Ab und an kommt es mal vor, dass ein Star nicht mit "seiner" Stimme zu hören ist und einem die neue Kombination (wenigstens im Bezug auf die entsprechende Rolle) gar nicht so schlecht gefällt. Friedrich Schoenfelder beschreibt in einem Kapitel seiner Autobiographie ziemlich ausführlich, wie es dazu kam, dass er "seinen" Rex Harrison bei "Venedig sehen und erben" an Curd Ackermann verlor. Als ich die Stelle las kannte ich den Film noch nicht, hatte aber bis dahin auf Harrison nur Schoenfelder gehört. Deshalb war ich zunächst sehr gegen diese Besetzung eingenommen; als ich den Film allerdings sah, fand ich Ackermann in dieser Rolle ziemlich passend und konnte mir Schoenfelder hier gar nicht mehr vorstellen. In "Genie und Schnauze" ersetzte Hans-Werner Bussinger Jürgen Thormann als Stimme von Michael Caine, was ich bei diesem Film einfach ideal finde. Thormann auf Jeremy Irons in "Die Affäre der Sunny von B." konnte ich als ich es las zunächst kaum glauben. Zu Irons´ Rolleninterpretation hätte sein damaliger Stammsprecher Frank Glaubrecht m. E. damals überhaupt nicht gepasst (und an Thomas Fritsch war zum Zeitpunkt der Synchro noch nicht zu denken). In den 80ern hatte Robert De Niro bekanntlich in 4 Filmen nicht Christian Brückner, sondern Joachim Kerzel. "Brazil" und die Ursynchro von "Es war einmal in Amerika" kenne ich noch nicht, aber bei "Angel Heart" fand ich Kerzels Organ ideal für De Niros ungewohnt vornehm-zurückhaltende, über den Dingen stehende Darstellung des Louis Cyphre. Bei "The Untouchables" dagegen hätte Brückner wohl so genial wie üblich gepasst.
Kerzel auf DeNiro in Angel Heart ist super, selbst heute noch, wo ich seine Stimme schon reichlich über habe (dröhnt einem ja schon pro Werbeblock drei Mal entgegen) !!!
Klaus Kinski zu synchronisieren ist sowieso ein Verbrechen, aber wenn es denn schon sein muß: Wolfgang Draeger für Klaus Kinski gab es leider nur 1 x (DAS GOLD VON SAM COOPER), war aber genial und und Klassen besser als alle anderen Sprecher (Gerd Martienzen empfinde ich sowieso als gewalte Fehlbesetzung für Kinski).
Bei Fred Maire fand ich erstaunlich, wie "normal" Kinski mit einer entsprechenden Synchro wirken konnte, ohne den grundlegenden "O-Ton-Beigeschmack". Er wirkte in "Ein Einsamer kehrt zurück" zum Teil regelrecht vertrauenerweckend.
Bei "Cyrano von Bergerac", den ich die Tage nach längerer Zeit mal wieder gesehen hatte, fiel mir Sebastian Fischer außerordentlich positiv auf Depardieu auf. Lehmann vermisste ich keine einzige Minute...
Ich fand Wolfgang Hess in "My Girl" für Dan Aykroyd ganz gut. Natürlich in Bezug auf die Rolle. Und gleichzeitig erstaunlich. Stellen doch Thomas Danneberg (Aykroyd-Standart) und Hess als Hill/Spencer ein stimmliches "Kontrastpaar" dar, wie es stärker nicht hätte gewollt sein können.
Und wo wir gerade bei Thomas Danneberg und Terence Hill sind: Letzterer wurde in "Verflucht, verdammt und Halleluja" ja von Manfred Schott gesprochen, was ich, obwohl durchaus Danneberg-Fanin, eine sehr gute Idee fand, denn auf die Rolle des (vermeintlich)verweichlichten Adligen, der im Wilden Westen erst zum Mann gemacht werden muss, hätte Dannebergs Kodderschnauze dann nun wirklich nicht gepasst.
Normalerweise bin ich ja ein großer Borchert-Fan, aber bei "Die Stunde der Komödianten" fand ich es dann doch gut, dass man Friedrich Schoenfelder besetzt hat. Borchert hätte die überschwängliche, angeberische und aufgekratzte Art von Guinness´ Rolle wohl nicht so gut rüberbringen können.
