Zitat von Pip im Beitrag #181Um dem Haupthema mal etwas "gerecht" zu werden, hier ein Ausschnitt, wo Wilhelm Borchert und G.G. Hoffmann mal zusammen spielen. Eigentlich gibt es gar nicht so viele Filme, wo die Zwei DIREKT miteinander gearbeitet haben, was irgendwie erstaunlich ist. Umso vergnüglicher ist es doch, die Beiden gemeinsam zu hören.
Eine Randnotiz: Laut IMDB war "Der Kandidat" der erste Hollywoodfilm, bei dem das Wort "homosexuell" ausgesprochen wurde (der erste englischsprachige Film überhaupt war die rein britische Produktion "Teufelskreis").
Aber zur eigentlichen Sache: In diesem Film sind Kaiser und König tatsächlich sehr viel und intensiv gemeinsam zu hören, hier kann wirklich von "Wortduellen" sprechen. Durch Pip angestoßen habe ich mich gefragt, ob mir andere Filme einfallen, in denen die verbale Interaktion zwischen beiden ähnlich stark. "Rebellion" habe ich ewig nicht mehr gesehen, aber dort könnte es auch so gewesen sein. Wüsste jemand weite Beispiele dafür?
Ein Beispiel ist mir selbst noch eingefallen: "Die Brücke am Kwai"
Zwar sind sie dort nicht als Widersacher zu hören, haben aber zumindest einige intensivere Dialogszenen, wenn Clipton dem verbohrten Colonel Nicholson (vergeblich) ins Gewissen zu reden versucht.
Also erstmal 100 Punkte für Stefan (mit seinem Hörspielhinweis lag er goldrichtig ;-)!).
Vorgestern sah ich wieder mal ANGRIFFSZIEL MOSKAU, wo Hoffmann Larry Hagman spricht und Borchert (natürlich wieder) Fonda. Allerdings gibt es trotz vieler gemeinsamer Szenen, keine richtigen "Wortduelle", da Hagman (bzw. Hoffmann), als Übersetzer des Russischen Präsidenten fungiert und eher Monologe hält bzw. auf Fragen antwortet. Hoffmann spricht ihn hier sehr zögerlich-zurückhaltend (eben der Rolle entsprechend). Also "intensiv" kann man das Zusammenspiel der beiden Sprecher in diesem film nicht unbedingt nennen.
REBELLION steht sowieso auf meiner Liste der Filme, die ich demnächst wieder mal anschauen wollte (um Borchert zu hören). Ich werde mal schauen, wie "intensiv" er und Hoffmann dort miteinander agieren!
Nochmal kurz zum Thema Hörspiel: in vielen Hörspielen und Lesungen mit Borchert, klingt er natürlich oft anders als beim synchronisieren (was ja, aufgrund der z.B. freieren Diktion, bei einem Hörspiel oder bei einer Lesung in der Natur der Sache liegt). Doch oft kommt der unverkennbare Sprach-Rythmus von ihm natürlich auch dort zur Geltung und es ist eine besondere Freude, ihn auch in diesem Medium genießen zu können. Leider sind ja nur sehr wenige Hörspiele und Lesungen mit Borchert veröffentlicht worden.
G.G. Hoffmann ist ja leider nur recht selten in Hörspielen aufgetreten (ich selbst besitze vielleicht gerade mal eine handvoll, in denen er mitspielt). Eines der Wenigen, dass auch kommerziell veröffentlicht wurde ist DIE UNENDLICHE GESCHICHTE (wo er den Buchhändler Koreander spricht, was er sehr gut macht). Dann gab es in den späten 60ern/frühen 70ern mal eine LP mit dem schönen Titel EIN AUTOBUS SO GROß WIE DIE WELT, wo er ebenfalls mitsprach. Alles anderen Hörspiele mit ihm waren meines Wissens reine Radio-Produktionen und sind nicht auf Tonträgern veröffentlicht worden. Lesungen mit ihm kenne ich eigentlich überhaupt keine.
Und wieder zurück zu Borchert: mit etwas Glück bekomme ich noch ein oder zwei Interviews mit ihm, die ich dann ggf hier auch verlinken würde.
Zitat von Pip im Beitrag #198Vorgestern sah ich wieder mal ANGRIFFSZIEL MOSKAU, wo Hoffmann Larry Hagman spricht und Borchert (natürlich wieder) Fonda. Allerdings gibt es trotz vieler gemeinsamer Szenen, keine richtigen "Wortduelle", da Hagman (bzw. Hoffmann), als Übersetzer des Russischen Präsidenten fungiert und eher Monologe hält bzw. auf Fragen antwortet. Hoffmann spricht ihn hier sehr zögerlich-zurückhaltend (eben der Rolle entsprechend). Also "intensiv" kann man das Zusammenspiel der beiden Sprecher in diesem film nicht unbedingt nennen.
