Zitat von berti im Beitrag #75Wahrscheinlich lag es am Studio oder Verleih. Denn Filme der Columbia landeten zu dieser Zeit in Berlin öfter bei der Ultra. Ackermann scheint wie gesagt nur bei der BSG "Pflicht" gewesen zu sein. Auch bei Filmen wie "Indiskret" (Verleih: Warner, Studio: Modial) oder "Die große Liebe meines Lebens" (2oth Century Fox, entweder Elite Film oder Ultra) kam er nicht zum Zuge.
Das begreife ich schlichtweg bis heute nicht - Cary Grant war ein so großer Star ... ich denke, in vielerlei Hinsicht haben wir da heute wirklich mehr Kontinuität als damals. Fing man eventuell erst stärker an, mehr auf Kontinuität zu achten - sagen wir ab Mitte der 60er vielleicht?
Es war wirklich eine Zeit lang ein hin und Her bei Grant, aber das ist ja kein Einzelfall. Eigentümlich eben, daß man selbst als Ackermann durchaus schon Synchron-Hits bei Grant zu verbuchen hatte, bei "Indiskret" zum Einsatz kam. Pasetti war ein formidabler Schauspieler und Synchronsprecher, aber nur ein mittelmäßiger Cary Grant. Leider kann man das nicht mehr ändern heutzutage.
Was "Nicht so schnell, mein Junge" anbelangt, ist Schürenberg beim mehrmaligen Ansehen durchaus genießbar. Er macht die Sache sogar gut, ganz klassischer Boulevardstil. Leider ist er aber kein Curt Ackermann. Wer weiß, vielleicht war Ackermann hier einfach verhindert. Daß dies Grants letzter Film sein würde, war ja nicht groß angekündigt, das ergab sich ja einfach so. Ich wüsste nur gerne, ob es bei den Lücken noch Filme gibt, wo bei den Kinosynchronisationen Ackermann zu hören ist.
Mal von Grant weg zu Ackermann zurück. Ich habe einer meiner absoluten Lieblingsrollen von ihm ganz vergessen. Das ist für Andre Morell in "Der Hund von Baskerville". Nicht nur daß Morell der vollendete Watson ist, auch Ackermann erfüllt die Rolle mit Würde, Vitalität und Verantwortungsbewußtsein. Irgendwie ist, trotz aller guter Watsons, die später noch dann und wann kamen, Morell immer "mein" Watson geblieben. Und das ist nicht zuletzt deutsch auch ein Verdienst von Curt Ackermann.
Wirklich interessant, ihn mal so zu sehen und vor allem zu hören! Denn seine Diktion in diesen Ausschnitten unterscheidet sich erheblich von der seiner späteren Synchronarbeiten: Hier spricht er relativ "salopp", teilweise schnodderig und unsauber, während er später (natürlich mit zunehmendem Alter immer stärker) betont gesetzt und "solide" bis "markig" klang.
Zitat von berti im Beitrag #80Wirklich interessant, ihn mal so zu sehen und vor allem zu hören! Denn seine Diktion in diesen Ausschnitten unterscheidet sich erheblich von der seiner späteren Synchronarbeiten
Definitiv. Hier ist er akustisch noch gar nicht auszumachen, da er noch nicht, wie du schon geschrieben hast, so sauber spricht wie später. Außerdem ist seine Stimme noch etwas dünner als später im Synchronstudio, was aber auch daran liegen mag, dass er hier eine Filmrolle gespielt hat und auf "nichts" achten musste. Außerdem war es bei ihm dann wohl auch so, wie bei anderen Synchronleuten: Normal sind sie eben desöfteren nicht unbedingt sofort zu erkennen.
Anders als viele Kollegen seiner Generation (Wolfgang Lukschy, Wilhelm Borchert, Heinz Engelmann, Siegfried Schürenberg, Paul Klinger) scheint Curt Ackermann vor der Kamera kaum aktiv gewesen zu sein. Wenn man zumindest ein paar Informationen über ihn bekommen kann, ist man dankbar. In Rolf von Sydows Buch "Der Regisseur" gibt es eine längere Passage über ihn (S. 33, über ein Treffen verschiedener Schauspieler): "Ohne Zweifel der Auffallendste ist Curt Ackermann, ein großer Mitfünfziger mit silbrig-blauem Löwenkopf, ausdrucksstarker Nase und wundervoll gepflegten Händen. Er ist der Typ Schauspieler, wie er im Buche steht. Der ´père noble´ in des Wortes schönster Bedeutung. So paradox es klingt, hat doch dieses unverwechselbare Aussehen seiner Karriere im Weg gestanden. Die modernistische Sucht, nur noch Identifizierungsbesetzungen zu machen, lassen ihn, besonders im Film, nach der Meinung der Verantwortlichen für die meisten Rollen nicht in Frage kommen. Wie oft hat er sich sagen lassen müssen: ´Nein, Sie sehen ja aus wie ein Schauspieler!´ Und seine Antwort: ´Na, ich bin ja auch einer!´ konnte trotz ihrer ausweglosen Tragik keinen fortschrittlichen Regisseur überzeugen. In welchem anderen Beruf macht man einem Menschen Vorwürfe, er sähe aus wie sein Beruf? Nur die Reklameindustrie scheint mit seiner Erscheinung noch das Flair der großen Wunschwelt zu verbinden. So fotografiert er viel für teure Markenartikel, und mit einer deutschen Weinbrandfirma hat er einen Exklusivvertrag."