Zitat Der nächste Schritt wäre dann herauszufinden, welche Fassungen noch erhalten sind.
Die Frage müsste man umformulieren: Welche Fassungen könnte man den Filminteressierten zugänglich machen? Und da muss man wohl sagen: die wenigsten! Das Interesse daran ist vermutlich viel zu gering, als wenn sich irgend jemand die Arbeit machen würde, etwas zu veröffentlichen. Was nützt es, wenn möglicherweise in den MGM oder Fox-Archiven wirklich noch deutsche Vorkriegssynchros lagern. Dort wird knallhart kalkuliert; was sich nicht rechnet, wird auch nicht gemacht. Die breite Öffentlichkeit interessiert sich doch nicht für Synchronfassungen, die meisten sind froh, wenn sie irgendwas auf deutsch hören, woher und von wann die Fassungen sind, ist doch egal. Nur wenn eine Synchro völlig missraten ist und sich anhört, als wenn sie in der Küche gemacht wurde, dann fällt es auf...Selbst hier im Synchron-Forum, wo sich die Synchronfans tummeln, ist das Interesse an diesen Uralt-Synchros doch, sagen wir mal, zurückhaltend. Es sind ja in den letzten Monaten 3 Fassungen mit Synchros der Continental-Film aus dem Krieg veröffentlicht worden...wer hat sich die denn gekauft? Wenn überhaupt, dann kann man ja nur auf Veröffentlichungen von kleineren Labels hoffen, die sich zur Aufgabe gemacht haben, alte, vergessene Fassungen zu veröffentlichen.
Vielleicht sehe ich das alles zu pessimistisch, aber aus meiner Sicht sollte man sich da keine großen Hoffnungen machen.
Ich hätte meine Frage tatsächlich anders formulieren sollen: Welche Fassungen noch erhältlich sind.
Ich glaube nicht, dass du das zu pessimistisch ist. Das ist einfach so! Und es ist auch in Ordnung das es so ist. Die Orientierung an der Nachfrage ist die gerechteste Wirtschaftspolitik, die wir kennen. Schlimmer wäre es, wenn alle Steuern dafür bezahlen müssten, damit wir paar Hanselns uns über ein sehr exklusives Vergnügen freuen dürfen, wie das bei staatlicher Kulturförderung der Fall ist. Wenn, dann ist es unsere Aufgabe die Menschen davon zu überzeugen, warum diese alten Fassungen unbedingt gerettet werden müssen und damit eine Nachfrage zu erzeugen. Aber bitte keine staatlich verodneten Kulturrettungsaktionen. Also: Den Labels Interesse zeigen, sie vom Mehrwert alter Fassungen überzeugen, den diese z.B. für Neuauflagen längst erschienener Filme haben und dann kaufen, kaufen kaufen!
Man muss vor allem sehen, dass Synchronfan nicht gleich Synchronfan ist. Nicht wenige sattelfeste Klassiker-Synchronfans im Forum kämen beim Identifizieren aktueller Stimmen ins Straucheln - nicht, weil sie sich nicht mehr für aktuelle Synchros interessieren (das bestimmt auch), sondern wohl vor allem, weil sie mit aktuellen Produktionen (also den Filmen, Serien) nicht so warm werden. Wird wohl bei den meisten Synchronfans so sein: erst kommen die Filme (Serien), dann kommt die Synchro. Ähnlich ist es mit Filmen aus der Vorkriegs-Ära: nicht alle Klassiker-Freunde sind auch Fans der Filme aus dieser Zeit. Selbst aus ihrer Lieblings-Ära konsumieren die Klassiker-Freunde ja nicht jeden Film.
Das ist das Eine, das Andere ist: man kann nur etwas wertschätzen, was man kennt. Wer die Sprecher der ersten Stunde nicht kennt, wird wahrscheinlich auch nicht unbedingt großes Interesse hegen für diese Synchros.
Allerdings: wenn viele begünstigende Faktoren zusammenkommen wie: ein Film, der noch heute Aufmerksamkeit auf sich zieht (sei es in der Originalfassung, sei es in der Fassung einer Spätsynchro) und/oder die Mitwirkung eines auch bei Klassikerfreunden bekannten und beliebten Sprechers, z.B. ein Clark Gable-Film mit Schürenberg, dann denke ich, dürfte das Interesse an dieser Synchro nicht gering sein.