"Angriffsziel Moskau" kenne ich natürlich, habe dieses Beispiel aber nicht genannt, weil mein Eindruck exakt derselbe wie deiner ist.
Zitat von Pip im Beitrag #198in vielen Hörspielen und Lesungen mit Borchert, klingt er natürlich oft anders als beim synchronisieren (was ja, aufgrund der z.B. freieren Diktion, bei einem Hörspiel oder bei einer Lesung in der Natur der Sache liegt). Doch oft kommt der unverkennbare Sprach-Rythmus von ihm natürlich auch dort zur Geltung und es ist eine besondere Freude, ihn auch in diesem Medium genießen zu können. Leider sind ja nur sehr wenige Hörspiele und Lesungen mit Borchert veröffentlicht worden.
Zumindest in dem SFB-Hörspiel "Moby Dick" von 1985 ist seine Diktion für mich eigentlich so wie bei den meisten seiner Synchronarbeiten.
Zitat von Pip im Beitrag #198Und wieder zurück zu Borchert: mit etwas Glück bekomme ich noch ein oder zwei Interviews mit ihm, die ich dann ggf hier auch verlinken würde.
Bisher war aus diesem Bereich nur ein Interview von 1977 bekannt, in dem es in erster Linie um seine Theaterarbeit ging und das mindestens schon zweimal verlinkt wurde. Ich bin gespannt, was du daneben noch finden konntest!
eines stammt von 1976 und entstand anläßlich der Verleihung des Berliner Kunstpreises. Hier wird leider gar nicht auf Borcherts Synchronarbeiten, sondern mehr auf seinen persönlichen Werdegang bzw. seine Theaterlaufbahn eingegangen. Hier ist interessant, dass Borchert (nach dem Hinweiß des Interviewers, dass er so oft auf (tragische) Helden besetzt wurde), erwähnt, dass er es bedaure, nicht mehr im komödiantischen Fach machen zu "dürfen", weil es diesbezüglich kaum Angebote an ihn gäbe.
In dem anderen Interview (von 1977), wird Borchert von JOACHIM CADEBACH (!!!) anlässlich seines siebzigsten Geburtstags interviewt. Und hier kommt auch das Thema Synchronisation zur Sprache: Cadebach führt aus, dass Borchert ja auch "im Dunkeln" tätig ist, der daraufhin lacht, dannn folgt eine kleine Aufzählung von Borchert, wenn er so gesprochen hat/sprach. Er nennt Mason (mit dem Hinweiß, dass er ihn gerade wieder gesprochen hat), erwähnt, dass er Fonda am häufigsten sprach sowie Alec Guinness und Ralf Vallone. Es hat ihm immer eine besondere Freude gemacht und dass er sich bei "guten" Filmen sehr stark mit der Rolle, die der entsprechende Darsteller spielt, identifizie, während es bei nicht so anspruchsvollen Filmen eher "eine technische Sache" sei.
Gleich zu Beginn erwähnt Borchert mit Lachen in der Stimme, dass sein eigentlicher Name nun seit 20 Jahren WILHELM Borchert sei und ihm eigentlich nur durch Rundfunk und Presse sein eigentlicher Name ERNST Wilhelm Borchert wieder bewußt geworden und "nicht erspart geblieben" ist. Er sei auch schon mit WOLFGANG Borchert verwechselt und telefonisch angefragt worden, ob er "nicht noch mehr geschrieben hätte" ;-)! Cadebach fragt ihn dann noch nach einer gewissen "Seelenverwandschaft" zu Faust (den Borchert auf der Bühne viermal spielte), da er ihn ja als einen Mann kenne, der die Stille und die Zurückgezogenheit mit seinen Bücher liebe. Es wird dann auch noch kurz nach Hilde Knef und Wolfgang Staudte gefragt (und ob es noch regelmäßig Kontakt zwischen den Dreien gäbe, was Borchert eher verneinte) und am Schluß grüßt Borchert noch seinen Freund "Carlchen" Raddatz, der am gleichen Tag wie er Geburtstag hat.
Beide Interviews gehen jeweils a. 7 Minuten und geben einen kleinen, aber sehr schönen Eindruck über die Persönlichkeit von Wilhelm Borchert wieder.
