Charlton Heston wurde in den beiden "Musketier"-Verfilmungen aus den 70ern von Holger Hagen gesprochen, was ich hier ideal fand. Helmo Kindermann hätte m. E. hier nicht gepasst (er wäre eher für Richard Chamberlain eine Möglichkeit gewesen), Horst Niendorf und Wilhelm Borchert auch nicht, die Heston allerdings zum Zeitpunkt der Synchro eh schon seit einigen Jahren nicht mehr gesprochen hatten. Heinz Petruo hätte hier wohl zu klischeehaft böse und nicht subtil genug geklungen. Von Hestons bisherigen Stimmen hätte ich mir allenfalls Wolfgang Kieling vorstellen können, der ihn allerdings nur in "Planet der Affen" synchronisiert hatte. Hagen war mit seiner sanft-aristokratischen Stimme einfach ideal für Hestons ungewohnt geschmeidige Rolleninterpretation.
Heinz Drache auf Gene Kelly in "Wer den Wind sät" war ebenfalls eine schlichtweg geniale Besetzung! Die sarkastische Arroganz der Rolle hätte ein Erik Ode nicht annähernd so gut rübergebracht!
Zu beiden Besetzung (und zu "Wer den Wind sät" im Allgemeinen) werde ich bei Gelegenheit noch unter "Synchron-Sternstunden" was sagen.
Helmo Kindermann für Charlton Heston fand ich generell nicht besonders. Kam zwar dem OTON sehr nahe, wirkte aber irgendwie leblos. Horst Niendorf fand ich bezüglich letztgenanntem Aspekt aber sogar noch schlimmer. E.W. Borchert hatte ihn ja gar nicht lange zuvor noch in "Der Omega-Mann" gesprochen, wo er nach wie vor unerreicht gut von Heston runterkam. Holger Hagen passte in der Tat sehr gut, allerdings fehlte mir die Markanz eines Charlton Heston. In meinen Augen ein lupenreiner Rollencast und das passt ja dann auch zur positiven Seite der Abweichungen. Wie gut oder nicht Borchert gewesen wäre ist m.E. aber spekulativ, da er im "Omega-Mann" in einer Art und Weise passte, die auch hier vorstellbar gewesen wäre, obwohl er ne Ecke älter als Heston war. Er wäre mir definitiv lieber gewesen. Am besten nach Borchert und Wolfgang Kieling hat mir seinerzeit eigentlich Heinz Engelmann gefallen. Der wäre aber ab den 60ern sicher nicht mehr vorstellbar gewesen.
Heinz Drache fand ich generell perfekt für Gene Kelly. Ist meine Lieblingsrolle von Drache überhaupt.
Dass Hagens Besetzung hier ein Fall von Rollencast war, würde ich auch sagen; der Kardinal unterschied sich ja erheblich von Hestons früheren Heldenparts.
Zu Drache in "Wer den Wind sät": Diese Besetzung fand ich wie gesagt perfekt; teilweise dachte ich fast, die Rolle sei ihm (und nicht Gene Kelly!) auf den Leib geschrieben worden.
Zitat von bertiBei einer Synchro 10 Jahre später hätte ich persönlich Holger Hagen auf Mel Ferrer besetzt. Bei Granger fällt mir spontan niemand ein.
Was schreib ich denn hier! 10 Jahre später hätte ich natürlich Kindermann auf Granger besetzt. Abgesehen davon, dass er dem O-Ton extrem nahe kommt, wäre der um diese Zeit auch im richtigen Alter gewesen. 1952 war Monjé aber wohl wirklich noch die beste Wahl.
Heute Abend läuft im Bayerischen Rundfunk der "Skandalfilm" "Anatomie eines Mordes", in dem Hans Nielsen James Stewart spricht, während Siegmar Schneider in einer Nebenrolle zu hören ist. Ich selbst bin unsicher, ob es richtig war, Nielsen zu besetzen, oder ob Schneider die Rolle nicht auch ähnlich überzeugend rübergebracht hätte. Mich würde interessieren, was einige andere hier im Forum dazu meinen.
Nielsen war es ja seinerzeit in "Die Nacht vor der Hochzeit" und das ging eigentlich ganz in Ordnung. Den genannten Film kenne ich (noch) nicht aber ich werde auf jeden Fall reinschauen (noch nehme ich erstmal "Mr. Hobbs" auf ). Generell ist Siegmar Schneider aber IMMER passend auf James Stewart gewesen - daher denke ich schon, dass es für ihn kein Problem gewesen wäre.
EDIT: Habe mal wieder festgestellt, dass wenn ich die Wahl habe, immer Siegmar Schneider den Vorzug geben würde. Gestern gab es da schöne Vergleichsmöglichkeiten mit "Der Flug des Phönix" und "Anatomie eines Mordes". Nielsen ist nicht wirklich schlecht - wirklich passend wie angegossen ist aber nur Schneider für Stewart.
