Zitat von fortinbras im Beitrag #30Morricone und sein Musikarchiv, das allerdings auch aus Ghostwritern bestehen dürfte, ist ohnehin berühmt-berüchtigt. Und führt manchesmal zu eigenartigen Auswüchsen... So warb der österreichische Film "Ilona und Kurti" groß damit, daß Ennio Morricone die Musik schrieb. Er hat tatsächlich den Composer-Credit, aber der Film bringt nur Stücke aus anderen Filmen (darunter "Ein Käfig voller Narren III").
Daß Morricones Musikarchiv berüchtigt sein soll, höre ich zum ersten Mal. Wohl eher das Gegenteil! Und Ghostwriter gibt es nach Morricones Aussage keine, auch wenn es manchem schwerfällt, diese enorme Produktivität auf hohem Niveau nachzuvollziehen. Auch daß niemand imstande ist, Morricone adäquat nachzuspielen, wie man an unzähligen mißlungenen Cover-Versionen leicht erkennen kann, spricht ja eindeutig gegen Ghostwriter und macht Morricones Aussage zu diesem Thema absolut glaubhaft.
Morricone ist einer, den man nahezu immer sofort erkennt - das ist das Mindeste, was ich von einem Komponisten erwarte. In diese Kategorie fallen auch Komponisten wie Nicola Piovani, Georges Delerue oder Akira Ifukube, um nur ein paar zu nennen. Die Mehrzahl der Hollywood-Komponisten klingt dagegen doch fast gleich. Manches mag sich ganz nett anhören, aber ob man den einen oder den anderen engagiert ist kein nenneswerter Unterschied. Aus dem Rahmen fallende markante Leute wie Miklos Rozsa oder Bernard Herrmann gibt's ja leider nicht mehr.
Daß ganze Filme - wie das 'Ilona und Kurti'-Beispiel - mit Archivmusik bestückt werden, kommt leider häufiger vor und ärgert mich auch immer; ich glaube aber nicht, daß die Komponisten darauf Einfluß nehmen können, wenn jemand die Musikrechte erwirbt und die Musik quasi zweckentfremdet einsetzt. Gerade jüngst hat sich Morricone verärgert zum neuen Film 'L'enfant du Sahara' geäußert, mit dem er nichts zu tun hat, der aber groß mit seinem Namen wirbt.
Noch krasser ist das bei vielen TV-Sendungen, wo gnadenlos vermeintlich passende Musikzitate ganz plump verwendet werden. Das mag für No-Name-Komponisten wegen der Tantiemen ein netter Nebenverdienst sein - für Leute wie Morricone, die auf diese minimalen Vergütungen nicht angewiesen sind, ist das ein Ärgernis, gegen das sie leider machtlos sind.
Es gibt zwei Komponisten, bei denen man mit eingefleischten Fans kaum sachlich diskutieren kann: Martin Böttcher und Ennio Morricone. Ich will jetzt auch keine Debatte lostreten...
Wie und was auch immer hinter allem steckt, ich habe mir zu Morricone lange schon (m)eine Meinung gebildet, die keiner mehr verrücken kann...
Ich bin absolut überzeugt, daß 50% des Erfolges, Stiles und Einfallsreichtum Morricones auf das Erfolgskonto von Bruno Nicolai gehen-der für mich weit vor Morricone mit Rota, Nascimbene und Rustichelli die Elite italienischer Filmmusik bildet. Nach der Trennung von Nicolai als "Dirigent", hat sich Morricones Musik in einigen Elementen verändert und ist austauschbarer geworden. Seit dieser Zeit hat Morricone meiner Meinung nach nur mehr drei oder vier wirklich herausragende Scores geschrieben. Was immerhin mehr ist, als bei John Williams...
Zitat von fortinbras im Beitrag #32Ich bin absolut überzeugt, daß 50% des Erfolges, Stiles und Einfallsreichtum Morricones auf das Erfolgskonto von Bruno Nicolai gehen-der für mich weit vor Morricone mit Rota, Nascimbene und Rustichelli die Elite italienischer Filmmusik bildet. Nach der Trennung von Nicolai als "Dirigent", hat sich Morricones Musik in einigen Elementen verändert und ist austauschbarer geworden. Seit dieser Zeit hat Morricone meiner Meinung nach nur mehr drei oder vier wirklich herausragende Scores geschrieben. Was immerhin mehr ist, als bei John Williams...
