Zu Brandts Methode des "Zutextens": Leider konnte er selbst bei "ernsthaften" Synchros wie Sag niemals nie nicht darauf verzichten, seine Sprecher aus dem Off sprechen zu lassen, wenn in der OF nichts gesagt wurde. Als etwa Rowan Atkinson den Tip bekommt, sich hinter den Säulen versteckt davon zu schleichen, kommentiert er das mit einem "Gute Idee!", während er der Kamera den Rücken zukehrt. Als Barbara Carrera (als Fatima Blush) von einem Bankangestellten zu einem Schließfach geführt wird, schleimt er sie mit einem "Madame sehen bezaubernd aus!" an, während er im Original stumm bleibt.
Zugegeben, diese Beispiele schaden dem Film nicht im geringsten. Anders sieht es dagegen bei Italowestern aus. Hier finde ich folgenden Ausschnitt aus Brandts Neufassung von "Für eine Handvoll Dollar" bezeichnend:http://de.youtube.com/watch?v=NfHrlGQ4odI Das "Ich warte" ist nicht nur überflüssig, sondern auch noch Gift für die angespannte Atmosphäre, die durch einige Sekunden Totenstille erzeugt werden soll.
Mir fällt da noch was ein, was mir an Brandts Methoden nicht sehr gefällt - nämlich manchmal aus Darstellern (die im Original ganz normal sprechen) durch eine hineinsynchronisierte Sprechweise Schwule oder Stotterer zu machen. Beispiele brauche ich keine zu nennen, jeder kennt sie.
Schließlich gibt es auch noch Beispiele, in denen Brandts Sprüche einfach absolut fehl am Platz wirken, weil der Film rein überhaupt nichts dafür hergibt. Damit meine ich jetzt nicht ursprünglich ernst gemeinte Italowestern, sondern eher Beispiele wie "ABBA - Der Film".
In Antwort auf:Mir fällt da noch was ein, was mir an Brandts Methoden nicht sehr gefällt - nämlich manchmal aus Darstellern (die im Original ganz normal sprechen) durch eine hineinsynchronisierte Sprechweise Schwule oder Stotterer zu machen
... und ihn dadurch zum Vollidioten zu machen. Bei sowieso schon tolpatschig anlegten Charakteren kann das den Effekt manchmal verstärken (Ganz so schlimm ist es dann nicht), aber wenn der Charakter im Original nicht stottert oder näselt, dann finde ich das irgendwie unfair, weil er den Charakter dadurch in ein schlechtes Licht setzt.
Zitat von Fuchs Wen wohl tatsächlich erst Brandt erfolgreich gemacht, war - wenn man Interviews glauben darf - Pierre Richard (obwohl ich mir das nie hätte vorstellen können).
Da werden wohl zwei Dinge verwechselt - nur weil Rainer Brandt die deutsche Fassung von "Der große Blonde ..." besorgte, der für Richard international der Durchbruch wurde, ist er nicht für den Erfolg verantwortlich. Richards vorangegangene Filme wie "Alfred die Knallerbse" (dt. Fassung: Rainer Brandt) oder "Der Zerstreute" waren einfach zu wunderlich. Beweis? Die DEFA produzierte zu den "grande Blonde"-Filmen eigene Synchronisationen - und auch in der DDR wurde Richard damit zur Kultfigur.
Aber hatte Brandt den Film ("Der große Blonde mit dem schwarzen Schuh") nicht auch stark umgeschnitten und nicht nur die deutschen Dialoge erstellt? Ich denke, das sagte er auch in einem Interview - ich habe es nie überprüft.
Ich habe zwar keine französische Fassung zur Hand, aber im Falle eines "Neuschnitts" wäre es doch recht unwahrscheinlich, daß die alte DVD (gezogen von einer schlechten deutschen Kinokopie) und die neue (gezogen vom französischen Original) keinerlei Abweichung haben. Sicher hat er oft Filme umgeschnitten (resp. dies machen lassen), aber bei Pierre Richard war das wohl nicht der Fall.
Wodurch sich dann auch die Beteiligung von Wolf Martienzen erklärt... genau der selbe Sachverhalt wie bei der Zweitsynchro von "Der Dicke und das Warzenschwein".
Das muss doch aber nicht heißen, dass Brandt nicht trotzdem die Dialoge geschrieben oder sogar Regie geführt hat. Schließlich stammt ja wohl auch die deutsche Fassung von "Brust oder Keule" (Louis deFunes) aus einem Hamburger Studio und ist trotzdem von Brandt.
