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Dieses Thema hat 245 Antworten
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 Allgemeines
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berti


Beiträge: 17.492

01.12.2007 11:09
Rainer Brandts Methoden Zitat · antworten

Im "Verbesserungs"-Thread gab es mehrere Beiträge zu einem Thema, das auch schon früher immer wieder aufkam: Kritik an Rainer Brandts Methoden. Ich weiß, es gibt schon einen Thread zum Thema "Blödelsynchros", allerdings geht es da ja nicht nur um den Meister allein.
Hier kann man jetzt mal gesammelt Kritik an Brandts Methoden zusammentragen. Damit meine ich nicht nur seinen speziellen Humor (da gehen die Ansichten ja weit auseinander), sondern auch andere Aspekte, die im Forum ja schon häufiger angesprochen wurden, z. B. das "Zukleistern" mit im Original nicht vorhandenen Off-Sprüchen (was speziell bei Italowestern tödlich für die Atmosphäre sein kann) oder seine Besetzungen. Manchmal sprach ein Sprecher bei ihm in einem (!) Film drei oder noch mehr Nebenrollen, zum Teil mit mehr als nur ein paar Sätzen, während andererseits ein Schauspieler am Ende eines Films eine andere Stimme hatte, weil Brandt vergessen hatte, dass diese Rolle schon früher im Film vorkam.

Einige hier im Forum (z. B. Stefan oder Mücke) finde einige Sachen von Brandt durchaus witzig, haben aber trotzdem schon mehrfach Kritik an seiner Arbeitsweise geäußert. Ich selbst poste später noch etwas in eigener Sache.

DubberDuckDuck


Beiträge: 952

01.12.2007 15:29
#2 RE: Rainer Brandts Methoden Zitat · antworten
Finde, seine "Gib ihm"-Attitüde muss man im Kontext sehen. Willst du sie hier per se angehen, oder ihre Schwächen rauspicken? Letzteres fände ich smarter, denn seinerzeit war Brandts Stil nicht nur beliebt, sondern auch seitens der Auftraggeber anfangs geduldet, später dann klar gefordert. Dieser Stil ist eindeutig ein Kind seiner Zeit, und somit über jede Kritik erhaben. Andere Zeiten halt.

Was die Schwächen anbelangt: Enen Film komplett auf den Kopf gestellt haben, wird er schwerlich, da die Bilder bei aller Labarei nunmal eine deutliche Sprache sprechen.

Beispiel: "Sartana - Noch warm und schon Sand drauf". Diesen wahrlich jämmlichen B-Italowestern zeigte mir ein Freund gestern Abend begeistert. Erstmal wegen des Titels (wohl auch von Brandt), vor allem aber wegen der Synchro. Titelfigur (Sprecher: Brandt) mischt am Anfang ein paar Lümmel auf. Einer zu ihm: "Dir blasen wir das Lichtlein aus!" Titelfigur: "Wer bläst hier wem einen?" -- und legt sie alle um. Da stört mich maximal, dass der sprachliche Kontext gaga ist.

Szene in einer Bar. Irgendwer murrt, dass hier im Saloon keine Waffen erlaubt sind. Sartana: "'Ne Flak und 'nen Granatenwerfer hab ich auch, aber nicht dabei. Beulen die Hose so unschön aus." Da hab ich gelacht. Und zwar sehr. Vollkommen irre, ginge heute im Leben nicht mehr, aber damals ... wie gesagt: Gib ihm! Das hat die Atmosphäre von solcher B-Ware meiner Meinung nach auch keineswegs getötet, sondern aufgewertet.

Die von ihm betriebene Legenden-Bildung ist halt störend. Dass der Mann sich selbst so gefeiert hat und heute noch feiern lässt, na ja, ist halt ein arroganter Alter, der das als Lebensleistung ansieht. Gottchen, soll er doch.
berti


Beiträge: 17.492

01.12.2007 16:05
#3 RE: Rainer Brandts Methoden Zitat · antworten

Zitat von DubberDuckDuck
Finde, seine "Gib ihm"-Attitüde muss man im Kontext sehen. Willst du sie hier per se angehen, oder ihre Schwächen rauspicken? Letzteres fände ich smarter, denn seinerzeit war Brandts Stil nicht nur beliebt, sondern auch seitens der Auftraggeber anfangs geduldet, später dann klar gefordert. Dieser Stil ist eindeutig ein Kind seiner Zeit, und somit über jede Kritik erhaben. Andere Zeiten halt.



