Da hast du vollkommen Recht, ab Mitte der 1990er wurde er zunehmend so eingesetzt, hat mir auch nicht immer gefallen und wirkte auf mich immer etwas einfallslos. Klaus Sonnenschein teilte diesbezüglich ein ähnliches Schicksal, obgleich er natürlich auch viele Stammkräfte in der Nische bediente
Wolfgang Hess für Jim Kelly in Der Einzelkämpfer. Kelly hatte keinen Stammsprecher aber das passte einfach nicht. Im Film spielt auch Oddjob Darsteller Harold Sakata mit der wird von Gernot Duda gesprochen. Da hätte auch Hess gepasst. Claus Jurichs hätte für Kelly gepasst.
Konrad Bösherz für Alessandro Borghi in der Sky-Serie "Devils"
Ich hab die Serie auf Deutsch angestartet. Sie begann, glaube ich, sogar mit einem Monolog von Borghi, der überwiegend aus dem Off vorgetragen wurde. Dann war ich direkt raus und habe es auf Englisch durchgezogen. Ich hatte Bösherz damals noch nicht so im Ohr, jetzt schon eher. Mag den eigentlich auch recht gerne, aber für Borghi das ging gar nicht.
Jan-David Rönfeldt war hier perfekt. Leider wurde der Fehler gemacht, seine Einsätze in dem "Suburra"-Film und der nachfolgenden Serie wohl als reinen Rollencast/Klischeebesetzung für den harten Hund von der Straße zu brandmarken. Ursprünglich mag er zwar deswegen besetzt worden sein, aber die gesamte Strahlkraft von Rönfeldt für Borghi auf den hier bedienten Rollentyp zu reduzieren, ist so, als würde man sagen, dass Charles Rettinghaus für Jamie Foxx nur fetzt, weil Foxx schwarz ist. Ein ziemlicher Unsinn also.
Und sagen wir's mal so: Wenn Rönfeldt die Ideallösung ist, kann Bösherz halt machen, was er will ... das kann dann niemals funktionieren, denn dafür sind sie viel zu weit auseinander.
Ich fand sogar Sascha Rotermund in Borghis bisher letzter Serie "Supersex", als Rocco Siffredi(!), überraschenderweise gar nicht übel - trotz relativ großen Altersunterschieds, doch auch da konnte ich mir Rönfeldt perfekt vorstellen. Aber Rotermund hat halt schon viele ähnliche Facetten wie Rönfeldt bedient, nur halt eher so auf die "elegante" Art.
Gerade für die Großkapitalistenrolle in "Devils", wo es ständig um Märkte und Börse geht, wäre Rönfeldt noch dazu so herrlich gegen den Strich gewesen. Ein Jammer.
Borghi hatte bisher wohl noch mindestens sechs andere Sprecher, von denen Tommy Morgenstern als einziger in zumindest zwei verschiedenen Rollen zum Einsatz gekommen ist - da lasse ich mich mal überraschen. Wäre auf Einschätzungen gespannt, wenn jemand manche der betreffenden Filme oder den Gastauftritt in "Die Toten von Turin" gesehen hat.
Rönfeldt war allerdings einfach kongenial - das hatte enorme Größe und ist nicht zu toppen.
Ich bin mir relativ sicher, dass Borghi international irgendwann ein Standing in der Größenordnung von Daniel Brühl erreichen kann. Mit englischsprachigen Hauptrollen hat er ja bereits losgelegt. Bis spätestens zu diesem ganz großen Durchbruch müssen wir das mit dem Stammsprecher geklärt haben. 😎😄
"Ipcress - Streng geheim" ist eigentlich eine sehr gelungene und gut besetzte Synchro, enthält aber leider zwei grobe Schnitzer: Nigel Green spielt einen harten und autoritären, dabei aber zugleich auch sehr souveränen Geheimdienst-Offizier, der von seinen Untergebenen respektiert und gefürchtet wird, durch einen breiten Schnauzer wirkt er zusätzlich "very british" und aristokratisch. Mit Gerd Martienzens Stimme wirkt er eher wie ein hinterlistiger Ganove, was bei dieser Rolle tödlich ist. Ein Friedrich Schoenfelder, Heinz Petruo oder Heinz Engelmann (zwei der drei sind ironischerweise in kleinen Rollen dabei) hätten diese Rolle viel besser getroffen! Ebenfalls seltsam wirkt Herbert Stass für Gordon Jackson, der für dessen kantiges Gesicht viel zu "schmächtig" wirkt; hier wäre eine "kräftigere" Stimme wünschenswert gewesen! Edgar Ott hatte ihn zu dieser Zeit zwar noch nicht synchronisiert, wäre aber sicher schon denkbar gewesen; von den Sprechern, die Jackson zuvor bereits gehabt hatte, wäre Horst Niendorf für mich die beste Alternative.