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Dieses Thema hat 138 Antworten
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 Synchronschaffende
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Silenzio
Moderator

Beiträge: 21.489

04.08.2024 20:42
#136 RE: Arnold Marquis - Der König der Synchronisation Zitat · antworten

Zitat von Jacques Naurice im Beitrag #135
Zitat von Jochen10 im Beitrag #124
Mich würde mal interessieren was ihr zu William Berger sagt. Er wurde ja auch ein einziges Mal von Marquis gesprochen. Da fand ich ihn auch absolut unpassend da er da viel zu alt wirkt. Ich spreche von dem Film El Cisco. Das ist ein Italowestern.


Für William Berger war Jürgen Thormann in "Heute ich, morgen Du!", meiner Meinung nach, ein phänomenaler Geniestreich, der vielleicht auch nur zustande kam, weil Berger in dem Film nur eine Nebenrolle hatte und man daher nicht auf die Idee kam, eine Klischeestimme für Italowestern-Helden zu besetzen.

Marquis sprach in dem Film übrigens einen anderen Söldner des Teams - Wayde Preston. Und das war in der Tat die passendste Rolle des Films für ihn (nein, ich hätte ihn nicht für Bud Spencer haben wollen).

Überhaupt ist die gesamte Synchro ganz großartig. Uwe Friedrichsen in der Haupt-Heldenrolle ja eigentlich auch sehr originell, muss man fairerweise sagen.

Und Rolf Schult für einen Japaner, der mit weit aufgerissenen Augen einen Mexikaner spielt, sowieso mit das genialste, was der gesamte Italowestern als Genre hervorgebracht hat.

Ich hätte Thormann für Berger ab dann auf Biegen und Brechen die gut 20, knapp 25 Jahre bis zu dessen Tod durchzuziehen versucht.
Bei nem deutschsprachigen Schauspieler hätte man Kontinuität dieser Art auch verantworten können - mag Berger auch kein Holllywood-Star gewesen sein.

Marquis' beste Italowestern-Rolle war m. E., by the way, ganz klar Frank Wolff in "Gott vergibt - Django nie!". Da hat er einfach dermaßen krass moduliert und so arg viele Zwischentöne getroffen, dass es vollends wie "method acting" rüberkam.
Für mich eine von Marquis' besten Arbeiten überhaupt. Zweifellos mindestens Top 10 unter allem, was er je gemacht hat.

Trotzdem fand ich für Wolff im Querschnitt gesehen aber Alf Marholm, Hasso Billerbeck und vor allem Helmo Kindermann noch treffender.
Als Kindermann das erste Mal im Studio stand, um Frank Wolff zu synchronisieren, war Frank Wolff allerdings schon tot. Die ganz harte Version von "Idealbesetzung in Einzelfällen" also.

Zitat von funkeule im Beitrag #131
Mir geht es hier nur um Das Krokodil und sein Nilpferd! Hess wäre weitaus besser gewesen. Aber eben meine persönliche Meinung.


Hess wäre immer besser gewesen!

Marquis war in "Plattfuß am Nil" und "Sie nannten ihn Mücke" sehr gut - auf den gesetzter wirkenden Bud Spencer passte er ausgezeichnet. Hätte Hess aber auch.

Ähnlich durchweg lässig droppte Marquis Bud ansonsten aber eigentlich nur noch in "Eine Faust geht nach Westen" und "Der Große mit seinem außerirdischen Kleinen".

Was fällt auf?
Marquis macht vor allem in den etwas anders angelegten Rollen in Buds Solo-Filmen Bock.

Und in "Vier Fäuste gegen Rio" hat er irgendwie sehr entfesselt gewirkt. Sowohl lässig (in der einen Rolle) als auch schräg (in der anderen). Das funktionierte ebenfalls.
Alle anderen Einsätze fand ich eher suboptimal.

