Zitat von berti im Beitrag #45 Du hast also noch keinen Sprecher für Granger erlebt, der für dich gar nicht ging? Und wäre Monjé aus deiner Sicht am ehesten die Idealstimme?
Beides ja. Zwar hab ich vor Jahren die Filme mit Miedel und G.G. Hoffmann gesehen und bei den beiden kann man schon von fehlbesetzt sprechen, aber Grangers Rolle im "Wildgänse"-Film war - wenn ich's richtig erinnere - nicht so groß und der "Sherlock Holmes"-Film war - wie von anderen schon erwähnt - von Haus aus recht seltsam, so dass der fehlbesetzte Hoffmann den Film auf einer kuriosen Ebene eher unterhaltsamer machte.
Zur Liste: "The Crooked Road" (1965) lief in den deutschen Kinos als "Einmal wird abgerechnet". Sprecher weiß ich leider nicht.
Bei Monjé tritt allerdings das Problem auf, dass er bereits 1962 starb und schon ab 1955 kaum noch größere Rollen sprach. Deswegen hätte er kaum als Feststimme beibehalten werden können. Wer wäre dir als sein "Nachfolger" am liebsten gewesen? Mir wie gesagt Paul Klinger und Heinz Engelmann, letzterer aber wohl erst ab 1960.
Ich sehe es so ähnlich wie Horst, auch bei mir kommt an erster STelle Monje, dann unmittelbar Lukschy. So sehr ich auch finde, dass Lukschy ab Mitte 1960er zur Höchstform auflief und in den 1950er sehr häufig ziemlich steif wirkte, bewiesen gerade seine Granger-Einsätze, dass er auch ganz anders konnte. Vor allem in GEFÄHRTEN DES GRAUENS finde ich ihn großartig, wo er so herrlich aufgedreht agiert und den franko-kanadischee accent imitiert ("Hey, Babyyyy!"). Sein Einsatz in LAND DER TAUSEND ABENTEUER geht sehr in diese Richtung (auch wenn er hier neben Wayne nur die zweite Hauptrolle hatte, ging es nach diesem Film nur noch bergab mit seiner Karriere, weswegen ich auch mit seinen Ausflügen ins Euro-Kino auch nix anfangen kann). Aber auch in dramatischen Rollen, wie z.B. in DIE LETZTE JAGD ist Luksych phantastisch.
Die Vorbehalte gegen den jungen Ackermann kann ich ebenfalls nicht nachvollziehen, ich finde ihn in allen seinen früheren Einsätzen großartig, auch und gerade bei seinen ersten Einsätzen auf Grant (ohne Ackermann könnte ich bespielsweise den völlig überbewerteten und idiotischen DIE NACHT VOR DER HOCHZEIT überhaupt nicht ertragen).
Zitat von John Connor im Beitrag #48Die Vorbehalte gegen den jungen Ackermann kann ich ebenfalls nicht nachvollziehen, ich finde ihn in allen seinen früheren Einsätzen großartig, auch und gerade bei seinen ersten Einsätzen auf Grant (ohne Ackermann könnte ich bespielsweise den völlig überbewerteten und idiotischen DIE NACHT VOR DER HOCHZEIT überhaupt nicht ertragen).
Witzigerweise fand ich Ackermann gerade in der "Hochzeit" ziemlich unpassend, und auch smeagol (der Ackermann beim späten Grant praktisch unverzichtbar findet) hätte sich hier auch jemand anders vorstellen können. Schauspielerisch fand ich Ackermann für Granger auch nicht schlecht, nur stimmlich passte er eben nicht so gut. Wie sieht es bei dir denn mit den Besetzungen Engelmann und Klinger aus?
Engelmann habe ich nie bewusst auf Granger erlebt, wobei ich zugeben muss, dass in der Regel einen großen Bogen um Sauerkraut-Western und Europudding-Filme mache (allerhöchstens einmal und danach nie wieder). Klinger habe ich nur im KOMPLIZEN gehört, fand ihn damals nicht schlecht, aber verglichen mit Lukschy und Monje uninspiriert (allerdings habe ich mich ein paar Mal in den Hintern getreten, als ich die Diskussion in dem Thred zu diesem Film verfolgt habe, dass ich ihn mir damals, als er mal im Nachtprogramm lief, nicht archiviert habe - würde ich gerne mal wiedersehen).
"Das Geheimnis der gelben Mönche/Wie tötet man eine Dame?" kann ich nur empfehlen, wenn man sich mal ordentlich unter seinem Niveau amüsieren will. Trash und unfreiwillige Komik pur!
Zitat von John Connor im Beitrag #50allerdings habe ich mich ein paar Mal in den Hintern getreten, als ich die Diskussion in dem Thred zu diesem Film verfolgt habe, dass ich ihn mir damals, als er mal im Nachtprogramm lief, nicht archiviert habe - würde ich gerne mal wiedersehen).
