Zitat von berti Du findest also nicht, dass GGHs Interpretation (einschließlich gelegentlicher ironischer Untertöne) eine Aufwertung des schauspielerisch nicht sehr ausdrucksstarke Lex Barker war?
In den Karl-May-Filmen war die Kombination Barker-GGH ok, da sie wirklich gut funktioniert hat und es durchaus möglich ist, dass GGHs elegante Stimme Lex Barkers Rollen noch aufgewertet hat - keine Frage.
In dem von mir genannten Film "Siebenmal lockt das Weib" (als deutlichstes Beispiel) hatte ich schon beim ersten Ansehen aber sogar den Eindruck, dass GGH die Rolle so überzieht, dass sie ins Lächerliche abgleitet, was z.B. bei Wolf Frass in der 2. Synchro nicht der Fall war. Auch im Original wirkt die Rolle nicht so überzogen. Das war GGHs eigene Interpretation und wurde dem Schauspieler in diesem Fall meiner Meinung nach nicht gerecht.
Ich habe lieber Sprecher, die die Rollen möglichst so anlegen wie auch der Schauspieler und keine eigene Interpretation in die Rolle legen. Aber das ist meine ganz persönliche Meinung und ich kann jeden verstehen, der GGH als DEN Barker-Sprecher bezeichnet, auch wenn ich das etwas anders sehe.
Hängt vielleicht auch damit zusammen, dass ich - und wie ich vermute die Mehrheit hier - Lex Barker nur als "Old Shatterhand" bzw. "Kara Ben Nemsi" kennen.
GGH hat Barker ja auch schon in den 50ern ein paar Mal gesprochen - ich würde diese Besetzung also nicht zu sehr mit dem Karl-May-Effekt verbandeln. Meiner Meinung nach passte er auf Barker, neben Connery, immer am genialsten. Ich konnte weder Wolfgang Eichberger (zu lahm und zu altbacken) noch Horst Niendorf (fast schon statisch, ja regungslos) was für ihn abgewinnen. Der Eindruck den Niendorf für Barker hinterließ war sogar einer der Hauptgründe, warum ich gegen Niendorfs Stimme lange Zeit eine starke Abneigung hatte und ihn schlichtweg für langweilig hielt. Es kostete reichlich Umsicht, sich nochmal anders auf ihn einzulassen. Die war es auch wert, aber für Barker war er dummerweise halt wirklich bitterbitterböse fehlbesetzt.
Zitat von MückeGGH hat Barker ja auch schon in den 50ern ein paar Mal gesprochen - ich würde diese Besetzung also nicht zu sehr mit dem Karl-May-Effekt verbandeln.
Allerdings dürfte erst der Erfolg dieser Reihe dazu geführt haben, dass er Stammsprecher wurde. Gibt es neben GGH denn noch einen anderen Sprecher, den du für Barker passend fandest? Oder waren für dich alle anderen mehr oder weniger fehlbesetzt? (Dass du Rainer Brandt und Wolfgang Preiss daneben findest, habe ich noch in Erinnerung.)
Zitat von berti"Siebenmal" kenne ich noch nicht, und auch sonst wüsste ich keinen Einsatz von GGH, bei dem er nach meinem Eindruck überzogen hätte.
Als Beispiel hier mal drei Soundproben der gleichen Szene aus "Siebenmal...". GGH klingt für mich hier deutlich übertrieben.
Am wenigsten passten allerdings, wie auch Stefan schon erwähnt hatte, Wolfgang Eichberger, Wolfgang Preiss und Wolf Ackva.
Zitat von mückeDer Eindruck den Niendorf für Barker hinterließ war sogar einer der Hauptgründe, warum ich gegen Niendorfs Stimme lange Zeit eine starke Abneigung hatte und ihn schlichtweg für langweilig hielt. Es kostete reichlich Umsicht, sich nochmal anders auf ihn einzulassen. Die war es auch wert, aber für Barker war er dummerweise halt wirklich bitterbitterböse fehlbesetzt.
Das finde ich erstaunlich. Weder in den Tarzan-Filmen noch bei Karl May oder Mabuse fand ich Niendorf störend, im Gegenteil. Sieht halt jeder anders. Vielleicht liegt's auch daran, dass ich die Filme mit Niendorf am häufigsten gesehen habe....
Schöne Grüße Margrit
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Zitat von bertiAllerdings dürfte erst der Erfolg dieser Reihe dazu geführt haben, dass er Stammsprecher wurde.