Was mir aufgefallen ist: Borchert wirkt in beiden Interviews wesentlich lockerer und fröhlicher "bei der Sache", als in dem anderen, bereits bekannten Interview von `77 (das oben schon erwähnt wurde und auch auf Youtube zu finden ist). Im Interview mit Horst Wendt (zum Kunstpreis), wird Borchert von diesem als "ein besonders liebenswerter Studiogast" angekündigt und in diesem Ton wird auch das Interview geführt (gleiches gilt auch für das Gespräch mit Cadebach). Die Bezeichnung "liebenswert" deckt sich auch mit allen anderen Meinungen, die ich von Leuten, die Borchert noch kannten, gehört habe (z.B. von Brigitte Grothum).
Leider ist es mir aus rechtlichen Gründen nicht erlaubt, die Interviews hier einzustellen (diesbezüglich bitte auch keine Anfragen). Ich hoffe aber, dass euch die kleine Inhaltsangabe trotzdem etwas Freude macht!
Zitat von Pip im Beitrag #200Es wird dann auch noch kurz nach Hilde Knef und Wolfgang Staudte gefragt (und ob es noch regelmäßig Kontakt zwischen den Dreien gäbe, was Borchert eher verneinte) und am Schluß grüßt Borchert noch seinen Freund "Carlchen" Raddatz, der am gleichen Tag wie er Geburtstag hat.
Interessanterweise stand er kurz zuvor (in "Jeder stirbt für sich allein") noch einmal mit Hildegard Knef vor der Kamera. Raddatz spielt in diesem Film bekanntlich die zweite Hauptrolle und hatte den Part des Arztes in "Die Mörder sind unter uns" bekanntlich abgelehnt.
Zitat von Pip im Beitrag #200Leider ist es mir aus rechtlichen Gründen nicht erlaubt, die Interviews hier einzustellen (diesbezüglich bitte auch keine Anfragen). Ich hoffe aber, dass euch die kleine Inhaltsangabe trotzdem etwas Freude macht!
Natürlich, gerade weil über diesen Herrn trotz seiner langen Theater- und Synchronkarriere ansonsten relativ wenig bekannt ist.
Zitat von berti im Beitrag #201 Interessanterweise stand er kurz zuvor (in "Jeder stirbt für sich allein") noch einmal mit Hildegard Knef vor der Kamera.
Den Auftritt im Film ("Jeder stirbt für sich allein") erwähnt Borchert in dem Interview auch ganz kurz. Auf die Frage nach seinen Plänen in naher Zukunft spricht er von einer Amerika-Reise und dann noch von den Proben zu "Frau von Kauenhofen", über die er sich schon sehr freue. Und dann gab es ja noch diverse kleinere und größere Synchron-Termine in dem Jahr: (Fernando Ray in "Elisa, mein Leben" + "Der Auftrag", Rober Webber in "Die Chorknaben", Charles Vanel in "Alice" und natürlich Alec Guinness in "Krieg der Sterne".
Zitat von Pip im Beitrag #202Den Auftritt im Film ("Jeder stirbt für sich allein") erwähnt Borchert in dem Interview auch ganz kurz.
Falls nicht, hätte mich das auch sehr gewundert. Immerhin spielte er hier zum ersten Mal seit langer Zeit wieder in einem Kinofilm mit (zugleich scheint es auch seine letzte Rolle vor der Kamera gewesen zu sein).
Die aktuelle "Welt am Sonntag" enthält einen längeren Artikel von Karin König: "Das Geheimnis des Schauspielers Ernst Wilhelm Borchert. Der Hauptdarsteller von ´Die Mörder sind unter uns´ war von einem ganz persönlichen Drama gezeichnet. Der Film wurde 1946 nicht nur in Ost- und Westdeutschland ein Erfolg, sondern auch im Ausland" (S. 62) In erster Linie werden darin die Umstände beschrieben, unter denen er bei Kriegsende seine gesamte Familie verlor, daneben auch seine vorübergehende Inhaftierung wegen falscher Angaben im Fragebogen. Im Kern sind diese beiden Punkte ja schon länger bekannt, es werden einige zusätzliche Details erwähnt, daneben wird der Journalist und Schriftsteller Curt Riess zitiert: "Borchert ist also allein. Nein, schlimmer als das. Er ist umgeben von Leichen. (...) Das sind Augenblicke, in denen sehr normale, vernünftige Menschen - und ein solcher ist Borchert wohl - verrückt werden." Leider wird für dieses Zitat keine Quelle angegeben. Danach geht es um die Dreharbeiten und die Premiere von "Die Mörder sind unter uns". Borcherts weitere Schauspielkarriere wird nicht behandelt, seine Synchronarbeiten werden gar nicht erwähnt.
Beim Lesen habe ich mich natürlich gefragt, ob die Autorin eventuell an einer Biographie arbeitet. Über den Film wurde ja schon Einiges geschrieben; aber über das Leben von EWB wäre sicher noch manches zu erzählen.