Zitat von Oliver Laurel im Beitrag #855[quote="berti"|p7668179]Die versiffte, unsympathische Art, welche Stewart hier größtenteils an den Tag legt, trifft er schauspielerisch auch ganz gut und ich hatte nicht das Gefühl, dass McCabe mir nun unsympathischer war als in der Originalfassung.
Hier lag wohl ein Missverständnis: Ich finde nicht, dass Lukschy ihn noch unsympathischer als im Original macht, sondern eher, dass die wenigen sympathischen Momente untergehen, so dass die Figur durchgehend kaum Sympathie weckt (eher Quantität statt Qualität). Da Stewart insgesamt meist "moralisch integre" und "sympathische" Rollen spielte*, gab es für Schneider natürlich kaum die Gelegenheit, für diesen Schauspieler solche Seiten zu zeigen. Dass er das sehr gut beherrscht, bewies er für andere oft genug (Beispiele müssen nicht genannt werden).
Zitat von Oliver Laurel im Beitrag #855Nichtsdestotrotz eine sehr langatmige und spannungsarme Angelegenheit, welche obendrein immer wieder durch unpassende Humoreinlagen gestört wird.
Eine weitere Schwäche ist für mich der fehlbesetzte Richard Widmark, da man den Eindruck bekommt, seine Rolle sei für einen viel jüngeren Schauspieler geschrieben worden.
*Nicht umsonst meinte Hitchcock gegenüber Truffaut, James Stewart könnte niemals einen Mörder spielen.
Zitat von berti im Beitrag #856*Nicht umsonst meinte Hitchcock gegenüber Truffaut, James Stewart könnte niemals einen Mörder spielen.
Hat er aber.
Ich weiß; aber da stand er noch am Anfang seiner Karriere, wurde nicht bei der Tat gezeigt und es handelte sich um den Teil eines Serials, weshalb bei den Film vielleicht während des Gesprächs schlicht vergessen haben. Zum Zeitpunkt seiner Zusammenarbeit mit Hitchcock hatte er schon lange das Image des aufrechten, ehrlichen, idealistischen und manchmal auch etwas naiven Mannes erlangt, von dem er nur noch relativ selten abwich (etwa in dem Spätwestern "Bandolero").
Zitat von berti im Beitrag #856 Eine weitere Schwäche ist für mich der fehlbesetzte Richard Widmark, da man den Eindruck bekommt, seine Rolle sei für einen viel jüngeren Schauspieler geschrieben worden.
Sicherlich wäre Widmarks Rolle mit einem jüngeren Darsteller überzeugender besetzt gewesen. Allerdings muss man sagen, dass die gute Chemie Zwischen den beiden Stars auch das Einzige ist, was einem als Zuschauer halbwegs bei der Stange hält.
Lukas Ammann als Lucky Luke ist für mich nach wie vor eine der größten Fehlbesetzungen, zumal er erstaunlich unprofessionell wirkt, obwohl er doch schon jahrelange Synchronerfahrung hatte (an der Stadt kann's ja wohl nicht liegen). Und ich wüsste nicht mal genau zu sagen, warum er stimmlich nicht passt, aber er funktioniert auch nach dem x-ten Ansehen des Filmes immer noch nicht. Sicher war eine ganze Staffel TV-Serie mit Mannkopff für mich prägend und jeder Andere hatte es schwer, aber mit Eckart Dux hatte ich keine solchen Probleme. Nach wie vor kann ich Riethmüllers Entscheidung nicht nachvollziehen - ja, Ammann war gerade sehr populär durch "Graf Yoster", aber damals wurde noch kein solch Gesumms um Promi-Besetzungen gemacht, ich weiß gar nicht, ob Ammann überhaupt irgendwo außer im Abspann erwähnt wurde.
Ammann war einfach zu alt, zu schwer, zu knorrig auf Lucky Luke. Ich bin damit auch gar nicht klargekommen. Das war für mich ein richtiger Fremdkörper.
Und obwohl Mannkopff auf eine ganz andere Weise auch etwas schwer war, passte das natürlich um Welten besser.
Am besten passte für mich jedoch immer Eckart Dux, weil er das lässig-Verschmitzte am besten getroffen hat, bzw. dies in seiner Stimme ohnehin mal mehr, mal weniger mitschwang.
Aber ich kannte ihn auch so aus entsprechenden Rollen in Europa-Hörspielen, während ich mit Mannkopff damals das John Candy- und Benny Hill-Bild vor Augen hatte. Manchmal klang er aber auch (eher) schlank. Da ist Lucky Luke mit das beste Beispiel.
Ich sehe David Nathan vorn. Dann Dux. Dux klingt mir für Luke ein bisschen zu happy. Ihm fehlt die nachdenkliche Note des Cowboys, der am Ende dann doch immer alleine in den Sonnenuntergang reitet. Die Melancholie per se vielleicht nicht, aber das wirklich Nachdenkliche schon. David Nathan trifft das besser. Mit Dux wirkt Luke eher wie Terence Hill in seinen 70er-Komödien. Als Hill Luke später verkörpert hat, hat er ihn aber auch wesentlich nachdenklicher als seine 70er-Rollen gespielt.
Mannkopff klingt viel zu kauzig. Das Problem ist nicht das Gewicht.
Ammann auf Lucky Luke fand ich in "Daisy Town" etwas blass und farblos, bezogen auf die Rolle. Da kommt es einfach nicht rüber, dass das ein lässiger Cowboy sein soll. Das hat mit Dux deutlich besser geklappt. Hat Riethmüller selbst vielleicht nach dem ersten Teil bemerkt, dass Ammann auf der Rolle nicht funktioniert und selbst die Umbesetzung auf Dux veranlasst?
Hundertprozentig. Sehen wir mal davon ab, dass in dieser Zeit sowieso eine Lücke in seiner Filmographie klafft, ist der Dialoganteil im zweiten Film vielfach größer und er wäre vielleicht auch dadurch zu teuer geworden.
Ich kann euch nur vollkommen recht geben. Die Lässigkeit von Andreas Mannkopf in der Serie fehlt mir bei Lukas Ammann vollkommen (bis imho. auf einen kleinen, überraschenden Ausreißer in der Szene, als Lucky Luke Löcher in in die Luft geworfene Münzen Löcher schießt). Amman klingt alles in Allem zu ältlich, zu tief und zu schwer für den Comic-Cowboy. An vielen Stellen wirkt er auf mich wie KI-generiert (Anfang der 1970er-Jahre natürlich noch kein Thema)...
Arnold Marquis für Burt Lancaster in Buffalo Bill und die Indianer. (1976) Auch wenn Lancaster nie einen Stammsprecher hatte und über die Jahrzehnte viele verschiedene Stimmen verpasst bekommen hat, muss man doch sagen, dass Marquis wohl der unpassende Kandidat gewesen war.
Schon in den 60er Jahren war er ziemlich daneben, umso seltsamer, dass man die Kombination Mitte der 70er Jahre zweimal reaktivierte.
Zugegeben, Burt Lancaster wirkt hier relativ alt und ist mit einem imposanten grauen Schnurrbart ausgestattet, aber die 76er-Röhre von Marquis ist einfach etwas drüber. Wenn man das Rollenalter von Lancaster hätte hervorheben wollen, hätte man auch auf den ähnlich schweren Wolfgang Lukschy zurückgreifen können.(ebenfalls hier in der Synchro zu hören.) Das hätte zumindest von Kontinuität her einigermaßen Sinn ergeben.