Den letzten Absatz möchte ich tendenziell bestätigen, aber nicht in dieser Schärfe. Mehr als 3 oder 4 herausragende Filmscores hat Morricone ganz gewiß auch später noch vorzuweisen, wenn auch deutlich weniger als zu Zeiten mit Bruno Nicolai.
Die daraus resultierende Schlußfolgerung, daß Nicolai demnach der wahre Meister war, scheint mir allerdings voreilig und nicht stichhaltig; man kann den Spieß nämlich auch umdrehen: der 'Niedergang' bei Nicolai fiel nach der Trennung nämlich noch viel gravierender aus als bei Morricone - da kam ja fast nichts mehr, während Morricone sich immerhin auch solo behaupten konnte. Insofern spricht nichts dafür, daß Nicolai der bessere Komponist gewesen ist; vielmehr war es die gemeinsame Partnerschaft, bei der die Funken sprühten, was nach der Trennung eben nicht mehr so gut funktionierte. Bei beiden!
Wie dem auch sei, ich mag beider Musik sehr. An erster Stelle stehen sie bei mir aber nicht, um diese Position streiten sich Nicola Piovani und Akira Ifukube. (Und der Seitenhieb auf den völlig überschätzten John Williams gefällt mir ...)
Bei Nicolais Niedergang kann ich dir nur recht geben. Wobei ich hier glaube, daß sicher ein wesentlicher Unterschied darin bestand, daß Nicolai in erster Linie Genrefilme/-filmchen vertonte und solo kaum je richtig international wurde. Da dies auch mit einer Zeit zusammenfiel, in der die Filmbranche sich sehr veränderte, blieb er mit Angeboten doch deutlich mehr auf der Strecke als einige Kollegen. Das ist nicht unbedingt immer förderlich für die Inspiration.
Als den "wahren Meister" möchte ich Nicolai nicht hochstilisieren, auch wenn es sich vielleicht so anhörte. Ich glaube nur, daß die beiden ein tolles Gespann waren und immens voneinander profitierten (Nicolai also auch von Morricone).
Zitat von fortinbras im Beitrag #34Als den "wahren Meister" möchte ich Nicolai nicht hochstilisieren, auch wenn es sich vielleicht so anhörte. Ich glaube nur, daß die beiden ein tolles Gespann waren und immens voneinander profitierten (Nicolai also auch von Morricone).
Genauso sehe ich das auch. Vielleicht noch erwähnenswert, daß die beiden in den 50er Jahren beim selben Lehrer (Goffredo Petrassi) Komposition studiert haben.
Zurück zur Archivmusik: Von Bruno Nicolai gibt's den Harald-Reinl-Western DIE BLUTIGEN GEIER VON ALASKA, der auch komplett mit Archivmusik bestückt wurde. Überwiegend aus dem Film L'ALPIN L'E' SEMPRE QUEL, ein in den Alpen spielender Film, den Bergsteiger Harald Reinl vermutlich gesehen hatte und die Musik deshalb für seinen Schnee-Western übernommen hat.
Und zu Archivmusik zunächst mal auch von Bruno Nicolai:
In dem unsäglichen Heuler "Die Nacht der offenen Särge" hat er auch einen Credit. Dabei wurde hier auch nur auf bereits bestehende Musik zurückgegriffen, hauptsächlich aus "Justine", aber auch "Nachts, wenn Dracula erwacht". Allerdings nicht rein für die deutsche Fassung, sondern generell. Immerhin war das recht effektiv gemacht.
Peter Thomas bediente sich ja auch oft aus seinem Archiv, allerdings baute er viele Stücke gelungen um. Zahlreiche Themen etwa aus "Botschaft der Götter" waren schon vorher ohne Zusammenhang bei der Ring Musik gelagert. Da staubte er einiges ab, aber hat es nicht nur so belassen, sondern verändert und das neukomponierte Leitmotif des Filmes hineingearbeitet. Aber ist auch alles etwas am Thema vorbei...
