Zitat von Stefan der DEFA-Fan im Beitrag #180Achtung, nur Spekulation ... Die Dialoge zu "Juwelenraub" sind, wie mir beim neuerlichen Ansehen auffällt, absolut untypisch für Eberhard Richter - es sei denn, ihn hatte es auf einmal gepackt: Sätze wie "Ein Huhn, das so ein Ei legt, würde tagelang gackern" (angesichts des Riesendiamanten) oder "Wer lang und dünn ist, hat keine Ahnung von Essen" (Watsons Respektlosigkeit gegenüber Holmes!) passen so gar nicht zu ihm. Die Dialoge zu "Gefährliche Mission" wiederum sind so rumplig und plump (von Fehlern und blödsinnigen Verfälschungen ganz zu schweigen), dass ich es unmöglich Werner Klünder zuordnen kann (man kann sich bei "Die Olsenbande in der Klemme", "Goodbye & Amen" oder "Kavallerie in Not" von der ungleich höheren Qualität seiner Arbeit ein Beispiel machen). Nun zur Spekulation: Die offiziellen Angaben beider Filme wurden vertauscht - entweder im Booklet oder sogar schon im FBJ (das habe ich leider nicht mehr vorliegen) - dann würde es weitaus besser passen.
FBJ kann weder helfen, noch wurde es da vertauscht. Da werden alle Filme, die 1969 bearbeitet wurden, in einem Eintrag verfasst. So werden dort gleich vier Autoren genannt (Eberhard Richter, Friedel Hohnwald, Werner Klünder, Egon Sartorius). "Goodbye & Amen" und "Kavallerie in Not" sind außerdem falsche Beispiele, für beide Synchros schrieb Wolfgang Krüger die Dialoge.
Ach verdammt, habe ich wieder falsch abgespeichert. Ich sollte wirklich genau prüfen, bevor ich etwas schreibe ... Gut, aber wenn's im FBJ nicht detaillierter drin steht, spricht das absolut nicht gegen meine Theorie.
Falsch gedacht: Man hat den Holmes-Film im Original mit Untertiteln belassen, vermutlich um den Doppelsinn der Zitate Larrys genauer zu treffen. Trotzdem komisch, wenn Larry beim Nachsprechen den englischen Satz auf Deutsch wiederholt...
Ich möchte mal wieder eine verwegene Theorie äußern, diesmal zu den (meisten) Kürzungen der deutschen Synchros. Ich habe das Gefühl, dass ein Großteil davon nicht auf das Konto der deutschen Anbieter ging.
Zuerst zu den Kinofassungen: Eigentlich hätten sie als Universal-Filme bei der Berliner Synchron landen müssen - das hat mich schon immer gewundert. Das kann also nur bedeuten, dass sie von einem Zweitverleiher nach Deutschland verkauft wurden. Es gibt mindestens einen Präzedenzfall dafür, dass zwei kurze Originalfilme zu einem abendfüllenden zusammengeschnitten wurden, so in den USA einen neuen Kinoeinsatz bekamen und dann nach Europa weiterwanderten: "Dick und Doof in geheimer Mission" (zusammengesetzt aus "Der laute Knall" und "Fauler Zauber"). Wenn das bei Sherlock Holmes auch geschah und ein Zweitverleih in dieser Form an den deutschen Argus-Verleih weiterverkaufte, erklärt das einige Dinge - z.B. dass keine Originalmusik vorlag (bewiesen durch den Ausschnitt in der Dokumentation), obwohl die Bänder noch existierten (bewiesen durch die spätere DEFA-Synchro): Dem Zweitverleih lagen nur die Filmkopien vor, aber keine weiteren Materialien, so dass man nur diese weitergeben konnte. Dafür dürften die Lizenzen spottbillig gewesen sein und Argus bekam alle vier Filme auf einen Schlag - das erklärt nicht nur das merkwürdige Titelchaos, sondern auch, warum man 4 Filme herausbrachte statt erst einmal den Erfolg des einen abzuwarten. (Und erfolgreich waren sie wohl kaum, denn sonst wären sie als notwendiger Programmfüller bestimmt im Fernsehen der 60er gelaufen und mindestens ein Zusammenschnitt hätte komplett überdauert.)
