So wie bei anderen Schauspieler dürfte es auch in der Synchronbranche Beispiele für blasse oder auch überzogene Interpretationen geben. Mir selbst ist diese Idee vor einiger Zeit gekommen, als sich in einer "Captain Future"-Folge Hans-Jürgen Dittberner plötzlich absolut abgelesen anhörte. Edigrieg hat auf seiner Homepage geschrieben, dass die Reaktion des von Arnold Marquis gesprochenen Jägers auf den Mordbefehl ("Aber Majestät, die kleine Prinzessin") ein Schwachpunkt der 66er-Synchro von "Schneewittchen" sei. Und Mücke hatte vor längerer Zeit geschrieben, dass er den großen GGH selten so blass gehört hätte wie auf Stewart Granger in "Der Hund von Baskerville".
Arnold Marquis auf Bud Spencer in "Das Krokodil und sein Nilpferd". Dieser Film wurde ja desöfteren schon mal angesprochen. Marquis musste ja immer aufpassen, dass er nicht so stark chargiert, dass von der Figur noch was übrigbleibt. Hier bleibt allerdings von Bud Spencer rein gar nichts mehr übrig, da Marquis extrem stark chargierte und tw. auch eine übermäßig laute Stimmlautstärke an den Mann legte, während Bud Spencer offenbar hier nicht so reingehauen hat.
Der größte Teil der Besetzung der hier erst neulich angesprochenen Neusynchro von "Robin Hood - König der Diebe" hat eine schwache Leistung abgeliefert, besonders Lutz Riedel (Alan Rickman) und Frank Glaubrecht (Kevin Costner). Beide klingen in der Neusynchro ausgesprochen müde und gelangweilt, als hätte ihnen das Ganze keinen Spaß gemacht. Auch Roland Hemmo kann als Bruder Tuck nicht an Wolfgang Hess heranreichen.
Ein generelles Problem habe ich z.B. mit Heinz Petruo für Robert Shaw, da diese Besetzung immer wieder auf's Neue pseudo-arrogant bzw. -böse wirkt. Man hat das Gefühl, dass Petruo für Shaw provisorisch stets all seine Klischees abspulte. Gewissermaßen, um sie für's nächste Jahr weg zu haben... Unverständlich vor allem deswegen, weil Petruo in unzähligen Filmen als Schurke oder Gentleman hervorragend funktionierte. Ausgerechnet bei einem seiner Stammstars funktionierte es aber nicht...
Was Arnold Marquis angeht möchte ich in jedem Fall auch Robert Mitchum nennen. Gut, für Kirk Douglas und Richard Widmark mag ich Marquis auch nicht am liebsten, aber zumindest hatte er für die eine klare und eigene Markanz. Bei Mitchum: Fehlanzeige. Zufall oder nicht: Man merkt deutlich, dass Mitchum der letzte der drei war, die der "junge" Marquis in großen Rollen regelmäßig übernahm bzw., dass er für die beiden anderen vor Mitchum glänzte. Es wirkt wie aus zweiter Hand, runtergespult, nach Strich und Faden...absolut daneben.
Der ansonsten überdurchschnittlich verlässlich hervorragende Erik Schumann erlebte seine schwächsten Synchron-Stunden m.E. für Giuliano Gemma. Mir gegenwärtig ist da "Ein Loch im Dollar"...
Zitat von MückeEin generelles Problem habe ich z.B. mit Heinz Petruo für Robert Shaw, da diese Besetzung immer wieder auf's Neue pseudo-arrogant bzw. -böse wirkt.
Finde ich nun gar nicht. Gerade in "Taking of Pelham 1-2-3" ist er grandios gelassen und überlegen, manchmal sogar regelrecht weich (in seinen Gesprächen mit Martin Balsam, wodurch die untergründige Freundschaft zwischen Blue und Green sehr gut herauskommt - wie überhaupt die gesamte Synchronisation bravorös gelungen ist). Hier kann für mich nur noch Reinhard Glemnitz mithalten.
Zitat von MückeEin generelles Problem habe ich z.B. mit Heinz Petruo für Robert Shaw, da diese Besetzung immer wieder auf\'s Neue pseudo-arrogant bzw. -böse wirkt.
