Zitat von Stefan der DEFA-Fan im Beitrag #59Hagen wiederum war für den gealterten Peck sehr gut, da es für ihn einen Sprecher mit klassischem Flair brauchte und es kaum noch einen gab.
Noch größer dürfte das Problem bei "Moby Dick" gewesen sein, Pecks letzter Rolle überhaupt. Um die Jahrtausendwende waren die "klassischen" Stimmen praktisch schon ausgestorben, ein paar Jahre zuvor gab es zumindest noch GGH und Holger Hagen. Gerade für den Prediger war aber ein möglichst markantes und "kerniges" Organ nötig. Von den Sprechern, die Peck zuvor öfter synchronisiert hatten, war wohl nur noch Claus Biederstaedt am Leben, und der scheint zu dieser Zeit nur noch für James Garner ins Studio gekommen zu sein. Ansonsten wäre wohl nur noch Jochen Schröder in Frage gekommen - weniger, weil er Jahre zuvor einen Einsatz für Peck gehabt hatten, sondern weil seine Stimme auch die nötigen Voraussetzungen erfüllt. Aber Michael Chevalier klang eben noch "markiger" und schwerer.
Zitat von berti im Beitrag #25Komisch fand ich Claus Biederstaedt, da man zu diesem Zeitpunkt noch Hagen hätte besetzen können.
Nachdem ich den Film erneut gesehen habe, wundert mich die Besetzung wieder: In München hätte sich zu dieser Zeit Hagen angeboten, warum importierte man also Biederstaedt? Gut, es kann natürlich sein, dass Hagen verhindert und Biederstaedt gerade vor Ort war. Stimmlich ist der Bruch gar nicht so groß, da Hagen in seinen späteren Jahren ja kratziger klang; allerdings wirkte Biederstaedts sonores Organ teilweise zu kräftig und wuchtig für den im Alter immer noch relativ schmalen Peck.
Nachdem ich neulich endlich mal den "gefährlichsten Mann der Welt" sichten konnte, wundert mich Biederstaedts Besetzung dort ebenfalls, gerade weil die BSG zuvor ab "Wer die Nachtigall stört" konsequent auf Hirthe gesetzt hatte und Biederstaedt mit diesem stimmlich nichts gemein hatte, dafür aber mit Lukschy, der um diese Zeit sowohl in Berlin als auch in München wieder zum Zuge kam. Vorab hatte ich vermutet, die Rolle könnte vielleicht etwas dynamischer als sonst angelegt gewesen sein, weshalb man eine "jüngere" Stimme für sinnvoll hielt; aber so viel anders als in "Arabeske" spielt Peck hier auch nicht. Mir kam ein anderer Verdacht: Kann es sein, dass Biederstaedt im Zeitraum 1966-70 ein "aufstrebender" Sprecher war, mit dem viel "herumexperimentiert" wurde? Es fällt auf, dass er gerade bei der BSG damals häufig ein- pder zweimalige Einsätze für Schauspieler hatte, bei denen eigentlich jemand anders Feststimme war oder für die es gleich mehrere Alternativen gegeben hätte (Paul Newman, Stephen Boyd, James Mason, Yul Brynner, Charlton Heston).
Zitat von berti im Beitrag #63[quote=""|p7235054]Kann es sein, dass Biederstaedt im Zeitraum 1966-70 ein "aufstrebender" Sprecher war, mit dem viel "herumexperimentiert" wurde?
Für mich ist das gar keine Frage, wenn ich sehe, auf wie vielen Schauspielern mit Biederstaedt experimentiert wurde, zu denen er auf den ersten Blick als Fehlbesetzung erscheinen musste (und es auf den zweiten Blick blieb - Peter O'Toole!!). Ganz konkret scheint mir, dass man ihn als GGH-Nachfolger aufbauen wollte. Und wenn ich ehrlich bin: Sein Aufstreben fällt in die Zeit des Streiks - da wurden einige neue (und sei es nur in Berlin neu) Leute verstärkt eingesetzt, die den Streik nicht im Blick hatten oder ihre Chance nutzten oder ... Das ist nur ein Gefühl hart am Rande der Unzulässigkeit - bitte nicht zitieren oder gar sich drauf stützen.
Einen ähnlichen Verdacht hattest du früher schon geäußert. ehrenrührig erscheint es mir nicht unbedingt, weil er ja nicht zwangsläufig unterstellt, X habe sich hier unkollegial verhalten oder in den Vordergrund gedrängt. Ebenso könnte es auch sein, dass die Studioleiter oder Regisseure auf "unverbrauchtere" Stimmen zurückgriffen. Rolf Schult und Christian Rode waren um 1967 ja auch relativ plötzlich in Hauptrollen zu hören, nachdem sie zuvor eher Mini-Parts gehabt hatten. Da über Ausmaß und Details des Streiks weiter kaum etwas bekannt zu sein scheint und die unmittelbar Beteiligten sicher fast alle tot sein dürfte, bleiben erstmal nur Spekulationen.
Zitat von Stefan der DEFA-Fan im Beitrag #64Ganz konkret scheint mir, dass man ihn als GGH-Nachfolger aufbauen wollte.
Sie waren zwar ein ähnlicher Stimmtyp, allerdings wurde Biederstaedt jenseits von Paul Newman zu dieser Zeit nicht gerade auf Schauspieler besetzt, die eigentlich GGH "gehörten"; und nach 1970 wurde auch nicht versucht, ihn als "Ersatz" in Berlin zu etablieren, sondern man holte GGH noch oft aus München.
Im Falle von Gregory Peck wundert es mich nur, dass man hier nicht wieder Hirthe nahm und auch nicht auf Lukschy zurückgriff, obwohl dieser um 1970 wieder einige Einsätze für Peck hatte (darunter auch einen bei der BSG).