Zwei ohnehin oft genannte Beispiele für schlechte musikalische Synchronbearbeitung sind auch bei mir in der Anti-Liste zu finden:
* Leoparden küsst man nicht * Arsen und Spitzenhäubchen (neu)
In beiden Fällen sollte die neue Musik wohl lustig sein wie der Film.
Skurril fand ich auch, daß man für den 40er-Jahre Film "Testflug QE 97" in der deutschen Fassung anstelle der stimmigen Vorspannmusik ein Stück von John Barry aus dem Jahr 1960 nahm. Dieses Beat-Jazz-Crossover will absolut nicht zum Film passen und ist dann auch irrelevant. Generell verstehe ich nicht, warum man manchen Filmen nicht wenigstens die originale Titelmusik ließ. Da ist etwa auch der Hammer Film "Rasputin" ein Beispiel, der erst in den 90ern synchronisiert wurde. Der Film beginnt mit einer tollen Musik, dramatisch und mit russischen Anklängen. Für die deutsche Fassung nahm man ein still dahinplätscherndes Etwas, das weder zum Film, noch zum Vorspann passte. Allerdings ist während des Filmes dann Don Banks' Score zu hören.
Den Horrorfilm "Die Türe ins Jenseits" hat man 1996 auch nahezu vollständig musikalisch verändert. Immerhin muss man sagen, daß man sich um stimmige "Gruselmusik" bemühte. Douglas Gamley hatte zwar 1973 bereits elektronische Musik beigemengt, aber der nahezu reine Synthesizer-Sound der Synchronfassung hört sich eher nach 80er-Horror an und wirkt etwas anachronistisch.
"XX unbekannt"-die Kinosynchro ist ja verschollen. Für die TV-Fassung (Tele 5) hat man sich in mancher Hinsicht doch noch Mühe gegeben. Man hat scheinbar James Bernards Musik nicht verwenden können, aber dennoch auf Musik des Komponisten zurückgegriffen. Man nahm einzelne Stücke aus "Schock". Vom fein ausgeklügelten Score hört man im Film beinahe nichts, aber immer wieder die selben Takte aus dem anderen Film-was teils passt, aber auch sehr eindimensional klingt.
Zuletzt wieder ein kleiner Exkurs-der ORF hat 2001 rund um 9/11 in zahlreichen Sondersendungen stets mit den Bildern des Flugzeuges begonnen, das ins World Trade Center kracht. Dazu wählte man aus dem Archiv ein Stück Filmmusik wirkungsvoll aus. Man nahm die ersten paar Takte der Titelmusik aus dem Hammer Film "Der Teufel tanzt um Mitternacht/The Devil's Own" von Richard Rodney Bennett. Sehr effektiv übrigens-aber auch etwas zu sehr aufgedreht.
Der Film "Kommando Leopard" - einer jener 80er-Söldnerfilme, in denen skurrilerweise immer einige Synchronsprecher als Darsteller zu sehen waren - wird oft damit beworben, dass die Musik von Ennio Morricone stamme. Auch hier hat man soweit ich weiß Archivmusik benutzt, wobei dies aber wohl alle Sprachfassungen betrifft. Ich oute mich hiermit mal als Besitzer der DVD des Films...auch auf dem Cover steht explizit Ennio Morricones Name. Ob sein Name auch im eigentlichen Filmvorspann genannt wird, müsste ich jedoch erst durch Einlegen der DVD ermitteln.
Zitat von fortinbras im Beitrag #36* Leoparden küsst man nicht * Arsen und Spitzenhäubchen (neu)
In beiden Fällen sollte die neue Musik wohl lustig sein wie der Film.
Wobei man bei der 1962er Fassung von "Arsen und Spitzenhäubchen" nur beim Vorspann und beim Endtitel neue Musik verwendet hat. Zumindest im Rest des Films hört man Gottseidank den Originalscore.
In "Leoparden küsst man nicht" wurde leider durch die neue Musik der Film komplett verunstaltet. Dem Vorspann zufolge wurde die Musik von Roy Webb, der im Vorspann steht, von einem gewissen Peter Weiner neu bearbeitet, was sich leider durch den Rest des Films zieht, obwohl im Original nur im Vorspann und am Ende Musik zu hören ist.
