Ich würde gerne mal ganz persönliche Meinungen dazu hören, warum dieser Film so ein Kultphänomen ist. Mich erinnert er an "Müllers Büro", der auch so umjubelt wird und ich mich bis heute frage, was denn da so besonderes dran ist?
Dramaturgisch gibt der Film wenig her, auf mich wirkt er irgendwie wie eine danebengegangene Persiflage, nur dass mir nie so ganz klar ist, was oder wer nun persifliert wird - trotz des erkennbaren Rahmens. Irgendwie alles eine Nummernrevue, die sich selbst sehr gewichtig nimmt.
Die Hauptdarsteller sind eher nervig in Szene gesetzt, bei Belushi wird das in der deutschen Fassung von Rainer Basedow noch vergröbert.
Der Film ist jedenfalls in sich und seine Images selbst verliebt, das empfinde ich als störend. Nichts an dem Film ist aber so nervtötend wie die penetrant eingesetzte Musik (die aber offenbar einen Gutteil des Kultfaktors ausmacht).
Kult kann man nicht erklären, vor allem nicht, wenn man sich offenbar nicht so richtig für das Genre interressiert. Hier dennoch ein Versuch:
Natürlich geht der Kult hauptsächlich von der Musik aus. Ich mag nicht alle Nummern, aber Rawhide, Everybody Needs Somebody, Minnie the Moucher, Think und Boom Boom könnten den Film allein tragen. Ein weiterer Faktor sind die vielen Cameos von lebenden Legenden. Die Klamotten gehören auch dazu und die Blues Brother-Moves bei den Auftritten der Band sind noch cooler als John Travoltas Twist in Pulp Fiction.
Die Handlung ist nur scheinbar nebensächlich. Ein Running Gag sind die ewigen Mordversuche durch Carrie Fisher, nach denen die Blues Brüder immer unbeeindruckt wieder aufstehen. Am Ende nimmt Jake für sie sogar die Brille ab, was ihm das Leben rettet. Überhaupt wird die stets regungslose Haltung bei sämtlichen Protagonisten bis zum Schluss sehr konsequent durchgezogen: Es beginnt mit Frank Oz, der Jake seine Habseligkeiten aushändigt. Die Fleißbandkollegin von Elwood scheint nicht zu interssieren, dass Elwood die Klebstoffdosen klaut und dadurch die ganze Produktion stoppt. Ebenso verzieht Elwoods Chef keine Miene, als dieser kündigt. John Candy bestellt mitten während der Razzia im Hotel noch Drinks für seine Cops. Der Beamte vom Finanzamt scheint sich auch nicht zu wundern, dass die Brüder ihn fast schon nötigen, die Steuer für das Waisenhaus entgegen zu nehmen.
Insgesamt macht der Film an vielen Stellen einfach Spaß, gerade weil er so übertreibt. Ein solcher Film funktioniert jedenfalls nur einmal, wie die zwar liebevoll gemeinte, aber letztlich misslungene Fortsetzung von 2000 gezeigt hat.
Danke für deine Eindrücke! Dass in erster Linie natürlich die klassischen US-Detektivfilme Vorbild waren, war mir schon bewußt. Leider war hier ein parodistischer Zugang aus meiner Sicht zur Entstehungszeit von "Blues Brothers" schon ziemlich ausgelutscht.
Dass die Musik eine bedeutende Rolle spielt, ist auch klar - hier hat wohl auch ein Teil meiner Ablehnung damit zu tun, dass sie Songs nicht unbedingt meins sind. Die Musik ist ziemlich überreizt und aufdringlich, weniger ist meist mehr.
Kult ist in der Regel immer ein Phänomen für sich - oftmals schwer nachvollziehbar, wenn man den Kern der Anbetung nicht mag.
Frank Oz ist ja nun alles andere als regungslos. Abgeneigt und angeekelt händigt er Jake seine schwarrrrrze Garnitur aus. Wieso diese Sauertöpfigkeit? Wird nicht erklärt, ist einfach bloß 'ne geniale Auf-Pimpung einer an sich total belanglosen Szene. Wenn dann das Tor aufgeht und Jake unter "She caught the Caty" aus dem Sonnenlicht tritt, bin ich wieder voll dabei. Kann man nicht erklären.