Ich dachte an eine Kritik von bestimmten Praktiken, die Brandt mehrfach angewandt hat. Dass manche inhaltlich und formal miesen Filme durch ihn aufpoliert und erträglicher gemacht wurden, steht wohl ausser Frage. Allerdings hat z. B. Mücke ja schon einige Beispiele dafür genannt, dass RB teilweise ohne Rücksicht auf das und Respekt gegenüber dem Original den Charakteren oder sogar der Story eines Films seinen Stempel aufgedrückt hat und dabei teilweise die Grenze zur Verfälschung überschritten wurde. Im Bezug auf die Neusynchro von "Vier Fäuste für ein Halleluja" würde ich diesem Urteil zustimmen.
Mir ist klar, dass auch viele andere Dialogregisseure inhaltliche und charakterliche Änderungen/Verfälschungen vorgenommen haben. Aber der Meister hat nun einmal eine relativ große Fangemeinde, aus der ihm sicher viele solche Sachen eher als anderen verzeihen würden, weil sie auf seine Sprüche abfahren.

marginal


Beiträge: 260

02.12.2007 11:07
#4 RE: Rainer Brandts Methoden Zitat · antworten
Wie von berti gewünscht also hier weiter im alten Duktus

Zum "Bla, bla, bla": Mich nervt einfach das revisionistische Gegeifer mancher User hier, die sich gebärden, als könnten sie durch einige aus dem Zusammenhang gerissene Brandt/Brunnemann-Kalauer und der Ad-Hoc-These, die "Persuaders" wären im Original ein feingeistiger Genuß gewesen, Geschichte umschreiben. Es reicht halt nicht, sein Mißfallen für die 70er-Synchros zu bekunden, nein, es muss eben mit der Brechstange ein Beweis her, dass eben das Original besser war. Das unlautere daran ist, dass mit fadenscheinigen "Belegen" irgendwelche 5-Minuten DVD-Interviews mit Brandt als Lüge hingestellt werden. Die Semantik ist ein eigen Ding, das ist wörtliche Rede! Brandt hat keine wissenschaftliche Arbeit zu dem Thema verfaßt, sondern einfach gesabbelt.

Ich sage es nochmals: die Koch-DVD's beinhalten die englische Sprachfassung. Es bedarf keiner Raketentechnik, selbst den Wert dieser einzuschätzen, unabhängig irgendwelcher Quoten im Rest Europas. Diese Erfolgs-Argumentation halte ich für blödsinnig, da gute Quoten auch regelmäßig von Hansi Hinterseer eingefahren werden, ein Beleg für Qualität ist das wohl kaum.
Angesichts dieser und ähnlicher Serien ("2", "Jason King") stellte ich außerdem nüchtern fest, dass es sich hauptsächlich um wenig anspruchsvolle Eskapismus-Produkte handelt, deren film- und fernsehgeschichtlicher Wert bestenfalls auf Kuriositätenniveau liegt, dementsprechend die albernen Synchros eben heute einen Mehrtwert darstellen, den nur der deutsche Markt in dieser Breite bedient hat.

Ansonsten: Wenn dieses Thema schon so breiten Raum findet, warum nicht mal der launige Versuch, in Dekaden zu untergliedern?

Der Brandt '69 - '75 (also unter maßgeblicher Beteiligung Brunnemanns)war ja nicht derselbe, wie der "fürchterbare" Brandt der "Söldner-Kommando's" der frühen 80er Video-Synchro's. Ich denke, eine freche Synchro wie zu Belmondo's "Unverbesserlichem" hat deutlich mehr Charme als mancher großmäulige Celentano, aber das kann man ja debattieren...
berti


Beiträge: 17.492

02.12.2007 11:41
#5 RE: Rainer Brandts Methoden Zitat · antworten

Zitat von marginal
Wenn dieses Thema schon so breiten Raum findet, warum nicht mal der launige Versuch, in Dekaden zu untergliedern?
Der Brandt \'69 - \'75 (also unter maßgeblicher Beteiligung Brunnemanns)war ja nicht derselbe, wie der "fürchterbare" Brandt der "Söldner-Kommando\'s" der frühen 80er Video-Synchro\'s. Ich denke, eine freche Synchro wie zu Belmondo\'s "Unverbesserlichem" hat deutlich mehr Charme als mancher großmäulige Celentano, aber das kann man ja debattieren...