Zitat von smeagolHabe mal wieder festgestellt, dass wenn ich die Wahl habe, immer Siegmar Schneider den Vorzug geben würde. Gestern gab es da schöne Vergleichsmöglichkeiten mit "Der Flug des Phönix" und "Anatomie eines Mordes". Nielsen ist nicht wirklich schlecht - wirklich passend wie angegossen ist aber nur Schneider für Stewart.
Unnötig, aber zu verkraften. Passt in jedem Fall Welten besser als Wolfgang Lukschy und zur Rolle sicher auch besser als Peter Pasetti, der in "Lindbergh" wiederum sehr gut passte, auf Lindbergh als Person, wenn auch weniger auf den Schauspieler James Stewart.
Nielsen sprach Stewart ja laut Arne 5mal und war damit wohl sogar, wie Fürbringer, ein Anwärter auf die Standardstimme vor (oder fast zeitgleich mit) Schneider. http://www.synchrondatenbank.de/sprecher.php?id=2764
In dem nicht so ganz ernstzunehmenden Streifen "Big Trouble in Little China" (1986) kam auf Kurt Russell nicht Manfred Lehmann, der seit "Die Klapperschlange" sein Stammsprecher war, zum Einsatz sondern Joachim Tennstedt, wo sich für mich zunächst die Frage stellte, ob letzterer überhaupt passte. Das Ergebnis war aber wunderbar und ich kann jetzt auch nicht sagen ob Manfred Lehmann in der Rolle des großmäuligen LKW-Fahrers Jack Burton überhaupt gepasst hätte. Soweit ich das beurteilen kann, würde ich sagen, dass Lehmann hier vielleicht doch ein bißchen zu bullig geklungen hätte.
Allerdings war es bei Kurt Russel ja auch nicht die einzige Abweichung!! 1 oder 2 Jahre später kam ja der Thriller "Tequilla Sunrise" heraus und dort wurde Russel - meiner Meinung nach - von Michael Brennicke gesprochen!! Wahrscheinlich war es eine Münchner Synchro!! Ob es nun eine erfreuliche Abweichung war, kann ich nicht sagen!! Es fiel mir nur auf, da die anderen beiden Stars - Mel Gibson und Michelle Pfeiffer - ihre gewohnten Stimmen hatten!! (Wepper und Nottke) Ab Tango und Cash war dann wieder Lehmann auf Russel zu hören!!
In Antwort auf:Allerdings war es bei Kurt Russel ja auch nicht die einzige Abweichung!! 1 oder 2 Jahre später kam ja der Thriller "Tequilla Sunrise" heraus und dort wurde Russel - meiner Meinung nach - von Michael Brennicke gesprochen!!
Naja es war nicht die einzige Sprecherabweichung. Aber es war eine Abweichung, die rollenbezogen (Big Trouble...) jedenfalls gut gepasst hat, meine ich.
Hansjörg Felmy für Kirk Douglas in "Zwei dreckige Halunken" Das man hier ihn statt Marquis besetzt hat, war nicht nur eine originelle Idee, sondern sogar ein echter Glücksfall. Marquis hätte für die Rolle des schelmisch-gewitzten Gauners nicht nur schon zu bullig geklungen, sondern ihn auch viel zu alt wirken lassen. Felmy kam einfach herrlich frech und cool rüber (außerdem war er auch ziemlich nahe am O-Ton).
Jürgen Thormann für Peter Sellers in "Willkommen, Mr. Chance" Ich weiß, Thormann sprach Sellers vorher schon in zwei anderen Filmen. "Hoffman" kenne ich noch nicht, in "Eine Leiche zum Desert" wäre mir Georg Thomalla lieber gewesen. In "Willkommen, Mr. Chance" passte Thormann einfach ideal zu Sellers starrer Mimik und seiner emotionslosen, monotonen Sprechweise. Thomalla hätte hier gar nicht gepasst.
Michael Nowka für Jackie Chan in "Drunken Master 2" Als generelle Stimme für Jackie Chan passt Stefan Gossler wirklich am Besten, gerade auch weil er Jackie Chans Originalstimme am Nächsten kommt. 1994 war er allerdings noch nicht der Stammsprecher, allerdings ist die Wahl, die bei diesem Film getroffen wurde, rollenbezogen einfach gut gelungen. Die alberne Art, die Jackie Chan hier als Wong rüberbringt, ist von Michael Nowka kongenial getroffen, wobei das Highlight wirklich die Drunken-Boxing-Sequenzen sind, wo Jackie Chan übertrieben grimassiert und Michael Nowka wirklich gut was entgegensetzt.