Hier im Forum wird über Filme dikutiert, dagegen ist dein erwähnter Ramsch-Film ein intellektuelles Meisterwerk!!!
Ob Morricone oder andere, denen das passiert: Werbung wird mit ihrem Namen gemacht und sie kassieren auch teils nicht unerhebliche Tantiemen. Darum glaube ich, daß es kaum Fälle gibt, wo ein Komponist etwas dagegen hat-ausser er bekommt zu lesen, daß er nur alte Musik recycelt. Der sehr produktive deutsche Filmkomponist Gert Wilden hat da mal spannende Sachen dazu erzählt und erwähnte auch Morricones "Musikfabrik" (ein einzelner Mensch kann kaum dieses gesamte Arbeitspensum schaffen, daß Morricone teils vorlegte-selbst wenn er einen hat, der ihm die Musik dirigiert). Wilden erzählte u.a. von den großen deutschen Komponisten Eichhorn und Majewski. Deren Musikassistenten (u.a. Wilden und Martin Böttcher) wussten um den Stil des "Meisters". Er lieferte manchesmal die Hauptthemen mit Orchestrationswünschen und gab an, wo und wie Musik sein soll. Das tatsächliche Komponieren und Arrangieren übernahmen dann die Assistenten und Majewski gab dem beim Einspielen bestenfalls noch einen Feinschliff.
@ Lammers:
zu "Arsen und Spitzenhäubchen":
Gottseidank ist es nicht der gesamte Score, der ausgewechselt wurde-das hätte ich deutlicher hervorheben sollen. Allerdings stört mich die Titelmusik dennoch, weil sie den musikalischen Rahmen, den Max Steiner dem Film verpasst, aufbricht und verändert.
Zitat von fortinbras im Beitrag #40Der sehr produktive deutsche Filmkomponist Gert Wilden hat da mal spannende Sachen dazu erzählt und erwähnte auch Morricones "Musikfabrik" (ein einzelner Mensch kann kaum dieses gesamte Arbeitspensum schaffen, daß Morricone teils vorlegte-selbst wenn er einen hat, der ihm die Musik dirigiert). Wilden erzählte u.a. von den großen deutschen Komponisten Eichhorn und Majewski. Deren Musikassistenten (u.a. Wilden und Martin Böttcher) wussten um den Stil des "Meisters". Er lieferte manchesmal die Hauptthemen mit Orchestrationswünschen und gab an, wo und wie Musik sein soll. Das tatsächliche Komponieren und Arrangieren übernahmen dann die Assistenten und Majewski gab dem beim Einspielen bestenfalls noch einen Feinschliff.
Quantität Die meisten der von Morricone betreuten Filme waren seinerzeit kleine italienische Produktionen, bei denen für die Komposition und Einspielung der Musik maximal 2 Wochen zur Verfügung standen, eher weniger. Da kann man, wenn man genügend Angebote hat und kontinuierlich arbeitet, ohne weiteres auf 15-20 Filme im Jahr kommen. Man fängt ja auch nicht immer wieder bei Null an, sondern nutzt Ideen, die man für den einen Film verworfen hat, dann bei einem späteren Film. Pauschale Zweifel, vor allem aus den Reihen weniger inspirierter und weniger gefragter Kollegen mit nur 3 Angeboten im Jahr, sind deshalb nicht ernst zu nehmen. Denkt mal an Mozart: was der in ca. 15 Jahren komponiert hat - dagegen ist Morricone ja ein kleines Licht!
Delegieren Es gibt Menschen, die delegieren die Arbeit wo es geht an andere - und denken irrtümlich, daß alle anderen ebenso vorgehen. Doch es gibt auch Menschen, die machen am liebsten alles selbst - nach dem Motto: was man nicht selbst macht, wird nie so wie man es haben möchte. Da ich selbst zu letzterem tendiere, kann ich mir das bei Morricone auch sehr gut vorstellen. Er hat sich zudem mehrfach negativ über Kollegen geäußert, die das Arrangieren anderen überlassen. Selbst wenn Nicolai dirigierte, lag Morricone nicht zuhause auf der Couch, sondern saß im Technik-Raum bei der Abmischung und schaltete sich oft lautstark ein, wie in einer Dokumentation mal zu sehen war.
