Mir fällt der Zugang auch etwas schwerer, seitdem seine neueren Filme im Grunde nur noch davon handeln, dass es absolut okay war, seine Frau mit ihrer Adoptivtochter zu betrügen.
Wem die Filme von Woody Allen gefallen, der darf sie sich gerne ansehen...mein Fall ist das nicht. Aber es ist natürlich schon eine Leistung, seit Jahrzehnten immer wieder neue Filme herauszubringen. Aber ein Herr Wenders schafft das ja auch. Bei dessen Filmen würde ich garantiert auch einschlafen- wenn ich sie denn sehen würde.
Bei gewisser Genreware erwartet man sich ja das, was Kritiker gerne so abwertend als "die üblichen Zutaten" bezeichnen. Und von Schauspielern erwartet man sich häufig natürlich auch ein gewisses Bild, denn nur wenige schaffen es, in jedem Fach zu brillieren und darin akzeptiert zu werden ohne wenn und aber.
Gut ist es natürlich doch, von dem Schauspieler oder Regisseur auch mal überrascht zu werden oder zu sehen, dass da eine gewisse Weiterentwicklung stattfand - ohne natürlich sich selbst oder das Publikum zu "verraten".
Hier liegt für mich ein wesentliches Problem bei Woody Allen, weil er sich für meinen Geschmack niemals vom Fleck weg bewegt hat. Und ein gewaltiger Unterschied zu anderen Künstlern oder Filmen ist es eben, dass man Woody Allen für all das, was er dauernd (stur?) wiederholt, hoch lobt und ihn bejubelt, während man andere dafür pauschal herabwürdigt oder kritisiert. Ein Woody Allen-Film ist über alles erhaben, und jede konstatierte Schwäche wird von den Kritikern gleich als Zeichen der Menschlichkeit betrachtet, als Ausdruck einer besonderen Stimmung seiner Person.
Einordnen konnte ich Allens Filme nur in wenigen Ausnahmefällen, ansonsten sind sie für mich weder Unterhaltungsfilme, noch anspruchsvolles Kino. Er hat eine ganz eigene, individuelle Nische gezüchtet, eben den "Woody Allen-Film".
Interessant fand ich stets einen Aspekt: wie sich jede Menge Stars darum bemüht, einmal nur bei Woody vor die Kamera treten zu dürfen. Sie betonen dauernd, wie geehrt sie sich fühlen und wie sehr sie aus ihren Schubladen ausbrechen durften und das betonen auch alle Filmkritiker. Das sieht man dann und wundert sich etwas, weil die dann in den jeweiligen Filmen exakt dasselbe machen wie immer oder in der Flüchtigkeit der Auftritte nicht einmal irgendwie eine Rolle gestalten können.
Aber wie gesagt, so langweilig ich Allens Filme in ihrem eigenen, kleinen Mikrokosmos finde, so bewundere ich ihn durchaus, dass es ihm seit so langer Zeit gelingt, diese Masche durchzuziehen und dabei auch kontinuierlich Geld verdient.
@ Berti:
Nachdem ich zu den eher unbeliebten Forumsusern zähle und nahezu täglich unerhörte Gemeinheiten von mir gebe und unverbesserlich bin, wird es mit dem Steinigen durch Allen-Fans noch etwas dauern. Es gibt nämlich schon eine ganze Anzahl an Voranmeldungen für Strafen anderer Vergehen.
Zitat von fortinbras im Beitrag #138Einordnen konnte ich Allens Filme nur in wenigen Ausnahmefällen, ansonsten sind sie für mich weder Unterhaltungsfilme, noch anspruchsvolles Kino. Er hat eine ganz eigene, individuelle Nische gezüchtet, eben den "Woody Allen-Film".
Genau. Und in diese spezielle Nische und auch in seinen doch speziellen Humor, bei dem man erstmal ergründen, was eigentlich daran so komisch ist, muss man sich erstmal einarbeiten. Ich persönlich habe auch einige Zeit gebraucht, bis es mir klar war. Zu deinem Einwand, dass man ihn in Europa für seine scheinbare Eintönigkeit trotzdem hoch lobt und bejubelt, kann ich nur sagen, dass man zum einen Kult nicht erklären kann und zum anderen, dass er sich eine gewisse Fangemeinde erspielt hat. Und wenn du von irgendeiner Sache Fan bist, hinterfragst du ja auch nicht unbedingt, ob das jetzt etwas Neues ist, was es vorher noch nicht gab. Du bist ja Fan, weil du die Sachen, die derjenige Künstler macht (in diesem Fall Woody Allen), klasse findest; warum auch immer.
