Abgesehen von der unmöglichen Besetzung Mickey Rooneys ist die deutsche Fassung von Reinhardts "Sommernachtstraum" eine Sternstunde, die allen Figuren und Schauspielern gerecht wird und ihnen Raum gibt für Glanzleistungen. An allererster Stelle muss natürlich Thomas Piper für James Cagney genannt werden - er schnattert, kräht, plappert, brüllt mit atemberaubendem Tempo und hat hörbar einen Riesenspaß an dieser Rolle. Aber es ist ebenso selten und hörenswert, Jürgen Clausen ausrasten und Günter Sauer lachen zu hören.
Jedoch ... Alles zusammen genommen kann diese Synchro kaum, wie bei Bräutigam geschrieben, 1981 entstanden sein; da wäre Cagney schon von Draeger gesprochen worden (der sich Piper bestimmt als gleichwertig erwiesen hätte), auch hätten wohl kaum Brückner, Clausen und vor allem Kathrin Ackermann die jugendlichen Liebenden gesprochen (Heidi Treutler schon am ehesten, sie wurde ja auch 1986 noch als junge Heldin besetzt) - ich würde sie auf 10 Jahre früher datieren.
Jessy Rameik für Marlene Dietrich in "Blonde Venus" - sie ist nicht nur verblüffend nah an der Originalstimme, sondern spielt auch so beeindruckend natürlich, dass es nicht eine Sekunde synchronisiert klingt. (Gerade im Vergleich zu ihr kann man über die Sprecherin der münchner Fassung bezüglich Stimmklang und Spiel nur den Mantel des gnädigen Schweigens breiten.)
Man kann sonst über Ivar Combrinck sagen was man will, aber für diese Spencer/Hill-Synchro hatte er einen richtigen Riecher. Da past echt jede Besetzung und einige ziemlich unverbrachte Sprüche. Angefangen von Peter Thoms trockenen "Die ganze Welt ist ein Scheißhaus", als Hill nach der Toilette fragt. Oder halt so geniale Besetzugscoups wie Erik Schumann für David Huddleston, wo man bei Brandt wohl klischeehaft Branding oder gar Völz erwarten würde. Ingesamt wirklich schade, dass manche Synchro dieser Filme nicht nach München ging - einige hätten es echt verdient wie z.B. "Krokodil und sein Nilpferd", dessen Brandt-Synchro m.E. furchtbar aufdringlich ist.
Es ist zwar nur eine reine Erzählerrolle, aber wenn man (was selten genug ist) einige der ohnehin wunderbaren Rübezahl-Trickfilme zu Gesicht bekommt, kann man ermessen, zu was ein großartiger Schauspieler alles imstande ist. Erst mal hatte Dehler eine wahrhaft beeindruckende Stimme - und die eigentliche Erzählung bestritt er mit genau dem richtigen Timing und ohne ironische Übertreibung. Aber wie er in die verschiedenen Charaktere schlüpfte, vor allem die Frauen (ohne dabei seine Stimme peinlich kieksen zu lassen), das ist eine Show für sich. Nicht umsonst (und nicht zuletzt wegen der herrlichen Trickfilme, die ich teilweise Jahrzehnte lang nicht mehr sehen konnte) zählt für mich Dehler zu den Schauspielern, die ich in wirklich jeder Rolle großartig finde.
Zitat von Silenzio im Beitrag #724 Ingesamt wirklich schade, dass manche Synchro dieser Filme nicht nach München ging - einige hätten es echt verdient wie z.B. "Krokodil und sein Nilpferd", dessen Brandt-Synchro m.E. furchtbar aufdringlich ist.
Mir fällt allerdings im Moment keine Münchnerin ein, die etwa ungefähr an Paula Lepa herangekommen wäre...
Einer der besten Filme für mich, was sowohl Synchronisation, schauspielerische Leistung als auch Plot angeht : "Einer flog übers Kuckucksnest"
Jack Nicholson - Manfred Schott
Zuerst konnte ich mich nicht so recht mit MS anfreunden, da ich bis dahin nur Kerzel auf JN kannte. Aber je mehr ich schaute, desto mehr wurde mir bewusst, dass Schott ein genialer Sprecher für JN war. Er überträgt diese Verschmitztheit und Coolness sehr gut, was Kerzel sicherlich nicht so gelänge. Nicholson selber bietet eine atemberaubende Perfomance, selten habe ich solch eine facettenreiche Darbietung gesehen. Subtil aber auf den Punkt. Etwas, was beide, also Schott und Nicholson auszeichnet.
