KREATIVITÄT ist ein Begriff, den die sogenannten 'Künstler' gern für sich reklamieren, der aber in Wahrheit in (fast) allen Berufen gefragt ist. Auch die Kassiererin im Supermarkt sollte kreativ sein im Umgang mit den Kunden. Noch allgemeiner: Jeder Mensch sollte ständig kreativ sein im sozialen Verhalten gegenüber seinen Mitmenschen. Das ist die sogenannte 'Soziale Plastik', an der wir alle mitarbeiten ("Jeder Mensch ist ein Künstler", Zitat Joseph Beuys). Die sogenannten 'Künstler' haben kein Privileg auf diesen Begriff!
In diesem Lichte ist Synchron-Sprecher, Schauspieler, Maler, Sänger, Bildhauer etc. ein ganz normaler Beruf wie alle anderen, für den keine Extra-Würstchen gebraten werden sollten.
Zitat Im Prinzip kann jeder synchronisieren, erst recht die eigenen Rollen. Das Authentische halte ich hier auch für entschieden wichtiger als das Professionelle. Es ist Aufgabe des Synchron-Regisseurs (sofern er diese Bezeichnung verdient und mehr als Fließbandarbeit abliefern will), die entsprechende Leistung aus der Person herauszukitzeln. Da braucht es halt ein wenig Geduld, das sitzt dann nicht gleich beim ersten Take. Gegebenenfalls sollte man statt des Sprechers besser den Regisseur auswechseln.
Soviel Blödsinn auf einem Haufen. Ich kann ja meinem Bäcker mal einen Topf voll Scheiße geben und sagen: "Back mir daraus einen Marmorkuchen!" Und wenn es nichts wird, wechsel ich den Bäcker aus, nicht die Zutaten.
Zitat Die von Dir zitierten Blinden, Tauben und komplett Unfähigen machen allerdings maximal 10% der Bevölkerung aus.
Das zeigt nur, dass du noch nie einen Normalbürger beim Versuch zu synchronisieren erlebt hast. Das hapert nicht mal am Schauspiel, das hapert schon an der richtigen Atmung. Und wenn man das "mal eben so" lernen könnte, bräuchte man keine Ausbildung dazu.
Das hat alles auch nicht viel mit Kreativität zu tun, Synchron ist eigentlich reichlich unkreativ, höchstens als Autor darfst du mal ein bisschen kreativ sein. Professioneller Künstler bist du eben auch dann, wenn du eine gewisse Technik beherschst. Donnies Beiträge treffen das allesamt sehr gut, das mit dem Arzt wollte ich auch schreiben und sein DSDS-Vergleich beschreibt sehr gut die grenzenlose Selbstüberschätzung der Leute und übrigens auch deiner Meinung. Und dein Vergleich mit Schülern und Lehrern stinkt total ab; Schüler müssen ja nur irgendwelche Informationsfluten auswendig lernen. Dass das nicht das Leben ist, begreift irgendwann jeder, es sei denn, er wird Lehrer. Irgendeinen Heini ins Studio zu stellen ist eher vergleichbar damit, als würdest du einen Bluter zum Profiringkämpfer ausbilden wollen oder einen Menschen mit Glasknochen zum Profieishockeyspieler. Die meisten Leute haben ein Leben lang Hemmungen aufgebaut, würde man das mal eben so in Sekunden abbauen können, gäbe es übrigens auch keinen Bedarf an Psychologen.
Zitat von anderto-kroxUnd dein Vergleich mit Schülern und Lehrern stinkt total ab; Schüler müssen ja nur irgendwelche Informationsfluten auswendig lernen. Dass das nicht das Leben ist, begreift irgendwann jeder, es sei denn, er wird Lehrer.
Lassen wir die Synchron-Diskussion jetzt mal beiseite, aber wenn Du den obigen Satz wirklich glaubst, hast Du leider sehr schlechte Lehrer gehabt, schade! Bei einem guten Lehrer muß man sehr selten was auswendig lernen (Vokabeln, o.k.), vielmehr lernt man primär, die Dinge zu begreifen. Vor allem auch, die Dinge fachübergreifend im Zusammanhang zu begreifen.