Außerdem: man muss ja nicht unbedingt auf die Veröffentlichung auf DVD etc. schielen, es wäre ja auch denkbar, dass öffentlich-rechtliche Sender oder Pay-TV-Kanäle, die auf Klassiker spezialisiert sind, diese Filme in ihr Repertoire aufnehmen. Ich weiß freilich überhaupt nichts über Fragen der Lizenz in diesen Fällen, aber viele (heutigen) Kultfilme mussten schon des Öftern den Umweg über das Heimkino gehen, um ihr bzw. ein großes Publikum zu finden.
Aber ganz unabhängig davon, wie es um das Schicksal dieser Filme bestellt sein wird: deine archäologische Dokumentierungsarbeit ist einfach nur beeindruckend, Peter!
John Connery hat es schön ausgedrückt - zuerst kommen die Filme, dann die Synchronisation.
Ich mag Filme aus allen Dekaden, aber ich habe doch einen starken Schwerpunkt auf die Zeit von etwa 1950-75, das für mich eine fruchtbare, lebendige und vielseitige Kinozeit war.
Einen erheblichen Teil der 30er- und 40er-Jahre Filme finde ich einfach dermaßen verstaubt, daß mir auch zeitgenössische Synchronisationen dazu powidl sind.
Wenn man jetzt etwa die erste Synchronisation von 'Meuterei auf der Bounty" auf Dvd herausbrächte, wäre das für mich kein Grund, diese zu kaufen, da die spätere Fassung mit Hasse/Schürenberg kongenial ist und das Interesse an etwas anderem als dem Vertrauten doch recht gering ist.
Unveröffentlichte Filme, das ist etwas anderes, oder solche, von denen es keine weitere Bearbeitung gibt ("Die gute Erde").
Leider haben es, wohl zeitlich bedingt, hauptsächlich die unerträglichen Filmmusicals und Schmalzfilme über den Atlantik geschafft. Der erheblichste Teil an für mich interessanten Filmen der 30er und frühen 40er-Jahre wurde nicht synchronisiert.
Synchronisationen jener Zeit zusätzlich auf Dvd/BD zu geben, wäre eine Option, aber ich gebe offen zu, daß ich im Regelfall wohl nahezu immer den neueren Fassungen den Vorzug geben würde (sofern sie gut sind). Die Nachkriegs-Synchronisation hat lange Zeit über ein homogenes, fast familiär-vertrautes Gesamtbild geschaffen, das für mich subjektiv nicht getoppt werden kann. Weder mit aktuellen Neu-, noch Uralt-Fassungen.
Angesichts deiner Kompetenzen und immensen Leistungen, die Geschichte der Filmsynchronisation in Deutschland (und auch Österreich) zugänglich zu machen - hättest du nicht Lust, ein längst überfälliges Buch dazu zu schreiben?
Thomas Bräutigam kann nur als Anfang bezeichnet werden und Norbert Apings "Laurel und Hardy"-Buch ist bei allen interessanten Details ein wenig einseitig und erweckt zudem irgendwann den Eindruck, man lese Finanzamtsakten.
Ein lebendiges, lesbares und vielseitiges Buch bräuchte es - wie wäre es???
(Das ist kein ironisches Posting, sondern ernst gemeint!)
"Wat de Buer nich kennt dat fret he nich!" (Hochdeutsch: Was der Bauer nicht kennt, das isst er nicht). Das ist halt das Problem, dass man letztendlich über eine (Synchron-)Periode schreibt, die den wenigsten bekannt ist. Bis vor einigen Monaten habe ich auch relativ wenig aus dieser Synchronperiode gewusst. Allerdings habe ich mich immer schon für den deutschen Film interessiert, auch für die 30er und 40er Jahre. Die Synchronisation gehört für mich auch zur deutschen Filmgeschichte. Dies ist leider immer noch nicht im Bewusstsein vieler angekommen. Speziell meine ich hiermit Personen, die sich teilweise Jahrzehntelang mit deutscher Filmgeschichte beschäftigt haben; von Synchronisation allerdings so gut wie gar nichts wissen. Deshalb fand ich es natürlich auch toll, dass sich Herr Bräutigam damals an diese Thematik gewagt hat und ein Buch veröffentlicht hat. Leider ist über die Frühzeit der Synchronisation nur wenig zu lesen; er nennt Regisseure wie Konrad Rohnstein, Kurt Bleines oder Reinhard W. Noack- leider erfährt man über diese Personen nichts (ich gebe allerdings zu: es ist auch sehr schwer, über diese Herrschaften Infos zu bekommen). Er schreibt, dass Lu Säuberlich Joan Crawford synchronisiert hat oder René Deltgen für Spencer Tracy sprach; aber in welchen Filmen denn? Für meine Recherchen ist Bräutigams Buch leider nur bedingt zu gebrauchen. Norbert Apings "Dick und Doof"-Buch fand ich da schon informativer. Dass der Mann sich vor allem mit den Herren Laurel und Hardy beschäftigt hat kann man ihm ja nicht anlasten; es ist ja ein Buch über die Komiker.