Nicht wirklich. 1. War GGH schon vorher derjenige, der die Bezeichnung Stammsprecher mit Abstand am ehesten verdiente. und 2. Hat Barker über Karl May & Co. hinaus in den 60ern nicht soooo viel gemacht, weshalb es etwas widersinnig ist, davon zu reden, diese Filme hätten ihn zum Stammsprecher gemacht. Diese Filme WAREN nicht mehr und nicht weniger als die Filme, IN denen GGH als Stammsprecher für Barker zum Tragen kam. Zu viel mehr kam es nicht und nicht allzu selten hatte er dann sogar andere Sprecher.
Gut, aber vor Karl May dürfte GGH sich den Titel Stammsprecher noch mit Horst Niendorf geteilt haben. Warum sonst hätte man Letzteren beim "Silbersee" sonst vorziehen und bei den beiden "Mabuse"-Filmen kurz nacheinander beide besetzen sollen, obwohl es sich um dieselbe Rolle innerhalb einer Reihe handelte? Dass seine Kinokarriere durch seinen frühen Tod endete und über Karl May hinaus nicht mehr als Stammsprecher besetzt werden konnte, ist zwar richtig. Allerdings besetzte man ihn auch in den nach 1970 entstandenen Synchros vom "Lederstrumpf" und "Im Kreuzfeuer". Dass er ihn der "Schlangengrube" nicht zu hören ist, lag wohl an München. Komisch, dass Harald Reinl ihn trotzdem nicht durchsetzen konnte. Als ich mir vor elf Jahren in einem Anfall von Masochismus "Wenn du bei mir bist"* angetan hatte, habe ich den bereits damals von mir sehr geschätzten GGH keine Sekunde vermisst. Ihn in dieser gegen die Genfer Konvention verstoßenden Mischung aus übelster Schmonzette und ebenso üblem Klamauk zu hören, wäre zu schlimm gewesen. Wolf Ackva demonstrierte zu Beginn übrigens, dass viele Sprecher aus der älteren Generation (wie SFC mal erwähnte) kein Englisch konnten.
*Zu meiner Verteidigung: Ich war neugierig geworden, da die TV Spielfilm diesem Streifen nicht einen einzigen (!) Punkt verliehen und geschrieben hatte: "Haarsträubend! Da verkrümeln sich sogar die Punkte."
Zitat von berti"Siebenmal" kenne ich noch nicht, und auch sonst wüsste ich keinen Einsatz von GGH, bei dem er nach meinem Eindruck überzogen hätte.
Als Beispiel hier mal drei Soundproben der gleichen Szene aus "Siebenmal...". GGH klingt für mich hier deutlich übertrieben.
Danke für die Soundfiles, die ich jetzt endlich hören konnte! Ehrlich gesagt, wirkt es auf mich eher so, als ob entweder GGH oder die Regie versucht hätte, Lex Barker "lebendiger" klingen zu lassen. Wie man zu solchen Uminterpretationen steht, ist natürlich jedem selber überlassen. Unangenehm oder "übertrieben" kommt es mir hier jedenfalls nicht vor.
Also Fakt ist, dass es GGH vor Mabuse bzw. May in immerhin drei Filmen war (zweimal siehe Arne-DB plus "Rebell der roten Berge"). Peter Pasetti kam ebenfalls auf drei Einsätze. Wolfgang Eichberger auf zwei. Niendorf hingegen war bis dato ausschließlich in Tarzan-Filmen zu hören. Ich hab noch nie einen Tarzan-Film mit Barker gesehen, aber mal ganz davon abgesehen, dass das ne reine Serienkontinuität war, machte Tarzan meines Wissens nie viele Worte und genauso stoisch wirkte Barker mit Niendorf auch später...
Ergo haben sich eigentlich eher Pasetti und GGH die Krone geteilt, als Niendorf, der es nur in einer Filmserie war und sonst nie. Du hast aber sicher insofern recht, als dass man sowohl bei Mabuse als auch May jeweils doch zuerst Niendorf probierte, dann aber schnell auf GGH umschwenkte. Lustig ist das vor allem deswegen, weil die beiden Mabuse-Filme vor dem ersten May-Film entstanden. Offenbar musste man bei May erst ein zweites Mal mit Niendorf ins Fettnäpfchen latschen, ehe man schnallte, dass GGH die Lösung ist, denn der hatte ihn bei Mabuse ja eigentlich schonmal abgelöst...