Auch wenn die Einflüsse der Mitarbeiter (Dirigent, Solisten, etc.) natürlich Spuren hinterlassen, für mich ist klar, daß Morricone der Urheber aller seiner Musik ist. Analog eines ernstzunehmenden Regisseurs, bei dem der Kameramann und der Cutter natürlich auch ihre Handschrift einbringen, der Urheber des Films bleibt aber der Regisseur.
Übrigens gibt's ja Regisseure, die brauchen 5 Jahre für einen Film (z.B. Kubrick) - andere dagegen drehen 5 Filme in einem Jahr (z.B. Fassbinder). Daß es den ersteren ein Rätsel ist, wie die letzteren das machen, kann man sich gut vorstellen...
Und wieder zurück zur Archivmusik: Neben dem oben erwähnten Jess-Franco-Film 'Nacht der offenen Särge' hat Franco auch für seine Filme 'Devil's Island Lovers' und 'Un capitan de quinze anos' Archivmusik von Bruno Nicolai verwendet. Im ersten vorwiegend Musik aus 'Heiß über Afrikas Erde', im zweiten (den ich leider noch nie gesehen habe, hat den jemand?) vorwiegend Musik aus 'Justine'. Und auch in Francos Opus Magnum (!) 'Eugenie' (der mit Soledad Miranda, nicht der mit Chistopher Lee) stammt zumindest das Titelthema aus dem TV-Mehrteiler 'Geminus'.
Sicher habt ihr bemerkt, daß mich das Thema Filmmusik mehr interessiert als die Synchronisation. Ja, das stimmt. Aus meiner Sicht wird den Dialogen bei einem Film ein viel zu hoher Stellenwert eingeräumt. Deshalb bin ich bei Synchronfehlern auch weitaus weniger penibel als manch anderer hier im Forum. Die Stimmigkeit (fast hätte ich gesagt: Melodie) einer Synchro ist für mich wichtiger als die eigentlichen Sätze. Die passenden Sprecher sind dafür natürlich von entscheidender Bedeutung, weniger das, was sie sagen. Und in dieser Hinsicht sind alte Synchros den neueren haushoch überlegen.
Dass der von mir genannte Film "Kommando Leopard" einen wertvollen Beitrag zur Filmgeschichte darstellt, ist mir durchaus bewusst! ;)
@kogenta:
Vielen Dank für die hochinteressanten Ausführungen zum Thema Filmmusik!
Und noch ein Beitrag zum Thema: Der Harald-Reinl-Film "Ein toter Taucher nimmt kein Gold" (mit Christian Brückner als Sprecher für Horst Janson!) benutzte ebenfalls Musik aus der Konserve. So kam u.a. Erwin Halletz' Musik zu "Der Schatz der Azteken" mehrfach zum Einsatz.
Zitat von JamesWright im Beitrag #37Der Film "Kommando Leopard" - einer jener 80er-Söldnerfilme, in denen skurrilerweise immer einige Synchronsprecher als Darsteller zu sehen waren - wird oft damit beworben, dass die Musik von Ennio Morricone stamme. Auch hier hat man soweit ich weiß Archivmusik benutzt, wobei dies aber wohl alle Sprachfassungen betrifft. Ich oute mich hiermit mal als Besitzer der DVD des Films...auch auf dem Cover steht explizit Ennio Morricones Name. Ob sein Name auch im eigentlichen Filmvorspann genannt wird, müsste ich jedoch erst durch Einlegen der DVD ermitteln.
Von Morricone wird nur sehr wenig Musik (wenn ich mich recht erinnere aus 'Schlacht um Algier') verwendet. Ihn als Komponisten groß herauszustellen (DVD, Filmplakat) ist schon sehr dreist. Er wird übrigens weder im Vorspann noch im Abspann erwähnt.
Die eigentliche originale Filmmusik ist von Goran Kuzminac. Vage erinnere ich mich, auch noch Musik eines weiteren italienischen Komponisten gehört zu haben (Ortolani? Ich weiß es nicht mehr).
