Es wurde schon öfter (besonders von Mücke) kritisiert, dass Rainer Brandts Arbeiten oft sehr stereotype Besetzungen aufweisen würden, gerade im Bezug auf sein Stammteam. Auf was für Klischees waren bestimmte Sprecher bei ihm abonniert? Spontan fällt mir nur ein, dass er für Schlägertypen öfter sich selber oder Manfred Lehmann besetzte. Bei frechen, sprücheklopfenden Helden nahm er oft sich selber oder Danneberg. Einmal wurde auch erwähnt, dass Blumhagen unter Brandts Regie oft nicht nur blasiert, sondern geradezu tuntig geklungen hätte.
Bauschulte - Chef-Rollen (in allen wichtigen Brandt-Serien um 1970) Miedel - blasiert, besonders Franzosen-Rollen...eigentlich nie was anderes Petruo - Oberschurken Martienzen - der komische Kauz (bzw. der von denen, der die größte Rolle hat) Hans Nitschke - der zerstreute Schwafler ...
Ich möchte eigentlich fast behaupten, dass sich bei Brandt 80-90% aller Besetzungen automatisch aus den Rollen ergaben. Scheiß drauf, wer die Rollen im Original spielte.
Wobei man hier unterscheiden muss: Brandt-Synchros unter maßgeblicher Beteiligung von Brunnemann (bis ca. 1974) und seine Solo-Synchros. Bei ersteren Fall gab's teilweise doch noch recht einfallsreiche, überraschende Besetzungen. Ich sag nur Siegmar Schneider für Fortunato Arena...
Zitat von MückeMiedel - blasiert, besonders Franzosen-Rollen...eigentlich nie was anderes Petruo - Oberschurken
Gab es denn nicht auch andere Regisseure, die Miedel und Petruo auf diese Stereotypen besetzten? Zumindest bei Miedel kann man auch nicht sagen, dass ein von Brandt begründetes Klischee später von anderen übernommen wurde. Denn er sprach nicht nur in "Der Mann, der zuviel wußte" einen Franzosen mit Akzent, sondern spielte sogar in "Der 20. Juli" einen solchen vor der Kamera. Wurde Gerd Duwner eigentlich von Brandt auch stereotyp als Asiate besetzt? Stefan kritisierte mal, dass Brunnemann das noch in den Siebzigern getan hatte, als andere Regisseure das kaum noch getan hätten.
Bei der Art von Filmen, die Brandt häufig vertonte - Klamotten -, hat er wohl auf einen gewissen "Familieneffekt" gesetzt. Dass sich die Leute eben freuen, wenn es diese vertrauten wiederkehrenden Elemente gibt. Das hat Brunnemann m. E. aber auch nicht groß anders gehandhabt.
Zitat von bertiGab es denn nicht auch andere Regisseure, die Miedel und Petruo auf diese Stereotypen besetzten?
Selbstverständlich. Aber darum geht es hier nicht.
Insofern natürlich nicht, als dieses Klsichee vielleicht bei ihm besonders stark oder über einen langen Zeitraum ausgeprägt war (da fehlt mir der Überblick). Wenn aber andererseits auch andere Regisseure teilweise noch vor ihm dieses Klischee besetzten, vielleicht doch. War Claus Jurichs (dessen häufige Besetzung bei Brandt schonmal erwähnt wurde) eigentlich auch auf ein bestimmtes Rollenklischee abonniert?
Zitat von MückeMartienzen - der komische Kauz (bzw. der von denen, der die größte Rolle hat)
Dabei fällt mir ein: Kann es sein, dass Brandt Peter Schiff ebenfalls oft auf solche Rollen besetzte? Wenn ja, wäre das die Erklärung, warum er bei Louis de Funés auf Schiff setzte, was Stefan absolut nicht nachvollziehen konnte.