Inzwischen kam die erste direkte Reaktion auf meinen offenen Brief vom 15.05. - von Dr. Gottfried Langenstein, Direktor Europäische Satellitenprogramme:
Sehr geehrter Herr c.n.-tonfilm,
vielen Dank für Ihre E-Mail. Wir bedauern sehr, dass Ihnen die grafischen Gestaltung der Kultschiene von ZDFkultur nicht gefällt. Ich darf Sie aber darauf hinweisen, dass Sie den Rahmen individuell ausblenden können, indem Sie durch Drücken der Taste „Bildschirmgröße“ im Menü Ihres Fernsehers/Receivers das Format verändern. Mit den Einstellungen "16:9", "Zoom" oder "Cinema" wird der Effekt des Rahmens minimiert bzw. der Rahmen verschwindet ganz.
Ich hoffe, Ihnen mit diesen Informationen geholfen zu haben.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Gottfried Langenstein _______________________________________
ZDF/arte/3sat Dr. Gottfried Langenstein Direktor Europäische Satellitenprogramme 55100 Mainz Deutschland
Muss ich mir deswegen einen Fernseher kaufen, der "16:9"-Format anzeigen kann (oder gleich nur noch einen 16:9-TV-Bildschirm), wenn mein "alter TV" seit 22 Jahren (!!!) ohne Probleme funzt???
Abgesehen davon, dass der Bildausschnitt noch kleiner und die Auflösung noch pixeliger wird. Aber mit Vernunft kann man den Herren eh nicht mehr kommen. Hab heute auch eine Mail geschickt und sehr schnell eine Standardantwort bekommen: befremdlich, aber Konzept, Kult blablabla.
Langsam erscheint mir die Verschwörungstheorie, dass man die gute Fassung eben auf DVD kaufen soll, plausibler als zu Anfang. Oder wie soll man sich sonst diese Diktatur einiger Fernsehgewaltiger, die an ihrem Konzept kleben, obwohl es keiner haben will, erklären (und jetzt komme mir niemand mit den ominösen Leuten, die den Rahmen unterstützen: sie tolerieren ihn allenfalls, wünschen kann sich sowas doch kein Bekloppter)? Das wäre allenfalls ein Werbegag für die erste Sendung/Woche gewesen, aber so...
Und wenn die guten Leute das vielleicht sogar forcieren: Ich lobe mir für solche Fälle tatsächlich das Medium DVD. Wenn das Label es nicht versaubeutelt, bekomme ich Bild und Ton restauriert, ungekürzt, im Originalformat, ohne Rahmen, Klingeltöne, Kürzung, Werbepausen, Abspannkurbeln usw. Das ist für mich der Fortschritt zu früher: Man ist in der Lage, erhaltenswerte Programme zu archivieren und ihnen damit die Ehre zu erweisen, dem flüchtigen Sendebetrieb und der Funktion als Programmfutter enthoben zu werden. Seitdem bin ich um einiges entspannter.
Ab sofort gibt es eine eigene Facebook-Seite gegen den Rahmen bei zdf.kultur. Jeder kann dort "gefällt mir" klicken, Pinnwand Links setzen und diskutieren, Videos und Bilder hochladen:
Hoffentlich verschwindet der Rahmen so bald wie möglich. Wenn man diesem Posting Glauben schenkt, besteht Grund zur Hoffnung.
Auszug: So ich habe mal wieder ein längeres Telefonat mit zuständigen Menschen aus der Kult redaktion von ZDF Kult geführt. Das wichtigste zuerst: Wegen dem Rahmen wird aktuell in der Chefetage gesprochen. Steht also 50 zu 50. Eine Entscheidzng soll zeitnah getroffen werden. Ich telefoniere am Dienstag nochmal mit denen.
Zitat von c.n.-tonfilm Ab sofort gibt es eine eigene Facebook-Seite gegen den Rahmen bei zdf.kultur. Jeder kann dort "gefällt mir" klicken, Pinnwand Links setzen und diskutieren, Videos und Bilder hochladen:
Zitat daraus: digitalfernsehen: Gleich zu Beginn des neuen Programms gab es eine Protestwelle gegen den grünen Rahmen auf der "ZDF Kult"-Strecke. Wie stehen sie zu dem Retro-Rahmen und wird er verschwinden?
Fiedler: Auch die Kritik an unserem Retrorahmen gehört zu den Überraschungen. Mit ZDF Kultur haben wir eine klare Haltung, mit der wir die Perlen der ZDF-Unterhaltungsgeschichte ausstrahlen. Das geht nicht unkommentiert auf diesem Sender. Der Rahmen visualisiert die Betrachtungswirklichkeit der 80er Jahre, natürlich nicht historisch, sondern augenzwinkernd und spielerisch. Das gefällt manchen Zuschauern nicht, anderen dagegen sehr. ZDF Kultur ist kein Konsensfernsehen, sondern eine popkulturelle Marke. Wer "Disco" und "Hitparade" ohne Rahmen sehen möchte, der hat die Kultnächte im ZDF-Hauptprogramm. Auf ZDF Kultur gibt's diese Sendungen nur mit Rahmen.
