Seine eigenen Drehbücher (soweit ich die Filme durchgehalten habe) strotzen vergleichsweise davon, so dass ihn nur Brunnemann zu dieser Zeit darin übertrumpfte. Das heißt nicht, dass seine Dialogbücher generell davon entstellt sind (siehe "Der Gendarm von Saint-Tropez"), aber die Qualität schwankt sehr.
"Erik der Wikinger/ Die Rückkehr des Gefürchteten" und was für Titel dieser Sandalen-Nachzügler auch bekommen hat ... Offenbar war dieser Caiano-Film so preiswert, dass nicht nur die Originalmusik komplett aus dem Archiv zusammen gestellt war (man hört diese immer gleichen Stücke von Carlo Franci u.a. auch in "Der Tribun von Rom", "Aufstand der Prätorianer" und natürlich "Die Herausforderung des Herkules", der ja auch bildtechnisch der reinste Kramladen ist), sondern noch nicht einmal ein IT produziert wurde. Mehr als einmal hört man - man glaubt es kaum - als Szenenuntermalung Ausschnitte aus Mussorgskis "Bilder einer Ausstellung" (in der Ravel-Instrumentation). Das Verrückte ist, dass es bis zu einem gewissen Grad sogar funktioniert (die Tonqualität der deutschen Fassung ist allerdings so dumpf, dass der Wechsel zum O-Ton nicht auffällt, was bei den viel gescholtenen DEFA-TV-Synchros allerdings der Fall ist).
Apropos "Bilder einer Ausstellung": Auch in der sowjetischen "Ivanhoe"-Verfilmung hört man Mussorgski, sogar das gleiche Stück: "Das alte Schloss", diesmal allerdings in der Synthesizer-Version von Tomita. Und hier auch im Original! Diese extrem merkwürdige Entscheidung versetzte mich zeitweise in den Irrglauben, dass die DEFA bei ihren Synchronisation generell (!!) auf Archivaufnahmen zurück greife. Das war glücklicherweise Unsinn!
"Der feurige Pfeil der Rache" - hier hört man eine schmissige, dramatische Anfangsmusik von Gianni Ferrio, die sich mir früh eingeprägt hat. So fiel es mir auch auf, dass sie genauso in "Das normannische Schwert" zu hören war. Als ich später feststellte, dass beide Filme offenbar Back-To-Back produziert wurden, wunderte es mich nicht, seltsamer fand ich, dass im "Feurigen Pfeil" immer in der Musik Geräusche zu hören waren, die da nicht hingehörten. Völlig verblüfft aber war ich, als ich vor kurzem anhand der englischen Fassung fest stellte, dass die Musik dort nie zu hören ist! Die entsprechenden Szenen haben dort gar keine Musik, auch nicht der (völlig anders gestaltete) Vorspann! Die Musik wurde dem Film hinzugefügt, um ihm mehr Schwung zu geben - mit Erfolg! Aber woher? "Das normannische Schwert" lief niemals in den BRD-Kinos ... und wann immer sie dort zu hören ist, hört man sie ohne die deplatzierten Geräusche!
Es ist mir peinlich zuzugeben, dass ich mir "Blaue Bohnen für ein Hallelujah" angesehen habe, aber als Italowestern-Fan musste ich mir diese Gurke irgendwann mal antun. Und was hörte ich da? Das Mexikaner-Thema, das mir aus der 5 Jahre später entstandenen Komödie "Fünf Klumpen Gold" bereits vertraut war (in beiden Fällen verbunden mit Fernando Sancho). Nur - zur musikalischen Klamotte schrieb Robby Poitevin die Musik, zu den "Klumpen" aber Riz Ortolani. Da hatte wohl der Produzent seine Finger im Spiel.
Im Spielfilmthread dazu hatte ich es schon erwähnt:
Für "Der Fall X701", einem echten Rohrkrepierer der Brauner-Factory, wurde als Titelmusik Carlos Diernhammers Thema aus "Die Todesstrahlen des Dr. Mabuse" benutzt. Das passt aber überhaupt nicht zum Film, der eine ganz andere Stimmung hat als das dynamische, an einen Eurospy erinnernde Thema...