Die DEFA-Fassungen: Wo liegt hier eine Einheitlichkeit? Der eine Film vorsichtig gekürzt, dass man es nicht so ohne Weiteres bemerkt, der andere förmlich zermetzgert. Die Kürzungen haben nur eins gemeinsam: Die Einheitslänge von einer Stunde. Oder? Nein, auch das stimmt nicht überein - "Dressed To Kill" passt nicht ins Schema, denn der hat Originallänge. Und ausgerechnet dieser Film ist der, welcher seltener ausgestrahlt wurde, welcher bei den Neufassungen nachgeschoben wurde und bei dem es offensichtlich schon lange Zeit rechtliche Unstimmigkeiten gab. Warum hat das DDR-Fernsehen ihn nicht auch auf eine Stunde gekürzt? Meine Antwort: Weil das DDR-Fernsehen (außer bei rassistischen oder US-patriotischen Problemen) nicht selbst die Schere ansetzte, sondern die bereits gekürzten Kopien aus den USA bekam, wo sie möglicherweise so im TV liefen (tatsächlich auf Einheitslänge gestutzt). Außer "Dressed To Kill", der aus den vermuteten rechtlichen Problemen nicht in diesem Rahmen ausgestrahlt wurde und so ungekürzt in die DDR kam. (In dem "zermetzgerten" Film "Pearl Of Death" wurde bei einem besonders hässlichen Schnitt sogar eine Ab- und Aufblende eingebaut, um ihn etwas zu kaschieren - das aber wäre der einzige Fall in dieser Reihe, dass das DDR-Fernsehen so etwas gemacht hätte, weshalb ich dies als weiteren Hinweis sehe, dass die Kopie bereits in dieser Form geliefert wurde. Ebenso passt die Eliminierung des Verhältnisses zwischen Conover und Naomi eher ins überprüde US-Schema.)
11. Die Frau in Grün/Die weisse Blume des Vergessens [i](The Woman in Green)
Dr. Simnell Percival Vivian Herbert Hoffmann Georg-Heinrich Lange
Kannst du nochmal ein Sample der 2. Fassung machen? Mittlerweile würde ich hier auch stark zu Kurt Berndt tendieren. Aber ungehört will ich das nicht einfach sagen.
Zitat von Stefan der DEFA-Fan im Beitrag #185(In dem "zermetzgerten" Film "Pearl Of Death" wurde bei einem besonders hässlichen Schnitt sogar eine Ab- und Aufblende eingebaut, um ihn etwas zu kaschieren - das aber wäre der einzige Fall in dieser Reihe, dass das DDR-Fernsehen so etwas gemacht hätte, weshalb ich dies als weiteren Hinweis sehe, dass die Kopie bereits in dieser Form geliefert wurde. Ebenso passt die Eliminierung des Verhältnisses zwischen Conover und Naomi eher ins überprüde US-Schema.)
Zitat von Stefan der DEFA-Fan im Beitrag #185Warum hat das DDR-Fernsehen ihn nicht auch auf eine Stunde gekürzt? Meine Antwort: Weil das DDR-Fernsehen (außer bei rassistischen oder US-patriotischen Problemen) nicht selbst die Schere ansetzte, sondern die bereits gekürzten Kopien aus den USA bekam, wo sie möglicherweise so im TV liefen (tatsächlich auf Einheitslänge gestutzt). Außer "Dressed To Kill", der aus den vermuteten rechtlichen Problemen nicht in diesem Rahmen ausgestrahlt wurde und so ungekürzt in die DDR kam.
Dazu ist mir Folgendes eingefallen: Es gab die Filmfirma MPTV (Motion Pictures For Television), die sich in den späten 1940er Jahren gegründet hat und sich wohl so einiges an Filmen unter den Nagel gerissen und im Fernsehen gesendet hat. Darunter waren auch (zumindest) diverse Sherlock-Holmes-Filme, wobei ich nur von "Dressed to Kill" und "The Woman in Green" weiß. Und Letzterer lief 2006 ungekürzt in der OmU im Rahmen eines "Sherlock Holmes"-Themenabends auf Arte. Wie in dem entsprechenden Schnittbericht zu sehen ist, wurde hier auch ein MPTV-Master mit dem entsprechenden Logo (siehe Anhang) verwendet: https://www.schnittberichte.com/schnittbericht.php?ID=3409 Da ist dann aber wiederum unklar, ob hier schon in der US-Kopie am Schluss die Schere angesetzt wurde oder ob man bei der 1969er DEFA-Synchro die Schere angesetzt hat oder ob es lediglich ein Masterfehler war. In der Fassung von 1980 sind Holmes' letzte Sätze ja vorhanden. Und in diesem Fall ist es ja nichts Verwerfliches.
Noch eine weitere Vermutung zu den Kinosynchros: Die 54er TV-Serie wurde nur wenige Jahre später synchronisiert und es ist auffällig, dass Reimer und Krause in den gleichen Rollen zu hören sind, obwohl zwischen den Darstellern faktisch keine Ähnlichkeit existiert. (Möglicherweise wäre sogar Marschall ebenfalls wieder zum Zug gekommen, wenn er zu Howard gepasst hätte.) Das sieht mir nicht nach Zufall aus. Möglich, dass Claus von Molo die Filme gesehen hatte, aber wahrscheinlicher für mich, dass er auch diese bereits als Regisseur betreut hatte und ganz bewusst die Besetzungen wiederholte.