Geil hätte ich trotzdem gefunden, wenn Brandt - davon ausgehend, dass auch Marquis ja nun bereits etabliert war - die Eier gehabt hätte, in "Vier Fäuste gegen Rio" Hess und Hartmut Reck (oder sich selbst) für die Doppelgänger und Danneberg mit Marquis nur auf die Bonzen zu besetzen.
Das hätte der gesamten Synchron-Historie der Spencer/Hill-Filme ein Schleifchen verpasst und quasi alle Kreise geschlossen.
Die Münchner auf der einen und die Berliner auf der anderen Seite ... mit der Entscheidung hätte Brandt sich an einem einzigen Nachmittag noch ein zusätzliches Denkmal bauen können.
Ich weiß nicht, ob die Leute Reck damals noch gekauft hätten - vor allem, da er vor Danneberg im Film aufgetreten wäre (aber umgekehrt macht es keinen Sinn ... Reck neben Marquis und dann noch auf tuntig ...) ...


... Brandt selbst jedoch (zumal als Rückgriff auf "Django und die Bande der Gehenkten") hätte aufgrund seiner Ähnlichkeiten mit Danneberg und des von A bis Z verinnerlichten Schnodderdeutschs auch für das Durchschnittspublikum in "Vier Fäuste gegen Rio" save sofort funktioniert. Wobei der München/Berlin-Aufschnitt schon cooler gekommen wäre und für den hätte an Reck kein Weg vorbei geführt. Sinn hätte sonst nur noch Manfred Schott ergeben, aber dafür war es Mitte der 80er leider zu spät ... Gott hab' ihn selig.

Schade. Wo man nun schon mehrere Sprecher für Spencer und Hill eingeführt hatte, wäre in dem Film halt auch Platz für vier davon gewesen.

Nichtsdestotrotz ist "Vier Fäuste gegen Rio" vielleicht sogar Brandts beste Arbeit im Spencer/Hill-Universum.


Marquis für Spencer gefiel mir eigentlich nur in "Rio" und "Mücke". Bei "Nil" gab es auch manche Stelle, wo er schwer neben der Spur ist. Die neu entdeckte Synchro "Dicker, lass die Fetzen fliegen!" schieß eigentlich den Vogel ab, auch wenn diese Synchro nicht aufs Brandt Mist gewachsen war sondern wohl ziemlich sicher von Michael Richter. Aber... Alter, was er da für eine Scheiße manchmal von sich gibt, die keinen Sinn macht. Übel.

Marquis in "Gott vergibt" war toll und er war tatsächlich auch in der zweiten Synchro noch stark und war der einzige Lichtblick dieser Synchro.

MrTwelve



Beiträge: 1.195

05.08.2024 10:44
#137 RE: Arnold Marquis - Der König der Synchronisation Zitat · antworten

Zitat von Jacques Naurice im Beitrag #135

Geil hätte ich trotzdem gefunden, wenn Brandt - davon ausgehend, dass auch Marquis ja nun bereits etabliert war - die Eier gehabt hätte, in "Vier Fäuste gegen Rio" Hess und Hartmut Reck (oder sich selbst) für die Doppelgänger und Danneberg mit Marquis nur auf die Bonzen zu besetzen.
Das hätte der gesamten Synchron-Historie der Spencer/Hill-Filme ein Schleifchen verpasst und quasi alle Kreise geschlossen.
Die Münchner auf der einen und die Berliner auf der anderen Seite ... mit der Entscheidung hätte Brandt sich an einem einzigen Nachmittag noch ein zusätzliches Denkmal bauen können.
Ich weiß nicht, ob die Leute Reck damals noch gekauft hätten - vor allem, da er vor Danneberg im Film aufgetreten wäre (aber umgekehrt macht es keinen Sinn ... Reck neben Marquis und dann noch auf tuntig ...) ...


... Brandt selbst jedoch (zumal als Rückgriff auf "Django und die Bande der Gehenkten") hätte aufgrund seiner Ähnlichkeiten mit Danneberg und des von A bis Z verinnerlichten Schnodderdeutschs auch für das Durchschnittspublikum in "Vier Fäuste gegen Rio" save sofort funktioniert. Wobei der München/Berlin-Aufschnitt schon cooler gekommen wäre und für den hätte an Reck kein Weg vorbei geführt. Sinn hätte sonst nur noch Manfred Schott ergeben, aber dafür war es Mitte der 80er leider zu spät ... Gott hab' ihn selig.



