Zitat Ich habe vor Jahren mal irgendwo gelesen, dass für eine frühe Filmsynchronisation tatsächlich Kulissen nachgebaut wurden, in denen die Synchronschauspieler dann agierten. Aber wo? Bräutigam, dieser Thread... nicht zu finden. Hat jemand zufällig eine Ahnung und Quellenangabe?
Es handelt sich um "David Copperfield" (1934) und ein entsprechender Artikel stand in einer zeitgenössischen Zeitschrift (vermutl. "Filmwelt").
Das Harald von Troschke-Archiv ist einer der größten Medienschätze zur deutschen Film-, Theater und Kulturgeschichte, die online frei verfügbar sind. Es bietet rund 250 einstündige Audio-Interviews aus den 60er bis 80er Jahren mit einem Füllhorn an namhaften Film- und Theaterkünstlern und anderer Prominenz. Im Gegensatz zu manch anderem ist mit Harald von Troschke hier einmal ein wirklich intelligenter Interviewer am Werk, der seinen Gesprächpartnern weit mehr als nur die üblichen Banalitäten, um nicht zu sagen, oft Erstaunliches zu entlocken vermag.
Der renommierte Theatermann Karl-Heinz Stroux berichtet in seinem Gespräch mit Harald von Troschke, wie er in den 30er Jahren vorübergehend als Dialogregisseur zur deutschen MGM kam. Man erfährt, dass die deutsche MGM-Filiale mehr oder weniger unbehelligt federführend von amerikanischen und holländischen Juden geleitet wurde. 1937/38 verdiente Stroux als MGM-Synchronregisseur etwa 2000,- RM pro Film (2024: 11.458,- €), während sich das Durchschnittsjahresgehalt eines Normalverdieners damals auf knapp 2.000,- RM belief. Die Synchronarbeiten für einen Fim hätten zunächst etwa 2-3 Monate gedauert, was sich dann auf 4 Wochen verkürzt hätte. Für die nötige Arbeitsgenehmigung habe ein Telefonanruf der MGM bei der Reichsfilmkammer genügt, um die Genehmigung quasi auf Zuruf zu erhalten.
Leiter der damaligen MGM-Niederlassung in Deutschland war der Niederländer Fritz Strengholt, der kein Jude gewesen sein soll. Er soll aber mit einer deutschen Jüdin verheiratet gewesen sein, von der er sich angeblich 1937 auf Druck der Nazis getrennt hat. Dies kann man den Erinnerungen von Robert Vogel, damals MGM-Auslandsbeauftragter entnehmen. Angeblich ist die Ehefrau später in einem KZ umgekommen. Nach dem Krieg arbeitete Strengholt für United Artists in Frankreich und dann als Verleiher und Kinobesitzer in Holland.