bei Edigrieg (http://www.trickfilmstimmen.de/features/snowwhite.htm) gibt's zu den verschiedenen Fassungen des Films eine wunderbare Übersicht. Vielleicht ist es möglich, mit Eurer Hilfe einige Löcher für die Vorkriegs-Synchronisation dieses Disney-Klassikers zu stopfen. @Edi: Sind denn Herta Mayen und Karl Schmitt-Walter mittlerweile bestätigt? Bei Schneewittchen kursierte ja auch mal der Name Miliza Korjus...
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Otis Harlan als Happy.mp3
Stuart Buchanan als Jäger.mp3
eventuell Herta Mayen (Gesangsstimme Schneewittchen - Adriana Caselotti).mp3
eventuell Karl Schmitt-Walter (Harry Stockwell als Prinz).mp3
Bestätigt ist da wohl gar nichts, jedenfalls nicht von meiner Seite aus. Erst kürzlich habe ich unten in der rosa Infobox die zwei Theorien hinzugefügt, wo die Synchro überhaupt hergestellt "würde hätten können". Frau Korjus wird im Text darüber auch (bebildert) erwähnt. Die "Holland"-Theorie stützt sich auf c.n.tonfilms festen Verdacht im Bezug auf Otto Wallburg. Die Frage ist dann allerdings, wie Paula Wessely hier hinein passt. Wenn ich wüsste wie, hätte ich Frau Hörbiger schon längst mal einen netten Brief geschrieben. Ich bekam mal den Tipp, es über Christian Tramitz zu versuchen, aber ich weiß nicht so recht, ob das der rechte Weg ist. Letztenendes werd ich aber irgendwie mal einen Versuch starten. Ist der einzige Anhaltspunkt, dem ich überhaupt nachgehen könnte.
Durch einen netten Kontakt von "außerhalb" bin ich nun auf eine Info gestoßen, die sich vielleicht als richtungsweisend für den Schneewittchen-Indizien-Dschungel erweisen könnte. Im Buch "Lexikon der aus Deutschland und Österreich emigrierten Filmschaffenden 1933 bis 1945" von Kay Weniger wird nicht Frau Wessely, sondern Hortense Raky als Stimme der Hauptdarstellerin genannt, die Synchro selbst auf 1937/38 fixiert. Sollte diese Info zutreffen, wovon ich ausgehe, dürfte die Theorie der "Holland-Synchro" als bestätigt angesehen werden, wobei Otto Wallburg als Chefzwerg und Kurt Gerron als Dialogregisseur perfekt in das Bild hinein passen. Mein Bauch war von jeher für diese Richtung, da auch die bis heute nicht wirklich durchleuchtete Besetzungsliste damit erklärt wäre. Die Frage stellt sich nun, ob man hier gezielt nach emigrierten Filmkollegen suchen sollte, um für weitere Lücken fündig zu werden.
Dieser Film wirft bei mir sowieso Fragen über Fragen auf. Lt. Markus Spieker ("Hollywood unterm Hakenkreuz") sollte "Schneewittchen" übrigens auch im Deutschen Reich anlaufen: "Fast wäre auch der erste abendfüllende Zeichentrickfilm von Walt Disney, "Snow White and the Seven Dwarfs", in die deutschen Kinos gekommen. RmVP-Filmabteilungsleiter Leichtenstern hatte dessen Akquirierung am 9. Januar 1939 als "eine reine Kostenfrage" bezeichnet und angekündigt, "dass er in Deutschland gezeigt werden wird, sowie er zu erträglichen Bedingungen zu haben ist". Am 24. Januar beschloss der UFA-Vorstand den Kauf des Films, "da es sich um einen ganz außergewöhnlichen Farbfilm handelt". Die nachfolgenden Verhandlungen scheiterten jedoch an der mangelnden Devisenliquidität der UFA.
Ich frage mich, für wen man in Holland eine deutschsprachige Version angefertigt haben sollte. Deutschland (und Österreich) fielen ja als Absatzmarkt aus. Es ist zwar richtig, dass in einigen Ländern statt der Originalfassung eine deutsche Synchronfassung lief (z.B. Tschechoslowakei, wo deutsche Synchronfassungen mit tschechischen Untertiteln liefen), aber das waren halt Fassungen, die eh in Deutschland hergestellt wurden und auch dafür bestimmt waren.
Wahrscheinlicher ist für mich eine Fassung, die noch in Österreich hergestellt wurde. Allerdings habe ich dafür auch keine Belege- und Überraschungen findet man in der Synchrongeschichte ja reichlich...
fortinbras
(
gelöscht
)
Beiträge:
30.10.2014 11:42
#6 RE: Schneewittchen und die sieben Zwerge (1937; DF: 1938)
Für Hortense Raky spräche das jugendliche Alter und daß sie perfekt zum Rollentypus gepasst hätte.
