Ein Zitat aus Joseph Garncarz´ Beitrag über die verschiedenen deutschen Fassungen aus dem Buch "Film im Transferprozess" (S. 247): ""Auch wenn ´Schneewittchen´ im Dritten Reich nie öffentlich aufgeführt wurde, so wurde die im Reichsfilmarchiv gelagerte Kopie der deutschen Synchronfassung immer wieder vor Funktionsträgern der NSDAP und kreativen Kräften aus der Trickfilmbranche gezeigt." Als Beleg dafür verweist Garncarz in einer Fußnote auf eine Stelle in dem Buch "Im Reich der Micky Maus: Walt Disney in Deutschland" von J. P. Storm und M. Dreßler.
Okay. Vielen Dank euch beiden. Ich denke aber mal, dass das Gros der Nazi-Größen wenig verstanden hat von den Filmen im O-Ton... Haben sich dann wohl nur die Bilder angeschaut.
Tja, was sagen die Experten zur Aussage bez. der vermuteten Sänger? Cläre Eiselmeier hat im Internet leider kaum Präsenz.
Willy Stettner hatte ich bereits selbst mal allgemein mit aufgeführt, finde nun allerdings keinen Hinweis auf einen Aufenthalt in den Niederlanden. Zu vermuten, dass die zwangs-geschiedene Frau Raky in der Schweiz anruft und ihren Ex-Mann um gesangliche Unterstützung bittet, klingt ja sehr romantisch
Finde ich wirklich bedauerlich, dass diese Vorträge nur in Berlin gehalten werden.
Offengesagt, interessiert mich die deutsche Fassung selber, Qualität und Atmosphäre eher, als die Namen der Sprecher. Die sind nur dokumentarisch von Relevanz.
Karl Schmitt-Walter stand in cn-tonfilms erster auf vagen Vermutungen erstellten Liste. Die Bio passt allerdings absolut nicht in den Synchronwerdegang des Films. Alle "früheren" Namen wurden auf meiner Seite von mir getilgt.
Karl Schmitt Walter war Bariton und schon allein deswegen nicht der Prinz. Willy Stetner halte ich für sehr wahrscheinlich. Er spricht hier mit der gleichen "sanften" Stimme wie es der Prinz tut: "Du bist so lieb" Hella Kurty & Willy Stetner 1930 Das Land des lächelns mal bei youtube schauen.
Allein aufgrund der doch meist minderen Tonqualitäten jener Zeit fällt es mir immer schwer, mich festlegen zu wollen. Und speziell bei diesem Film reicht mir eine Stimmenähnlichkeit nicht (mehr) aus. Wenns danach geht, kommt Herr Schmitt-Walter nämlich sehr wohl an den Prinzen ran, Bariton hin oder her ...
Um die Debatte um Karl Schmitt-Walter vielleicht endlich zu beenden: Er ist es definitiv nicht!! ich habe den Sänger in seinen letzten Lebensjahren noch persönlich kennengelernt und besitze das Typoscript seiner Autobiographie. KSW hatte 1938 ein festes Engagement an der Städtischen Oper Berlin und wurde in diesem Jahr zum Kammersänger ernannt. Er hatte keine Kontakte nach Holland und hätte auch keinen Grund gehabt eine anonyme Synchrontätigkeit anzugehen. Wenn er für Disney gearbeitet hätte, dann hätte er mir das erzählt, oder es in seiner Autobiographie erwähnt. Ausserdem hat die Stimme im Film keinerlei Ähnlichkeit mit seiner. Den Prinzen singt ein junger lyrischer Tenor (dessen Stimme bei einer Abtastung auf DVD zudem auch noch immer etwas höher als ursprünglich klingt, wegen der Abtastrate von 25 Bildern pro Sekunde). Ganz persönlich, glaube ich auch nicht an Willi Stettner, denn der war vom Stimmfach her ein typischer Buffotenor, eher ein singender Schauspieler mit Spezialität für‘s Exzentrische. Der Prinz hingegen ist ganz klassisch jugendlich lyrisch angelegt.
Danke Dir für die Unterstützung. Wir kennen uns übrigens über meine Recherche zu Elsa Oehme Förster. Wusste gar nicht, dass du dich auch für Schneewittchen interessiert.
Auf dem Obersalzberg muss übrigens eine deutsche Version gezeigt worden sein. Vor Jahren hatte ich mal Kontakt in einem klassikforum zu einem alten Herrn, der als Kind mehrfach dort Filme gesehen hat. Unter anderem auch Schneewittchen auf deutsch.
Die alte Synchro hat mich schon immer interessiert, und als dann der Name Karl Schmitt-Walter in diesem Zusammenhang genannt wurde (vor allen Dingen dann auch noch im Zusammenhang mit einer angeblichen Wiener Synchro, fand ich das doch mal eher witzig, denn auch dort hätte KSW zu diesem Zeitpunkt nicht hineingepasst. Das war alles ziemlich wüste Spekulation.:-)
Hier nochmal zur Klarstellung: als ich vor vielen Jahren zum ersten Mal versuchte, die 38er Schneewittchen-Synchro akustisch durchzubesetzen, machte ich mir im Sinne eines Brainstormings viele Notizen von möglichen Kandidaten, die primär erstmal nur mir als Gedächtnisstütze gelten sollten. Leider sind diese Notizen dann teilweise unkontrolliert weiterkolportiert worden und haben dadurch eine Verbreitung gefunden, die so nie beabsichtigt und gewünscht war. So schnell können sich Dinge über das Internet verselbstständigen...
An Willi Stettner glaube ich auch nicht. Hinsichtlich der Lieder, die Hortense Raky nicht selbst gesungen hat und des Prinzen wäre jedoch eine weitere theoretische (!) Möglichkeit in Betracht zu ziehen: dass im Zuge der Doppelproduktion für Gesangsparts Sänger sowohl in der deutschen wie auch in der niederländischen Fassung zum Einsatz kamen. Bei geübten Sängern, die durch eine klassische Ausblindung Deutsch akzentfrei singen können, wäre das zumindest nicht unmöglich, ist aber im Moment auch wieder reine Spekulation.
Schneewittchen wurde in der niederländischen Fassung von 1938 von Frieda van Hessen, der Prinz von Lex Karsemeijer gesungen. Leider ist die niederländische Fassung für einen aktustischen Vergleich nicht greifbar und es gibt von beiden auch sonst keine zeitgenössischen Gesangsbeispiele.
Der einzige Ausschnitt, der aus der niederländischen Synchronfassung von 1938 bisher jemals aufgetaucht ist, ist dieser hier:
EYE Film Institute Netherlands besitzt m.W. eine bislang nicht umkopierte Nitrokopie, die jedoch aus rechtlichen Gründen nicht zur Verfügung gestellt werden kann. Die holländische Fassung einmal zu hören, wäre in jeden Fall sehr spannend.