Wie diese "Haltung" im Einzelnen aussieht zeigt die Anmoderation, die Jo Schück am 07.06.2011 zur Ausstrahlung von "Dalli Dalli" sprach:
"Es klingt ein bisschen wie - das Drehbuch von - noch einem Nazi-Film. Der kleine Hans verliert seine Eltern an Krankheiten noch bevor er 16 wird, sein Bruder stirbt während des Holocausts. Hans versteckt sich während des Krieges drei Jahre lang in einer Schrebergartenkolonie - und überlebt. Nach dem Krieg wird er Entertainer, Regisseur und Moderator und irgendwann landet er im ZDF. Der kleine Hans heißt mit Nachnamen "Rosenthal" - "Dalli - Dalli""
Sagt Fiedler doch selbst: "augenzwinkernd und spielerisch". Der Ansatz wird klar definiert. Dass er Einzelnen - in diesem Fall: dir - nicht gefällt, ist bedauerlich, aber das ist leider mitunter das Schicksal Einzelner. Ich wüsste somit nicht, was an der Anmoderation verwerflich wäre oder die Anführungszeichen bei Haltung rechtfertigte.
Ich finde es schade und übertrieben, dass hier einige den Verantwortlichen Gutsherrenart und latente Bösartigkeit unterstellen. Oder gar "eine sehr herabwürdigende und verächtlich machende Gesinnung". Also bitte. Kirche im Dorf?? Man hat sich entschieden, diese betagten Programme mit ironischer Brechung einem modernen Publikum zugänglich zu machen. Es hätte andere Wege gegeben, aber man wählte diesen. Das gilt es zu respektieren.
Zitat von Dubber der WeißeSagt Fiedler doch selbst: "augenzwinkernd und spielerisch". Der Ansatz wird klar definiert. Dass er Einzelnen - in diesem Fall: dir - nicht gefällt, ist bedauerlich, aber das ist leider mitunter das Schicksal Einzelner. Ich wüsste somit nicht, was an der Anmoderation verwerflich wäre oder die Anführungszeichen bei Haltung rechtfertigte.
Ich finde es schade und übertrieben, dass hier einige den Verantwortlichen Gutsherrenart und latente Bösartigkeit unterstellen. Oder gar "eine sehr herabwürdigende und verächtlich machende Gesinnung". Also bitte. Kirche im Dorf?? Man hat sich entschieden, diese betagten Programme mit ironischer Brechung einem modernen Publikum zugänglich zu machen. Es hätte andere Wege gegeben, aber man wählte diesen. Das gilt es zu respektieren.
Ich will mal hoffen, dass hier nur ein augenzwinkernder Smiley vergessen wurde...
Im Ernst: Wenn die obige Anmoderation auf RTL2 gelaufen wäre, dann hätte ich gesagt: "Nun gut. Ist zwar unglaublich dumm und primitiv, aber vermutlich gar nicht bös gemeint." Da das aber so auf einem gebührenfinanzierten Sender mit gesetzlich festgeschrieben Bildungsauftrag läuft, der noch dazu den Begriff "Kultur" in Namen führt, kann man darin tatsächlich nur eine bewusste Verhöhnung Rosenthals in speziellen und Opfern des Holocausts im allgemeinen sprechen, denn kulturloser kann man Geschichte wohl nicht beschreiben. Und das sage ich, der ich Harald Schmidts "Nazi-Meter" einen sehr gelungenen Running Gag auf eine gewisse "Nazi-Hysterie" fand.
Der Sender ist für mich gestorben. Der negativer Beigeschmack strahlt für mich allerdings inzwischen auf das ZDF als Ganzes aus.
Zitat von lupoprezzoIm Ernst: Wenn die obige Anmoderation auf RTL2 gelaufen wäre, dann hätte ich gesagt: "Nun gut. Ist zwar unglaublich dumm und primitiv, aber vermutlich gar nicht bös gemeint." Da das aber so auf einem gebührenfinanzierten Sender mit gesetzlich festgeschrieben Bildungsauftrag läuft, der noch dazu den Begriff "Kultur" in Namen führt, kann man darin tatsächlich nur eine bewusste Verhöhnung Rosenthals in speziellen und Opfern des Holocausts im allgemeinen sprechen, denn kulturloser kann man Geschichte wohl nicht beschreiben. Und das sage ich, der ich Harald Schmidts "Nazi-Meter" einen sehr gelungenen Running Gag auf eine gewisse "Nazi-Hysterie" fand.
Ich finde es absolut ungehörig von dir, dem Moderator in absurder Übersteigerung eine bewusste Verhöhnung der Opfer des Holocausts zu unterstellen. Das ist gelinde gesagt eine Unverschämtheit und steht in keinem Verhältnis zur Rage über einen "hässlichen Rahmen". Es gibt bei jeder noch so leidenschaftlichen Diskussion einen Punkt, den man nie überschreiten sollte. Nennen wir ihn einfach mal "Anstand". Falls du ihn suchst - du musst dich umdrehen.
Über die Angemesenheit der Intensität der Kritiker-Reaktionen kann man diskutieren, aber DASS hier berechtigter Anlass zur Kritik besteht, steht für mich außer Frage, zumal sie sich an einen öffentlich-rechtlichen, gebührenfinanzierten Sender richtet. Laut ihren Statuten MÜSSEN öffentlich-rechtliche Anstalten auch und insbesondere Programm für Minderheiten machen. Dass die Sendungen, die in diesem „Rahmen“ gezeigt werden, eine Art Minderheitenfernsehen darstellen, steht auch nicht zur Debatte, dass aber innerhalb dieser Minderheit die Mehrzahl der Zuschauer pro-Rahmen optiert, wage ich doch sehr stark zu bezweifeln.
Und unter einem „Nazi-Film“ habe ich mir bislang, ehrlich gesagt, schon etwas anderes vorgestellt. Hmmm, SCHINDLERS LISTE als „Nazi-Film“? Interessante Genrebezeichnung!