Gerade bin ich beim Rumzappen auf "Tatort: Roulette mit 6 Kugeln" gestoßen. Als dort eine dunkelhaarige Schauspielerin zu sprechen begann, dachte ich sofort, "das ist Christine Redfern". Die richtige Stimmlage, die gleiche flache (um nicht zu sagen: "leblose") Betonung, und dann noch dieser leichte Akzent. Laut imdb handelt es sich bei dieser Schauspielerin um Gisela Freudenberg. Und wie hier zu lesen, bin ich ja auch nicht als Erster darauf gekommen.
Beim Sehen des Films auf DVD ist mir etwas aufgefallen, was ich bei den Fernsehausstrahlungen nie bemerkt hatte: Bei 01:36:00 hört sich Ustinovs Stimme kurz verzerrt an, als er "Das führt absolut nichts ad absurdum" sagt. Wurde bei der Abmischung der Tonspur ein Fehler gemacht? Oder wurde dieser Take von jemand anderem eingesprochen, weil er vergessen wurde oder verloren ging? Und war dieser veränderte Klang auch früher im Fernsehen schon vorhanden?
Mein Lieblings-"Who Dunnit" : Eine Flasche, die von selbst geflogen ist, ein Bad dass niemand genommen hat und eine Rolle die keiner gesprochen hat. Einen ganz anderen Gedanken hatte ich letztens aus dem Stegreif. Wenn Ustinov sich hier selbst sprach und die Birkin-Sprecherin (ich zitiere) "krampfhaft versucht, hochdeutsch zu sprechen" .... könnte es sich bei der Sprecherin dann nicht vielleicht um jemanden handeln, den Herr Ustinov "mitgebracht" hatte, sozusagen jemand aus seinem Dunstkreis?? Vielleicht suchen wir an der falschen Stelle. Ok, in Hauptrollen von Filmen lässt man ja gerne "Neue" ran, alleine um den "Die Stimme kenn ich doch" - Effekt zu umgehen (u.a. Gründe), aber dieser Fall ist doch wirklich etwas sehr speziell. Miss Redfern soll um jeden Preis bis zur Auflösung als diejenige da stehen die am wenigsten verdächtigt wird. Ein synchrontechnischer Amateur würde diese Rolle unterbewusst unterstreichen, da sie (Ms. Redfern) ja auch gesellschaftlich nicht in die High Society passen soll. Miss Unbekannt: kein Synchronausrutscher sondern kalkulierte Besetzung ??
Ganz unmöglich wäre es nicht, daß Ustinov wen mitbrachte. Er machte im deutschsprachigen Raum ja auch Fernsehen und Theater und war durchaus dafür bekannt, daß er gerne den Nachwuchs protegierte. Aber ich bezweifle, daß er wirklich Einfluss auf die Synchronisation nahm. Ustinov war ein Vollprofi und anders als manche Filmregisseure, die bei den deutschen Fassungen dann Murks durchsetzen, mit dem Publikum vertraut, also ließ er die das machen, die es am Besten konnten: die Synchronfirma. Hypothese von mir, weiter nichts.
Ich hörte von einer Oberstufenschülerin schon die Begründung: "Stehgreif schreibt man Stehgreif, weil man etwas aus dem Stehen greifen kann." Ich verwies sie, die eine passionierte Reiterin war, darauf, dass Stegreif Steigbügel bedeutet, wenngleich ich zugeben muss, dass viele etymologische Herleitungen eher abenteuerlich als wissenschaftlich fundiert sind...
In dem schönen Interview der Media-Paten mit Regina Lemnitz erzählt sie eine kleine Anekdote zu den Synchronarbeiten. Am Ende, die letzten 3 Minuten etwa.
Vielleicht sollte man sie mal nach der mysteriösen Sprecherin befragen?
Andrea Heuer auf Jane Birkin stimmt eindeutig. Ich erkenne das daran, weil sie kurz zuvor auch in "Louis und seine außerirdischen Kohlköpfe" die verstorbene und wieder auferstandene Ehefrau von Louis sprach. Wer beide Filme zur Hand hat, vergleiche mal die Stimmen - es ist dieselbe. Auch im letzten deFunes-Film "Louis und seine verrückten Politessen" sprach sie eine der Politessen.
"Dröger Ton" würde ich übrigens nicht sagen. Ich finde ihre Stimme ganz ansprechend. Mich hört eher ihr hörbarer bayerischer Akzent. Dadurch sticht sie aber andererseits auch aus der Riege der sonstigen Berliner Sprecher in diesen Filmen hervor.
Laut synchronkartei war sie aber scheinbar nur wenige Jahre im Synchron tätig (frühe 80er Jahre). Danach scheint sie wieder die Lust verloren zu haben (?).
Zitat von d-udoAuch Thomas Danneberg als "Andreas der Dienstbote" war zu hören. Das war auch nur eine kleine Rolle.
Eine Vermutung meinerseits: Hatte er eventuell die Regie bei dieser Synchro? Einen so winzigen Auftritt fände ich sonst merkwürdig.
Weil es wohl noch nirgendwo hier steht und ich es gerade bei Arne entdeckte: B/R lagen Tatsache bei Rainer Brandt, plus natürlich sein Studio. Auf eine verwegene Art ließe sich dann tatsächlich auch die Besetzung von Andrea Heuer erklären. Sämtliche ihrer Einsätze von 1981-1983, immerhin 7 Einsätze plus Selbstsynchro, sind bei Rainer Brandt gewesen. These: er lernte sie und ihre Stimme in "Eine Faust geht nach Westen" kennen, fand sie offenbar gut und besetzte sie fortan in großen Rollen.