Ich finde es schwer jemandem zu erklären, warum einem etwas gefällt. Normalerweise ist es ja so, dass einem erst etwas gefällt und man dann im Laufe der Zeit Gründe findet, warum das so ist. Andersherum ist es eher unüblich. Deswegen gefällt einem etwas ja in der Regel nicht auch, weil ein anderer (überzeugende) Gründe dafür nennt. Aber sie können es möglicherweise nachvollziehbarer machen (geht mir z.B. bei Musik häufig so). Meine Schwester hatte sich vor Jahren mal die Soundtrack-CD gekauft und mich damit angesteckt. Für mich ist dieses Album leicht das beste des 20. Jahrhunderts. Ich mag Alben in der Regel nicht, weil für mich da immer ein Lied wie das andere klingt, am Blues-Brothers-Sound kann ich mich bis heute nicht satthören. Feinster Soul mit dicken Bläsern - da geht mir so richtig das Herz auf. Und alles gespielt von Weltklasse-Musikern! Dass es größtenteils auch die "echten" Musiker sind, die im Film auftreten, wäre im Playback-Land Deutschland vermutlich unvorstellbar gewesen. A pros pos Deutschland: Man liest ja immer der Film sei in den USA nicht so erfolgreich wie in Europa gewesen. Ich spekuliere jetzt mal, aber ich vermute mal, die Deutschen hatten musikalischen Nachholbedarf. Während die späteren Blues-Brothers-Musiker mit ihrem Stax-Sound in den 60ern die amerikanischen Charts eroberten, waren die Hitparaden in Deutschland zu jener Zeit noch von unsäglichen Schlagersternchen oder "eingedeutschten" Versionen internationaler Hits besetzt. Englisch durften höchstens die "Beatles" mit ihrem Buffz-Klack-Sound singen. Als sich das in den 70ern änderte, war die große Zeit von Stax, Atlantic und Motown schon vorbei. Durch den Film "Blues Brothers" bekamen möglicherweise viele Europäer zum ersten Mal richtigen, amerikanischen Rhythm & Blues auf die Ohren. Als ich dann Jahre später den Film das erste Mal gesehen habe, hätte der eigentlich sein können, wie er wollte, solange die Lieder drinvorkamen. Erfreulicherweise konnte aber auch er für sich genommen überzeugen. Ein wunderbarer Hirn-Aus-Film, mit jeder Menge kultigen Szenen und Sätzen. Dass er etwas persifliert wäre mir nicht aufgefallen, ich wüsste aber auch nicht, dass das für einen guten Spaßfilm notwendig wäre. Im Gegenteil: Mit den meisten Parodien kann man mich jagen - insbesondere wenn sie "Movie" im Titel tragen oder Leslie Nielsen die Hauptrolle spielt. Weitegehend allein bin ich jedoch vermutlich mit der Meinung, dass auch "Blues Brothers 2000" klasse ist. Natürlich ist der Plot teilweise fast 1:1 kopiert, bei so einem Film stört mich das allerdings wenig. Denn die Hauptsache, die Musik, ist wieder richtig geil! Außerdem finde ich es bemerkenswert, was sie aus der undankbaren Ausgangsituation - dem Fehlen des einen Hauptcharakters - gemacht haben. Dan Aykroyd spielt übrigens noch heute Elwood Blues: Jede Woche in der Radiosendung "The Bluesmobile", die aus auch schon lange online gibt.
Zitat von Edigrieg im Beitrag #19Frank Oz ist ja nun alles andere als regungslos. Abgeneigt und angeekelt händigt er Jake seine schwarrrrrze Garnitur aus. Wieso diese Sauertöpfigkeit? Wird nicht erklärt, ist einfach bloß 'ne geniale Auf-Pimpung einer an sich total belanglosen Szene. Wenn dann das Tor aufgeht und Jake unter "She caught the Caty" aus dem Sonnenlicht tritt, bin ich wieder voll dabei. Kann man nicht erklären.
Regungslos nicht, aber bierernst wie praktisch alle ("Ein benutztes..."). Und der "Heiligenschein" hinter Jake bzw. hinter beiden Brüdern während der Titeleinblendung ist ja nur die Vorwegnehme der göttlichen Mission. Es folgt die nächste übertrieben ernste Szene, als Jake fragt, wo das alte Auto sei und erfährt, Elwood habe es gegen ein Mikro eingetauscht. Auf die viel zu höfliche Entgegnung, dass er sich in einer Bullenschaukel unwohl fühle, demonstriert Elwood die Leistungsfähigkeit des Wagens - wieder ohne jede Gefühlregung. Genial.
Zitat Durch den Film "Blues Brothers" bekamen möglicherweise viele Europäer zum ersten Mal richtigen, amerikanischen Rhythm & Blues auf die Ohren.
Kann gut sein. In dem Fall ist das Phänomen vergleichbar mit BUENA VISTA SOCIAL CLUB, wo auch Musik einer vergangenen Ära gezeigt wurde und deren Sountrack in Deutschland zum Bestseller wurde.
Kenn ich schon, nur klang das sehr nach 80s:-) "Jetzt endlich auf Video: Das wüsteste Team seit Nitro und Glycerin. 130 Minuten Blues für Ihr Heimkino."