Im Bezug auf verschiedene Phasen: Einige Brandt-Synchros aus den frühen Siebzigern (neben "Die 2" z. B. auch "Zwei Missionare") finde ich (wie schon woanders geschrieben) kaum witzig, obwohl sie typische Formulierungen des Meisters enthalten.
Eine weitere mögliche Unterscheidung wäre die, wie weit RB jeweils gegangen ist: Bei manchen Filmen hat er sich überhaupt nicht mehr ums Original gekümmert und ins Blaue geschossen; Mücke sprach mal von der Methode "Komm, ein Spruch geht noch!". Bei B- oder C-Filmen mit simpler oder nicht vorhandener Story war das sicher zu entschuldigen und teilweise vielleicht sogar eine Aufwertung.
Daneben hat er sich aber manchmal auch zurück gehalten und die Filme eher dezent "gewürzt". Ein Beispiel dafür wären m. E. (zumindest teilweise) die Neufassungen der beiden "Dollar"-Filme.
Hing die Dosierung der Sprüche eventuell damit zusammen, wie weit der jeweilige Verleih (häufig die Tobis seines Freundes Horst Wendtland) ihm freie Hand ließ?

Fuchs


Beiträge: 272

02.12.2007 11:41
#6 RE: Rainer Brandts Methoden Zitat · antworten

Wie schon mehrmals gesagt - die Brandt-Synchros waren ein Produkt ihrer Zeit, und daher ist es eigentlich nicht fair, sie aus heutiger Sichtweise (mit ja immerhin durchschnittlich 30 Jahren Abstand) zu beurteilen. Die Zeit heute ist halt grundlegend anders. Heutzutage wird diese Art Synchro nicht mehr gemacht - obwohl ich nicht ganz sicher bin, ob diese Methode nicht sogar heute auch erfolgreich sein könnte - zumindest im Action- und Krimi-Genre.

Grundsätzlich habe ich nichts gegen die Brandt-Sprüche, solange sie zum Kontext eines Films oder einer Serien-Folge passen. Als störend empfinde ich sie, wenn mit ihnen versucht wird, einen an sich ernst gemeinten Film auf "lustig" umzutrimmen. Als bestes Beispiel fällt mir da "Joe, der Galgenvogel" ein - für mich ein unangenehmes Beispiel der Brandt-Story. Ebenfalls stören sie mich, wenn mit ihnen im Original stumme Szenen zugelabert werden - dies macht, wie schon richtig gesagt - die Atmosphäre kaputt.

Neulich habe ich nach langer Zeit wieder mal "Der Greifer" mit Belmondo gesehen. Ich war überrascht, wie sich Brandt am Anfang des Films mit Sprüchen zurück gehalten hat. Dafür hat er dann in der zweiten Hälfte des Films um so dicker aufgetragen - aber die Grenze halt noch nicht überschritten - insofern ein eher postives Beispiel.

Schließlich stören mich persönlich noch einzelne Sätze aus Filmen, die ans Rassistische grenzen. Sobald in einem Film ein(e) Schwarze(r) auftaucht, kann man bei Brandt sicher sein, dass früher oder später ein Spruch kommt, der auf die Hautfarbe anspielt. Aber in der großen Menge der Brandt-Sprüche fallen die zugegeben nicht ins Gewicht. Aber sie sind halt da.

Brandt war (und ist) immer noch ein Berliner Kind (wie ich) mit entsprechend großer Schnauze. In Berlin kommt es halt an, wenn man eine große und schnelle Klappe hat - früher wahrscheinlich noch mehr als heute. Und Brandt war in seinen Zwanzigern ganz sicher kein Kind von Traurigkeit, was Kneipen, Autos und Mädchen anbelangte (wie die meisten damals). In diesem Kontext muss man Brandts Entwicklung - vor allem die sprachliche - immer sehen. Nur war er (eigentlich komischerweise) der Einzige, der diesen inneren Horizont in den Beruf der Synchronisation hat einfließen lassen und damit berühmt wurde. Der richtige Mann zur richtigen Zeit am richtigen Platz. Zufall - aber so spielt das Leben.

berti


Beiträge: 17.492

02.12.2007 12:01
#7 RE: Rainer Brandts Methoden Zitat · antworten
Zitat von Fuchs