Gerade läuft ein gutes Beispiel: Surrogates Boris Kodjoe spricht sich selbst, kommt aber total ungelenk daher. In seinen Szenen wird man unweigerlich an Billig-Synchros mit Amateursprechern erinnert.
Zitat von Keng-KwinGerade läuft ein gutes Beispiel: Surrogates
Boris Kodjoe spricht sich selbst, kommt aber total ungelenk daher. In seinen Szenen wird man unweigerlich an Billig-Synchros mit Amateursprechern erinnert.
Vielleicht sollte man als Nachfolger der Silhouette nun den "Selbstsynchroverbotsaward" in Form eines Verkehrsschildes mit entsprechendem Symbol darauf verleihen...? :-)
Geradezu prädestiniert für diesen Thread scheint die deutsch/italienische Anwalts-Miniserie "Für Liebe und Gerechtigkeit" (1996) zu sein. Bearbeitung erfolgte bei der Johannisthal Synchron, die ähnlich wie in der BIBEL-Reihe sämtliche deutsche Darsteller natürlich sich selbst sprechen ließen. Funktioniert leider nur in den wenigsten Fällen. Mareike Carrière in einer der Hauptrollen ist schon grenzwertig. Auch Eleonore Weisgerber und Mathieu Carrière sind hart an der Grenze. Aber besonders negativ sticht Stefan Gubser heraus. Wirkt mit seinem Schweizer-Akzent gegenüber Synchronkollegen wie Joseline Gassen und Konrad Bösherz völlig verkrampft und unnatürlich.
Schön bemerkt. Komisch, dass noch keiner in diesem Thread diese Schauspieler als wünschenswerte Ausnahme gegenüber dem "sterilen Einheitsbrei" betitelt hat (wie im Thread zu DIE UNFASSBAREN 2 geschehen).
Zitat von VanToby im Beitrag #1Folgenden Leuten sollte verboten werden, sich selbst auf Deutsch zu synchronisieren ... oder wenigstens nachdrücklich davon abgeraten:
pfui, schäm dich! Werner Herzog hat eine der angenehmsten Stimmen überhaupt, in der unfassbar viel Wärme, Erfahrung und Ruhe mitschwingt. Da braucht es kein glattes Schauspiel. Wenn er spricht ist es immer ein "Ereignis", dass durch eine Fremdsynchro einfach nur weggebügelt würde, so großartig Rüdiger Bahr auch ansonsten sein mag. Frag Joaquin Phoenix, der Herzogs Stimme zurecht als "calming and beautiful" beschrieben hat :-)
Nö, bei Waltz hab' ich keine Probleme. Es würde mich eher irritieren, wenn er nicht mehr wie er selbst klingen würde. Gleiches gilt auch für Franka Potente, bei der ich im ersten Moment (z.B. im ersten Bourne-Film oder in der Dr.-House-Episode) zwar immer ein wenig irritiert aber nach wenigen Sekunden auch angenehm eingelullt ähm beruhigt bin
Wie auch von VanToby und Slartibartfast zu Beginn dieses Threads schon angeführt, versteh' ich aber insbesondere bei Diane Kruger keinen Spaß. Mit Grausen denke ich da an "Das Vermächtnis der Tempelritter" zurück, das mir die Kruger wohl ein für alle mal verleidet hat....
Witzig find' ich, wenn amerikanische Stars mit deutschen Wurzeln versuchen Deutsch zu sprechen. Leo DiCaprio und Kirsten Dunst wären da Lichtjahre von einer möglichen Eigensynchronisation entfernt. Sarah Chalke ist wohl ein Grenzfall ("Iss dein Schnitzel, sonst kriegst du keinen Nachtisch!!!") aber Sandra Bullock (mit leicht fränkischem Einschlag) dürfte es gerne mal versuchen
Ich hätte nichts dagegen, wenn Kirsten Dunst sich selbst synchronisieren würde. Dann klänge sie am Ende wieder ein bisschen mehr wie Steffi von Lerchenfeld. :P