Es dürfte sicherlich kaum verwundern, dass ich eine zeitnahe Synchronisation immer einer Spät-Synchro vorziehen würde. Wenn es die Möglichkeit gibt Siegfried Schürenberg auf Clark Gable zu hören, dann würde ich die immer nehmen... Gruß Peter
PS: @ fortinbras: ein Buch zum Thema wäre vielleicht mal eine Option; allerdings muss ich bis dahin noch sehr viel Infos zusammentragen...und die Käufer, die sich dafür interessieren würden, wären sicherlich auch überschaubar.
Synchronisation ist für mich schlichtweg ein Teil der Filmgeschichte.
Ich habe auch viel über für österreichische Filme der 30er/40er (da rechne ich auch die NS-Zeit hinzu), da sie eine ganz eigene Identität haben und etwas sehr regional-urwüchsiges, das ich sehr schätze. Mit dem deutschen Film jener Zeit tue ich mir schon schwerer und sämtliche deutsche Kinostars (Fritsch, Albers, Birgel) sind für mich einfach unerträglich. Dennoch gab es viele großartige deutsche Filme - gerade auch zur Zeit des Nationalsozialismus und es ist bitter, daß viele kreative und künstlerische Kräfte sich dem Regime ergeben haben (oder es mußten). Die Botschaften oder Motivationen mal nicht bewertet, so finde ich einige der archaischen Blut-und-Boden-Filme schlichtweg fantastisch anzusehen ("Die goldene Stadt") oder jene biografischen Gemälde ("Wen die Götter lieben", "Der große König"). Aber mit einem Großteil der damaligen Filme fange ich wenig an - weil mir immer zuviel gesungen wird und ich Musikfilme nicht mag. Egal, ob die hier entstanden sind oder in Übersee, in den 30er, 40er oder 50er-Jahren, ob mit der Rökk oder Astaire, da gruselts mir immer. Die sind so schlimm wie die "Lederhosen"-Filme oder Steven Seagals siebenundvierzigster Superheroactionscheiß. Viele meiner besonders geschätzten Filme wurden erst spät synchronisiert (Horrorfilme, Gangsterfilme, Krimis), also fällt hier grundsätzlich schon mal einiges aus.
Dennoch interessiere ich mich sehr für Filmgeschichte alle Genres überschreitend. Und auch für die Geschichte der Filmsynchronisation. Persönlich würde ich so ein Buch sehr wohl kaufen.
Norbert Apings Buch über Laurel und Hardy in Deutschland war durchaus interessant und exzellent recherchiert. Es war mir nur dann irgendwie zu überbordernd, weil mich die ganzen Verleihgeschichten, etc, ermüdeten. Aber es war auf jeden Fall interessant.
Bräutigam wollte das gesamte Spektrum bieten, nehme ich an. Das Buch sollte alle zufriedenstellen und eben jedem etwas bieten. Insofern hat es seinen Zweck erfüllt, wenngleich mir eine andere Struktur zugesagt hätte - chronologisch geordnet, um auch die Veränderungen jeglicher Art greifbar zu machen.
Ein Buch über die Geschichte der Synchronisation wäre sicher kein Bestseller und wohl eher nur etwas für Eigenverlag oder a la Amazon auf Bestellung. Ich würde es sicher kaufen und ein paar andere auch.
Reich werden, lieber Peter, würdest du damit vermutlich nicht. Aber einen wertvollen Beitrag leisten zur Aufarbeitung eines bedeutsamen Kapitels deutsch-internationaler Filmgeschichte.
