Ich muß mal fragen: kennt jemand von Euch den Sänger und Musical-Entertainer Thomas Borchert?
Es ist mir schon öfters aufgefallen, dass er tatsächlich eine große optische Ähnlichkeit mit Wilhelm Borchert aufweißt (und auch über ein großes, stimmliches Talent verfügt). Besteht da eventuell ein Verwandschaftsverhältnis (Thomas Borchert ist Jahrgang 1966)?
Ich konnte selber nichts darüber in Erfahrung bringen, trotz intensiver (Interne-)Recherche. Doch die Ähnlichkeit ist wirklich frappierend (dazu der Name + stimmliches Talent).
Meine Großmutter hat ihn mehrfach am Theater gesehen. Ganz ehrlich, ich wusste lange Zeit gar nicht, dass es sich um dieselbe Person handelt. Er nannte sich damals immer Ernst Wilhelm Borchert und ich dachte lange Zeit, dass Wilhelm Borchert jemand anderes sei. Im Kölner Schauspiel war er damals Anfänger und hat sich dann hoch gearbeitet. Ziemlich schnell. Die Rezensionen, von denen ich einige noch habe, waren ja früher ganz anders geschrieben. Sie beleuchteten den Werdegang jedes Ensemblemitglieds und im Falle Borchert wird sehr gelobt, wie schnell er sich entwickelt hat vom Haudegen zum sensiblen Charakterschauspieler. Meine Großmutter hat aber weniger von ihm als von Renè Deltgen erzählt, der ja auch in Köln war. Sie berichtete mehrfach, wie er als Kater Murr mit einem Satz auf den Tisch sprang. Sie war begeisterte Theaterbesucherin, mehr allerdings noch die Oper. Ich sah Borchert kürzlich noch mal in "DIe Mörder sind unter uns" und war begeistert von seiner Seriosität und seiner Sprechkunst. Ich finde ihn unwahrscheinlich gut in Doktor Schiwago und in die zehn Gebote, den ich mit meinem Vater noch im Kino bei einer Wiederaufführung sah. Die Stimme bleibt im Gedächtnis.
Hättest du in Bezug auf die Schauspieler, die er regelmäßig synchronisiert hat, auch eine Reihenfolge, bei wem er aus deiner Sicht besonders gut passte? Oder siehst du das eher auf die jeweilige Rolle bezogen?
Unbedingt Charlton Heston. Mit der Stimme ist er verwachsen für mich. Ansonsten ist es bei mir mehr Rollen bezogen. Er war ja auch sehr vielseitig. Wie er Ferdinand der Stier synchronisiert hat und Alec Guinness in dr Schiwago, das ist ja kaum zu glauben, dass das der selbe Schauspieler ist.
Hättest du ihn gerne über Jahrzehnte hinweg als Feststimme für Heston gehört? Da hätte ich Bedenken, ob sich nicht der Altersabstand bemerkbar gemacht hätte.
Als Engelbert von Nordhausen für die "Sledge Hammer"-Box interviewt wurde, erwähnte er ein Interview, in dem Wilhelm Borchert gesagt habe, durch die Synchronisation sei er an Rolle gekommen, die er nie selbst hätte spielen können. Zuerst hat mich das überrascht, da Borchert ja am Theater Spezialist für hochanspruchsvolle Charakterrollen war. Aber vielleicht bezog es sich eher darauf, dass er in den 50ern mitunter auch Helden-Rollen sprach (etwa für Charlton Heston, Richard Widmark oder Alan Ladd)? Denn das war ja nicht gerade sein Fach.
Etwas ganz Ähnliches hat Eckart Dux mal geäußert - ganz präzise auf Norman Bates bezogen. Klar, solche Figuren sind am deutschen Theater Mangelware, im deutschen Film nicht vorhanden. Und Dux wäre rein optisch darauf wohl auch nicht besetzt worden.
Zitat von Stefan der DEFA-Fan im Beitrag #160Und Dux wäre rein optisch darauf wohl auch nicht besetzt worden.