Gruß, kogenta
PS: Der weltweite Plagiator Nummer Eins Quentin Tarantino verwendet ja grundsätzlich Musik aus der Konserve. Häufig auch von Ennio Morricone, der kürzlich verlauten ließ, daß er es Tarantino künftig verbietet, seine Musik zu verwenden, weil ihm der rein zitatenhafte Musikeinsatz stilistisch verschiedenster Stücke ohne stimmiges Gesamtkonzept schwer gegen den Strich geht und Tarantino mehr als Hobby-Filmer denn als versierten Regisseur erscheinen läßt.
Erstmal, da mich Filmmusik auch sehr interessiert und ich mich seit langer Zeit damit beschäftige, finde ich es anregend, auch mal ein bisserl darüber diskutieren zu können. Trotz teils unterschiedlicher Meinungen (bei mir ist das eben bei Morricone so) gefällt mir, daß es nicht so einen beleidigten Grundton hat. Meine Top-Komponisten, die ich über alle stelle, sind übrigens:
* Edwin Astley * John Barry * Richard Rodney Bennett * James Bernard * Roy Budd * Allessandro Cigognini * Jerry Goldsmith (bis etwa 1980) * Ron Goodwin * Bernard Herrmann * Maurice Jarre * Laurie Johnson * Raymond Lefevre * Michael J. Lewis * Bruno Nicolai * Nino Rota * Hans J. Salter * Peter Thomas
Sehr ambivalent sehe ich: * Martin Böttcher (je ein Thema pro Genre, das ständig wiederholt wird) * James Horner (wenn er gut ist, klaut er bei seinem "Star Trek II"-Score) * Ennio Morricone * Riz Ortolani (oft zu überreizt) * Lalo Schifrin (teil Kult-Faktor, aber nach "Dirty Harry" den Zenit überschritten) * Max Steiner (selbst zeitbezogen meist zu kitschig) * John Williams (seit "Star Wars" nur mehr Einheitssound) * Hans Zimmer (besonders "Piraten der Karibik" ist das vielleicht unverschämteste Plagiat sämtlicher seiner Scores)
Und nun noch kurz zu Ennio Morricone und seiner Meinung über Quentin Tarantino: dafür könnte ich ihn abbusseln! Endlich mal wer, der die Wahrheit sagt über diesen überstilisierten Typen, der keine eigenen Ideen hat. Jeder ehrlich zusammengeklaute originelle B-Reisser ist seinen Fleckerlteppichen haushoch überlegen. Nicht nur musikalisch!
Ich habe diesen Film nie gesehen, aber die musikalische Umsetzung der deutschen Fassung von "Stagecoach/Höllenfahrt nach Santa Fe" soll fast den gesamten Score durch Piano-Geklimper ersetzt haben. Musikwissenschaftler zollen dem Film immer Tribut, daß er den ersten "echten" Western-Score habe und eine Blaupause setzte für die Zukunft, zumindest bis Bernstein neu mischte ("Die glorreichen Sieben") und dann Morricone (ich kanns nicht lassen: und Nicolai) die Genre-Musik neu erfanden und ausnahmsweise mal Hollywood abkupferte. Ich habe Auszüge des "Stagecoach"-Scores auf CD und die Musik ist ausgesprochen gut, dynamisch und einfallsreich.
Wie wirkt die deutsche Fassung hier oder wurde das mittlerweile anders rekonstruiert?
Zum Zeitpunkt der Synchronisation von "Citizen Kane" hätte man übrigens auf die originalen Musikaufnahmen zurückgreifen können, da diese existierten (losgelöst vom Bild) und sogar auf Schallplatte schon veröffentlicht waren. Da Bernard Herrmann volle finanzielle Abgeltung für die deutsche Auswertung bekam und die Urheber der Ersatz-Musik auch abgegolten werden mussten, war die Arbeit vielleicht kostspieliger, als hätte man gleich die Musik bestellt. Ich habe irgendwo im Zusammenhang mit Herrmann und "Citizen Kane" gelesen (in einem Filmmusik-Magazin, glaube ich), daß die originalen Musikaufnahmen für zwei Synchronisationen nach Europa Überstellt wurden-nur leider scheinbar nicht für die deutsche Fassung.