Synchronisierte Filme in Deutschland (Teil 8: 1939):
Dt. EA: Titel D: OT: Produktionsfirma (Land/ Jahr): 17.01.1939 Gebrandmarkt Forfairture Pantheon /Gray (F/1937) 31.01.1939 Der weiße Tiger Booloo Paramount (USA/ 1938) 31.01.1939 Schüsse in der Prärie In Old Mexico Paramount (USA/ 1938)-Kurzfilm; lief zus. mit "Der weiße Tiger" 10.02.1939 Seekadetten Navy, Blue and Gold MGM (USA/ 1937) 03.03.1939 Entführt Kidnapped Fox (USA/ 1938) 03.03.1939 Piraten in Alaska Spawn of the North Paramount (USA/ 1939) 24.03.1939 Vier Mann- ein Schwur Four Men and a Prayer Fox (USA/ 1938) April 1939 Ein Mann wird entführt Hanno rapito un uomo Juventus/ C.I.N.F. (I 1938) April 1939 Wer ist so glücklich wie ich? Chi è più felice di me Appia (I / 1938) Mai 1939 Katja, die ungekrönte Kaiserin Katia Metropa-Film (F/ 1938) Mai 1939 Komteß von Parma La contesse di Parma I.C.A. (I/ 1938) 24.05.1939 Über die Grenze entkommen The Texans Paramount (USA/ 1938) 20.07.1939 Betrüger am Werk Sunset Trail Paramount (USA/ 1939)-Kurzfilm,lief vermtl. zus. mit "Scotland Yard erl. Haftbefehl" 20.07.1939 Scotland Yard erlässt Haftbefehl Arrest Bulldog Drummond Paramount (USA/ 1939) 10.08.1939 Josette Josette Fox (USA/ 1938) 11.08.1939 Der Frechdachs von Arizona Arizona Wildcat Fox (USA/ 1939) 15.09.1939 Die Frau gehört mir (Pazifik-Express entgleist) Union Pacific Fox (USA/ 1939)- 1965 Neusynchro: "Union Pacific" 19.09.1939 Die goldene Peitsche Kentucky Fox (USA/ 1938) 29.09.1939 Abenteuer in China Too Hot to Handle MGM (USA/ 1938) 19.10.1939 Auf verbotenen Wegen Ride a crooked Mile Paramount (USA/ 1938) 08.11.1939 Rose-Marie Rose-Marie MGM (USA/ 1936)- 1936 zunächst in D verboten 20.12.1939 Südsee-Nächte Honolulu MGM (USA/ 1938) 31.12.1939 Der große Betrug The Lady's from Manhattan Paramount (USA/ 1939) 1939 Die Stunde der Vergeltung Stand Up and Fight MGM (USA/ 1939) 1939 Rivalin der Zarin La principessa Tarakanova S.A.I. (I/ 1938) 1939 Suez Suez Fox (USA/ 1938) 1939 Tat ohne Zeugen Il fornaretto di Venezia ViVa (I 1939) 1939 Wenn die Liebe wieder erwacht Maman Colibri Badalo (F/ 1937)
Hinweis zu Teil 7 (1938): hier hatte ich einige Filme vergessen; sind eingefügt!
Zitat Mit dem deutschen Film jener Zeit tue ich mir schon schwerer und sämtliche deutsche Kinostars (Fritsch, Albers, Birgel) sind für mich einfach unerträglich. Dennoch gab es viele großartige deutsche Filme - gerade auch zur Zeit des Nationalsozialismus und es ist bitter, daß viele kreative und künstlerische Kräfte sich dem Regime ergeben haben (oder es mußten). Die Botschaften oder Motivationen mal nicht bewertet, so finde ich einige der archaischen Blut-und-Boden-Filme schlichtweg fantastisch anzusehen ("Die goldene Stadt") oder jene biografischen Gemälde ("Wen die Götter lieben", "Der große König").
Mit "Otto-Otto" Hans Albers können ja viele heute nichts mehr anfangen. Ich finde die meisten seiner Filme durchaus unterhaltend- obwohl sich Albers meist selbst spielte. Aber er konnte durchaus, wenn er wollte (und ein paar Cognac wegließ) auch großartig spielen. Willy Fritsch war ja so was wie der "Sonnyboy" der 30er Jahre. "Glückskinder" war schon sehr gut; auch wenn gnadenlos US-Vorbildern abgekupfert. Seine Partnerin Lilian Harvey ist nicht ganz so mein Fall; Käthe von Nagy finde ich das schon besser: "Ich bei Tag und Du bei Nacht" ist ein ganz wunderbarer Film!
Zitat Dennoch gab es viele großartige deutsche Filme - gerade auch zur Zeit des Nationalsozialismus und es ist bitter, daß viele kreative und künstlerische Kräfte sich dem Regime ergeben haben (oder es mußten). Die Botschaften oder Motivationen mal nicht bewertet, so finde ich einige der archaischen Blut-und-Boden-Filme schlichtweg fantastisch anzusehen ("Die goldene Stadt") oder jene biografischen Gemälde ("Wen die Götter lieben", "Der große König").
