Gibt es einen bestimmten Grund, warum man bei "Winnetou und sein Freund Old Firehand" auf keinen der bisherigen Winnetou-Sprecher (also Herbert Stass, Christian Wolff oder Thomas Eckelmann) zurückgegriffen hat?
Stewart Granger hat sich in den englischssprachigen Versionen von "Old Surehand", "Unter Geiern" und "Der Ölprinz" nicht selbst gesprochen? Ich habe gerade den Trailer von "Old Surehand" (Flaming Frontier) auf englisch angesehen und mit einem späteren Interview von Granger, wo er schon älter war, verglichen und es ist eindeutig die gleiche Stimme. Bei "Oil Prince" (Der Ölprinz) ist es auch Grangers echte Stimme, nur bei "Among Vultures" (Unter Geiern) klingt sie etwas anders, mehr gekünstelt, könnte aber auch Granger selbst sein, schwer zu sagen oder es ist ein Immitator.
Zitat Gibt es einen bestimmten Grund, warum man bei "Winnetou und sein Freund Old Firehand" auf keinen der bisherigen Winnetou-Sprecher (also Herbert Stass, Christian Wolff oder Thomas Eckelmann) zurückgegriffen hat?
Hierüber kann man heute nur noch spekulieren- wie bei fast allen Filmen von früher. Eine Möglichkeit wäre, dass Eckelmann schlichtweg wg. anderer Verpflichtungen nicht zur Verfügung stand.
Aus meiner Sicht aber ist es wahrscheinlicher, dass man Eckelmann bewusst austauschte, da Wendlandt damals einen Neuanfang innerhalb der Karl-May-Reihe anstrebte. Mit dem Film wollte man sich der damals aufkommenden Italo-Western-Reihe anpassen. Ein Versuch, der gründlich in die Hose ging. Winnetou und Italo-Western- das passte so gut zusammen wie Feuerwasser und Apachen, nämlich gar nicht. Die Geschichte wurde von Kurosawas "Die sieben Samurai" abgekupfert und mit Rod Cameron als "Old Firehand" ein neuer "Held" installiert. Wendlandts Suchkriterium für die Hauptrolle: ein altgedienter US-Star, der seine besten Jahre hinter sich hatte und damit nicht allzu teuer war. Nur war Cameron nicht unbedingt als Star zu bezeichnen. Er spielte zwar Hauptrollen in B-Western, aber da waren Joel McCrea oder Randolph Scott sicher die Besseren. Und Cameron war im Gegensatz zu Stewart Granger oder Lex Barker in Deutschland nicht allzu bekannt.
Der Constantin-Filmverleih war hier übrigens (wie slatibartfast schon schrieb) raus bei diesem Projekt. Der Film wurde vom Columbia-Bavaria Filmverleih vertrieben.
Wendlandt hatte nach diesem Fehlschlag keine Lust mehr auf weitere May-Verfilmungen. Ursprünglich waren für 1966 ein weiterer May-Film geplant (Old Surehand, 2. Teil - das Projekt wurde aber schnell fallengelassen) und für 1967 "Kapitän Kaimann" und "Im Tal des Todes". Beide Projekte wurden nicht mehr realisiert. Atze Brauner versuchte es 1968 nochmals mit "Winnetou und Shatterhand im Tal der Toten", aber das Ende der Reihe war erreicht.
2016 ist die Rialto-Film übrigens Coproduzent der RTL-Winnetou-Reihe; nach 50 Jahren also ein May-Comeback für Rialto-Film!
Ich vermute auch, dass man Winnetou aus besagten Gründen mehr zu so ner Art Actionhelden machen wollte und Danneberg daher eine bewusste Entscheidung war. Der große Erfolg war zu dieser Zeit ja schon längst passé.
Die Action-Zeit von Danneberg war aber noch weit entfernt - er wurde in diesen Jahren noch als "grüner Junge" besetzt. Vielleicht war das eher die Erwägung, Winnetou auf diese Weise jünger zu machen (immerhin sollte er den zeitlichen Beginn der Reihe darstellen).
Zitat von Stefan der DEFA-Fan im Beitrag #22Die Action-Zeit von Danneberg war aber noch weit entfernt - er wurde in diesen Jahren noch als "grüner Junge" besetzt. Vielleicht war das eher die Erwägung, Winnetou auf diese Weise jünger zu machen (immerhin sollte er den zeitlichen Beginn der Reihe darstellen).
Gruß Stefan
Wär denkbar, war aber leider ein kompletter Fehlschlag.
Action-Danne war natürlich noch nicht geboren, aber er klang doch damals deutlich kerniger als Winnetous bisherigen Sprecher. Ich halte das für keinen Zufall. Man wollte aus dem intellektuellen Häupling einen harten Hund machen.
Zitat von Chow Yun-Fat im Beitrag #24Action-Danne war natürlich noch nicht geboren, aber er klang doch damals deutlich kerniger als Winnetous bisherigen Sprecher. Ich halte das für keinen Zufall. Man wollte aus dem intellektuellen Häupling einen harten Hund machen.
Am härtesten war Winnetou aber in Teil 1 und das hatte jetzt nicht unbedingt was mit dem Sprecher zu tun.
Ich könnte mir auch vorstellen, dass man Winnetou so ein anderes Image verpassen wollte. Danneberg war damals einer der "aufstrebenden" Sprecher, und da man sich an einem ebenfalls "neuen" Genre wie dem Italowestern anbiedern wollte, lag es nahe, ihm auch akustisch eine neue Note zu verleihen.
Zitat von berti im Beitrag #26Ich könnte mir auch vorstellen, dass man Winnetou so ein anderes Image verpassen wollte. Danneberg war damals einer der "aufstrebenden" Sprecher, und da man sich an einem ebenfalls "neuen" Genre wie dem Italowestern anbiedern wollte, lag es nahe, ihm auch akustisch eine neue Note zu verleihen.
Aber Pierre Brice hat seine Darstellung doch eigentlich gar nicht geändert. Da bringt dann ein Sprecherwechsel auch nichts. Vor allem, weil Danneberg Winnetou ja auch nicht mit einer besonders andersartigen Note spricht.
Herbert Stass in "Silbersee" war ganz OK, Thomas Eckelmann ist aber der einzig wahre Winnetou, zum Glück wurde er von allen Sprechern am meisten eingesetzt, eben auch bei der "Old Surehand" Trilogie. Eckelmann ist und bleibt die perfekte Besetzung für Pierre Brice, er hat eine ehrliche, freundliche, sanfte aber auch heldenhafte Stimme und hat auch in Gewaltsszenen und Actionszenen (Kämpfe, Schießereien) nicht versagt, eine Stimme, die einfach perfekt zu Winnetou und Pierre Brices Gesicht passt und auch mit Old Shatterhand - G.G. Hoffmann - super harmoniert hat. Christian Wolff sprach ihn schon fast gefühlskalt und unsympathisch, was aber vielleicht für den 1. Film nicht schlecht war, trotzdem wäre Eckelmann vermutlich besser gewesen, auch bei den anderen Teilen ("Winnetou 1", "Old Shatterhand" etc.).
Mir fällt gerade auf, dass in Winnetou II offenbar für Ribanna noch Dialog ergänzt wurde, den Karin Dor am Set offenbar nicht gesagt hat. Oder kommt das nur mir so vor?