Sollte die Synchronfassung in Österreich entstanden sein, hätte dies aber vor März 1938 geschehen müssen, denn knapp nach dem Anschluss Österreichs an Hitler-Deutschland ging Frau Raky in die Schweiz, wo sie bis Kriegsende blieb. Sie nach diesem Datum vermutlich über Frankreich und Belgien nach Holland zu holen für eine Synchronfassung, das wäre irgendwie umständlich, aber sicher nicht auszuschließen.
Betreffend Frau Raky könnten ihre Söhne Nikolaus Paryla (ein sehr lieber Mensch) oder Stephan Paryla-Raky vielleicht das Rätsel lösen.
Kay Weniger ist mitunter trotz aller Qualitäten nicht immer zuverlässig, weil er viele Gerüchte als Fakten verkauft oder gerne Angaben ohne Nachprüfung veröffentlicht und damit schon einige Male heftig am Parkett ausgerutscht ist (so sein umstrittenes Buch zu den Stars des 3. Reichs, wo er unreflektiert geschönte Angaben aus Memoiren diverser Künstler verarbeitete).
Hertha Mayen und Dagny Servaes sind bestimmt falsch - das waren reine Brainstorming-Besetzungen, die ich zu Anfang einmal als reine Gedächtnisstütze für mich selbst festgehalten hatte und die dann leider in Folge überall kolportiert wurden. Mit Karl Schmitt-Walter sieht es nicht viel besser aus.
Die Theorie, dass die Synchro vor dem Anschluß in Österreich entstanden ist wäre auch für mich an sich die Überzeugendste. Dagegen spricht aber die geringe Zeitspanne zwischen USA-Premiere (21.12.1937) und Anschluß (11.03.1938) - in zweieinhalb Monaten kann der Film kaum exportiert und synchronsiert worden sein. Kurt Gerron befand sich 1937 bereits in Amsterdam; Otto Wallburg soll im März 1938 dorthin geflohen sein. Eine Bearbeitung in Wien nach dem Anschluß wäre bei Mitwirkung von Gerron und Wallburg auszuschließen. Die Synchronisation könnte nur dann vor dem Anschluß entstanden sein, wenn der Film mit deutlichem Vorlauf vor der US-Premiere exportiert und bearbeitet wurde. Man hätte Gerron dafür allerdings aus Amsterdam nach Wien holen müssen. Falls das der Fall war und man seine Arbeit schätzte wäre das dann auch ein Grund, warum er den Auftrag für die holländische Synchronisation erhalten haben könnte. Alles wackelig, aber nicht unmöglich. In Frankreich dauerte es 5 Monate, bis der Film in synchronisierter Form in die Kinos kam. Die Arbeiten an der französischen Fassung sollen bereits ab März 1938 durchgeführt worden sein: http://www.alostfilm.com/2014/08/snow-wh...-1938-1943.html So viel Zeit verging, bis der Film in den jeweiligen Ländern startete:
Brasilien 10. Januar 1938 Argentinien 22. Januar 1938 England 24. Februar 1938 Kanada 5. April 1938 Frankreich 6. Mai 1938 Belgien 20. Mai 1938 Australien 2. Juni 1938 Uruguay 28. Juni 1938 Irland 8. Juli 1938 Mexiko 21. Juli 1938 Italien 8. August 1938 Norwegen 12. September 1938 CSR 16. September 1938 Schweden 27. September 1938 Dänemark 29. September 1938 Finnland 16. October 1938 Holland 11. November 1938 Portugal 12. Dezember 1938 Schweiz 17. Dezember 1938 Polen 21. Dezember 1938 Ungarn 22. Dezember 1938 Ägypten Januar 1939 Hong Kong 16. Januar 1941 Spanien 6. Oktober 1941
Die Theorie, dass die deutsche Fassung nach März 1938 in Amsterdam hergestellt wurde, würde dazu passen dass Gerron und Wallburg dort waren aber weniger zu Paula Wessely. Die deutsche Fassung könnte mit Hinblick auf den Zielmarkt deutschsprachige Schweiz entstanden sein, wo der Film am 17. Dezember 1938 startete. Hortense Raky würde hier gut ins Bild passen, zumal sie nach 1937 keine Filme mehr drehte. Nun wäre interessant zu erfahren, auf welche Quellen Weniger sich für Raky bezieht.
Anbei nun je ein Sprech- und ein Gesangssample von Hortense Raky aus ihrem letzten Film "Roxy und ihr Wunderteam" aka "Die entführte Braut" aka "3:1 für die Liebe" (1937); Kinostart 14. Januar 1938 in Österreich. Fazit: Sie könnte es sein, muss aber nicht (beim Gesang weniger als beim Dialog).
Dateianlage:
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Hortense Raky 1937 - Bitte bitte heirat mich geschwind.mp3
Hortsense Raky 1937.mp3
Zitat von c.n.-tonfilm im Beitrag #7 Die Theorie, dass die Synchro vor dem Anschluß in Österreich entstanden ist wäre auch für mich an sich die Überzeugendste. Dagegen spricht aber die geringe Zeitspanne zwischen USA-Premiere (21.12.1937) und Anschluß (11.03.1938) - in zweieinhalb Monaten kann der Film kaum exportiert und synchronsiert worden sein.
