenn ja, findest du Drache also besser?[/quote]
Ja, neuerdings kommt ja immer die alte Synchro. Finde aber Drache auf Howard besser, da ich den Film mit ihm zuerst gesehen hab. Kann 'n Vor- oder Nachteil gewesen sein. Wobei ich Joloff auf Welles in der alten Synchro besser fand.
Über den Dächern von Nizza Eine überschwängliche Synchron-Lobhudelei
Mein Ziel ist es, meine TOP 1 in Sachen Synchron hier darzustellen und zu begründen. Es liegt eben nicht ganz einfach nur an der richtigen Besetzung, dem richtigen Buch oder der richtigen Musik: Es ist die Summe aller Faktoren plus eine ganze Menge Subjektivität, zeitlicher Umstände und Prägungen.
Von daher will ich einmal darlegen, warum dieser Film so unangefochten mein Favorit in Sachen Synchronfassungen ist.
Zunächst einmal ist die Vorlage eines der besten Werke Hitchcocks – wenn auch keine typische Arbeit des anerkannten Meisterregisseurs. Von ihm selbst als „a light story“ bezeichnet, hat dieser Film jedoch ein neues Filmgenre hervorgebracht: Die kultivierte Thriller-Romanze. Mit fantastischen VistaVision Aufnahmen hat Hitchcock die doppelte Jagd nach einem Juwelendieb elegant, komisch und sehr schön anzusehen mit der Kamera eingefangen (bzw. einfangen lassen). Nach „Das Fenster zum Hof“ hatte auch hier erneut John Michael Hayes den Charakteren Wärme und brillianten Witz verpasst. Der ganze Film ist in eine heitere Grundstimmung getaucht, die auch heute noch immer Spaß macht.
Synchrontechnisch ist der Film für mich aus vielerlei Gründen ein Highlight. Angefangen zunächst einmal bei der Besetzung:
Cary Grant als John Robie Für mich (und viele andere werden mir zustimmen) war Curt Ackermann der einzig wahre Synchronschauspieler, der sowohl Cary Grants optischer Erscheinung gerecht wurde als auch hervorragend mit der pointierten Ironie umzugehen wusste. Wie an anderen Stellen hier im Forum bereist angemerkt spreche ich hier bewusst den „gereifteren“ Cary Grant an. In jüngeren Jahren passten Curt Ackermann und Cary Grant noch nicht so 100% zusammen, wie es spätestens seit diesem Film aber der Fall war. Spätere Filme in dieser Kombination („Ein Hauch von Nerz“, „Charade“ oder „Hausboot“) bestätigen das eindeutig. Andere Besetzungen (ich werde nicht müde, es immer wieder als Beispiel heranzuziehen: ganz schaurig ist Erik Ode in „Der unsichtbare Dritte“) haben zumindest in meinen Ohren überhaupt nicht funktioniert.
Es gibt unzählige Szenen in dem Film, die er so herrlich rüberbringt. Als Beispiele nenne ich die Szene im Meer an der Plattform vor dem Carlton Hotel: „Och, ich finde es ganz schön hier. Die Sonne und das viele Wasser“ oder später im Film „Ich würde nach Hause gehen und mich richtig ausschlafen“. Es sind unzählige Szenen, in denen Ackermann einfach „den richtigen Ton trifft“ und einfach kongenial mit Cary Grant verschmilzt.
Grace Kelly as Francis Stevens Ohnehin eine der schönsten Frauen, die je gelebt hat. Eine perfekte Besetzung für die Rolle der verwöhnten Millionärstochter, die sich „einen Dieb fangen“ will. Eleonore Noelle transportiert die Frische und Kessheit der Rolle einfach nur perfekt - sie ist in meinen Ohren die perfekte Besetzung für Kelly gewesen. Weder Monica Bielenstein noch sonst jemand kann ihr das das Wasser reichen. Auch hier gibt es unzählige Szenen, die sie so hervorragend rüberbringt, dass sie einfach Spaß machen müssen. Beispiele: „Wenn man ein Kind ist, erscheint einem alles über 20 furchtbar alt“ oder auch „Oh, Mutter wird sich hier wohlfühlen!“.
Jessie Royce Landis als Jessie Stevens Obwohl die Besetzung aberwitzig ist, da Cary Grant gerade einmal 8 Jahre jünger war als sie, passt die Besetzung als „Schwiegermutter in spe“ wie die Faust aufs Auge. Überhaupt ist der Altersunterschied zwischen Grace Kelly und Cary Grant nie ein Störfaktor oder würde irgendwie ins Gewicht fallen – im Gegenteil. Selbiges trifft auf Jessie Royce Landis zu. Die Interpretation durch Friedel Schuster ist genauso gelungen, wie der Rest der Hauptrollen. Ihren besten Text hat sie eindeutig im Restaurant mit „Riesige Fässer, damit der Sekt alt wird. Und arme alte Mönche müssen das Zeug probieren, nur damit die ganzen Backfische in der Welt sagen können <Huch, das kitzelt so!>“. Wer das nicht witzig findet, sollte sich untersuchen lassen – er ist wahrscheinlich tot.
Der Rest der Besetzung ist sowohl im Film als auch im Synchronatelier nur als perfekt gelungen zu bezeichnen. Sei es Siegfried Schürenberg für John Williams („Eine ungewöhnliche Frau“) oder die fantastische Margot Leonard für Brigitte Auber („Willst du mit mir nach Südamerika?“). Ich spreche selber kein Französisch, aber auf mich wirken sowohl ihre französischen Textpassagen als auch ihr gespielter Akzent absolut authentisch und überzeugend. Selbiges trifft auch auf Walter Süssenguth zu – wie er den Bertani (Charles Vanel) anlegt, ist superb.
