Zitat von Stefan der DEFA-Fan Es scheint in den 70ern für kurze Zeit eine Co-Produktion zwischen Studio Hamburg und der Rainer Brandt Film gegeben zu haben - eine SynchronFIRMA hat nicht zwangsläufig auch ein eigenes Atelier und mietet mitunter nur die Räume anderer Studios an (die Karl-May-Filme der Rialto wurden teilweise in den Studios der Berliner Synchron, teilweise bei der Ultra nachsynchronisiert); sollte Rainer Brandt damals zwar eine Firma, aber kein Atelier gehabt haben, würde das einiges erklären - die berliner Studios waren wohl konsequent überbucht.
Die Studio Hamburg-Synchros von Rainer Brandt düften alle entstanden sein, bevor er sein eignes Studio in Berlin hatte. Stammen - soweit ich erinnere - alle so aus der Zeit Ende 60er (siehe z.B. diesen "Samtpfötchen..."-Film im Klassiker-Forum) bis Mitte 70er, als er also hauptsächlich noch bei Brunnemanns DS tätig war.
"Brust oder Keule" wurde 1977 produziert, die deutsche Fassung von "Das war Roy Bean" (Prestige-Produktion der Rainer Brandt Film) schon 1975 - haut also nicht hin. Außerdem habe ich mal gehört, daß Brandt sich 1973 schon selbständig gemacht hätte - die Website schweigt sich darüber leider aus.
Wie von einigen kritisiert, ließ Brandt ja in dem (in erster Linie an Grundschulkinder gerichteten!) Louis De Funes-Film "Louis´ unheimliche Begegnung mit den Außerirdischen" Peter Schiff für Louis De Funes völlig unmotiviert aus dem Off "Heil Hitler" rufen. SynchroInsider meinte damals, Brandt hätte wenig Hemmungen im Bezug auf Witze zum Thema Nationalsozialismus gehabt. Bei "Ein Käfig voller Helden" durfte er sich in dieser Hinsicht ja austauben und baute teilweise auch noch zusätzlich Witze ein. Weiß jemand noch andere Synchros, bei denen Brandt entsprechende Sachen gemacht hat?
Wieso ist denn der Film an Grundschulkinder gerichtet? Hör ich jetzt zum ersten Mal. Wobei ich den auch immer mit den KOHLKÖPFEN verwechsele, ich glaube, BEGEGNUNG kenne ich gar nicht.
Zitat von Chow Yun-FatWieso ist denn der Film an Grundschulkinder gerichtet? Hör ich jetzt zum ersten Mal. Wobei ich den auch immer mit den KOHLKÖPFEN verwechsele, ich glaube, BEGEGNUNG kenne ich gar nicht.
Ich kenne den Film nicht, aber SynchroInsider meinte das seinerzeit. Auch Stefan meinte, dass er zum Zeitpunkt des Kinostarts "im richtigen Alter war", und damals war er im grundschulalter.
@Mücke: Du meintest mal, dass man bei manchen Sprechern raushören könnte, wenn sie unter Brandts Regie tätig waren. Als Beispiele nanntest du Arnold Marquis, Lothar Blumhagen und Thomas Danneberg. http://215072.homepagemodules.de/topic-t...message=7161528
Ich nehme an, bei Marquis meinst du, dass er unter Brandts Regie besonders oft chargiert hat. Aber inwiefern findest du, das man Brandts Schauspielführung auch bei Danneberg und Blumhagen erkennen könne?
Blumhagen hat gerade bei Brandt, m.E., oft dieses Melodische in seiner Stimme bis auf's Letzte rausgekitzelt, wurde auch gern mal bewusst tuntig eingesetzt oder an die Grenzen der weibischen Hysterie getriebe (z.B. für Emilio Laguna in "Zwei wie Pech und Schwefel"). Ich finde, dass er unter Brandts Regie oftmals geradezu abstrakt wirkt, da sich Brandt dieses "Parfüms" in Blumhagens Stimme - wie es der Meister selbst mal nannte - halt gnadenlos bediente. Witzigerweise hat Brandt mir nach dem Interview aber gesagt, dass er bei Blumhagen immer raushöre, dass er aus dem Osten käme. Das fand ich als Kontrast bei dessen extrem noblen Stimmklischee sehr lustig, aber er meinte, er höre es trotzdem (obwohl die These mit dem Parfüm demgegenüber ja letztlich auch von ihm war).
Danneberg wirkt unter Brandt häufig sehr hibbelig und verspielt, so dass es oftmals in's Nervtötende abdriftet, wohingegen er damals sonst ja auch viele verbitterte oder softe Charaktere sprach. Z.B. in etlichen John-Wayne-Filmen, sowie Serien wie "Kojak" oder meinetwegen für Doug McClure. Er wurde von Brandt halt meist für Sunnyboys eingesetzt.
Brandt besetzte ja selten gegen den Strich und entwickelte aus vielen Sprechern heraus halt sein bestimmtes eigenes Klischee für die Person, was dann in jedem zweiten Film irgendwo griff / zu greifen hatte...
Zitat von MückeWitzigerweise hat Brandt mir nach dem Interview aber gesagt, dass er bei Blumhagen immer raushöre, dass er aus dem Osten käme. Das fand ich als Kontrast bei dessen extrem noblen Stimmklischee sehr lustig, aber er meinte, er höre es trotzdem (obwohl die These mit dem Parfüm demgegenüber ja letztlich auch von ihm war).
