Zitat von MrTwelve im Beitrag #56 Jetzt bin ich überrascht. Bud Spencer wurde in den italienischen Fassungen - also im Original (!) - nachsynchronisiert? Das hätte ich nicht erwartet.
Bei vielen seiner Filme (besonders den Italowestern) gab es im Grunde kein "Original", da man zwar mit englischen Dialogen drehte, viele Schauspieler allerdings nachsynchronisiert wurden, weil sie einen starken Akzent hatten. Und laut Thomas Bräutigam ist es in Italien seit Jahrzehnte eine gängige Praxis, selbst "heimische" Filme nachzusynchronisieren, weshalb viele der dortigen Stars zu Beginn ihre Karriere noch mit fremden Stimmen zu hören waren. Was Bud Spencer und Terence Hill betrifft, wird in "Die linke und die rechte Hand der Parodie" ausführlicher beschrieben, wie man diesen in den italienischen, englischen und deutschen Fassungen jeweils ein bestimmtes Profil" verlieh (S. 120-126).
Guck an, das habe ich noch gar nicht gewusst. Es ist aber plausibel. Schließlich spielten in den Bud-Spencer-Filmen auch ausländische (= nicht-italienische) Schauspieler mit. Auch Deutsche wie Andrea Heuer oder Raimund Harmstorf waren ja mal dabei. Dann ergibt es mehr Sinn, auf englisch zu drehen, das kann wohl jeder und es ist besser, wenn alle beim Dreh die gleiche Sprache sprechen. Wenn jeder in einer anderen Sprache redet, kann man auch nicht so gut "zusammen schauspielern". Allerdings wäre das eh egal, wenn hinterher sowieso nachsynchronisiert wird.
Auf Englisch gedrehte Filme lassen sich auch besser international vermarkten.
Wenn selbst heimische Filme in Italien nachsynchronisiert werden, scheint Italien wohl auch eine große Synchro-Kultur zu haben :).
Zitat von MrTwelve im Beitrag #61 Auch Deutsche wie Andrea Heuer oder Raimund Harmstorf waren ja mal dabei. Dann ergibt es mehr Sinn, auf englisch zu drehen, das kann wohl jeder und es ist besser, wenn alle beim Dreh die gleiche Sprache sprechen. Wenn jeder in einer anderen Sprache redet, kann man auch nicht so gut "zusammen schauspielern". Allerdings wäre das eh egal, wenn hinterher sowieso nachsynchronisiert wird.
Bei den Karl May-Filmen aus den 60ern war es sogar üblich, dass fast alle Darsteller in ihrer Muttersprache redeten. Lex Barker oder Stewart Granger sprachen englisch, Ralf Wolter, Eddi Arendt oder Heinz Erhardt deutsch, die Indianerdarteller serbo-kroatisch. Natürlich herrschte dadurch manchmal eine babylonische Sprachverwirrung am Set. Dazu empfehle ich dir diesen interessanten Artikel über die Dreharbeiten zu "Der Schatz im Silbersee": http://www.welt.de/newsticker/dpa_nt/inf...u-ins-Kino.html
Dass viele italienische Trivialfilme in englisch gedreht wurden (auch schon bei den Peplums, den Sandalenfilmen, war das üblich), war vor allem darin begründet, dass man so die englischen Fassungen lippensynchron erstellen konnte - das allein machte den Verkauf in die USA möglich. Wunderbar zu sehen ist das in "Achilles" (1962): alle reden englisch bis zum Auftritt von Roberto Risso, das sieht dann plötzlich sehr merkwürdig aus - bis man auf die italienische Fassung geht, da ist er der einzige Lippensynchrone. Das wirkt auf Leute, die keine synchronisierten Filme gewohnt sind (was bei den Amis auch der Fall ist), äußerst irritierend, zumal die Mediterraner oft sehr "ausladend" artikulieren.
Wirklich interessanter Artikel, danke! Ich wollte eigentlich schon immer mal wissen, wie das ist, wenn Schauspieler aus vielen Ländern mitspielen und jeder in seiner Muttersprache redet. Der Regisseur ruft: "Bitte Ton!" und Pierre Brice versteht "Winnetou". Babylonische Sprachverwirrung - das trifft es genau!
Wir geraten sehr offtopic, daher meine letzte Anmerkung dazu: Bud Spencer schreibt in seiner Autobiographie, dass ihm die englischen Texte anfangs sehr schwer fielen (da er die Sprache kaum beherrschte) und er eigentlich auch gar nicht verstand, was seine Dialogpartner (z.B. Terence Hill) immer zu ihm sagten. Er merkte sich daher immer nur jeweils das letzte Wort des anderen als Stichwort für sich selbst. Genauso dürften das die Schauspieler bei den Karl May-Filmen gemacht haben, wenn z.B. Lex Barker mit Ralf Wolter einen Dialog hatte.
Zitat von Groove im Beitrag #65Wir geraten sehr offtopic, daher meine letzte Anmerkung dazu: Bud Spencer schreibt in seiner Autobiographie, dass ihm die englischen Texte anfangs sehr schwer fielen (da er die Sprache kaum beherrschte) und er eigentlich auch gar nicht verstand, was seine Dialogpartner (z.B. Terence Hill) immer zu ihm sagten. Er merkte sich daher immer nur jeweils das letzte Wort des anderen als Stichwort für sich selbst.
Ferner schrieb er noch, dass er das erste und das letzte Wort immer betonte und sich ansonsten nicht so bemühte, deutlich zu sprechen. Hauptsache, der Anfang und das Ende saß.
mrmisery
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Beiträge:
24.11.2016 13:54
#68 RE: Was denken Schauspieler über ihre deutschen Stimmen?
Wundert mich, dass es noch nicht erwähnt wurde: James Doohan (Scotty in "Raumschiff Enterprise") und sein Sprecher K.E. Ludwig waren sich freundschaftlich sehr zugetan.
Jeannot
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Beiträge:
24.11.2016 14:45
#69 RE: Was denken Schauspieler über ihre deutschen Stimmen?
Lilo Pulver prozessierte übrigens in Frankreich, weil man sie franz. fremd-nachsynchronisierte (Das Spiel war sein Fluch (Le Joueur, 1958), obwohl ihr Französisch einwandfrei war.
Zitat von mrmisery im Beitrag #68Wundert mich, dass es noch nicht erwähnt wurde: James Doohan (Scotty in "Raumschiff Enterprise") und sein Sprecher K.E. Ludwig waren sich freundschaftlich sehr zugetan.
Davon habe ich auch schon öfters gehört. Nur mehr weiß ich nicht darüber. Gibt es eventuell Fotos, auf denen man die beiden mal zusammen auf Conventions sieht, oder Aussagen, was z. B. Kurt E. Ludwig über James Doohan und seine Darstellung des Scotty dachte bzw. was James Doohan über seine deutsche Stimme dachte? Der schottische Akzent ging ja leider verloren, aber Kurt E. Ludwig hatte dafür immer was bayerisches in der Stimme, nicht zu überhören. Was ich für einen guten Ersatz hielt.
Stimmt, jetzt sehe ich es, geboren in Erlagen. Aber dann wird das wohl Fränkisch sein, oder? Auf jeden Fall finde ich nicht, dass er dialektfrei hochdeutsch spricht.