Schließlich stören mich persönlich noch einzelne Sätze aus Filmen, die ans Rassistische grenzen. Sobald in einem Film ein(e) Schwarze(r) auftaucht, kann man bei Brandt sicher sein, dass früher oder später ein Spruch kommt, der auf die Hautfarbe anspielt. Aber in der großen Menge der Brandt-Sprüche fallen die zugegeben nicht ins Gewicht. Aber sie sind halt da.
Brandt war (und ist) immer noch ein Berliner Kind (wie ich) mit entsprechend großer Schnauze. In Berlin kommt es halt an, wenn man eine große und schnelle Klappe hat - früher wahrscheinlich noch mehr als heute. Und Brandt war in seinen Zwanzigern ganz sicher kein Kind von Traurigkeit, was Kneipen, Autos und Mädchen anbelangte (wie die meisten damals). In diesem Kontext muss man Brandts Entwicklung - vor allem die sprachliche - immer sehen. Nur war er (eigentlich komischerweise) der Einzige, der diesen inneren Horizont in den Beruf der Synchronisation hat einfließen lassen und damit berühmt wurde. Der richtige Mann zur richtigen Zeit am richtigen Platz. Zufall - aber so spielt das Leben.


Zum Thema Rassismus: Entweder Brandt selbst oder Danneberg hat in einem DVD-Interview mal erzählt, dass sie sich damals Sachen geleistet hätten, die im Zeitalter der PC einfach nicht mehr gingen. Eventuell dachte er auch daran.
Zur großen Klappe: Meistens finde ich das auch witzig, aber manchmal nerven mich die großmäuligen Sprüche und das Imponiergehabe der männlichen Hauptfiguren in Brandt-Synchros (nach dem Motto: "Komm Meisterchen, mach mal halblang, ich bin hier der Größte!") ziemlich, wenn sie zu dick aufgetragen sind. Gerade bei der Neufassung von "Vier Fäuste für ein Halleluja" wurde die Rolle von Terence Hill von Brandt in die entsprechende Richtung gebogen, während sie in der Sommer-Fassung (und wahrscheinlich auch im Original) wesentlich zurückhaltender und cooler angelegt war. Ob er das bei anderen Filmen auch gemacht hat, kann ich nicht sagen, aber ich finde es schon auffällig, dass viele seiner "Helden" das entsprechende Auftreten haben.
smeagol



Beiträge: 3.901

02.12.2007 13:05
#8 RE: Rainer Brandts Methoden Zitat · antworten

In Antwort auf:
obwohl ich nicht ganz sicher bin, ob diese Methode nicht sogar heute auch erfolgreich sein könnte - zumindest im Action- und Krimi-Genre.

Ich bin sicher, dass es anhand mancher Beispiele durchaus noch genauso funktionieren kann. Denn seien wir ehrlich: wenn ein "Die 2" Kinofilm kommt, dann erwartet doch die Mehrheit genau DAS zu hören! Fraglich ist, inwieweit das Leute heute auch noch können , also den Zeitgeist einfangen und grandios (meiner Meinung nach) sprachlich umzusetzen. Einfach nur die gleiche Art von Sprüchen zu bringen dürfte hier fehl am Platz sein. Es muss halt auch in die heutige Zeit passen und sich dabei dennoch der gleichen Mechanismen bedienen. Darin liegt mit Sicherheit die große Schwierigkeit dabei.

Was "Die 2" im O-Ton angeht, so ist es ganz eindeutig so, dass die Serie witzig angelegt war ... aber es hat in den meisten Fällen höchstens auf der visuellen Ebene funktioniert (siehe z.B. "Der Mann mit dem Köfferchen", wo die beiden Zelten gehen). Die eigentlichen Dialoge zünden in den seltensten Fällen und genau dort setzt die deutsche Synchronfassung ein und fügt ein Element hinzu, das die ganze Serie so grotesk wirken lässt, wie man sie sich vielleicht auch gedacht hat. Durch Brandts Dialoge (und auch nicht zu vergessen seine und Blumhagens grandiose Umsetzung dieser Sprüche!) wird die Serie für mich eher vervollständigt als verfremdet.