Zur Not kannst du ihn dir sicher irgendwo ausleihen. Dein Urteil würde mich interessieren. Lukschy kann ich mir hier absolut nicht vorstellen, und Monjé hätte man zu dieser Zeit sicher nicht mehr genommen.
Hallo! Unser lieber berti hat mich nach Äusserungen zu Granger andernorts angeregt, auch hier meine Spuren zu hinterlassen.
Meine subjektive Sicht der Dinge:
*es gibt keinen einzigen Sprecher, den ich wirklich deplaziert auf Granger fand.
*drei Besetzungen fand ich rollenbezogen ok, aber auch etwas eigenartig: -Siegfried Schürenberg (war mir zu wenig kantig für den Abenteurer!) -Klaus Miedel (er betont zu sehr das Schmierige des Charakters, nicht dessen Eiseskälte) -G. G. Hoffmann (passt zwar meistens, kann Granger aber nur jungenhaften Charme verleihen, jedoch kei- ne Authorität. Wobei Granger als Holmes ohnehin....ähm...)
*Axel Monje ich finde es bedauerlich, daß er nur vier Einsätze auf Granger hatte. Er wirkte sehr maskulin, aber auch spitzbübisch und vor allem mit beträchtlicher Energie geladen. Genau das verbinde ich mit Stewart Granger in seiner Glanzzeit. Er ist mein bevorzugter Sprecher für Granger in den 50ern und hätte ihn gerne dauernd gehört!
*Wolfgang Lukschy ein ausgezeichneter Synchronschauspieler, der auf vielen Granger-Rollen auch durchaus passend war. Lukschy war auch ein begnadeter Komödiant und brachte witzige Dialoge gut rüber. Am Besten fand ich ihn in "Beau Brummel" und auch "Knothenpunkt Bhowani", weil da auch Grangers Rollen ihm entgegenkamen. Was Lukschy fehlte, war die "jungenhaft süffisante Leichtigkeit" die viele jener Granger-Rollen hatten. In "Der Gefangene von Zenda" vermisste ich Axel Monje am Meisten, weil Lukschy hier ein wenig schwerfällig klang. Auf Robert Taylor, James Mason und vor allem Gregory Peck lief Lukschy zu Höchstform auf, aber bei Granger ist er oft zu "getragen".
*Curt Ackermann passte immer auf Granger, wenn auch mit Einschränkungen. Da er sehr viele Heldentypen jener Zeit sprach, ist das eine etwas uninspirierte Besetzung. Er schadete Granger nie, aber machte ihn auch nicht sehr speziell. Im Grunde zuverlässige Ackermann'sche Routine-Arbeit (was auch als Kompliment betrachtet werden soll bei "Vielsprechern"). Später aber, Mitte der 60er fand ich ihn nicht so ideal. Er outrierte mir ein wenig zu sehr auf Granger mit so aufgesetzter Leichtigkeit, die der ja dann selbst nicht mehr hatte.
*Paul Klinger: den kenne ich nur in "Der unheimliche Komplize" und fand ihn ganz wunderbar. Klinger war nie fehlbesetzt und besonders gerne mochte ich ihn in zwielichtigen Rollen. Hätte ihn mir durchaus öfter vorstellen können auf Granger, aber eher in dessen Blütezeit!
*Heinz Engelmann auch einer jener Stimmen, die nahezu immer funktionieren. Er passte sich mit seinem angenehmen "Underacting" sehr gut auf Grangers Stil an, der sich in den 60ern doch veränderte. Engelmann war stets souverän und hat Grangers fallweise überzogenes Spiel stimmlich auf den Boden gebracht.
(Anmerkung: in den 60er-Jahren spielte Granger natürlich souverän und füllte seine Rollen aus, aber es war primär seine Präsenz, die wirkte. Ich finde, man merkt ihm in fast allen Filmen jener Zeit an, daß sie "etwas unter seiner Würde" waren. Er passt sich nicht an die veränderten Umstände an, er bleibt Hollywood-Superstar.)
*Helmo Kindermann: den hätte ich an und für sich die gesamten 60er-Jahre hindurch auf Granger besetzt. Das passte ganz wunderbar. Kindermann kam Granger selbst recht nahe und verlieh seinen "grosses Gehabe"-Rollen eine nüchternere Note.