"Die goldene Stadt" hat sicherlich auch seine Vorzüge, nur mit der "Reichswasserleiche" Kristina Söderbaum kann ich wiederum nicht viel anfangen.
Zitat Aber mit einem Großteil der damaligen Filme fange ich wenig an - weil mir immer zuviel gesungen wird und ich Musikfilme nicht mag. Egal, ob die hier entstanden sind oder in Übersee, in den 30er, 40er oder 50er-Jahren, ob mit der Rökk oder Astaire, da gruselts mir immer.
Ich mag diese alten Musicalfilme; da bin ich also in dieser Zeit gut aufgehoben...
Zitat Reich werden, lieber Peter, würdest du damit vermutlich nicht. Aber einen wertvollen Beitrag leisten zur Aufarbeitung eines bedeutsamen Kapitels deutsch-internationaler Filmgeschichte.
- wie sagt der Ehrenpräsident eines großen deutschen Fußballvereins immer: "Schaun mer mal..."
"Die goldene Stadt" wäre ohne die Söderbaum besser - die war eine Nervensäge. Mir ging es hier eher um den visuellen und atmosphärischen Eindruck dieser Filme.
Der Übergang vom Stumm- zum Tonfilm hat ja international die Kinokunst zunächst mal zurückgeworfen, in Deutschland fand ich diesen Prozess aber besonders schlimm - allerdings ging er auch rasch einher mit dem NS-Einfluss, das sollte man nicnt ausser Acht lassen.
In Österreich war's umgekehrt, hier kam die Energie erst mit dem Ton ins Kino und man hatte auch nicht so viel Geld, weswegen unsere Filme jener Tage für mich natürlicher, direkter, verschrobener und herzlicher wirken als viele deutsche Beiträge. Gesungen wurde bei uns auch, aber das hatte meist mehr Volksliedcharakter. Für mich ist es vor allem die urige Verschrobenheit, die mein Interesse an alten österreichischen Filmen wachhält. Da möchte ich keinen in meiner Sammlung missen, während ich bei rein deutschen Filmen nur "M", "Das Testament des Dr. Mabuse" und eher der Skurrilität halber "Der Hund von Baskerville" auf Dvd habe. Für mich sind eher erst die Großfilme während des Krieges von Interesse, bei manchen ist die Botschaft ja verloren gegangen, bei anderen schmerzt es, die Kraft und Energie für schäbige Propaganda vergeudet zu sehen.
Den blonden Hans mochte ich eigentlich nur in zwei, drei späteren Filmen - "Vor Sonnenuntergang", "Der Greifer" (der ist einfach zu skurril, um auf ihn zu verzichten) und "Kein Engel ist so rein". Die mag ich auf die selbe Art wie John Waynes Spätwestern, weil hier etwas Altes und Neues irgendwie reizvoll zusammentrifft.
Alles ist eben Geschmack. Musicals waren nie meins, nicht auf der Bühne und nicht im Film. Und wo getanzt wird, vergeht mir auch gleich die Lust am Zusehen. Es gibt eine Unzahl toller Musicalsongs jener Zeit, die ich nicht missen möchte - losgelöst vom Film. Der einzige Film dieser Art, der einfach zu großartig ist auf seine Weise, ist "Der große Ziegfeld", aber dann erschöpft es sich auch schon. Ohne Vorwärtslauf leide ich selbst bei "Das zauberhafte Land"...! Und "A Star is born" wäre ohne Musik ein viel besserer Film (siehe die Fassung der 30er), so wird nur die Handlung unterbrochen und man fühlt sich genervt. Aber ich will hier jetzt keinen Anti-Musicalfeldzug führen. Jedem das Seine.
Meine bevorzugten 30er-Jahre-Filme sind eben die eher düsteren Genrefilme und einige wenige Abenteuer - ohne Errol Flynn wäre das Leben nur halb so schön. Auf Clark Gable könnte ich aber getrost verzichten...
Es gibt noch sooooooo viele filme die nur im kino bzw. sehr kurz im kino waren, wo man erstaunt ist, wo man sehr gute Synchros entdecken kann ! z.B. am 27.02.2015 kommt von Big Ben Movies auf DVD "Die Verdammten vom Rio Grande"von 1960 und "Der Erzengel"von 1969 raus.
Zitat von filmfuzzy im Beitrag #73Es gibt noch sooooooo viele filme die nur im kino bzw. sehr kurz im kino waren, wo man erstaunt ist, wo man sehr gute Synchros entdecken kann ! z.B. am 27.02.2015 kommt von Big Ben Movies auf DVD "Die Verdammten vom Rio Grande"von 1960 und "Der Erzengel"von 1969 raus.