Zitat von MückeErgo haben sich eigentlich eher Pasetti und GGH die Krone geteilt, als Niendorf, der es nur in einer Filmserie war und sonst nie. Du hast aber sicher insofern recht, als dass man sowohl bei Mabuse als auch May jeweils doch zuerst Niendorf probierte, dann aber schnell auf GGH umschwenkte. Lustig ist das vor allem deswegen, weil die beiden Mabuse-Filme vor dem ersten May-Film entstanden. Offenbar musste man bei May erst ein zweites Mal mit Niendorf ins Fettnäpfchen latschen, ehe man schnallte, dass GGH die Lösung ist, denn der hatte ihn bei Mabuse ja eigentlich schonmal abgelöst...
Eben deswegen überrascht es mich ja, dass man beim "Silbersee" nicht sofort GGH nahm. Der wurde ja sogar in "Kali Yug" besetzt, obwohl Barkers Rolle dort nicht gerade groß und für die Gesamthandlung eher unwichtig ist.
Ein Faktor der hier immer massiv unterschätzt, um nicht zu sagen missachtet, wird, ist die Tatsache, dass Sprecher vielleicht einfach keine Zeit hatten. Vielleicht wollte man GGH für "Der Schatz im Silbersee" ja, aber ging halt nicht...!?! Du musst mal bedenken, was GGH damals alles gesprochen hat. Da war Barker für ihn im Zweifelsfall mit Sicherheit nicht erste Wahl. Zumindest 1962 noch nicht. Und eine Rolle wie in "Kali Yug" ist schneller aufgenommen als "Der Schatz im Silbersee"... Außerdem: Erst 1963 begann sich ja wirklich abzuzeichnen, dass Barker noch so einige Filme in Europa und für Deutschland drehen würde und wahrscheinlich war man auch erst dann bestrebt, auf Teufel komm raus eine reguläre Stimme zu etablieren, also GGH auch für "Kali Yug" zu holen...1962 hingegen ist das für GGH wahrscheinlich eine Hauptrolle wie jede andere gewesen und wenn er dann halt schon anderweitig gebucht war: Pech gehabt.
Das Absurde ist vielmehr, dass man (stattdessen) ausgerechnet Niendorf (nochmal) nahm und nicht Pasetti oder Eichberger. M.E. hätte selbst Eichberger besser auf Old Shatterhand gepasst. Niendorfs Stimme fehlt einfach die epische Größe für die Rolle. Man nimmt ihm zwar ab, dass Shatterhand lange in der Wildnis gelebt hat, aber damit ist der Gag auch schon weg...das ist auch gar nicht despektierlich gemeint, sondern hat unabdingbar mit dem Stimmcharakter zu tun.
Waren Peter Pasettis Synchronrollen 1962 nicht schon selten geworden? Deswegen kann ich mir nicht vorstellen, dass er hier eine Chance gehabt hätte. Gleiches gilt für Eichberger in einer Heldenrolle. War Niendorf zu dieser Zeit nicht auch vielbeschäftigt, wenn auch sicher nicht so stark wie GGH? Und meinst du nicht, dass man bei der Verfilmung von Karl Mays Werken nicht schon beim "Silbersee" damit rechnete, dass sie (zumindest in Deutschland) ein riesiger Erfolg werden würden?
Ob Niendorf nicht genauso viel oder sogar noch mehr beschäftigt war, ist völlig Wurscht, wenn GGH da halt grad zufällig keine Zeit hatte und Niendorf schon...so einfach ist das...
Dass die Karl-May-Filme ein Erfolg werden würden, hat man vielleicht erahnen können, aber ich bezweifle, dass Lex Barker damals schon für Jahre fest unter Vertrag stand. Im Normalfall unterschreibt ein Ami nicht blind einen Langzeitvertrag (oder trifft ähnliche Abkommen) in einem Land wie Deutschland. Dass Barkers Anteil an der Reihe weit über eine bloße Hauptrolle hinaus reichen würde, war 1962 wahrscheinlich noch nicht absehbar. Es hätte genauso gut sein können, dass er endet wie Rod Cameron alias Old Firehand - über Firehand gibt es eigentlich auch mehr Stoff, Surehand dito.
Hätte man es denn gewagt, die "Winnetou"-Trilogie ohne den (deutschen!) Helde Old Shatterhand zu verfilmen? Und dass man im Falle einer Reihe von Karl-May-Verfilmungen diese Romane nicht verfilmen würde, wäre wahrscheinlich so unwahrscheinlich gewesen, wie eine Reihe von Sherlock-Holmes-Verfilmungen ohne den "Hund von Baskerville".