Ich persönlich war bislang immer davon ausgegangen, dass die Königin/Hexe dieselbe Sprecherin hat. Sollten sowohl sie als auch das Schneewittchen zweigeteilt auftreten (Sprache/Gesang) hätte man dann jedoch in der Tat 4 weibl. Rollen zu verteilen. Glückwunsch zu dieser grandiosen Recherche. Ich nehme an, dass ich bis zum Herbst warten muss, bis ich die Infos auf meiner Seite übernehmen darf!?
Zitat von c.n.-tonfilm im Beitrag #45Vorraussichtlich im Herbst 2015 erscheint sein Text: "Europas alter Märchenzauber und Hollywoods neues Zaubermärchen': Walt Disneys SNOW WHITE AND THE SEVEN DWARFS in Deutschland" im Rahmen des Buches "Thomas Bräutigam und Nils Daniel Peiler (Hg.): "Filmsynchronisationen" Marburg: Schüren, 2015.
Ich las jedoch grad, dass Charlotte Ahnert sich von Wallburg scheiden ließ, um das Kind vor der NS-Verfolgung zu schützen. Wallburg soll in Holland mit einer gewissen Ilse Rein liiert gewesen sein. Das spräche ja nicht grad dafür, dass Frau Ahnert auch in Holland anwesend war. Aber was weiß ich Amateur schon ....
Also nach eingehendem Hörvergleich mit YouTube-Material ist Dora Gerson eindeutig die Gesangsstimme vom Schneewittchen. "Frau Stern", Frau Ahnert inkognito (wenn überhaupt), sprach dann Königin & Hexe. So jedenfalls trag ich's bei mir ein.
Ich möchte die Spekulation bzgl. Charlotte Ahnerts Sprechrollen als Königin/Hexe anzweifeln. Wir haben zwar keine Stimmprobe von ihr, aber, es gibt so einige Punkte, die mich bei einer eigenen kurze Recherche stutzig gemacht haben:
Charlotte Ahnert wurde 1909 in Kassel geboren (Vgl. Eintrag zu "Wallburg, Charlotte", in: Augen-Blick. Marburger Hefte zur Medienwissenschaft (Sammelband 31–36), Schüren Verlag, Marburg 2000, S. 140). Damit war sie nicht nur 20 Jahre jünger als ihr späterer Ehemann, sondern zur Zeit der Synchronarbeiten zu "Schneewittchen und die sieben Zwerge" erst 29 Jahre alt. Ich verweise auf die Ausschnitte, auf Edigriegs Seite: Hier ist eindeutig keine junge Frau von 29 zu hören, selbst wenn man spekuliert, sie habe damals schon alt geklungen.
Im Bezug auf c.n.-tonfilms Vermutung bzgl. "Frau Stern":
Frau Ahnert lebte, laut dem Eintrag in "Augen-Blick", seit 1934 in Österreich und übersiedelte rund drei Jahre später in die Niederlande. Sie war dort unter anderem von August bis Dezember 1937 im Stück "Cocktail" von Willy Rosens Kabarettensemble "Die Prominenten" engagiert (Vgl. H. J. P. Bergmeier: Chronologie der deutschen Kleinkunst in den Niederlanden: 1933–1944 (Hamburger Arbeitsstelle für Deutsche Exilliteratur), Hamburg 1998, S. 97). Eine Anwesenheit bei den Synchronarbeiten wäre insofern nicht auszuschließen.
Was allerdings hier zu bedenken wäre, und ich hoffe, dass der Autor des noch erscheinenden Aufsatzes, dies getan hat, ist, dass der Herausgeber von "Pem's Privat-Berichte", Paul Marcus, seit 1936 in London lebte. Ich nehme daher an, dass er seine Informationen über die Karrieren von Exil-Schauspielerinnen und -Schauspielern vornehmlich von diesen direkt erhielt. Der Bericht über die, bei der Synchronarbeit zu "Schneewittchen und die sieben Zwerge" anwesenden Schauspielerinnen und Schauspieler, dürfte daher von jemandem gestammt haben, der in die Arbeit involviert war. Vielleicht einer der Sprecher?
Dieser jemand kannte vielleicht einen "Herrn Stern", der nochmals geheiratet hatte. Seine Frau wirkte bei der Synchronarbeit mit. Dieser Ausdruck "eine neue Frau Stern" zeugt, meiner Meinung nach, von einem gewissen Halbwissen ("Na ja, da war noch jemand, ich glaube, die neue Frau vom Stern."), wie es bei Kollegen, die an einer Synchronisation arbeiten, nicht verwunderlich wäre. Dass hierbei darauf verwiesen worden sein könnte, Charlotte Ahnert habe neu geheiratet, erscheint mir da eher wenig glaubwürdig. Ich weiß nicht, ob Paul Marcus Charlotte Ahnert gekannt hat, aber selbst wenn, was hätte den Lesern von "Pem's Privat-Berichte" dieser Querverweis genutzt, wenn sie weder in persönlichem Kontakt zu Frau Ahnert standen, noch einen "Herrn Stern" kannten? Ich würde daher annehmen, dass Herr Marcus hier schlichtweg ungenaue/-präzise Insider-Informationen erhalten und diese übernommen hat.
Die Zuordnung von "Frau Stern" als Königin/Hexe (ohne Bezug auf Charlotte Ahnert) sollte daher, meiner Meinung nach, zunächst beibehalten werden.
Woher Ulrich Liebe die Information hat, Frau Ahnert sei bei der Synchronisation dabei gewesen, weiß ich natürlich nicht. Hier wäre der genaue Wortlaut wichtig. Sollte Liebe nämlich nur von einer Beteiligung schreiben, dann könnte sie auch in anderer Funktion als als Sprecherin tätig gewesen sein.
Hermine Sterler (*1894), laut Kay Weniger geboren als Minna Stern (Quelle: "Es wird im Leben dir mehr genommen als gegeben …") wich aufgrund der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 nach Wien aus, wo sie sowohl am Theater wie beim Film weiterarbeiten konnte. Der Anschluss Österreichs beendete auch hier ihre künstlerische Laufbahn. Hermine Sterler konnte sich nach London absetzen und gelangte von dort in die USA. Über eine Zwischenstation Holland ist nichts bekannt ... und auch eher unwahrscheinlich.
@fortinbras, das Komische ist, dass Christiane Hörbiger einmal gesagt hat, dass ihre Mutter Paula Wessely das Schneewittchen sprach, das allerdings heute irrelevant ist, da sich sowieso keiner mehr daran erinnern kann.