Jetzt beginnt es wieder, das wilde name dropping. Ich sage, Tom Vogt wird es machen. Kann man sich ja auch schon angucken, wie das wirkt. Spiel des Lebens von Spike Lee.
Zitat von Psilocybin im Beitrag #60Winczewski klingt mir persönlich zu schnulzig. Hatte kurz an Völz gedacht, aber da hätte ich dasselbe Problem.
Winczewski hat schon wie gesagt in "Lie to me" gezeigt, dass er auch ganz anders kann und da auch schön wandlungsfähig ist. Was deine anderen Ideen anbelangt. So muss ich ausnahmsweise ronnymiller zustimmen, dass das wieder einmal Namedropping ist. Da fußen Vorschläge wie Tom Vogt oder Wolfgang Wagner auf einem besseren Fundament.
Zitat von ronnymiller im Beitrag #61Ich sage, Tom Vogt wird es machen. Kann man sich ja auch schon angucken, wie das wirkt. Spiel des Lebens von Spike Lee.
Ich aber sage euch: Eher wird man das Stimmenimitationsspiel der jüngeren Zeit weiterführen. Und demnach hätte m.E. Wolfgang Wagner die besten Karten.
Das heißt aber nicht automatisch, dass das auch meine Wahl wäre. Tom Vogt hat vermutlich mehr gravitätische Magie à la Leon Boden denn Wolfgang Wagner, so wie Joachim Tennstedt für mich mehr leichtfüßige Magie à la Arne Elsholtz hat denn Thomas Nero Wolff. Auf Versuche wäre ich gespannt.
In der Tat, was hat das mit Namedropping zu tun? Der Begriff wird hier nicht korrekt verwendet. Gemeint ist eine willkürliche Namensnennung. Die erkenne ich hier aber auch nicht. Es ist legitim, Kandidaten zu nennen - und nicht irgendwo auch Sinn dieses Forums? Leon Boden zu ersetzen ist allerdings für meinen Geschmack fast so undankbar wie die Elsholtz-Nachfolge. Im direkten Vergleich kannst du nur verlieren. Es war ja nicht nur die gravitätische Magie, die filigrane Maskulinität, der adelige Schmelz des aufrechten "Sir Boden". Es war sicher auch die weitestgehende Exklusivität. Bei anderen Boden-Einsätzen war es dann eben "mit der Stimme von Denzel Washington". Diesen Status könnte man bei den Multitaskern Tom Vogt und Winczewski eher vergessen.
Wolfgang Wagner wäre mir stimmlich zu jung und grob. Vielleicht, wenn er zehn Jahre älter klänge - die Richtung stimmt schon. Andere Alternativen überzeugen mich nicht, der von mir geschätzte Marcus Off wäre mir zu leicht. Ich persönlich würde drei Leute ausprobieren:
Torsten Münchow, unter der Bedingung, dass er das Orchester weglässt, das die Synchronszene seit seinen "Mumie"-Blockbustern leider zu oft von ihm erwartet. Ich weiß, er dreht gerne auf und gibt dem Affen Zucker. Unterhaltsame Sache, hier dann aber nicht. Dann verspreche ich mir eine große Magie in den leisen Tönen, aus denen Washingtons Spiel ja oftmals besteht. Der Vorteil ist hier, dass sein ernster Tonfall (meinetwegen auf Banderas in "Interview mit einem Vampir") fast schon in Vergessenheit geraten ist.
Stephan Schwartz, den ich nicht erst seit seinem immer stärkeren Absentieren vermisse. Großartiger, filigraner Künstler, der so das synchrone Alterswerk bekäme, das ihm eigentlich zusteht. Jemand, der gefordert werden will, was bei Washington Fakt ist. Bei den Szenen von Bill Paxton und Washington in "Two Guns" stellte ich mir damals tatsächlich kurz vertauschte Rollen vor (ein Spiel, das ich oft spiele)... funktionierte prima.
Meine liebste Washington-Darstellung ist in "Philadelphia". Ich stelle mir dementsprechend Kandidaten in Millers Schlussrede vor Gericht vor. Washington spielt immer mit einer Überzeugung, einer Haltung (über die seine Figuren oft hinauswachsen). Da ist viel verinnerlicht, das sich dann Bahn bricht. Es muss vorher aber mitschwingen, präsent sein. Das kann nicht jeder. Der hier schon: Christian Tramitz.
So sehr ich Christian Tramitz auch schätze, für Denzel Washington kann ich ihn mir so gar nicht vorstellen. Ich bleibe bei Detlef Bierstedt. Wie gesagt, bei einigen Filmen konnte ich ihn und Leon Boden kaum voneinander unterscheiden.