Bereits Ende 2018 hatte man mich labelseits kontaktiert und um Mithilfe (u. a. auch Tonspuren) gebeten, was ich auch tat, dann habe ich aber nichts mehr von dem Projekt gehört und es dann irgendwann vergessen. Da ich aber die Erstauflage auf DVD habe und die BD-Ausgabe der Neuauflage bereits vergriffen ist, bleibt nur noch diese Version: https://www.amazon.de/Sherlock-Holmes-Bl...ps%2C107&sr=8-2
Die Frage ist halt nur - wurde da gegenüber der Erstauflage wirklich was optimiert? Die Rede war seinerzeit u. a. vom "gegenseitigen Auffüllen" der beiden Synchros (sofern vorhanden). Und wurde evtl. auch der Schluß von "Gespenster im Schloss" in der Erstsynchro repariert?
Bei der BD-Neuauflage (habe die blaue BD-Hülle mit dem rauchenden Holmes) wurden z. B. die Fehlstellen in den BRD-Synchros mit den DDR-Synchros "aufgefüllt" sofern es mit der Musik gepasst hat, da einige Holmes-Folgen in der DDR-Synchro eine andere Musikuntermalung haben. Was musste am Schluss in der Erstsynchro von "Gespenster im Schloss" repariert werden ?
Das waren doch alles Ostsynchronisationen. Lediglich die zweite Fassung des Hundes von Baskerville wurde im Westen bearbeitet; das war nach der Wiedervereinigung. Da die erste Bearbeitung nicht vollständig vorlag, wurde hier mit der ZDF-Bearbeitung aufgefüllt.
Zitat von jomei2810 im Beitrag #191Was musste am Schluss in der Erstsynchro von "Gespenster im Schloss" repariert werden ?
Der Schluß wurde hier ja von politischem Blabla in eine Nachbesprechung zum Fall umgetextet und sogar erklärt, daß der Mörder die Turmuhr verstellt hatte. An sich eine gute Entscheidung, wird sogar im Booklet extra erwähnt, aber im Film selbst ist der Satz mit der Turmuhr nicht drin, dafür wird hier auf den englischen Ton gewechselt, was einen Wechsel in Stimmen, Sprache, Inhalt und Musik veruracht; der Grund dürfte darin liegen, daß die in den 60ern synchronisierte Kopie hier einen Bildsprung hat und der Satz daher etwas zu kurz war. Trotzdem hätte man das sicher mit etwas Strecken oder einer kurzen "stummen Stelle" besser lösen können, ohne daß es so störend auffällt.
Immerhin ging man hier einigermaßen geschickt vor: Neben der hinzugedichteten Erklärung für die dreizehn Schläge der Turmuhr baute man hier auch Sätze über die Heiratspläne des Mörders und seine diesbezügliche Selbstüberschätzung ein, die aus der vorherigen Szene stammte, die jedoch (wegen des Verbrennens der Urkunde) geschnitten worden war. Bevor Stefan es vor vielen Jahren im Forum erwähnte, war mir nie der Verdacht gekommen, dass hier etwas nicht stimmen könnte, anders als bei gewissen anderen Dialogstellen der Serie.
Zitat von Norbert im Beitrag #192Das waren doch alles Ostsynchronisationen. Lediglich die zweite Fassung des Hundes von Baskerville wurde im Westen bearbeitet; das war nach der Wiedervereinigung. Da die erste Bearbeitung nicht vollständig vorlag, wurde hier mit der ZDF-Bearbeitung aufgefüllt.
Da mir die BD jetzt vorliegt, kann ich bestätigen, daß da gebastelt wurde, leider allerdings nicht wirklich sorgfältig. Der letzte Satz von Hegewald vor der Fehlstelle wurde auch schon durch den von Rudnick ersetzt, obwohl er komplett war und man sauber zu Niklaus aus der ZDF-Fassung hätte wechseln können. Bis Ende der Szene hört man nun den ZDF-Ton. Dann kommt der Szenenwechsel nach Dartmoor, wo auch noch der erste Halbsatz von Hegewald fehlte. Dieser ist nach wie vor im O-Ton - schade. Entweder hätte man den fehlenden Teil noch von Rudnick einsetzen können (wie ich es gemacht habe - fällt nicht mal groß auf), denn Sprecherwechsel (und zusätzlich Sprachwechsel) mitten im Satz hat man so auch, oder man hätte den ganzen Satz von Dr. Mortimer aus der ZDF-Fassung nehmen können, um es unauffälliger zum machen. Um Erhalt der ursprünglichen DDR-Synchro kann es dem verantwortlichen Koch-Mitarbeiter schließlich nicht gegangen sein, sonst hätte er ja nicht einen Satz zuviel aus der vorherigen Szene entfernt.
Schade, schade, schade - immer müssen es die Privat-Bastler richten...
@Norbert: Und es waren keineswegs alles Ost-Synchros, neben dem "Hund" wurden auch "Abenteuer", "Stimme" und "Geheimwaffe" erst nach der Wende in Hamburg bearbeitet, aber eben löblicherweise mit Niklaus und Köhn in den Hauptrollen (wie in den 80er-Ost-Synchros).