Danny de Vito - Mogens von Gadow
Der Lob gilt vor allem DdV. Der musste zwar nich viel sagen. Aber dafür eine sicherlich nicht leichte Rolle. de Vito verkörpert eine wohl leicht gestörte Person ohne dabei zu übertrieben. Mogens von Gadow scheint wohl nicht selten auf kleine Leute gesetzt zu werden (Ian Holm in Herr der Ringe oder Prof. Flitwick in Harry Potter). Er scheint eine stimmliche Unschuld zu haben, die er sehr gut auf die Figur trägt und sie dazu stimmlich zu einer "Man - kann - sie - nur - mögen - Figur" macht. Dazu is zu sagen, dass es de Vitos erster Fingerzeig in die große weite Filmwelt war. Wäre der Film seine Prüfung gewesen, gäbe ich eine 2+.
Christopher Llyod - Hartmut Neugebauer
Vor dem Anschauen des Films hatte ich nach ZidZ natürlich Lutz Mackensy auf Llyod erwartet. Hätte vermutlich auch funktioniert. Doch Neugebauer gefiel mir ausgesprochen gut. Wild und zuweilen eigensinnig legt Llyod bzw. Regisseur Miloš Forman die Rolle an und macht Taber zu einer interessanten Figur.
Brad Dourif - Horst Sachtleben
Zwar hat mich das Stottern aufgeregt doch ist der schauspielerischen Darlegung halber sehr wichtig. Wahrscheinlich waren die Stotterer besonders schwierig zu synchronisieren, weil Brad Dourif sie unberechenbar macht. Auch sonst kann man nich über Sachtleben klagen, ebenso wenig, wie gegen den erfrischenden Dourif
Sidney Lassick - Donald Arthur
Neben Nicholson liefert S. Lassick die beste Perfomance ab. Auch wenn es in eine völlig andere Richtung geht.Während Jack Nicholson eher gedehnt aufspielt, ist Lassicks Spiel einfach nur genial. Die Emotion gestalten sich zuweilen sogar markerschütternd. Das deutsche Sprachwunder Donald Arthur leiht dem hervorragenden Lassick die Stimme - und lässt den Mund vor Staunen offen lassen. Arthur klingt skuriller denn je und passt perfekt auf Sidney Lassicks Gesicht
Weitere Schauspieler und Synchronsprecher sind vor allen Dingen Judy Winter. Sie bringt die Kälte und Standhaftigkeit und Strenge sehr gut auf den Punkt. Lag aber auch am nahezu makellosem Schauspiel der Louise Fletcher. Und auch Kurt Eugen Ludwig auf den Häuptling, wo das Grummeln und Nuscheln nicht fehl am Platz waren. Alle anderen Sprecher vielen nicht negati auf.
Plot/ Thema Eine Irrenanstalt als Haupthandlungsort ist zwar nicht des Films wegen sondern vom Autor der Buchvorlage gedacht. Nichtsdestotrotz sehr interessant. Obwohl der Ort der Handlung nicht oft ändert bleibt er interessant. Besonders wenn sich neue Probleme zeigen, ist man gewillt auf die meistens doch sehr dramatische Lösung mitzubekommen. Ohne brutal zu wirken schlägt der Film aufs Gemüt und hegt zum Nachenken an. Einziges Manko: Das etwas zu schnelle Ende. Durch den Tod der Hauptperson zeigt sich auch, das ein "Happy end" nur dann wichtig ist, um den Geist des Zuschauers nicht allzu sehr zu stressen. Doch das will "Und einer flog übers Kuckucksnest" gar nicht, vielmehr das Gegenteil. Alles in allem einer der besten Filme, die ich je gesehen habe.
"Die Abenteuer des Chevaliers des Recci" - da die Lebengeschichte des Abenteurers nicht mit so großem Aufwand und Bilderpracht punkten kann wie historische Kinofilme, setzt sie vor allem auf Tempo und Witz in den Dialogen, Leichtigkeit in der Ausstrahlung. Eine gute Synchronisation ist das A und O - und sie hat mehr als das bekommen. Hamburger Synchros haben oft den Hauch von Austauschbarkeit, selbst in der goldenen Synchronära (das sind für mich die 60er) - davon ist hier absolut nichts zu spüren. Dass Uwe Friedrichsen großartig ist, versteht sich im Grunde von selbst, aber auch ansonsten tummelt sich hier alles, was in Hamburg Rang, Namen und Können hatte, dazu kommen Gäste aus Berlin und München, die allesamt zwar klischeehaft besetzt, aber hervorragend aufgelegt sind - besonders möchte ich hier Sebastian Fischer als sehr sehr weltlicher Abbé Mazarin hervor heben; aber selbst Rolf Mamero verdient eine Erwähnung, da er seine sonstige Behäbigkeit aufgab und als bestechlicher Arzt fast kieksend chargiert, ein sehr ungewohnter Klang. Dazu kommen schmissige, perfekt zugespitzte Dialoge, welche die bildtechnisch schon sehr angegriffene Serie vor allem zu einem Hörvergnügen machen. Trotz meines Nicknames kann ich mir hier kaum vorstellen, dass die DDR-Synchro (aus den 80ern, also nicht die beste Phase) dieses Niveau erreichte - wobei sich mich trotzdem oder deshalb durchaus interessieren würde.