Mir persönlich gefällt an seinen Filmen dieser gnadenlose Pessismismus, der für mich auf jeden Fall etwas Komisches hat; so z.B. auch in dem letzten Film "To Rome with love", wo er selbst bis jetzt zum letzten Mal mitgespielt hat.
Jemand, der wie Woody Allen als Oscar-Nominierter die Veranstaltung einfach ignoriert und überhaupt nicht dort erscheint, hat auf jeden Fall meine volle Sympathie.
Und seine Filme? Von den neueren, die nicht mehr in New York spielen, habe ich zugegebenermaßen keinen einzigen gesehen. Aber die Filme der 70er Jahre - vor allem 'Stadtneurotiker' und 'Manhatten' - sind doch wirklich großartig. Komödien sollen das sein? Ganz gewiß nicht, das sind düster-pessimistische Dramen, die nur als Komödie getarnt sind.
Zudem beeindruckt es mich, dass er tatsächlich seit 50 Jahren so gut wie jedes Jahr einen Film dreht. Kontinuierliches Arbeiten - so muß das sein. Regisseure, die jahrelang an einem Film herumdoktorn oder jahrelange Denkpausen benötigen, kann ich nicht so recht ernst nehmen...
Zitat von kogenta im Beitrag #140Zudem beeindruckt es mich, dass er tatsächlich seit 50 Jahren so gut wie jedes Jahr einen Film dreht. Kontinuierliches Arbeiten - so muß das sein. Regisseure, die jahrelang an einem Film herumdoktorn oder jahrelange Denkpausen benötigen, kann ich nicht so recht ernst nehmen...
Aber ist bei einem so hohen Pensum das Risiko von Wiederholungen nicht besonders groß? Oder dass sich das Prinzip "Wer viel macht, macht viel falsch" bewahrheitet?
Zitat von berti im Beitrag #141Oder dass sich das Prinzip "Wer viel macht, macht viel falsch" bewahrheitet?
Wo kämen wir hin, wenn es nicht so wäre. Aber wer sein Handwerk versteht, wird noch weitaus mehr richig machen - und das wird man Allen kaum aberkennen, selbst wenn er nicht den persönlichen Geschmack trifft.
EIniges von Allen finde ich schlichtweg grandios, anderes so schlechtm, dass ich nur noch abstellen möchte. Aber einige seiner Werke jüngeren Datums (Match Point, Midnight in Paris, Vicky Cristina Barcelona ...) haben mir sehr gut gefallen. Aber eines würde ich nie tun: Einen Woody-Allen-Film mit Woody Allen vor der Kamera ansehen, in dem nicht Wolfgang Draeger zu hören ist.
Schon wieder gehst du auf den Falschen los! Als off-Sprecher ausgerechnet in einer Doku über Allen nicht Draeger zu nehmen war eine Fehlentscheidung, aber er hatte mMn. ganz gewiss nichts damit zu tun!
In Zukunft werde ich dich wohl nur noch "Shameonyou" nennen, wenn du deinen Nick nicht selbst entsprechend änderst...
Finde es recht amüsant, wie jetzt alle auf dem "Shame on You" rumreiten. Kann mich auch an eine Zeit erinnern, als bei einem größeren FOX-Kinofilm alle auf einen gewissen Hr. Berenz losgegangen sind. War damals natürlich vollkommen in Ordnung .
Das "Shame on you" war natürlich provokant gemeint. Natürlich ist Herr Götsch ein arbeitender(Synchron-)schauspieler, der seine Brötchen verdienen muss. Aus kollegialer Loyalität zu Herrn Dräger aber hätte er die Woody Allen-Jobs genauso gut auch ablehnen können.Klar hatte er insofern damit zu tun. Aber natürlich ist die Hauptschuld beim zuständigen Redakteur bzw. seinem fehlenden Rückgrat zu suchen. Im Fall von Tennstedt/Elsholtz kann ich das aber noch weniger nachvollziehen, denn J. Tennstedt hat auch ohne Tom Hanks noch genug zu tun, und dürfte finanziell relativ abgesichert sein. Und es geht nicht darum ob Götsch seine Sache gut oder schlecht macht. Es ist ein Jammer, dass es nicht Dräger ist, der Jahrzehnte lang jede von Allens Manierismen und Nuancen perfekt ins Deutsche übertragen hat.Übrigens hat Dräger damals auch die berüchtigte Allen-Pressekonferenz für SAT 1-ge"voice-over"t. Das hat glaube ich noch niemand erwähnt