Korrekt, Schenk ist durch schlimmstes Typecasting verdorben worden. Seit "Schweigen der Lämmer" 1000 Mal böse besetzt, wie soll man da dem Kinozuschauer noch abverlangen, dass er überrascht sein soll? "Wehrlos" wurde dadurch ruiniert. Und schlimmer noch, jedweder Hauptschurke, den er spricht, verkommt zur Einheitssoße, da er bis aufs Übersteuern auch nix Frisches mehr beiträgt. "Herr der Ringe" war eine Ausnahme, dank der gewohnt großartigen Regie von Andreas Fröhlich.
In "Nell" wird Jodie Foster von Heidrun Bartholomäus gesprochen. Als Titelrolle hätte Hansi Jochmann hier einfach nicht überzeugt, es wäre fast eine Verschwendung von Talent gewesen sie diesen fiktiven Akzent sprechen zu lassen. Auch der Altersunterschied hätte gestört, da die Rolle doch recht kindlich veranlagt ist.
Früher war ich verärgert, dass GGH Sean Connery nach "A good man in Africa" nicht mehr sprechen "durfte" (wie er sich offenbar selbst beschwerte). Nachdem ich mir aber die drei 1995/96 synchronisierten Filme angeguckt und daran gedacht habe, wie zerbrechlich und schwach GGH damals bereits klang, kann ich es verstehen (ich hoffe, mich steinigt dafür niemand!). Allenfalls bei "Der 1. Ritter" hätte er noch gepasst, beim "Sumpf des Verbrechens" und "The Rock" nicht mehr. Gerade bei "The Rock" war Connerys Rolle ja knallhart angelegt. So genial GGH die Selbstironie besonders beim gealterten Connery rübergebracht hat, hier hätte er die Rolle unfreiwillig komisch klingen lassen.
Wirklich traurig, dass es dem "König der Synchronsprecher" zuletzt offenbar so schlecht ging!
Warum sollte man dich dafür steinigen? Ertränken tut's doch auch
Auch ich muss sagen, dass ich GGH für Connery oftmals etwas zu weich fand; gerade im Vergleich zu Kindlers Leistung in Dr. No fand ich GGHs Bond etwas weniger überzeugend (wenn auch immer noch auf hohem Niveau!). Wagners Einsatz für Connery in The Rock war grandios und es ist sehr bedauerlich, dass er nicht mehr unter uns ist. Hätte gerne mehr von ihm gehört!
Zitat von Chow Yun-FatWagner war grandios auf Connery - so grandios, daß ich mir fast wünschte, man hätte GGH schon nach der Bond-Ära ausgetauscht! *den Steinen ausweich*
Stammt Wagner nicht aus der ehemaligen DDR? Ich meine ja, und dann konnte er ja erst nach 1990 "eingreifen".
Zitat von smeagolIch fand' Wagner auch sehr gut aber nix im Vergleich zu GGH.
Meinst du das jetzt nur in Bezug auf "The Rock" oder generell? Wenn GGH 1996 noch so geklungen hätte wie einige Jahre vorher, hätte er wahrscheinlich noch gepasst. Sehr passend finde ich einen Vergleich der beiden, den ich mal auf einer anderen Seiten gelesen habe: Wagner sei zwar erheblich näher am O-Ton gewesen, hätte jedoch den selbstironischen Charme nicht rüberbringen können, der GGHs Spezialität war. Daneben hat mal jemand kritisiert, dass Wagner kein "th" sprechen konnte.
Übrigens: Auf einigen Seiten (und auch hier im Forum) wurde erwähnt, dass GGH sich 1995/96 in einem Radio-Interview beschwert habe, dass er "seinen" Connery nicht mehr sprechen "dürfe". Hat hier jemand dieses Interview mal gehört oder als Printversion gelesen?
In Antwort auf:Meinst du das jetzt nur im Bezug auf "The Rock" oder generell
Ich bezog mich darauf, GGH schon nach der Bond-Ära auszutauschen bzw. man hätte ihn nach der Bond-Ära schon austauschen sollen ... und das finde ich überhaupt nicht.
In "Dick Tracy" (1990) wird Al Pacino von Joachim Kemmer synchronisiert, was ich in diesem Fall sehr treffend finde, da ich mir hier einfach keinen seiner Stammsprecher vorstellen kann. Mackensy war damals schon kein Thema mehr und wäre auch nicht ernsthaft in Frage gekommen. Glaubrecht und Kindler hätten Pacinos (bewusst) comichaft überzogene Darstellung* wohl nicht annähernd so gut rübergebracht wie Kemmer, der ja nicht umsonst in den 90ern Stammgast in den Synchros von Zeichentrickfilmen war. Normalerweise wäre diese Kombination aber ziemlich merkwürdig.
*Manche Zuschauer haben ihn damals auf den ersten Blick gar nicht erkannt.
Edit.: Kindler hatte Pacino 1990 noch gar nicht gesprochen, wäre daher eh kein Thema gewesen.
War aber dennoch eine äußerst unerfreuliche Abweichung vom Standard. So wie die gesamte BB 2-Synchro äußerst unerfreulich war (der Film übrigens auch).
1974 drehte Sydney Pollack den Film "Yakuza", der in München synchronisiert wurde. Für Robert Mitchum, der hier die Hauptrolle spielte, wurde statt Arnold Marquis, der zu dieser Zeit meistens für ihn im Einsatz war, Wolfgang Lukschy besetzt, was bei dieser Rolle einfach super gepasst hat. Mitchum spielt in diesem Film nämlich einen ziemlich ruhigen Typen, den Arnold Marquis vielleicht nicht ganz so gut rübergebracht hätte, da er doch meistens rauhbeinige Typen synchronisierte.