Klingt angesichts seiner kultivierten Artikulation etwas merkwürdig, aber das findet man bei Synchronschauspielern ja häufiger, dass sie privatim furchtbaren Dialekt sprechen (Detlef Bierstedt mit seinem krachenden Berlinerisch) und dafür vor dem Mikro besonders deutlich sprechen (Kindler scheint ja auch in frühen Jahren massiv gegen Dialekt gekämpft zu haben, zumindest hören sich seine Aufnahmen vom Anfang der 60er so an).
Zitat von MückeBlumhagen hat gerade bei Brandt, m.E., oft dieses Melodische in seiner Stimme bis auf's Letzte rausgekitzelt, wurde auch gern mal bewusst tuntig eingesetzt oder an die Grenzen der weibischen Hysterie getriebe (z.B. für Emilio Laguna in "Zwei wie Pech und Schwefel").
Für Harvey Korman in Mel Brooks´ "Die verrückte Geschichte der Welt" klang er auch ziemlich tuntig. Bei dieser Synchro wüsste ich nicht, dass sie von Brandt wäre.
Deswegen schrieb ich ja auch "gerade bei Brandt". Ausnahmen bestätigen die Regel. Das Ding ist, dass es bei Brandt fast IMMER so war. Da sagen auch 50 Fälle OHNE Brandt nicht viel dagegen aus.
Zitat von MückeBlumhagen hat gerade bei Brandt, m.E., oft dieses Melodische in seiner Stimme bis auf's Letzte rausgekitzelt, wurde auch gern mal bewusst tuntig eingesetzt oder an die Grenzen der weibischen Hysterie getriebe (z.B. für Emilio Laguna in "Zwei wie Pech und Schwefel"). (...) Danneberg wirkt unter Brandt häufig sehr hibbelig und verspielt, so dass es oftmals in's Nervtötende abdriftet, wohingegen er damals sonst ja auch viele verbitterte oder softe Charaktere sprach. Z.B. in etlichen John-Wayne-Filmen, sowie Serien wie "Kojak" oder meinetwegen für Doug McClure.
Inzwischen scheint ja festzustehen, dass "Zwei wie Pech und Schwefel" von Brunnemann ist. Aber egal, denn du hast ja schon geschrieben, dass es bei Brandt deutlich öfter als bei anderen der Fall gewesen wäre. Wenn man von Terence Hill absieht: Bei welchen anderen Schauspielern ist dir noch aufgefallen, dass Danneberg sie unter Brandts Regie "sehr hibbelig und verspielt" gesprochen hätte?
Dubber hat darauf hingewiesen, dass in dieser Szene aus "Nobody ist der Größte" (ab 6:12) das Thema Duzen/Siezen in mehreren Dialogsätzen aus dem Off direkt eingebaut wurde:http://www.youtube.com/watch?v=YbrzzZU4DQ8 Dabei sind mir zwei ähnliche Fälle aus Brandt-Synchros eingefallen, bei denen er ganze Dialogsätze dem (im englischsprachigen Original nicht vorhandenen) Problem "gewidmet" hat, um Lacher zu erzielen. In "Das Krokodil und sein Nilpferd" gerät Terence Hill mit einem (von Brandt selbst gesprochenen) Schlägertypen aneinander, der ihn mehrfach duzt. Hill droht ihm: "Wenn du mich nochmal duzt, hau ich dir ´ne Delle in die Gewürzgurke!". Nachdem dies geschehen ist, kommen noch mehrere Sprüche wie "Du duzt mich ja schon wieder!" oder "Jetzt zu unserem Duzer!". Ein anderes Beispiel wäre die Folge "Verwirrung um Colonel X" aus der Serie "Ein Käfig voller Helden". Als Klink am Ende der Folge endlich sein Auto fertig repariert haben will, sagt er zu Hogan:"Ich will, dass Sie mir jetzt sagen: ´Klink, dein Wwagen ist fertig´!". Hogans Antwort lautet bei Brandt "Klink, dein Wwagen ist fertig!" (wobei er zusätzlich Klinks sächsichen Dialekt parodiert). Klink reagiert verärgert: "Duzen im Dienst verbiet ich mir! Ich möchte, dass Sie mir sagen: ´Ihr Wwagen ist fertig!´", was Hogan (immer noch mit Dialekt) tut. Dank der DVD-Veröffentlichung lies sich überprüfen, wie dieser Dialog im Original abläuft. Dort erhält Klink zuerst die Antwort, sein Wagen sei "fast fertig" und reagiert verärgert: Er wolle hören, dass er "jetzt fertig" sei. Worauf er dann das Gewünschte zu hören bekommt.
Fallen jemandem noch weitere Beispiele dafür aus Brandt-Synchros ein?
Ich liebe dieses Zitat. Dank dem Clip auf YouTube kann ich's auswendig. Richtig zitiert müsste es so lauten: "Hogan! Ich will jetzt, dass Sie zu mir saachen 'Klink, dein Wachn iss fertsch.'!" "Na meinetwegen. Klink, dei Woochn iss fertsch!" "Duuzen im Dienst verbittisch mir; ich will jetzt hör'n 'Ihr Wachn iss fertsch!', nu' sach'n se das!" "Ihr Woochn iss fertsch!". Genial, ich liebe diese Stelle!