Lammers


Beiträge: 4.069

02.12.2007 13:33
#9 RE: Rainer Brandts Methoden Zitat · antworten
In Antwort auf:
Was "Die 2" im O-Ton angeht, so ist es ganz eindeutig so, dass die Serie witzig angelegt war ... aber es hat in den meisten Fällen höchstens auf der visuellen Ebene funktioniert (siehe z.B. "Der Mann mit dem Köfferchen", wo die beiden Zelten gehen). Die eigentlichen Dialoge zünden in den seltensten Fällen und genau dort setzt die deutsche Synchronfassung ein und fügt ein Element hinzu, das die ganze Serie so grotesk wirken lässt, wie man sie sich vielleicht auch gedacht hat. Durch Brandts Dialoge (und auch nicht zu vergessen seine und Blumhagens grandiose Umsetzung dieser Sprüche!) wird die Serie für mich eher vervollständigt als verfremdet.


Stimme dem zu. Sicherlich ist die Serie auch im Original teilweise witzig (zumindest was ich an Beispielen bei YouTube gefunden habe), aber wenn sich seinerzeit, 1972, ein anderer Synchronregisseur an die Serie gewagt hätte und sich näher an den Originaldialogen orientiert hätte, hätte die Serie vielleicht nicht den Kultstatus erreicht, den sie heutzutage hat, sondern wäre eine Serie wie jede andere auch. Ganz nett, aber nichts besonderes. Brandts Fassung hingegen fügt durch die Dialoge noch ein Element der Komik hinzu, wo vielleicht ansonsten was fehlen würde.
Roger Thornhill ( gelöscht )
Beiträge:

02.12.2007 13:37
#10 RE: Rainer Brandts Methoden Zitat · antworten

Zitat von smeagol

Ich bin sicher, dass es anhand mancher Beispiele durchaus noch genauso funktionieren kann. Denn seien wir ehrlich: wenn ein "Die 2" Kinofilm kommt, dann erwartet doch die Mehrheit genau DAS zu hören! Fraglich ist, inwieweit das Leute heute auch noch können , also den Zeitgeist einfangen und grandios (meiner Meinung nach) sprachlich umzusetzen. Einfach nur die gleiche Art von Sprüchen zu bringen dürfte hier fehl am Platz sein. Es muss halt auch in die heutige Zeit passen und sich dabei dennoch der gleichen Mechanismen bedienen. Darin liegt mit Sicherheit die große Schwierigkeit dabei.


Und genau deshalb muss bei einem PERSUADERS-Film einfach Björn Schalla Buch und Regie machen, denn der versteht es exzellent, Dialoge aufzulockern, ohne dass sie dabei aufgesetzt wirken. Und den heutigen Zeitgeist trifft er sowieso, ist ja auch genau in dem Alter in dem Brandt damals war, als er mit Brunnemann die ersten Synchros aufgegagt hat. Würde man heutzutage Rainer Brandt Buch und Regie bei einem solchen Film machen lassen... ich weiß nicht, er würde vermutlich den Humor und die Sprüche der 60er und 70er Jahre versuchen zu integrieren, was einfach nicht gelingen kann. Und versucht er es krampfhaft modern/hip/jung zu machen, würde es künstlich wirken, denn es ist halt nicht mehr seine Zeit.

Zitat von smeagol

Was "Die 2" im O-Ton angeht, so ist es ganz eindeutig so, dass die Serie witzig angelegt war ... aber es hat in den meisten Fällen höchstens auf der visuellen Ebene funktioniert (siehe z.B. "Der Mann mit dem Köfferchen", wo die beiden Zelten gehen). Die eigentlichen Dialoge zünden in den seltensten Fällen und genau dort setzt die deutsche Synchronfassung ein und fügt ein Element hinzu, das die ganze Serie so grotesk wirken lässt, wie man sie sich vielleicht auch gedacht hat. Durch Brandts Dialoge (und auch nicht zu vergessen seine und Blumhagens grandiose Umsetzung dieser Sprüche!) wird die Serie für mich eher vervollständigt als verfremdet.


Dito! So sehe ich es auch, denn natürlich ist die Serie nicht unlustig, sondern war von Anfang an auf Humor angelegt, doch es hat eben nicht so funktioniert, wie sie es vermutlich gerne gehabt hätten - und genau diese Lücke haben Brandt und Brunnemann gefüllt.
Viel gelungener finde ich sogar noch die Arbeit der beiden an DEPARTMENT S. Wechselt man da auf der DVD in den O-Ton, merkt man, dass genau die Art von Sprüchen gemacht wurde, die die Synchro wiederum frei ins Deutsche übertragen, aber eben sehr gut den Geist des Originals beibehalten hat.

marginal


Beiträge: 260

02.12.2007 18:56
#11 RE: Rainer Brandts Methoden Zitat · antworten

In Antwort auf:
Als bestes Beispiel fällt mir da "Joe, der Galgenvogel" ein - für mich ein unangenehmes Beispiel der Brandt-Story. Ebenfalls stören sie mich, wenn mit ihnen im Original stumme Szenen zugelabert werden - dies macht, wie schon richtig gesagt - die Atmosphäre kaputt.