Ich finde übrigens Christian Tramitz und Tom Vogt vom Typ (inzwischen) auch recht ähnlich. Wenn der eine nicht passt, dann der andere auch nicht. Beide müssten sich dafür etwas schwerer machen.
Vogt würde passen, auch in seinem natürlichen Tonfall. "Schwerer gemacht" wäre er dann wieder schnell bei Larry Fishburne. "Equalizer", das Tischgespräch zwischen Held (Boden) und Schurke (Vogt). Tauscht man da die Stimmen und gleicht das Spiel der Rolle an, gefällt das. Vogt wäre nur halt nicht sehr exklusiv, da er viele Topstars spricht. Was man ihm nicht zum Vorwurf machen kann, hochbegabte Handlungsreisende sind halt dauerpräsent.
Tramitz wäre exklusiver und würde der Tatsache Rechnung tragen, dass Washingtons Auftritte immer etwas Besonderes haben. Willst du gelten, mach dich selten. Der verlinkte "Philadelphia"-Trailer mit ihm auf Washington ist aus irgendwelchen Gründen höher gepitcht, das habt ihr gemerkt. Seine heute Stimme ist zudem eh nochmal deutlich tiefer. Insofern sehe ich da keinerlei "Höhendefizite". Könnte ihn mir einfach gut vorstellen, ich vertraue da dem Gefühl von Arne Elsholtz, der ihn wohl damals für die Münchner Trailer-Synchro von "Philadelphia" ins Boot geholt haben wird.
Washington braucht auf jeden Fall Champagner. Welcher Vogel letztlich den Wurm fängt, verrät uns der Wind...
Denzel ist zwar ein Schauspiel-Schwergewicht - das die Stimme jetzt besonders schwer sein muss, würde ich nicht behaupten. Aber der Mensch ist ein Gewöhnungstier, was gerade in der aktuellen Corona-Phase ziemlich schmerzt. Da ist es einfach immer schön, wenn gewohntes nicht plötzlich ganz anders klingt. Das gilt für mich und für die berühmten "normalen" Zuschauer sowieso. Deshalb versuchte die Branche auch bei anderen verstorbenen Sprechern, möglichst keine großen Bruch zur "alten" Stimme zu haben. Vogt ist da am sehr nahe dran und ist das nötige Synchron-Schauspiel-Schwergewicht. Tramitz wäre mir persönlich zu weit weg vom "Original" - also von Leon Boden. Das ist natürlich der bekannte Streit, um Stimmen-Imitation oder Ähnlichkeit.
Prinzipiell ja, auch wenn du das Stimmbewusstsein der "normalen Zuschauer" eventuell deutlich überschätzt.
Dennoch: Minipli, Duckface und Stechschritt beweisen, dass nicht jeder Trend zu Gutem führt. Manche Imitation klappte, die meisten waren erschütternd. Letztlich schürt die Branche in den Kundenköpfen das Bewusstsein dafür, dass man Stimmdarbietungen in einer bestimmten Form/Evolutionsstufe konservieren kann. Von da bis zum Algorithmus ist es nicht mehr weit - demnächst dann kurz mal 'ne Wort-Bibliothek von Sprecher XY anlegen, dann kann man ihn fortan sampeln. Neue Sprecher nicht nötig, der Algo-Overlay-Overlord macht's. Brave new world.
Sprechen wir in 10 Jahren noch mal drüber, wenn wir alle im Flugtaxi nebenbei im Synchronforum surfen. Ich kann das Imitieren bei Franchises verstehen, einzelne Fälle funktionierten ja auch. Bei nirgendwo eingebundenen Akteuren wie Washington kann man freier sein.
Falls es aber nicht deutlich genug war: Vogt funktioniert für mich.
Man darf eines nicht vergessen: Wenn jemand mit einer komplett anderen Stimme da ran darf und es schauspielerisch so geil wuppt, dann ist das durchaus einen Versuch / Gedanken wert. Ich finde, man soll sich nicht zu sehr auf eine Stimmähnlichkeit festlegen. Aber auch nicht zu weit entfernen (Santiago Ziesmer oder Gerard Schaale würden jetzt nicht so passen). Das Gewohnheitstier muss auch ab und zu ne Pause einlegen. Wir Menschen sind doch offen, sonst würden wir hier in Deutschland auch keinen Döner sondern nur Bratwurst fressen. Da fällt mir grad Jablonka ein, der Gastells Homerischen Töne im Casting am besten imitieren konnte. Find ich langweilig. Aber Pro 7 hat da auf das Gewohnheitstier gehört. Alexander Duda ( der auch im Casting war), hätte ich spannender gefunden. Oder PPA für Murray. Es ist noch nicht zu spät.