Zitat von Stefan der DEFA-Fan im Beitrag #65Es ist mir peinlich zuzugeben, dass ich mir "Blaue Bohnen für ein Hallelujah" angesehen habe, aber als Italowestern-Fan musste ich mir diese Gurke irgendwann mal antun. Und was hörte ich da? Das Mexikaner-Thema, das mir aus der 5 Jahre später entstandenen Komödie "Fünf Klumpen Gold" bereits vertraut war (in beiden Fällen verbunden mit Fernando Sancho). Nur - zur musikalischen Klamotte schrieb Robby Poitevin die Musik, zu den "Klumpen" aber Riz Ortolani.
Nach meinem Kenntnisstand enthält der 'Goldklumpen' - den ich bisher nie gesehen habe - überwiegend oder sogar ausschließlich Archivmusik, wobei Riz Ortolani meistens als Komponist genannt wird. Da kann aber durchaus was von anderen Komponisten dabei sein. Von Robby Poitevin ist z.B. auch Musik aus 'Django spricht das Nachtgebet' in 'Die Bestie' zu hören, wo laut Vorspann Stelvio Cipriani der Komponist ist.
Bei billigen Italo-Western der Endphase (70er Jahre) wurde aus Kostengründen oft auf Archivmusik zurückgegriffen. Bekanntestes Beispiel ist 'Ein Einsamer kehrt zurück' mit Morricone-Musik aus diversen früheren Filmen ohne irgendwelche Originalmusik. Auch von Bruno Nicolai ('Dio in cielo, Arizona in terra', 'Die blutigen Geier von Alaska') und Luis Bacalov wird immer wieder Archivmusik verwendet, wobei man oft Outtakes genommen hat, damit es nicht ganz so stark auffällt.
In der Serie "Bergerac" mit John Nettles hört man auch ab und an Archivmusik, da es zu manchen Folgen komplett oder nur tw. keine IT-Bänder gegeben hat. So hört man z.B. in der ersten Szene der Folge "Ein Schrei in der Nacht" Musik, obwohl dort im Original keine ist. In einer anderen Folge (ich glaube aus der selben Staffel) bricht die Musik am Ende ab, während man in der Originaltonspur einen Geräuscheffekt hört (jemand wird erschossen) und tw. hört man in Kneipenszenen andere Musik.
Zitat von kogenta im Beitrag #67Nach meinem Kenntnisstand enthält der 'Goldklumpen' - den ich bisher nie gesehen habe - überwiegend oder sogar ausschließlich Archivmusik, wobei Riz Ortolani meistens als Komponist genannt wird.
Naja, da ist jetzt die Frage, ob das wirklich die Originalfassung betrifft oder die Synchronisation, die ja auf jeden Fall einiges an Archivmusik enthält.
Zitat von kogenta im Beitrag #67Nach meinem Kenntnisstand enthält der 'Goldklumpen' - den ich bisher nie gesehen habe - überwiegend oder sogar ausschließlich Archivmusik, wobei Riz Ortolani meistens als Komponist genannt wird.
Naja, da ist jetzt die Frage, ob das wirklich die Originalfassung betrifft oder die Synchronisation, die ja auf jeden Fall einiges an Archivmusik enthält.
Das betrifft schon die Originalfassung. Dort wird Riz Ortolani nicht genannt, sondern es heisst: 'Comento musicale a cura di Guycen' (Musik ausgewählt von Guycen). Also sehr wahrscheinlich keine Originalmusik und auch nicht nur Ortolani.
Und wieder Manfred Köhler: In "Der Mann ohne Gesicht" wurde die romantische Klaviermusik des Vorspanns (der merkwürdigerweise musikalisch und gestalterisch an Hunebelles "Der Graf mit der eisernen Faust" erinnert) komplett ersetzt durch eintönig-discohafte 70er-Jahre-Musik, die im Lauf der deutsche Fassung öfter wieder kehren wird und die den ohnehin seltsamen Film endgültig zum wirren Trash verzerrt.
Für die Fernsehsynchronisation dieses Filmes wurde eine gänzlich andere Musik als die des Originales verwendet. Trotzdem Richard Rodney Bennett im Vorspann steht und sein Name sogar im deutschen Abspann zu lesen war, ist in der gesamten deutschen Fassung keine einzige Note seiner Musik zu hören.
