Zitat von dlh
The Great Debaters ["Flugzeug"-Synchro]: Kai Wulff
Der deutsche Titel lautet "Die Debattierer"!
Das wird bei der entsprechenden Blende mit eingesprochen.
Die Synchro hat mir übrigens ziemlich gut gefallen. Es ist sekundär, ob immer alles 100% lippensynchron ist oder nicht und ob man bei dem einen oder anderen einen Akzent raushört. Primär wichtig ist, ob man den Schauspielern anmerkt, dass sie ihre Rollen mit Liebe sprechen und das war hier der Fall. Selbst wenn man einem anmerkt, dass er gegen seine scheinbar nicht endlosen schauspielerischen Mittel ankämpft und dabei ein bisschen von der Lippe rutscht, ist das eben grade fesselnd.
Da stört selbst der ein oder andere Altersunterschied nur, wenn man es sich vom Verständnis her ganz einfach machen will.
Die Leute, die einen Akzent hatten waren übrigens nur in kleinen Nebenrollen zu hören und das trug teilweise sogar zur Authenzität bei. Klingt komisch, ist aber so. In jedem Fall erzeuge ich mit so einer Stimme mehr Texas-Flair und black feeling auf "Porgy & Bess"-Level, als wenn ich Tilo Schmitz besetze. Genau wie auch tendenziell snobistische weiße Studenten ganz gut charakterisiert werden, wenn du so einen "Oxford"-mäßigen Einschlag über den Akzent bekommst.
Es war so die ein oder andere wirklich tolle Stimme zu hören (z.B. der Sprecher von Forest Whitaker, der ein wenig an Helmut Krauss erinnert - nur noch deutlich kräftiger und wärmer klingt, und die Sprecherin von Jurnee Smollett, die man vom Klang her mit einer jüngeren Karin Buchholz vergleichen könnte). Gegen Ende war sogar ein Klaus W. Krause-Stimmdouble zu hören...
Es hat mir gefallen wie hier aus minimalistischen Mitteln (ich müsste mich sehr täuschen, wenn Wulff gegen Ende nicht sogar den 2. Debattierer der Gegenpartei noch höchstselbst mitübernommen hat, obwohl Denzel Washington da teilweise sogar im Bild zu sehen ist, während man den Typen aus dem Off hört) mit viel Kraft und Energie eine doch irgendwie fesselnde Synchro gebaut wurde. Manche Szenen lebten sogar davon, dass man ihnen anmerkte, dass sie nicht vom Fließband kamen und dadurch authentischer wirkten. So war z.B. die Szene, in der Tolson den Brief liest, der sein Team zur größten Herausforderung einlädt, einfach grandios.
Wulff ist es übrigens auch ganz gut gelungen die dirigierende Spreche, die Leon Boden für Washington liefert bzw. übernommen hat, nachzuempfinden. Er ist nicht Boden, aber er bemühte sich wirklich drum.
Das Buch war übrigens auch ziemlich gut. Enthielt witzigerweise weniger Anglizismen, als manch herkömmliche deutsche Synchro. Die Wortwahl wirkte teilweise sogar echt niedlich altmodisch. Allein das machte schon viel Charme aus.
Mit anderen Worten:
Hier wird immer groß über Kai Wulff gelästert, sobald der Name nur fällt. Vielleicht sollte man sich aber auch mal die ein oder andere seiner Arbeiten zu Gemüte führen, bevor man das tut.
Die Masse der Leute, die von Wulff was anderes als "Man of the Year" kennt, dürfte sich fast an einer Hand abzählen lassen.
Dieses Unpolierte, Natürliche hat echt was für sich. In jeglicher Hinsicht.
Immerhin kostet der Genuss seiner Synchros im Normalfall mehrere hundert Euro...
...muss ja was dran sein.
Ich finde es übrigens kurios, dass Kai Wulff doch nicht für Richard Gere in "The Hoax" zu hören ist, worauf ja mal spekuliert wurde, als jemand erzählte, die Synchro sei auch aus L.A., da Wulff mich teilweise an den älteren Hubertus Bengsch erinnerte. Natürlich etwas rauher und bei weitem nicht so graziös, wie Bengsch vor allem früher einmal klang, aber wenn man bedenkt, dass man Bengsch in "The Flock" pitchte...da hatte man dann wirklich fast den Wulff-Sound (unnötigerweise, denn bei einem Könner wie Hubertus Bengsch hätte es das nun wirklich nicht gebraucht).
PS:
Ein Geniestreich übrigens, die jugendliche Hauptrolle in einem Film, der die Dinos Denzel Washington und Forest Whitaker zusammenführt, mit einem Kerl namens Denzel Whitaker zu besetzen.
Der spielt dann auch noch Forest Whitakers Sohn, obwohl er nicht mit ihm verwandt ist. Dafür wiederum wurde er aber original nach Denzel Washington benannt und hat auch in "Training Day" schonmal zusammen mit ihm gespielt und somit direkt in nem Oscar-Film.
Warum dieser Film hierzulande bisher noch nicht richtig ausgewertet wurde ist mir übrigens völlig rätselhaft. Allein schon wegen besagtem Washington/Whitaker-Treffen, noch dazu weil es ein Biopic ist, Washington Regie geführt hat und die Machart ist nun auch nicht gerade total untypisch, so dass man vielleicht denken könnte, es wäre irgendwie unzumutbar für's Publikum. Eigentlich von der Handschrift her (insbesondere was Kameraarbeit, Schnitt und, abgesehen von den furiosen Tanzeinlagen, die Musik anbetrifft) Hollywood im typischsten Sinne, aber von den Bildinhalten her trotzdem irgendwie mit Verve gemacht. Washington sollte mal ein Musical inszenieren!