In "Scaramouche, der galante Marquis" wird Stewart Granger von Axel Monjé gesprochen, was ich für eine sehr gute Wahl halte. An den mit dem O-Ton nahezu identischen Helmo Kindermann war 1952 noch nicht zu denken, der von Mücke favourisierte Heinz Engelmann hätte mir nicht leichtfüßig genug und zu robust geklungen. Gleiches wäre auch bei Lukschy und Ackermann der Fall gewesen, die beide außerdem damals schon zu alt und nicht dynamisch genug geklungen hätten. Siegfried Schürenberg, der Granger ja in "König Salomons Diamanten" sprach, wäre daneben auch noch zu volltönend gewesen. Von allen damaligen Granger-Sprecher hätte ich mir in dieser Rolle (ich hoffe, Mücke verzeiht mir!) höchstens Paul Klinger vorstellen können, der ihn ja in "Königsliebe" synchronisiert hatte. Monjé finde ich u. a. auch deshalb besonders gelungen, weil er zwar 1950-54 auf dem Höhepunkt seiner Synchronkarriere*, aber trotzdem nicht annähernd so präsent wie die übrigen Herren war.
*In dieser Phase teilte er sich Errol Flynn mit Hans Nielsen und sprach u. a. auch Stars wie Rock Hudson, Gregory Peck, Burt Lancaster und John Wayne. Ab 1955 bekam er dann fast nur noch Nebenrollen und starb bekanntlich schon 1962.
Ich mag Axel Mönje nicht (besonders wegen seines wirklich heftigen Dialektes gerade bei diesem Film - "Mein Brudorr!"), aber ironischerweise ist mir, als ich (schon vor längerer Zeit) drüber nachdachte, tatsächlich keine Alternative in dieser Rolle eingefallen. (Höchstens, wäre der Film 10 Jahre später synchronisiert worden, Rainer Brandt (!) - GGH wäre dann ja Mel Ferrer gewesen.) Insofern - Zustimmung!
Monjés Dialekt ist mir gar nicht aufgefallen (offenbar habe ich dafür einfach kein Gehör). Allerdings kam es mir komisch vor, dass er den Vornamen seiner Rolle (André) stets deutsch auspricht, während alle anderen Sprecher die französische Aussprache benutzen. Bei einer Synchro 10 Jahre später hätte ich persönlich Holger Hagen auf Mel Ferrer besetzt. Bei Granger fällt mir spontan niemand ein.
Am deutlichsten ist der Dialekt (rheinisch?) zu hören in seiner letzten Szene ("Mein Brudor! Mein zärtlichor, liebevollor ..."), aber er zieht sich praktisch durch alle seine Synchronrollen dieser Zeit.
Gestern mal wieder in die tolle Synchro von Branaghs "Viel Lärm um nichts" hineingezappt und war mal wieder erstaunt, dass man Udo Schenk auf Robert Sean Leonard besetzt hat. Viel älter und (siehe anderer Thread) oft auf Bösewichtrollen abonniert, legt sich Schenk hier unaufdringlich an und spielt seinen klassischen Background aus.
Weiß nicht, ob es hier hineingehört oder in die kuriosen Besetzungen, sei' s mal genannt...
Zitat von Stefan der DEFA-FanAm deutlichsten ist der Dialekt (rheinisch?) zu hören in seiner letzten Szene ("Mein Brudor! Mein zärtlichor, liebevollor ..."), aber er zieht sich praktisch durch alle seine Synchronrollen dieser Zeit.
Laut Thomas Bräutigam stammte er aus Bremerhaven; allerdings war sein Vater gebürtiger Rheinländer.
Zitat von MarkusGestern mal wieder in die tolle Synchro von Branaghs "Viel Lärm um nichts" hineingezappt und war mal wieder erstaunt, dass man Udo Schenk auf Robert Sean Leonard besetzt hat. Viel älter und (siehe anderer Thread) oft auf Bösewichtrollen abonniert, legt sich Schenk hier unaufdringlich an und spielt seinen klassischen Background aus.
Ja, zu Beginn seiner (west-)deutschen Synchronkarriere wurde er öfter mal auf jugendliche Helden besetzt (siehe z.B. auch Bill Campbell in »Rocketeer« oder Keanu Reeves in »Dracula«). Ich fand ihn in diesen Rollen meistens ziemlich gut, jedenfalls abwechslungsreicher als die immer gleichen Schurkenrollen, die er heutzutage fast nur noch zu sprechen kriegt . Wenn in einem Krimi irgendeiner den Mund aufmacht und anfängt mit Schenks Stimme zu reden, kann man fast sicher annehmen (wenn's nicht sowieso klar ist), dass er ein Mistkerl ist (der Charakter, nicht Schenk ). Hat mir damals schon »Wehrlos - Die Tochter des Generals« versaut, weil Timothy Hutton genau deshalb nie so unschuldig wirkte, wie er wohl sollte.