Finde ich nun gar nicht. Gerade in "Taking of Pelham 1-2-3" ist er grandios gelassen und überlegen, manchmal sogar regelrecht weich (in seinen Gesprächen mit Martin Balsam, wodurch die untergründige Freundschaft zwischen Blue und Green sehr gut herauskommt - wie überhaupt die gesamte Synchronisation bravorös gelungen ist). Hier kann für mich nur noch Reinhard Glemnitz mithalten.
Ganz meine Meinung! Petruo ist zugegebenermaßen klischeehaft, aber in dieser Rolle kann ich mir die Alternativbesetzungen Glemnitz und Chevalier beide nicht so recht vorstellen.
@Stefan: Du meintest doch mal über "Die Spur des Falken", dass du einige Sprecher selten so lustlos und gelangweilt wie dort gehört hättest. Wen genau meintest du damit?
Mich störte er in "Taking of Pelham" irgendwie, vielleicht gingen die Nuancen gegenüber Lukschys wuchtiger Präsenz aber wirklich nur etwas unter - ich war von Lukschy ziemlich begeistert und habe mich da vielleicht irritieren lassen... Noch mieser fand ich ihn allerdings in "Die letzte Schlacht" und vor allem "Ein Tag zum Kämpfen", wo er völlig unnahbar war, meiner Meinung nach... Für einen Film, der ein Portrait ist, in der Hauptrolle absolut tödlich... Dass Michael Chevalier die bessere Lösung ist oder gar Edgar Ott, finde ich andererseits aber auch nicht. Mein Favorit ist bisher Horst Niendorf. Reinhard Glemnitz habe ich allerdings noch nicht für ihn gehört.
Zitat von MückeReinhard Glemnitz habe ich allerdings noch nicht für ihn gehört.
"Robin und Marian" & "Ein Mann zu jeder Jahreszeit" (eine dämliche Übersetzung) - das sind die, die mir spontan einfallen; zumindest der erste Film ist uneingeschränkt empfehlenswert.
Zitat von bertiDu meintest doch mal über "Die Spur des Falken", dass du einige Sprecher selten so lustlos und gelangweilt wie dort gehört hättest. Wen genau meintest du damit?
Offtopic, aber ... Letztlich meinte ich alle, besonders auffällig ist es bei Arnold Marquis, der ganz auf die "coole" Masche geht, laut zetert und die Feinheiten des Originals (mit denen Bogart die äußere Härte der Figur bricht) über Bord gehen lässt.
Zitat von Stefan der DEFA-Fanbesonders auffällig ist es bei Arnold Marquis, der ganz auf die "coole" Masche geht, laut zetert und die Feinheiten des Originals (mit denen Bogart die äußere Härte der Figur bricht).
Irgendwie ist das Marquis' ewiges Manko gewesen. Fast jede Rolle, in der er daneben liegt scheitert daran, dass er die Rolle durch zu laute, wuchtige Präsenz oder meist theatralisches Auschargieren erstickt.
Zitat von Stefan der DEFA-FanOfftopic, aber ... Letztlich meinte ich alle, besonders auffällig ist es bei Arnold Marquis, der ganz auf die "coole" Masche geht, laut zetert und die Feinheiten des Originals (mit denen Bogart die äußere Härte der Figur bricht).
Ich finde es gar nicht offtopic; schließlich sind ja gerade entweder blasse oder überzogene, in jedem Fall schwache Rolleninterpretationen Thema dieses Threads. Du hattest dich ja schon einige male kritisch über die Erstsynchro von "Vertigo" im Allgemeinen und über die Leistungen von Gisela Trowe und Siegmar Schneider kritisch geäußert. Wahrscheinlich würdest du beider Interpretationen auch hier einordnen, oder?
Zitat von bertiIch finde es gar nicht offtopic; schließlich sind ja gerade entweder blasse oder überzogene, in jedem Fall schwache Rolleninterpretationen Thema dieses Threads.
Hast recht, ich hatte gerade nicht genau darauf geachtet, in welchen Thread ich mich gerade befand.
