Das Gleiche gilt ebensoso für mich, besonders wenn man diesenSynchronvergleich gesehen hat. Jäger war Ledgers Rolleninterpration bzw. tw. sogar seiner Stimmfarbe imo. verblüffend nahe.
Wieder einmal Wolfgang Draeger mit einem völligen Ausraster. Für James Cagney war er sowieso die perfekte Besetzung - gleich im ersten Anlauf. Aber seine Sterbeszene in "Chicago" trumpft in der ohnehin gelungenen Synchronfassung noch einmal kräftig auf - umso beeindruckender, da man Cagney hier gar nicht im Bild sehen kann; auch im Original hört man nur seine Stimme, die in wenigen Sekunden die ganze Panik vermitteln muss. Erwähnenswert auch die Bande von Jugendlichen - es laviert immer ein wenig am Rande der Peinlichkeit, wenn erwachsene Schauspieler Halbwüchsige synchronisieren, hier hat man gar Nichts in dieser Richtung, jede Rolle ist durchweg überzeugend - schauspielerisch und vom jugendlichen Klang.
Es ist Luxus, wenn man zwei perfekte Synchronstimmen für einen markanten Schauspieler hat - ja, obwohl natürlich Clausnitzer meine Nr. 1 für Roger Moore ist, kann ich mit Blumhagen sehr gut. Es ist dusslig, wenn man eine berliner Synchro mit einem München-Import hat und es ist NICHT Clausnitzer für Moore (und an Blumhagen war 1969 noch nicht zu denken). Und trotzdem möchte ich "Tödlicher Salut" hier benennen. Uwe Friedrichsen macht sich gut für Moore, auch wenn er ungewohnt ist in einer Reihe beruhigend klischeehafter Besetzungen (beides kann einem Film durchaus gut tun), Helga Trümper (sie ist der "unnötige" Import) ist wie immer großartig und ihr notwendiger ungarischer Akzent ist ein wenig übertrieben, aber sehr charmant. Beiden merkt man eine enorme Spielfreude an. Aber geradezu verschwendete Energie für einen mittelmäßigen Film sind die phantastischen Dialoge. Auch im Original sind sie ein Lichtblick in der schwerfälligen Handlung, aber besonders die Duschszene versöhnt mich in ihrer brillanten Übersetzung, die jeglicher zusätzlicher Erklärung widersteht, mit sehr vielem. Allein schon die Verwegenheit, ein unübersetzbares Wortspiel zu lösen mit dem durch "ungarische" Aussprache verzerrten Gleichklang von "Gericht" und "Gerücht" - Respekt! Trotz obigen Mankos, das man auch aus damaliger Perspektive sehen muss, ein Film, den ich mir eigentlich NUR wegen der Synchronisation mit einigem Vergnügen ansehe (und bei dem von vornherein nur die Synchronisation Interesse bei mir weckte).
Vielleicht meint Stefan mit "Müchner-Import" eher Helga Trümper. Schon schade, wenn man sie schon mit an Bord hat, warum man sich nicht auch noch gleich um Clausnitzer bemüht hat.
Friedrich Schoenfelders Stimme und James Masons Gesicht harmonieren für mich zwar nicht besonders gut, aber in "Lolita" möchte ich diese Besetzung nicht missen, kann mir sogar niemanden besser vorstellen. In einem anderen Thread stand dazu mal das: "Als Humbert Humbert war Schoenfelder unübertrefflich, da hätte ich mir Joloff und Lukschy nicht vorstellen können. Schoenfelder klang so wunderbar gebildet, belesen und distinguiert - und konnte das dann über Bord werfen, um die Emotionen und Abgründe auftreten zu lassen. Eine Synchron-Sternstunde!" Ähnlich meinte Thomas Bräutigam, Schoenfelder sei hier "(b)rillant" gewesen, da "er das ganze Spektrum von Besessen-, Verlegen-, Gereizt- und Verschlagenheit in den stimmlichen Ausdruck zu legen hatte." Diese Rolle dürfte wirklich zu den Höhepunkten seiner Synchronkarriere kosten, weil sie so viele Seiten bot, egal, ob HH hier den selbstverliebten Schöngeist gibt, sich verlegen aus peinlichen Situationen winden will, als verletzt Liebender tobt, über den "perfekten Mord" grübelt oder Lolita verzweifelt anfleht. Eine Leistung, die der Masons im Original absolut ebenbürtig ist. Interessanterweise kam es bei der deutschen Premiere sogar zu einer persönlichen Begegnung kam (ein Bild ist in "Ich war doch immer ich" zu sehen). Ähnlich brillant ist im selben Film Georg Thomalla für Peter Sellers, der wieder bewies, warum er dessen bester Sprecher war; dass man hier ihn (und nicht z. B. Klaus Miedel) besetzte, ist lobenswert, gerade weil Clare Quilty (trotz komödiantischer Elemente) ein zutiefst verdorbener, zynischer und amoralischer Mensch ist. Die gemeinsamen Szenen der beiden sind sowohl im Original als auch in der Synchro ein Feuerwerk an schauspielerischen Nuancen, weshalb ich sie mir schon oft losgelöst vom Rest des Films angesehen habe. Schoenfelder für Mason ist für mich zwar nicht die Idealbesetzung, aber bei Thomalla bedaure ich gerade angesichts dieser Rolle besonders, dass er für Sellers nicht öfter zum Zuge kam.