@smeagol: Ja, in dem Interview (das man übrigens derzeit auf youtube schauen kann) erzählt Brandt, er habe beim "großen Blonden" Horst Wendtland gefragt, ob er im Bild schneiden dürfe und Wendtland als deutscher Rechteinhaber hätte es ihm erlaubt. Ob aber tatsächlich ein Schnitt erfolgte oder nicht oder für die DVD-Edition wieder rückgängig gemacht wurde - keine Ahnung.
In Antwort auf:Mir fällt da noch was ein, was mir an Brandts Methoden nicht sehr gefällt - nämlich manchmal aus Darstellern (die im Original ganz normal sprechen) durch eine hineinsynchronisierte Sprechweise Schwule oder Stotterer zu machen
... und ihn dadurch zum Vollidioten zu machen. Bei sowieso schon tolpatschig anlegten Charakteren kann das den Effekt manchmal verstärken (Ganz so schlimm ist es dann nicht), aber wenn der Charakter im Original nicht stottert oder näselt, dann finde ich das irgendwie unfair, weil er den Charakter dadurch in ein schlechtes Licht setzt.
Damit kein Missverständnis entsteht - mir ist es völlig egal, ob jemand homo oder hetero ist (heutzutage sollte das auch egal sein, finde ich). Nur die Art und Weise, wie eben in den alten Brandt-Synchros manchmal Männer mit Lockenfrisur zu Schwulen (bzw. tatsächlich Schwule zu näselnden Tunten) gemacht wurden, behagt mir aus heutiger Sicht nicht mehr. Aber auch da war Brandt eben ein Kind seiner Zeit. Homosexualität galt in den 70ern halt noch als komisch - und damit als beste Vorlage, um sich darüber auf die Schenkel zu klopfen.
Ja, daran hat sich zum Glück in letzter Zeit VIEL geändert, z.B. wenn man (T)Raumschiff (S)Urprise sieht... oder? (Ich weiß nicht, welches von den Smileys Ironie oder Sarkasmus darstellen soll!)
Zitat von PeeWeeJa, daran hat sich zum Glück in letzter Zeit VIEL geändert, z.B. wenn man (T)Raumschiff (S)Urprise sieht... oder? (Ich weiß nicht, welches von den Smileys Ironie oder Sarkasmus darstellen soll!)
Jo, daran musste ich auch denken als ich las "behagt mir aus heutiger Sicht nicht mehr". Wobei man da meiner Meinung nach auch nicht zu viel Wert auf "politische Korrektheit" legen sollte. Im allgemeinen finden solche Sachen gerade die "Betroffenen" sowas besonders lustig.
Zitat von PeeWeeJa, daran hat sich zum Glück in letzter Zeit VIEL geändert, z.B. wenn man (T)Raumschiff (S)Urprise sieht... oder? (Ich weiß nicht, welches von den Smileys Ironie oder Sarkasmus darstellen soll!)
Das ist auch der Grund, weshalb ich mir diesen Film noch nie angesehen habe. Aber vielleicht bin ich da einfach zu verkrampft und die "Betroffenen" finden sowas wirklich lustig. Ich muss ja auch zugeben, dass mir Bullys schwuler Indianer im Schuh des Manitu (zu dem ich mich habe ins Kino zerren lassen) ausgesprochen gut gefiel.
[quote="Fuchs"]Das muss doch aber nicht heißen, dass Brandt nicht trotzdem die Dialoge geschrieben oder sogar Regie geführt hat. Schließlich stammt ja wohl auch die deutsche Fassung von "Brust oder Keule" (Louis deFunes) aus einem Hamburger Studio und ist trotzdem von Brandt.
Es scheint in den 70ern für kurze Zeit eine Co-Produktion zwischen Studio Hamburg und der Rainer Brandt Film gegeben zu haben - eine SynchronFIRMA hat nicht zwangsläufig auch ein eigenes Atelier und mietet mitunter nur die Räume anderer Studios an (die Karl-May-Filme der Rialto wurden teilweise in den Studios der Berliner Synchron, teilweise bei der Ultra nachsynchronisiert); sollte Rainer Brandt damals zwar eine Firma, aber kein Atelier gehabt haben, würde das einiges erklären - die berliner Studios waren wohl konsequent überbucht. Aber ich habe mehr als kleine Bedenken, ihm die absolut stillosen Synchros der erwähnten Solo-Filme zuzuschreiben, zumal ich ihn auch nirgends in einer Cameo-Rolle gehört habe. Und hamburger Studio ist auch etwas anderes als düsseldorfer Studio.