Zitat von SlartibartfastIn der TNG-Serie gibt es eine Folge (Versuchskaninchen), wo Picard singt, und man Patrick Stewarts Stimme beließ. Der Bruch gehört in den Bereich der Körperverletzung...
Stewart singt auch mit jemand anderem aus der Crew zusammen in dem neunten Star-Trek-Film "Der Aufstand".
Da sowohl im Film als auch in der Folge Stewart von Rolf Schult gesprochen wurde, war es nötig - Schult besitzt viele Talente, Gesang gehört nicht dazu. (Man hört schon in "Der Aufstand" bei "Komm raus, komm raus ...", dass er selbst hier die Töne nicht halten konnte - noch schlimmer war es in der 90er Satire-Sendung ZAK (nicht zu verwechseln mit dem Sat1.-Blödsinn "Zack"), in der er auch mal in eine Gesangsszene gezwunden wurde, die für ihn sicher nicht weniger quälend war als für den Hörer) Schade, dass Stewart nicht ERST von Meincke und DANN von Schult gesprochen wurde - dann gäbe es nicht nur mehr Folgen mit Schult, sondern dann wäre auch der Bruch zwischen Sprache und Gesang ein sehr geringer gewesen.
Zitat von StefanSchade, dass Stewart nicht ERST von Meincke und DANN von Schult gesprochen wurde
Nein, schade, dass Stewart ÜBERHAUPT von Meincke gesprochen wurde!
Also, auch wenn ich hier im Forum wohl zu einer Minderheit gehöre: so sehr ich Schult schätze und für einen brillianten Specher halte, bin ich doch der Meinung, dass Meincke VIEL BESSER auf Stewart passt. (Bitte nicht steinigen! )
Ich bin Alans Meinung. Schult klingt nach "Notbeatmung" während Meincke genau den kräftigen, männlichen O-Ton trifft. Leistungstechnisch sind natürlich beide klasse.
Meincke trifft gut den Originalton, aber für mich geht niemand über Schult, weil ich beim ersten Foto, dass ich von Stewart sah, sofort an Schult und niemand anderen dachte - er passt schlicht perfekt; und - nichts gegen Meincke - aber Schult zeigt viel mehr Zwischentöne - er hätte meiner Meinung nach "Lion in the Winter" vielleicht noch retten können, während Meincke sich auf Stewarts überzogenes Spiel (er ist so genial, wenn er diszipliniert ist - er kann so schlecht sein, wenn er nicht von der Regie geführt wird) eher draufgesetzt hat. Deshalb stimme ich der Meinung zu: Schade, dass es überhaupt einen Wechsel gegeben hat.
Die Lage ist ganz einfach so, dass Schult das Spiel eines Patrick Stewarts hervorragend rüberbrachte, aber vom Original abwich. Daher war es eine Fehlentscheidung bei einer Umbesetzung, wie es sie nun einmal gab, sich plötzlich am Original zu orientieren. Man hätte, wenn überhaupt, nach Ähnlichkeit zu Schult besetzen müssen. Leider fehlte Uli Johannson die nötige Sensibiliät dafür und biederte sich lieber bei den O-Ton-Guckern an, die aber, wie er bald merken musste, NIE zufrieden sind. Und nun sollten wir mit dem Thema des Threads weitermachen.
Zitat von SlartibartfastLeider fehlte Uli Johannson die nötige Sensibiliät dafür und biederte sich lieber bei den O-Ton-Guckern an, die aber, wie er bald merken musste, NIE zufrieden sind.
Also, da ich mich auch zu den O-Ton-Genießern zähle (im konkreten Beispiel habe ich alle TNG-Folgen im Original gesehen) und trotzdem eine gute Synchro zu schätzen weiß (fast alle der Folgen habe ich auch auf Deutsch gesehen) fühle ich mich mit dieser Aussage irgendwie auf den Schlips getreten. Ich weiß, das ging primär gegen Herrn Johannson, dessen Arbeit ich auch eher zwiespältig gegenüber stehe. Aber mit Deiner Aussage stellst Du jeden Zuschauer mit einem Bezug zu O-Ton so ein bisschen als bornierten Sturkopf hin, was ich dann doch entschieden zurückweise. Prinzipiell finde ich es absolut legitim bis wünschenswert sich bei der Stimmauswahl am O-Ton zu orientieren. Und im konkreten Fall bleibe ich dabei, dass ich die Leistung Ernst Meinckes der von Schult ebenbürtig finde und die Stimme imo einfach besser passt.
Ich weiß, wir sind gerade sehr off topic, aber ich wollte gerne noch zu Deiner Aussage Stellung beziehen. Verstehe mich nicht falsch. Bei der Kritik an Ulrich Johannson gehe ich sicher ein großes Stück mit. Mir ging es in erster Linie um das, was in Deiner Aussage mitschwang, was Du unter Umstände gar nicht beabsichtigt hattest.
Zitat von SlartibartfastDaher war es eine Fehlentscheidung bei einer Umbesetzung, wie es sie nun einmal gab, sich plötzlich am Original zu orientieren. Man hätte, wenn überhaupt, nach Ähnlichkeit zu Schult besetzen müssen.