Gemacht wurde es prinzipiell gut, die Musikeinsätze der deutschen Fassung sind an den selben Stellen wie im Original und man hat sich bemüht, ähnlich klingende Musik zu nehmen, bzw solche, die die Stimmung einfängt. Von wem die sehr markante "deutsche" Titelmusik stammt, wüsste ich zu gerne: sie ist wirkungsvoller als Bennetts Musik und erinnert an einen italienischen Horrorfilm.
Aber auch wenn die deutsche Titelmusik effektiver wirkt: der neue Score kann die Wirkung der Originalmusik nicht ersetzen. Bennetts Score ist sehr "sophisticated" und arbeitet mit einem Leitmotif für die Lehrerin, das die zunehmende Verunsicherung und Angst sehr gut ausdrückt. Anfangs ist der Score sehr barbarisch-afrikanisch, die Titelmusik stimmt einen dann wie ein Übergang ein: sie hat etwas von Musik, wie man sie sich bei Zauberritualen vorstellt, nur ist sie "entafrikanisiert" und weist auf die Hexenkulte Europas hin. Im Finale, dessen "Orgie" wie eine Travestie auf einen Hexensabbatt wirkt, nahm Bennett eigenwillige Bläsermotife, die die Lächerlichkeit des nur für die Anhänger inszenierten Drumherums perfekt karikieren - all das fehlt natürlich bei den Stücken aus der Retorte. Der "deutsche Score" erfüllt seinen Zweck, aber er hat keine in sich geschlossene musikdramaturgische Bedeutung und untermalt nur, was man sieht. Bennett hingegen setzt musikalisch eher das um, was man nicht sieht.
Ein Beispiel dafür:
wenn Gwen nach ihrem Zusammenbruch in die englische Probinz fährt zu ihrem neuen Job, erklingt in der Synchronfassung ein idyllisch-romantisches Musikstück, dass die reizvolle Landschaft und Ruhe ausdrückt, die man sieht. Bennett hingegen bietet eine nur ansatzweise idyllische Musik, sie ist in erster Linie ungestüm fröhlich. Zu fröhlich, sie wirkt naiv und signalisiert damit auf eigentümliche Weise, dass hier etwas nicht stimmen kann/wird.
Zitat von berti im Beitrag #1In diesem Trailer zu "Das Todesauge von Ceylon" von 1963 hört man ab 02:34 ein Thema, das auch in der deutschen Fassung von "Tote schlafen fest" zu hören ist und sicher noch anderweitig verwendet wurde:http://www.youtube.com/watch?v=cSLuT0CHc2A
Am vergangenen Samstag lief auf RTL "Disney 100 - Die große Jubiläumsshow". Ich meine, an einer Stelle (bei einer Parade der Disney-Schurken) dieses Stück im Hintergrund gehört zu haben, kann mich aber auch irren. Es wäre auch zu komisch, hier Musik zu verwenden, die nichts mit Disney zu tun hat. Aber unabhängig davon wollte ich fragen, ob jemandem dieses Thema noch woanders untergekommen ist. Stefan erwähnte in einem anderen Thread ja mal, dass es auch in "Im Schatten des Zweifels" zu hören sei:Tote schlafen fest (1946/DF 1967)
Zitat von Gast im Beitrag #36Da ist etwa auch der Hammer Film "Rasputin" ein Beispiel, der erst in den 90ern synchronisiert wurde. Der Film beginnt mit einer tollen Musik, dramatisch und mit russischen Anklängen. Für die deutsche Fassung nahm man ein still dahinplätscherndes Etwas, das weder zum Film, noch zum Vorspann passte. Allerdings ist während des Filmes dann Don Banks' Score zu hören.
Letzteres war leider ein Irrtum - in der kompletten Synchro ist nur Fremdmusik zu hören. Vielleicht eine Verwechslung mit der westdeutschen Synchro des sowjetischen Filmes "Anna Karenina", in dem nur die melancholische Titelmusik ersetzt wurde durch ein unsäglich russentümelndes Balalaika-Thema von Erwin Halletz (was kann man von dem auch Anderes als platteste Klischees erwarten). Der eigentliche Film enthält dann wieder die Originalmusik. Ob der Film damit in diesen Thread gehört, weiß ich nicht, da nicht klar ist, ob es sich um eine Originalkomposition für die Synchro (Berliner Union!) handelt oder aus dem Archiv gekramt wurde.