Die Synchro von "Asterix - Sieg über Cäsar" ist leider sehr dünnblütig (da strahlt die berlinische Fassung über weite Strecken mehr gute Laune aus, zumindest in den größeren Rollen), aber es gibt für mich zwei Ausnahmen - witzigerweise aus entgegen gesetzten Gründen. Hans-Georg Panczak dreht als Ansager im Circus Maximus total ab - wie da die Beteiligten im Regieraum ernst bleiben konnten, ist mir ein Rätsel! Frank Zander hingegen ist sehr zurück genommen und bodenständig zu hören, so kenne ich es nicht von ihm; im Gegensatz zu seinem überzogenen Auftritt in "Asterix der Gallier" strahlt er hier etwas sehr Sensibles und Sympathisches aus, mein zweitliebster Asterix (nach Hans Hessling natürlich).
Zitat von Stefan der DEFA-Fan im Beitrag #730Die Synchro von "Asterix - Sieg über Cäsar" ist leider sehr dünnblütig (da strahlt die berlinische Fassung über weite Strecken mehr gute Laune aus, zumindest in den größeren Rollen), aber es gibt für mich zwei Ausnahmen - witzigerweise aus entgegen gesetzten Gründen. Hans-Georg Panczak dreht als Ansager im Circus Maximus total ab - wie da die Beteiligten im Regieraum ernst bleiben konnten, ist mir ein Rätsel! Frank Zander hingegen ist sehr zurück genommen und bodenständig zu hören, so kenne ich es nicht von ihm; im Gegensatz zu seinem überzogenen Auftritt in "Asterix der Gallier" strahlt er hier etwas sehr Sensibles und Sympathisches aus, mein zweitliebster Asterix (nach Hans Hessling natürlich).
Sind nicht Niels Clausnitzer und Christian Rode weitere Pluspunkte? Denn Clausnitzer darf als Zenturio (und später Gladiatorentrainer) Briseradius herrlich schnauzen und poltern, wodurch er teilweise kaum zu erkennen ist. Und Rode als Cäsar reicht in Sachen Charisma fasst an Siegfried Schürenberg heran. Ich persönlich fand auch Wolfgang Hess als Obelix hier sehr passend, da er zum Glück nicht so chargierte wie in "Asterix bei den Briten" (obwohl die Regie identisch war!).
Stimmt, Clausnitzer habe ich schändlicherweise vergessen, so wuchtig und prollig habe ich ihn sonst nie gehört. Hess würde ich nicht als Sternstunde bezeichnen, aber er lieferte saubere Arbeit ab. Aber Rode fand ich alles andere als überzeugend - in der berlinischen Fassung war er um Längen besser, weil pathetischer und schlicht größer.
Zitat von Stefan der DEFA-Fan im Beitrag #732Aber Rode fand ich alles andere als überzeugend - in der berlinischen Fassung war er um Längen besser, weil pathetischer und schlicht größer.
Beim Vergleich beider Versionen ist mir in seinem Fall eigentlich kein so großer Unterschied aufgefallen. Im Falle von Hess hat mich beeindruckt, wie naiv, verträumt und kindlich er hier klingen konnte - eben wie ein echtes Riesenbaby (das Obelix ja auch sein soll).
Zitat von Lord Peter im Beitrag #331"Mord mit kleinen Fehlern" ("Sleuth") ist für mich auf jeden Fall eine Sternstunde. Nur zwei Sprecher (Siegmar Schneider für Laurence Olivier, Hansjörg Felmy für Michael Caine) fahren jeder eine Klaviatur der unterschiedlichsten Stimmungen und Tonarten auf, daß es einfach ein Genuß ist. Die bissigen Dialoge (die allerdings im Vergleich zur Bühnenvorlage etwas gestrafft und entschärft wurden) werden sich über zwei Stunden zugespielt, daß man nicht sagen kann, wer besser ist. Felmy vertuscht darüber hinaus (gewollt) erfolgreich Caines "Doppelrolle", das hätte Thormann vermutlich nicht geschafft, man denke an "Dressed to Kill".