Selbst dem würde ich prinzipiell nur bedingt zustimmen: Natürlich sollte zwar auch, wie letztens von Mücke gefordert, ein Kontinuitätsbedarf über einen einzelnen Sprecher hinaus nicht ignoriert werden. Aber manchmal ist es vielleicht auch besser, eine andere eigenständige, aus sich heraus überzeugende Neubesetzung zu suchen, die auf eigene Weise zu Darsteller und Rolle passt. Dann ist die Umstellung zwar schwerer, aber sie droht nicht auf ewig wie ein blasser Abklatsch der Vorgängerbesetzung zu wirken. Eine solche Neuinterpetation KANN naheliegenderweise in Richtung Original gehen, MUSS aber nicht.
Wenn man also neubesetzt, sollte man mMn in einem Casting beides ausprobieren und Sprecher, die in mehrere Richtungen gehen, auf sich wirken lassen, ehe man dann eine Entscheidung trifft oder in Fall von Filmdarstellern sich eine neue Standardstimme durchsetzt.
In jedem Fall war und ist immer noch Ernst Meincke für mich eine solch gelungene auf eigene Weise passende Neuinterpretation. Rolf Schult und Ernst Meincke passen beide auf ihre Weise.
(Im Übrigen glaube ich, dass die Besetzung Ernst Meinckes im Wesentlichen auf die Aufnahmeleiterin zurückging.)
Ich habe absichtlich etwas kategorisch geschrieben. Aber gerade wenn eine gelungene Erstbesetzung weit von Original weg ist, wie bei Schult nun mal der Fall, stellt jede Neuinterpretation ein Spiel mit dem Feuer dar. Meine Kritik ging nicht gegen O-Ton-Fans im Allgemeinen, sondern gegen die Trekkie-Puristen, die durch ihre überkritische, am Original klebende Sicht vieles provoziert haben, was in der Johnannson-Ära daneben ging. Und Johannson steht immerhin in Verdacht den Weggang einiger Stammsprecher selbst provoziert zu haben, wie in einem Thread mal spekuliert wurde, da die Umbesetzungen bekanntlich nicht mit dem Regiewechsel zusammenfielen. Vielleicht war Meincke noch einer der glücklicheren Fälle, aber bereits diese Neuinterpretation Stewarts hatte etwas Eigensinniges an sich, das von der Priorität her einfach falsch angesiedelt war.
Zitat von SlartibartfastIn der TNG-Serie gibt es eine Folge (Versuchskaninchen), wo Picard singt, und man Patrick Stewarts Stimme beließ. Der Bruch gehört in den Bereich der Körperverletzung...
Exakt den gleichen Eindruck hatte ich etwa in der Mitte von Mel Brooks´ "Frankenstein Junior", als Frederick (Gene Wilder) singt. Schon zu Beginn des Films fand ich Jürgen Thormann fehlbesetzt, u. a. weil er die Figur extrem unsympathisch rüberkommen ließ. Aber der Bruch zum O-Ton setzte dem Ganzen dann die Krone auf. Natürlich war mir damals schon klar, dass eine Ähnlichkeit nicht das A und O ist, aber Thormanns Besetzung konnte ich nun gar nicht mehr nachvollziehen. Nicht umsonst gehört sie noch heute (wie schonmal erwähnt) zu den Top 3 meiner persönlichen Hass-Besetzungen.
In dem Film "Die Glücksritter" (1983) hört man an ein paar Stellen Eddie Murphys Originalstimme. Zuerst in der Zelle bei der Polizei, als er seinen Mithäftlingen Kung-Fu-Übungen vormacht und später im Zug als er und der von Dan Akroyd gespielte Louis Winthorpe ihren Gegner (gespielt von Paul Gleason) überwältigen wollen und beide sich als Inder verkleiden. Eddie Murphy gibt in der Szene indische Gesänge von sich.
Ebenso hört man in dem Film "Haie der Großstadt" (1961) an zwei Stellen Paul Newmans Originalstimme. Einmal in der Kneipe als er von seinen Mitspielern K.O. geschlagen wird und als er auf den von George C. Scott gespielten Gordon losgeht.
In "Der Fälscher von London" wird Otto Collin in zwei Studioszenen von Günther Jerschke nachsynchronisiert. Als er in einer im Freien (!) gedrehten Szene kurz nach einem Taxi ruft, hört man dagegen seine Originalstimme.
Die dt.-amerik. Coproduktion "Stadt ohne Mitleid" (1960) wurde teils zweisprachig gedreht, teils deutsch nachsynchronisiert. In der deutschen Fassung spricht Heinz Drache für Kirk Douglas (mit einem leicht amerikanischen Akzent); in den Szenen, wo Douglas mit den Amerikanern englisch spricht, hört man aber seine Originalstimme. Zudem hat man, wenn Douglas in der Szene die Sprache wechselt, den Sprecher beibehalten; so darf auch Drache ein paar Sätze Amerikanisch sprechen, und selbst Douglas sagt zwei Sätze auf Deutsch!