Wenn Axel Monjé für dich die Idealstimme ist: Wer wäre dir als sein Nachfolger am liebsten gewesen? Denn Monjé starb bekanntlich 1962, und in seinen letzten Jahren wurde er kaum noch in größeren Rollen oder auf Stars besetzt.
wen hättest du nach Monje besetzt? --------------------------------- Ehe ich deine Frage beantworte, lieber Berti, muß ich noch einen Nachtrag machen. Ich habe Holger Hagen vergessen, den ich auch einmal auf Granger hörte in "Degenduell". Ähnlich Engelmann passte der eigentlich auch immer und ich hätte mir ihn sogar öfters vorstellen können. Nun zu Monje, der sich ja leider nie auf einem Star wirklich durchsetzte, was ich bedaure. Bis "Land der tausend Abenteuer" hätte ich ihn mir gut vorstellen können als Fixstimme. Den Film erwähne ich deshalb so, weil er für mich einen Schlußpunkt bedeutet bei Stewart Granger als wirklichen Hollywood-Star. Danach pendelte er ja etwas orientierungslos in der Filmgegend herum (Richard Burton schrieb in seinen Tagebüchern so sinngemäß, daß Granger es später bedauerte, viele Angebote für Charakterrollen abgelehnt zu haben und die smarten Helden vorzog. So verbaute er sich einen Sprung in eine zweite Karriere a la James Mason, wobei letzterer sicher ein viel bedeutender Schauspieler war) und für jene Zeit war eigentlich jeder möglich-man hat ihn ja auch häufig verschieden besetzt. Rein nach meinem subjektiven Empfinden hätte ich ab "Sodom und Gomorrha" so kontinuierlich wie möglich-trotz des Altersunterschiedes-auf Helmo Kindermann besetzt. Ein krasser Gegensatz zu Monjes Stimme, allerdings ist das für mich auch ein sehr veränderter Stewart Granger.
Zitat von fortinbras im Beitrag #52 -Klaus Miedel (er betont zu sehr das Schmierige des Charakters, nicht dessen Eiseskälte)
Hättest du dir bei dieser Rolle (in der Granger schon deutlich älter war) Kindermann auch gut vorstellen können? Ich durchaus, daneben aber auch (wie schonmal geschrieben) Petruo (als Rollencast).
klaus miedel in "Die Wildgänse..." ----------------------------------------
Ja, Kindermann hätte in dieser Rolle ausgezeichnet gepasst. Dein vorgeschlagener Heinz Petruo wäre allgemein kein idealer Granger-Sprecher, aber hier sicher perfekt gewesen. Ein bisserl "klischeehaft" kalter Bösewicht, aber diese Klischee-Synchronbesetzungen fuktionieren auch meistens sehr gut. Ich hätte mir auch Schönfelder vorstellen können in der Rolle.
Inzwischen hab ich auch noch 'n paar Sprecher gehört: Paul Klinger, wunderbar in DER UNHEIMLICHE KOMPLIZE, okay in KARNEVAL DER KILLER (aber eigentlich verschenktes Talent für so einen Trash-Scheiß). Holger Hagen war auch klasse, hätte ich mir auch gut noch in späteren Filmen wie DIE WILDGÄNSE KOMMEN vorstellen können, wobei ich persönlich da kein Problem mit Miedel habe. Heinz Petruo kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen, auch wenn er vermutlich zur Rolle gepasst hätte. Bei Armin Mueller-Stahl bin ich momentan noch skeptisch ob er denn passt. Axel Monjé hab ich bisher immer noch nicht erlebt, aber da er ja für Granger bei den meisten so beliebt zu sein scheint, bin ich gespannt...
Und noch kurz zur Liste: Holger Hagen war es auch in der 2. Synchronphase von SHILOH RANCH, die in Berlin um 1980 bearbeitet wurde.
Zitat von fortinbras im Beitrag #54Richard Burton schrieb in seinen Tagebüchern so sinngemäß, daß Granger es später bedauerte, viele Angebote für Charakterrollen abgelehnt zu haben und die smarten Helden vorzog. So verbaute er sich einen Sprung in eine zweite Karriere a la James Mason, wobei letzterer sicher ein viel bedeutender Schauspieler war
Nicht nur Burton schreibt das; Don Shiach zählt in seinem Buch "Stewart Granger - Ein Schauspielerleben" mehrere Rollen auf, die Granger in Hollywood angeboten wurden und die er ablehnte: Messala in "Ben Hur", James Masons Rolle in "Ein neuer Stern am Himmel", Robert Taylors Part in "Quo Vadis", Clark Gables Rolle in "Mogambo" und noch einige weitere.
Autsch, besonders was "Quo vadis" und "Ben Hur" betrifft - Granger war sicher kein allzu subtiler Schauspieler, aber gegenüber dem grausamen Grimassieren Stephen Boyds wäre er definitiv eine Verbesserung gewesen.
Zitat von Silenzio im Beitrag #57Holger Hagen war auch klasse, hätte ich mir auch gut noch in späteren Filmen wie DIE WILDGÄNSE KOMMEN vorstellen können
Obwohl das wegen Richard Burton ein Fall von "Stammsprecher spricht Gegenpart" gewesen wäre? Wenn du Klinger im "Komplizen" "wunderbar" findest: Ist er für dich seine Idealstimme? Ich schwanke da immer noch zwischen ihm und Engelmann.