In "Stavisky" war aus dem Mund von Charles Boyer noch einem Siegfried Schürenberg zu hören; zumindest in einem Spielfilm hatte dieser ihn zuvor fast 20 Jahre nicht mehr synchronisiert. Erstaunlicherweise holte man hier Schürenberg nach München und besetzte nicht Curt Ackermann, der Boyer in den Jahren zuvor regelmäßig gesprochen hatte. Sicher war er um 1974 kaum noch in größeren Rollen zu hören; aber wenn es doch noch vorkam, dann am ehesten in München. Für Schürenberg wiederum dürfte es einer seiner wenigen Einsätze außerhalb von Berlin gewesen sein.
Also ich hatte die "alte Stimme" immer so verstanden, dass ein Schauspieler auf dem besten Wege war, Stammsprecher zu werden (oder zumindest mehrfach sprach), bevor ein Anderer ihn übertrumpfte, und dann aus verschiedenen Gründen Jahre später mal wieder zum Einsatz kam. Da wäre ein einziger Einsatz vor 40 Jahren recht streitbar ...
Tony Plana wurde 1982 in GEHIRNWÄSCHE (USA 1981) von Ronald Nitschke gesprochen. 41 Jahre später ist er es in WHITE HOUSE PLUMBERS (Serie 2023) erneut.
Georges Corraface wird in "Sterne zum Dessert" (2023) von Dr. Michael Nowka gesprochen, wie vor 40 Jahren in " S.A.S. Malko - Im Auftrag des Pentagon" (1983).
Durch einen Beitrag in einem anderen Thread bin ich gerade darauf gekommen:
Zitat von berti im Beitrag #227Auffälligerweise besetzte man auf Richard Burton ab 1977 mehrere Jahre hintereinander nicht mehr Holger Hagen, obwohl dieser sich zuvor relativ lange als Feststimme gehalten hatte. In "Absolution" kam Hartmut Reck zum Einsatz, danach in drei Filmen Horst Schön. Thomas Braut in "Steiner - Das eiserne Kreuz 2" dürfte ein Fall von Kontinuität zum Vorgänger sein, in dem Braut bereits James Coburn in dieser Rolle gesprochen hatte. Erst in der "Wagner"-Serie, seinem Gastauftritt in "Ein Colt für alle Fälle" und "1984" kam Hagen wieder zum Einsatz. Beim zuletzt genannten Film fällt auf, dass dort trotz Berlin als Standort John Hurt in der Hauptrolle von Hartmut Reck synchronisiert wird, obwohl hier keine Kontinuität vorlag. Ob Joachim Kunzendorf (der bei Bräutigam als Regisseur genannt wird) darauf bestanden hat, beide zu besetzen?
Zumindest bei "1984" dürfte der Grund wohl gewesen sein, dass zum Zeitpunkt der Synchro klar war, dass es sich um Richard Burtons letzten Film handelte (er starb bereits vor der britischen Premiere).
Späte Erkenntnis: Nachdem Karl Sturm 1970 scheinbar das letzte Mal für Gojko Mitic gesprochen hatte, wurde er zu meiner großen Überraschung 1986 für "Das wirkliche Blau" wieder 'ausgegraben'. Die noch kantiger gewordene Stimme passte recht gut zur nicht sonderlich sympathischen Rolle Mitics - vielleicht deshalb?
Ein Beispiel, das komischerweise noch nicht genannt wurde: Ab "Doktor Schiwago" war Martin Hirthe einige Jahre regelmäßig für Rod Steiger zu hören, in "Waterloo" sogar unter lauter Münchnern (was wohl an der Ultra lag). Aber nach "Todesmelodie" gab es diese Kombination einige Jahre gar nicht, stattdessen kamen Arnold Marquis, Edgar Ott, Horst Schön oder Hans Dieter Zeidler zum Zuge. Nur im Zeitraum 1978/79 wurde Hirthe noch einmal in drei Filmen besetzt, danach nicht mehr. Er starb zwar bekanntlich 1981, war aber anscheinend bis kurz vor seinem Tod noch aktiv, weshalb es komisch wirkt, dass er auf einen "seiner" einstigen Stammkunden nur noch ausnahmsweise besetzt wurde.