Es verging allerdings eine gewisse Zeit, bis der österreichische Filmbestand von der deutschen Zensurbehörde bearbeitet wurde. 31 nach Österreich exportierte Disney-Cartoons wurden erst im Januar 1939 von der deutschen Behörde zur Verwendung freigegeben. Übrigens gelangten dadurch dann doch noch einige Donald-Duck-Cartoons vor dem Krieg in deutsche Kinos.
Zitat Nun wäre interessant zu erfahren, auf welche Quellen Weniger sich für Raky bezieht.
...das wäre allerdings sehr interessant. Vielleicht gehört er ja zu den "stillen Mitlesern" hier (so was soll es geben...) und man erfährt hier eines Tages mehr über diesen Film (von ihm).
Die geringe Zeitspanne ist allerdings wirklich ein Argument, dass gegen eine Bearbeitung vor dem "Anschluss" spricht. Eine Bearbeitung nach dem "Anschluss" halte ich für ausgeschlossen. Zum einen, wie Christoph schon schrieb, wg. Wallburg und Gerron. Und zum anderen -falls Gerron und Wallburg doch nicht als Sprecher dabei wären- spricht dann der Versuch der UFA dagegen, den Film 1939 nach Deutschland zu holen.
Gegen eine Bearbeitung in Holland sprechen für mich vor allem kaufmännische Aspekte; eine Bearbeitung "nur" für die deutschsprachige Schweiz oder vielleicht die Tschechoslowakei? Selbst in Österreich taten sich die Amerikaner ja schwer, eigene Synchronisationen nur für Österreich herzustellen. Aber momentan scheint das ja die wahrscheinlichste Lösung zu sein.
Hallo c.n.-tonfilm, wenn ich mir das Sprechsample anhöre, würde ich sagen, das IST das erste deutsche Schneewittchen. Ich denke mal, sie musste sich "kleiner" machen, sodass ihre Stimme noch etwas weicher klang. Und vor allem das rollende R find ich absolut überzeugend. Gesungen hat sie aber meiner Meinung nach nicht.
Für Amsterdam spricht auch wieder ein neues Buch über die Schneewittchen-Entstehung, von dem hier die Rede ist:
Ja, Hortense Raky ist wirklich verdammt nah dran. Erst recht wenn man berücksichtigt, dass sie die Stimme bewußt mädchenhafter anlegt. Hier nochmal Paula Wessely im Vergleich:
Es könnte sich hier ja um den selben Fall handeln wie bei Frau Tremper mit der dubiosen Alice im Wunderland Fassung: Frau Wessely gibt nach dem Krieg bekannt, dass sie in Kürze in ein Disney-Projekt eingebunden wird. Doch dann taucht die Holland-Fassung auf, von der die Allgemeinheit in Deutschland vielleicht gar nichts wusste. "Ok, nehmen wir halt die!". Vielleicht (auch hier wilde Spekulation) hat Herr Gerron nicht nur im Auftrag gehandelt, sondern auch aus Leidenschaft für einen Film der besonderen Art, an den er geglaubt hat. Deutsche Emigranten, die ihrer Verfolgung trotzend ihrem Schauspieltalent nachgehen? Das klingt für mich nach mehr als nur "Disney involviert Outsource Ressourcen für markttechnisch riskantes Projekt". Nur meine Meinung ...
Teil meines aktuellen Updates ist der hier verlinkte Artikel, in dem ich alle bisherigen Fakten und Fiktionen gesammelt habe. Ich hoffe durch noch ausstehende Antworten der unten aufgeführten Personen weiteres Licht ins Dunkel zu bekommen.
Des Weiteren habe ich mich für den radikalen Schritt entschieden, sämtliche Sprecherbilder bis auf Raky & Wallburg wieder zu löschen. Auch Liedtexter Kurt Feltz entpuppte sich nach näheren Recherchen als Urheber der deutschen 66'er Textfassung, nicht der 38'er.
[edit] Frieda Roos (van Hessen) dürfte inzwischen 100 sein und ich habe keine Ahnung ob sie noch lebt, aber auf ihrem Blog fand ich einen interessanten Absatz:
Walt Disney’s Snow White film was released in America, and the company was looking for a Dutch Snow White to sing the role for the Dutch version of the movie. Madame Schoenberg was to hold one of her famous pupil concerts again, and I was to perform the famous “Bell Song” from the opera Lakme by Delibes. When the performance came to an end, a gentleman by the name of Max Tak approached me. He invited me to meet with him and Kurt Gerron, the famous filmmaker in Germany, who had been contracted to make the European versions of the Disney film. I was hired for the part of Snow White in the Dutch version, which is still being played today for the children during their summer vacation time. It was voted the best musical version in Europe.