Ähnlich dürfte es z. B. bei Hans Nielsen und Klaus Schwarzkopf gewesen sein, die in Synchros aus den 50ern öfter stimmlich Draufgänger oder Liebhaber spielten, die sie rein physisch niemals hätten verkörpern können; der eine wegen seiner stattlichen Figur und weil er meist deutlich älter wirkte, als er war, der andere wegen seiner geringen Körpergröße. Im Falle von Borchert nehme ich an, dass er sich auf Heldenrollen bezog, da er zwar unstrittig ein Charakterkopf, aber nicht gerade gutaussehend war. Charakterrollen dürften in seinem Fall wohl nicht gemeint gewesen sein.
Borchert spielte optisch in einer anderen Liga als Nielsen, Schwarzkopf, Dux oder auch Hoffmann. Er hat im Theater auch zumindest anfangs Heldenrollen bekommen. Für den jungen Liebhaber hat er sicherlich zu viel Strenge ausgestrahlt, aber nach dem damaligen Schönheitsideal war er ein ansehnlicher Mann.
Fakt ist, dass das US-Kino schon damals viel mehr Genres bespielte, ergo viel mehr Möglichkeiten bot. Einiges hätten sie hier auch schlichtweg nicht spielen können, da es nicht gedreht wurde. Sollte man nicht vergessen.
Ich persönlich hätte Borchert als Traumbesetzung für einen deutschen Sherlock Holmes angesehen.
Zitat von Stefan der DEFA-Fan im Beitrag #160Etwas ganz Ähnliches hat Eckart Dux mal geäußert - ganz präzise auf Norman Bates bezogen. Klar, solche Figuren sind am deutschen Theater Mangelware, im deutschen Film nicht vorhanden.
Wobei selbst im amerikanischen Kino um 1960 derartigen Rollen Mangelware gewesen sein dürften. Dass Eckart Dux dazu kam, verdankte er dem Glücksfall, dass er der Stammsprecher eines Schauspielers war, der hier gegen sein damaliges Image besetzt wurde.
Zitat von Stefan der DEFA-Fan im Beitrag #160Und Dux wäre rein optisch darauf wohl auch nicht besetzt worden.
Ähnlich dürfte es z. B. bei Hans Nielsen und Klaus Schwarzkopf gewesen sein, die in Synchros aus den 50ern öfter stimmlich Draufgänger oder Liebhaber spielten, die sie rein physisch niemals hätten verkörpern können; der eine wegen seiner stattlichen Figur und weil er meist deutlich älter wirkte, als er war, der andere wegen seiner geringen Körpergröße. Im Falle von Borchert nehme ich an, dass er sich auf Heldenrollen bezog, da er zwar unstrittig ein Charakterkopf, aber nicht gerade gutaussehend war. Charakterrollen dürften in seinem Fall wohl nicht gemeint gewesen sein.
Zitat von Stefan der DEFA-Fan im Beitrag #160Und Dux wäre rein optisch darauf wohl auch nicht besetzt worden.
Ähnlich dürfte es z. B. bei Hans Nielsen und Klaus Schwarzkopf gewesen sein, die in Synchros aus den 50ern öfter stimmlich Draufgänger oder Liebhaber spielten, die sie rein physisch niemals hätten verkörpern können; der eine wegen seiner stattlichen Figur und weil er meist deutlich älter wirkte, als er war, der andere wegen seiner geringen Körpergröße. Im Falle von Borchert nehme ich an, dass er sich auf Heldenrollen bezog, da er zwar unstrittig ein Charakterkopf, aber nicht gerade gutaussehend war. Charakterrollen dürften in seinem Fall wohl nicht gemeint gewesen sein.
Also in Köln i hat er alles gespielt. Und er hat sich dann immer mehr zu einem Charakterschauspieler entwickelt. Und auf seinen Jugendfotos präsentiert er sich bzw wird er eindeutig präsentiert als Jugendlicher Held und Liebhaber.
Er selbst hat das gesagt, das ist nicht auf meinem Mist gewachsen. Dass er ein toller Schauspieler war und ist, werde ich bestimmt nicht bezweifeln. Allein mit Curt Goetz gearbeitet zu haben, ist in Schauspielerkreisen als eine Art Ritterschlag zu werten.