Jürgen Thormann für Peter Sellers in "Willkommen, Mr. Chance"
Natürlich ist es schade, dass bei diesem Glanzlicht von Sellers´ Karriere nicht Georg Thomalla zum Zuge kam, aber dafür war Thormann absolut beeindruckend: So sanft, leise, naiv und betont "unschuldig" habe ich ihn nur selten gehört. Er transportiert die für Sellers untypische Interpretation (die Einiges von Dustin Hoffmans späterem Spiel in "Rain Man" vorwegnimmt) perfekt, was nicht gerade leicht gewesen sein dürfte. Sowohl die Mimik als auch der Tonfall verleihen dem Protagonisten eine ungeheure Würde und Unschuld, ohne dabei ins Lächerliche abzugleiten.
Jürgen Kluckert für Harris Yulin in der DS9-Episode "Der undurchschaubare Marritza". Auch im Original ist diese Episode natürlich ein Highlight, aber bei der deutschen Fassung hat man sich richtig Mühe gegeben - keine Übersetzungsfehler (zumindest keine, die man nur anhand der Synchronisation fest stellen kann *) und eine gut aufgelegte Besetzung, aber die beeindruckendste Leistung bringt natürlich Kluckert. Wobei man noch bedenken muss, dass er gerade die emotionale Klimax nicht in einem Zug durchspielen konnte wie Yulin, sondern in Einzelteile zerlegen musste. Jedes Mal berührt es mich immer wieder, wie er über eine halbe Stunde einen hassenswerten Charakter vom überheblichen ruhigen Singsang bis zum rassistischen Donnern nachempfindet und dieser dann innerhalb weniger Minuten mit einem bewegenden Weinkrampf zusammenbricht zur absoluten Verzweiflung eines Mannes, der sich selbst für seine einstige Feigheit verachtet. Schlicht und einfach großes Schauspiel.
Gruß Stefan
* An einer Stelle wird der Dialog sogar noch deutlicher: Statt "Genocide/Völkermord" heißt es hier "Holocaust" und bezieht sich damit ganz klar auf das Dritte Reich, das ja sowieso als Vorbild für die cardassianische Besetzung diente.
Auch wenn ich die Kombi Peck/Hirthe nie recht mochte - das hat nur damit zu tun, dass Gesicht und Stimmklang für mich nicht recht harmonieren; Hirthes Schauspiel ist tadellos. Darum kann ich auch sehr guten Gewissens "Wer die Nachtigall stört" hier anführen. Was soll ich viel sagen: erstklassige Schauspielerleistungen und ganz oben an der Spitze die Kinder (kein Wunder, dass Marion Martienzen und Hans-Georg Panczak nach solchen Debüts!!! diesen Beruf ergriffen), ein ebensolches Dialogbuch - genau das, was ich von Hans F- Wilhelm erwarte (dessen Synchronisationen im schlimmsten Fall seltsam, aber originell besetzt sind wie "Old Shatterhand"). Dass im DDR-Filmprogramm - äußerst ungewöhnlich für eine westdeutsche Synchronisation - eine ausführliche Sprecherliste veröffentlicht wurde (weshalb ich flehentlich, wenn auch vergeblich auf eine damalige Fernsehausstrahlung hoffte), kann man wohl als Respektsbezeugung vor dieser Leistung ansehen.
Hirthe auf Peck ist für mich leider so eine krasse Fehlbesetzung, dass ich mich gar nicht auf den Film einlassen konnte (das gilt dementsprechend natürlich auch für die anderen Fälle, bei denen es zu dieser Kombination kam). Sehr schade, denn natürlich liegt es nicht an Hirthe. Aber das passt einfach hinten und vorne nicht.
Zitat von Stefan der DEFA-Fan im Beitrag #823(kein Wunder, dass Marion Martienzen und Hans-Georg Panczak nach solchen Debüts!!! diesen Beruf ergriffen)
Ist denn definitiv sicher (etwa durch Aussagen in Interviews), dass es für beide die erste Synchronarbeit war?