Ich kenne diese Filme zwar nicht, auch nicht in der Synchronfassung, aber ich fresse einen Besen, wenn auch hier nicht wieder der in dieser Zeit der umtriebige Harry Giese die Hauptdarsteller spricht.
Synchronisierte Filme in Deutschland (Teil 9: 1940):
Dt. EA: Titel D: OT: Produktionsfirma (Land/Jahr): 28.11.1939 Fräulein Winnetou Susannah of the Mounties Fox (USA/ 1939) - Dt. EA in Kiel; Berliner EA: 09.01.1940 Jan. 1940 Zwischen Leben und Tod Luciano Serra, pilota Aquila (I/ 1939) 27.02.1940 Rivalen Let Freedom Ring MGM (USA/ 1939) 17.04.1940 Irrwege der Liebe Broadway Serenade MGM (USA/ 1939) 09.05.1940 Mitternachtstaxi (Jagd auf Gangster) Midnight Taxi Fox (USA/ 1937) Juni 1940 Alarm im Warenhaus Grandi Magazzini E.R.A./R.C.A. (I/ 1939) 28.10.1939 In der Maske des Bruders Silver on the Sage Paramount (USA/ 1939)- Berliner EA: 07.06.1940 07.06.1940?Scotland Yard blamiert sich Bulldog Drummond's Secret Paramount (USA/ 1938)-vermutlich zusammen mit "In der Maske..." gestartet 16.07.1940 Hinter Haremsgittern La Cancion de Aixa Hispano (ESP/D / 1939) 15.10.1940 Der Barbier von Sevilla El Barbero de Sevilla Hispano (ESP/D / 1938) 21.12.1940 Flammen in Florenz Sei Bambine e il Persco Pisorno (I/ 1940) 1940 Die Nachtigall von San Marco Il Carnevale di Venezia Rom/ Lupa (I/ 1939) 1940 Gefährliche Frauen Jo Sue Padre Scalera/R.C.A. (I/ 1939) 1940 Lotterie der Liebe La Mia Canzone al Vento S.A.F.A. (I/ 1939) 1940 Salonpiraten Diamanti Alfa ((I/ 1939) 1940 Santuzza Cavalleria rusticana Scalera (I/ 1939) 1940 Schlaumeier & Co. Un mare di guai Atlas (I/ 1939) 1940 Skandal um Dora Dora Nelson Urbe/ Ici (I/ 1939) Anfang1940 Stürme über Morreale Ettore Fieramosca Nembo (I/ 1938) keine Mordprozess Harms The Case of Mrs. Ames Paramount (USA/ 1936)
1940 liefen die letzten US-Filme in Hitler-Deutschland an. "Mitternachtstaxi" wird als letzter in Nazi-Deutschland gestarteter US-Film geführt; dem widerspricht aber der Starttermin des Kurzfilms "In der Maske des Bruders", der eigentlich nur mit "Scotland Yard blamiert sich" aufgeführt worden sein kann. Die "Bulldog Drummond"-Filme hatten eine Lauflänge von ca. 60 Minuten und dürften immer mit einem kurzen Streifen gekoppelt worden sein. "Mordprozess Harms" passierte dann noch in Synchronfassung die deutsche Zensur am 12. Juli 1940; gestartet wurde er aber nicht mehr. Die drei Konzerne MGM, Fox und Paramount ließen sich mit dem Abzug aus Deutschland Zeit. Sie verkleinerten ihr Personal und hofften auf ein Ende des Kriegs- vergeblich. Ab September 1940 liefen keine US-Filme mehr in Deutschland. Ausnahme waren einige Walt-Disney-Kurzfilme, die im UFA-Verleih liefen und Anfang 1941 abgesetzt wurden. MGM, Paramount und Fox durften ihre Filmkopien, die im Deutschen Reich in Umlauf waren, einsammeln und nach Hollywood mitnehmen. Anders verhielt es sich mit US-Filmkopien in den von den Deutschen eroberten Gebieten (Frankreich, Dänemark, Niederlande, Belgien, Luxemburg, Norwegen, Polen). Diese wurden von der Wehrmacht konfisziert und dem Reichsfilmarchiv übergeben. Nach schwierigen Verhandlungen erreichten es die US-Konzerne, das im Laufe des Jahres 1941 ein Teil dieser Filme vernichtet wurden.