Gestern erst "Rocky I" geschaut und Prochnow war damals genial, klang auch fast wie Danneberg. Danneberg würde vermutlich heute, wie seine Stimme zuletzt klang, auch nicht mehr so recht passen, aber Prochnows Stimme hat sich noch viel mehr verändert und liegt so gar nicht mehr auf Stallone. Oder sein Spiel liegt nicht drauf, klingt im Trailer fast wie ein Voice-Over, das ohne Bild eingesprochen wurde. Bei den ersten Sätzen aus dem Off ("Mit 26 Jahren habe ich einen Eid geschworen...") dachte ich: "Christian Brückner auf Stallone??".
Ich hoffe, in der fertigen Serie wird er von der Regie etwas mehr zum Nuschel-Stallone angeleitet, wie wir ihn kennen. Mein 12-Jähriger Sohn sagte gestern zu "Rocky I": "ich verstehe kaum etwas von dem, was der da nuschelt." Genau so muss Stallone auf deutsch sein... :)
Lustigerweise habe ich mir den ersten Rocky letztens ebenfalls nach längerer Zeit wieder angeschaut und dachte eine Millisekunde sogar: Danneberg hat den ersten Teil auch gesprochen? Bis mir wieder einfiel, dass es natürlich Prochnow war. Ich habe mich schon länger gefragt, wie man damals auf Prochnow kam. Als Schauspieler vor der Kamera war er in den 70ern ja bereits bekannt (später wurde er natürlich durch "Das Boot" usw. zum Star), aber synchronisiert hat er vor Rocky noch nicht. Da hat Friedbert Cierpka wirklich eine tolle Wahl getroffen.
Auch sonst finde ich die Synchronisation von Rocky I sehr stark. Nicht nur auf die Stimmen, sondern auch auf die Dialoge bezogen. Beispielsweise dass man gekonnt Umgangssprache einsetzte, z. B. Prochnows häufiges "Weißte?" ist mir aufgefallen, wenn man das mit dem heutigen sterilen Synchrondeutsch vergleicht. Führt aber zu weit vom Thema weg, sorry...
Zitat von Koboldsky im Beitrag #35 Ich habe mich schon länger gefragt, wie man damals auf Prochnow kam. Als Schauspieler vor der Kamera war er in 70ern ja bereits bekannt (später wurde er natürlich durch "Das Boot" usw. zum Star), aber synchronisiert hat er vor Rocky noch nicht. Da hat Friedbert Cierpka wirklich eine tolle Wahl getroffen.
Und das er sich danach noch halten konnte. Klar, war Rocky ein großer Erfolg, aber mit einen "Laien" weiterzumachen war durchaus ein Risiko. Auch wenn das damals natürlich andere Zeiten waren. Seine Karriere in Hollywood war dann wohl auch der Grund, warum am Ende Danneberg übernommen hat, sonst wäre er bestimmt die Stammstimme geblieben. Das er ihn nach 40 Jahren wieder übernimmt, ist wohl einmalig in der deutschen Synchrongeschichte und war wieder eine riskante Wahl, aber am Ende genau die richtige Entscheidung. Gerade weil er nicht Synchron klingt und so auch immer ein besonderes Event ist.
Ganz ehrlich: Ich ging nicht davon aus, dass man Jürgen Prochnow kriegen oder es überhaupt ernsthaft anstreben würde. Ich finde es schlicht sensationell. Jürgen Prochnow(!) in einer Synchron-Serienhauptrolle(!!) - das ist doch genau eines dieser unwahrscheinlichen Szenarien, die man nachtrauernderweise maximal in einer überhöht verklärten Vergangenheit erwartet hätte: echte Synchronstuntbesetzungen. (Überhöht, weil dort nämlich auch eigentlich nur in Filmen.)
JPs verrotzte Art passt hier genau zu der "Dann leckt mich doch alle am Arsch"-Attitüde seiner Rolle. Auch hier hätte ich "synchronintern" sonst wieder an Holger Schwiers gedacht oder Thomas Rauscher.
Nur das MnE im Trailer wurde seltsamerwiese in einer Gießkanne hergestellt und auf einer Kartoffel aufgenommen.
(Kritisieren könnte man allenfalls, dass er im Trailer immer das gleiche Ding macht. Das könnte auf Dauer etwas langweilig werden.)
Zitat von CrimeFan im Beitrag #37Seine Karriere in Hollywood war dann wohl auch der Grund, warum am Ende Danneberg übernommen hat, sonst wäre er bestimmt die Stammstimme geblieben.