Zitat von bertiDu hattest dich ja schon einige male kritische über die Erstsynchro von "Vertigo" im Allgemeinen und über die Leistungen von Gisela Trowe und Siegmar Schneider kritisch geäußert. Wahrscheinlich würdest du beider Interpretationen auch hier einordnen, oder?
Schneider nicht, er war nicht schlecht, aber in der zweiten Fassung einfach besser. Was die Leistung von der Trowe betrifft - auf jeden Fall. Was sie da geritten hat ... denn ansonsten schätze ich sie durchaus (ihre besten Sprecherleistungen hat sie allerdings - meiner Meinung nach - in den Hörspielen erbracht, die ich von ihr kenne, Europas "Old Surehand" z.B.).
In Antwort auf:Irgendwie ist das Marquis' ewiges Manko gewesen. Fast jede Rolle, in der er daneben liegt scheitert daran, dass er die Rolle durch zu laute, wuchtige Präsenz oder meist theatralisches Auschargieren erstickt.
Da würde ich dir auf jeden Fall zustimmen. Arnold Marquis hatte eine sehr kräftige Stimme und musste immer sehr scharf aufpassen (der Synchronregisseur sicher auch), dass er den Figuren durch sein chargieren nicht den Charakter raubte, was leider manchmal doch vorkam, wie in dem oben beschriebenen Film "Das Krokodil und sein Nilpferd". Er hat es aber auch öfter geschafft den Figuren gewissermaßen noch Atem zu lassen, wie z.B. auf Lino Ventura in "Der Schrecken der Medusa".
"Der Schrecken der Medusa" ist für mich ein Grenzfall. Ich fand Marquis dort teilweise grandios, teilweise ziemlich übel. Vor allem dann wenn es um die emotionaleren Momente ging. Marianne Lutz für Lee Remick fand ich jetzt auch nicht so prickelnd. Zum Teil etwas überzogen. Horst Schön für Richard Burton fand ich super ! Desweiteren ist zu betonen dass mir die Nebencharaktere in dem Film fast am besten gefallen haben. Jürgen Thormann als Lehrer des jungen John Morlar war grandios. Joachim Kemmer in der Rolle des Verlegers war sehr gut. Die Mischung aus Süffisanz mit leicht "schwulen" (man verzeihe mir den Audruck, er ist nicht negativ behaftet) Einschlag. Klasse ! Auch Klaus Kindler in der Rolle des Seargeant Duff, war grundsolide. Die Art von Skepsis und Unglauben nahm man ihm durchaus ab. Edgar Ott war auch gut.
Dabei stellt sich mir folgende Frage. Da dieser Film ja, den Sprechern nach eine Berliner Synchro gewesen scheint, war ich doch sehr verwundert Klaus Kindler zu hören. Hat er öfters in Berlin gesprochen ?
Zitat von d-udoDabei stellt sich mir folgende Frage. Da dieser Film ja, den Sprechern nach eine Berliner Synchro gewesen scheint, war ich doch sehr verwundert Klaus Kindler zu hören. Hat er öfters in Berlin gesprochen ?
Um 1980 herum hat er dort zumindest Clint Eastwood in den Zweitsynchros der beiden "Dollar"-Filme synchronisiert (Synchronregie Rainer Brandt). Die Synchro dieses Films entstand ja auch etwa um diese Zeit.
Zitat von MückeIrgendwie ist das Marquis' ewiges Manko gewesen. Fast jede Rolle, in der er daneben liegt scheitert daran, dass er die Rolle durch zu laute, wuchtige Präsenz oder meist theatralisches Auschargieren erstickt.
Ironischerweise hat er es als Jäger in der Zweitsynchro von "Schneewitchen" genau umgekehrt gemacht. Edigriegs Kommentar, Marquis´ "Aber Majestät, die kleine Prinzessin..." höre sich eher an, als hielte ihn die Königin nur von einem Golfspiel ab, ist einfach zu treffend.
Ich glaube, Kindler war durchaus öfters in Berliner Synchros zu hören (auch schon in den 60ern), u. a. in einer Folge von "Drei Engel für Charlie", ZDF-Synchro von den Endsiebzigern) und ach ja die letzten Folgen von den "Leuten von der Shilo Ranch" machte er ja wohl ebenso in Berlin mit! Gruß, Pete!