"Joe, der Galgenvogel" kommt angeblich aus einem Düsseldorfer Studio, nicht aus Berlin.

Ich fand "Die Filzlaus" mit Jacques Brel und Lino Ventura übertrieben auf Sprüche getrimmt. A. Marquis dröhnt sehr zotenlastig daher, was das eher dezente Charakterzusammenspiel mitunter erheblich stört.

Fuchs


Beiträge: 272

02.12.2007 19:16
#12 RE: Rainer Brandts Methoden Zitat · antworten

Es stimmt, dass in Brandt-Synchros die männlichen Helden immer dasselbe Imponiergehabe an den Tag legen und dementsprechend stereotyp wirken. Aber das war eben bestimmt auch die Art, wie sich Brandt und seine Kumpels im Berlin der 50er Jahre unterhalten haben. Sowas prägt.

Was den "Die 2"-Kinofilm anbetrifft, hielte ich es für eine gute Lösung, wenn Brandt und Blumhagen darin jeweils eine kleinen akustischen Gastauftritt hätten, und dabei ein paar Sprüche im typischen 70er-Stil reißen würden. Ich weiß bisher nichts über den Film, z.B. ob nicht vielleicht sogar Moore und Curtis darin kurz auftreten (à la Starsky & Hutch)?

Norbert


Beiträge: 1.606

02.12.2007 20:00
#13 RE: Rainer Brandts Methoden Zitat · antworten

Zitat von marginal
Mich nervt einfach das revisionistische Gegeifer mancher User hier, die sich gebärden, als könnten sie durch einige aus dem Zusammenhang gerissene Brandt/Brunnemann-Kalauer und der Ad-Hoc-These, die "Persuaders" wären im Original ein feingeistiger Genuß gewesen, Geschichte umschreiben. Es reicht halt nicht, sein Mißfallen für die 70er-Synchros zu bekunden, nein, es muss eben mit der Brechstange ein Beweis her, dass eben das Original besser war. Das unlautere daran ist, dass mit fadenscheinigen "Belegen" irgendwelche 5-Minuten DVD-Interviews mit Brandt als Lüge hingestellt werden.
Da spricht der Fanboy!

marginal


Beiträge: 260

02.12.2007 20:25
#14 RE: Rainer Brandts Methoden Zitat · antworten

Nicht mal so wirklich.

Aber so schlecht, wie du ihn gerne machst, isser eben auch nicht.

Fuchs


Beiträge: 272

03.12.2007 11:26
#15 RE: Rainer Brandts Methoden Zitat · antworten

Zitat von smeagol
Was "Die 2" im O-Ton angeht, so ist es ganz eindeutig so, dass die Serie witzig angelegt war ... aber es hat in den meisten Fällen höchstens auf der visuellen Ebene funktioniert (siehe z.B. "Der Mann mit dem Köfferchen", wo die beiden Zelten gehen). Die eigentlichen Dialoge zünden in den seltensten Fällen


Ich glaube kaum, dass man das beurteilen kann, wenn man kein englischer Muttersprachler ist. Man liest ja zur Serie "Persuaders" auch überall was anderes. Nach meinen Informationen ist die Serie zwar in den USA gefloppt, weil sie den dortigen Zuschauern "zu europäisch" war (was für die Macher eine herbe Enttäuschung war, denn sie hatten ja auch vor allem auf den US-Markt gezielt - daher ja auch in der zweiten Hauptrolle den Amerikaner Curtis besetzt).
Aber in Europa ist die Serie wohl durchaus erfolgreich gelaufen (nicht nur in Deutschland) und daher sollen auch weitere Folgen geplant gewesen sein, was dann aber letztlich daran scheiterte, dass Moore die Rolle als Bond annahm.

Wen wohl tatsächlich erst Brandt erfolgreich gemacht, war - wenn man Interviews glauben darf - Pierre Richard (obwohl ich mir das nie hätte vorstellen können).

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