Neben der Besetzung muss man noch etwas ganz besonders hervorheben: Das Dialogbuch! Mir ist die entfernte Nazireferenz so was von Schnuppe! Denn die Dialoge, die Fritz Koeniger hier abgeliefert hat, gehören zu den besten überhaupt in den 50ern. Immer spritzig - immer passend! Der Film ist auch vor allem durch Koenigers Arbeit so zeitlos geworden. Wie hölzern es sein kann, sieht man ja an anderer Stelle (wieder einmal „Der unsichtbare Dritte“ oder andere Beispiele).
Für diese Zeit typisch und heute leider als weniger wichtig betrachtet ist die sehr genaue Lippensynchronität. In keiner Aufnahme hat man das Gefühl, einen synchronisierten Film anzusehen – auch nicht in den viel gefürchteten Großaufnahmen. Alles verschmilzt komplett und wirkt „wie aus einem Guss“.
Fazit Die ultimative Lobhudelei in doppelter Hinsicht. Ich liebe den Film und ich liebe ebenso seine deutsche Synchronfassung aufgrund der Kombination all der genannten Gründe. Hier stimmt einfach alles: Besetzung, Dialogbuch, Schnitt und Mischung. Warum es genau dieser Film geworden ist, wo es doch so viele andere gute Beispiele gibt? Wahrscheinlich, weil ich den Film schon als Kind geliebt habe und ich daher vorgeprägt bin auf die gewählten Besetzungen. So wie jedoch andere Dinge aus der Kindheit heute nicht mehr funktionieren oder überzeugen, hat dieser Film für mich Bestand - und genau das, glaube ich, ist der sehr hohen Qualität seiner Bearbeitung geschuldet.
Wolf Ackva für Henry Fonda in "Keine Zeit für Heldentum"
Ich habe Henry Fonda noch nie so lässig erlebt. Mit E.W. Borchert wirkte er ja immer ziemlich gesetzt und teilweise recht antiquiert, was zwar an sich auch gut zu Fondas Persönlichkeit auf der Leinwand passt, aber Wolf Ackva hat ihm da mal eine ganz andere Seite abgewonnen. Ich würde deswegen jetzt nicht sagen, dass Ackva generell besser als Borchert passte, aber er passt auf jeden Fall erheblich besser als Friedrich Schoenfelder, geschweige denn Martin Hirthe, Arnold Marquis oder GGH. Borchert war halt sehr nah am Original und keineswegs zu antiquiert oder ähnliches und das wird ihm immer zum Vorteil gereichen....Trotzdem sollte man Wolf Ackvas Leistung nicht unterschätzen.
Zitat von MückeBorchert war halt sehr nah am Original
Das finde ich gar nicht. Für mich besteht zwischen Wilhelm Borchert und Henry Fonda stimmlich ein fast so großer Unterschied wie zwischen Curt Ackermann und Cary Grant.
Wat?! Das überrascht mich... Borchert hatte diesen relativ starken Slang, den Fonda zu bringen in der Lage war von Natur aus absolut in der Stimme und klang auch von der Helligkeit her sehr ähnlich. Er klang zwar insgesamt noch eine ganze Naht nobler, aber der Vergleich mit Grant und Ackermann ist ziemlich gewagt, denn die liegen nun wirklich so weit auseinander, wie es weiter kaum geht. Borchert kommt dem Original stimmlich mindestens so nahe wie Siegmar Schneider James Stewart von der getragenen Sprechweise her. Dahingehend passte er z.B. auch gut auf John Wayne, aber das alleine reicht halt nicht, weshalb ich ihn für Wayne insgesamt auch fehlbesetzter als fast alle anderen finde. Für Wayne war die Tatsache, dass er zu nobel klang nämlich das Kreuz.
Neben Borcherts "nobleren" Klang finde ich außerdem, dass Fonda sich im O-Ton höher und fast quäkend anhört. Für mich war es ein Kontrast, da Borchert ihm ja immer eine gewisse Würde verliehen hat. Wenn man sich allein an der Nähe zum Originalklang orientieren würde, wäre mein Favorit eventuell Fritz Tillmann gewesen (ich weiß, der sprach ihn sogar einmal).
Fritz Tillmann fand ich persönlich ziemlich trocken. Der klingt vor allem um einiges schwerer als Fonda. Dass Fonda "quäkend" klingt ist schon richtig. Borchert spricht getragener, klingt dadurch eben nobler, aber der "Soundeffekt" an sich ist m.E. fast identisch. Beide haben diesen "erhabenen Widerhall" in der Stimme, dieses Märchenhafte, Epische und das auf sehr ähnliche Art und Weise...
M.E. kommt das auf die Rolle an. Bei Borchert kommt es generell zur Geltung, bei Fonda nur in sehr gehobenen Parts, aber genau dann merkt man eben auch am deutlichsten, wie es sich ähnelt.
Ich weiß, off topic, aber in welchen Parts hast du Fonda im O-Ton besonders nobel gehört? Ich hatte weder bei "Die 12 Geschworenen" noch bei "Angriffsziel Moskau" diesen Eindruck. Neben dem Quäken liegt ein weiterer Kontrast für mich gerade in Fondas Slang, während man bei Borcherts Diktion den klassisch ausgebildeten Theatermimen raushört. Aus diesen Gründen wirkt er auf mich im Deutschen erheblich "nobler" als im O-Ton, so wie Cary Grant für mich mit Curt Ackermann erheblich solider, trockener und reifer wirkt als mit seiner eigenen Stimme.
´Tschuldigung, dass dich mein Vergleich offenbar so umgehauen hat!