Aber schon merkwürdig, dass er danach noch Alec Baldwin gesprochen hat.
Zitat von Koboldsky im Beitrag #23Bei den Otto-Normal-Zuschauern scheint Prochnow aber leider nicht so gut anzukommen, wenn man sich manche Kommentare im Netz so durchliest.
Ich mach jetzt mal ne böse "Otto-Normal-Schelte". Der normale Zuschauer empfindet in der Regel die Stimme als schlecht, die nicht die gewohnte ist. Das kann einen Nachfolgesprecher betreffen, der einfach das undankbare Los gezogen hat, den Job jetzt machen zu dürfen (zB DSF/Murphy) oder aber auch sehr oft frühe Filme eines Schauspielers betreffen, egal ob der Stammsprecher da schon Stammsprecher war. Ein Bekannter von mir hat sich mal lauthals darüber beschwert, dass Christopher Lee in "Der Mann mit dem goldenen Colt" ja gar nicht seine richtige Stimme (er meinte Otto Mellies) hätte. Bis ich ihm mal erklärt hatte, dass Mellies eigentlich die "falsche Stimme" wäre und er ihn zu dem Zeitpunkt garnicht hätte sprechen können... na ja, kurzum, der Durchschnittszuschauer hat halt einfach von der Materie nur wenig Ahnung - der "falsche Sprecher" (sei es Früh- oder Spätwerk) ist direkt 'ne sch* Stimme...
Zitat von Samedi im Beitrag #39Aber schon merkwürdig, dass er danach noch Alec Baldwin gesprochen hat.
Könnte möglciherweise mit Joachim Kunzendorf zusammenhängen, vielleicht kannten oder kennen sich die beiden ja und die Besetzung entstand aus freundschaftlichen Diensten
Auf den Normalzuschauer kommt es aber an. Ich schätze, über 90% der Zuschauerinnen und Zuschauer machen sich keine Gedanken über Synchronstimmen, ihnen fällt es erst auf, wenn eine über Jahre bekannte Stimme eines herausragenden Schauspielers wechselt. Bei Schauspieler:innen, die ohnehin keine Stammsprecher:innen haben, oder bei relativ unbekannten Nebendarstellern fällt das nicht so ins Gewicht, auch wenn ich es schön finde, dass man oft auch bei weniger bekannten Darstellern und ihren Sprechern Kontinuität zu wahren versucht.
Wahrscheinlich versucht man deshalb oft, bei besonders bekannten Schauspielern, die über Jahrzehnte von einer Synchronstimme geprägt wurden, ähnlich klingende Sprecher zu verpflichten. Für einen Großteil der Zuschauer funktioniert das gut (z.B. Bernd Egger auf Schwarzenegger), mögen auch manche sagen, sie hätten lieber eine ganz andere Stimme gehabt als ein "Double". Die Irritationen sind bei einem "Double" für viele Zuschauer weniger groß als bei einer ganz neuen Stimme, die gut zum Schauspieler passen mag, aber völlig ungewohnt klingt und die Zuschauer aus dem Filmerlebnis herausreißt, weil der beliebte Darsteller plötzlich fremd wirkt. Ich bin da normalerweise nicht so empfindlich, doch beispielsweise Umbach auf Clooney funktioniert für mich gar nicht. Aber für viele Sprecher gibt es letztlich keinen ähnlich klingenden Ersatz.
Da spielen aber auch kommerzielle Erwägungen eine Rolle. Wenn ein Film in Deutschland nicht funktioniert, weil die neue Synchronstimme eines Hauptdarstellers zwar vielleicht toll, künstlerisch top und näher an der Originalstimme ist, aber Meilen entfernt von der Interpretation des früheren Stammsprechers, die vielleicht eigenständiger und weiter vom Original entfernt war, kann sich das schon auf den Erfolg eines Films auswirken, weil der Zuschauer das erwartet, was er kennt. Wäre das nicht so, müsste man auf eine ordentliche Synchro und die Sprecherauswahl ja keinen Wert legen. Dann könnte man sagen: "Christian Brückner hat keine Zeit oder will zu hohe Gage? Dann nehmen wir eben einen vom Stadttheater, der uns die Rolle an zwei Tagen für 300 Euro einspricht."
Macht man aber (in der Regel) nicht, weil damit ein Film an der Kasse baden ginge, selbst wenn die Synchro im Übrigen ordentlich ist.