Das ist theoretisch eine gute Idee, aber praktisch wäre das gerade bei Brandt unwahrscheinlich gewesen. Rainer Brandt selbst bezeichnete Marquis ja als den besten Bud-Spencer-Sprecher, war zum Zeitpunkt der Synchro noch mit Hess zerstritten und hat selber ja Thomas Danneberg für Hill durchgesetzt.
Da hätte er bestimmt nicht Hess und Reck für die Hauptrollen besetzt, sondern Marquis und Danneberg (wie er es ja tatsächlich in der Synchro auch gemacht hat). Zumal Reck damals ohnehin nicht mehr besetzt wurde (im Jahr davor wurde Danneberg für "Zwei bärenstarke Typen" sogar nach München geholt).

Natürlich hätte Rainer Brandt zumindest die Zweitrollen von Spencer und Hill mit anderen Stammsprechern besetzen können. Nur mit welchen? Bei Bud Spencer hat er Hess damals aus dem genannten Grund nicht besetzt, Hirthe war schon tot und Engelbert von Nordhausen noch kein Thema. Benno Hoffmann kann ich mir auch nicht vorstellen, zumal die meisten Zuschauer ihn wohl gar nicht mehr mit Bud Spencer assoziiert hätten.
Und bei Hill - ja gut, dass hätte Brandt selbst machen können. Reck wäre aus den genannten Gründen unwahrscheinlich gewesen und Schott ja schon tot. Höchstens Claus Jurichs oder Eckart Dux wären noch infrage gekommen. Aber warum bei Hill jemand anderen nehmen, wenn Bud Spencer in beiden Rollen den gleichen Sprecher hat?

Wenn man sich das so überlegt, ist es nachvollziehbar, dass tatsächlich Marquis und Danneberg für jeweils beide Rollen genommen wurden.
Dennoch natürlich eine interessante Überlegung.

Jacques Naurice


Beiträge: 192

05.08.2024 21:10
#138 RE: Arnold Marquis - Der König der Synchronisation Zitat · antworten

Es geht nicht darum, dass Brandt die Rollen mit "irgendwelchen" Sprechern hätte besetzen sollen.

Das hätte auch keinen Sinn ergeben, zumal es im Original auch nicht so war.

Einzig das Besetzen mehrerer für beide geläufiger Sprecher hätte Sinn gemacht.

Dass das "praktisch" an Brandts unsinnigem Überwürfnis mit Hess gescheitert wäre,
infolgedessen er dann einfach so tat, als sei Marquis "sowieso" der beste gewesen (was de facto wahrscheinlich meinte, dass Marquis ohne Diskussion jeden noch so schwachsinnigen Kalauer und sonstige Brandt-Ideen umzusetzen bereit war, was Brandt natürlich gefiel und was man gut daran erkennt, dass die absurdesten und dämlichsten Auswüchse an Spencer/Hill-Schnodderdeutsch eigentlich allesamt aus dem Mund von Marquis kamen), weiß ich selber.

Das ist als sachliches Argument aber insofern irrelevant, weil Brandts persönliche Befindlichkeiten oder sein Ego ja auch nicht die Sachebene sind.

Und dass "man" Reck nicht mehr besetzte, war ja auch kein naturgesetzliches Phänomen, sondern der völligen Ausbootung Recks für Hill in den 70ern geschuldet.
Was bei Hess, aufgrund der unverwechselbaren Besonderheit der Stimme, aber nicht ganz so einfach ging.

Ganz simple Berliner Arroganz und Diss gegen München.

Ein sehr entscheidendes Kriterium wird für mich immer bleiben, dass die Münchner Erstsynchro von "Vier Fäuste für ein Halleluja" (dem ausgerechnet berühmtesten Film) um Lichtjahre besser ist, als Brandts bemüht um Schenkelklopfer bettelnde Version, die gleichzeitig aber zuverlässig gute Gags aus dem Original versemmelt.
Insbesondere in der Szene mit "Wildcat Hendricks" merkt man sehr treffend, dass Brandt kein ausgefeiltes Gespür für ganz trockene Sprüche ohne Holzhammer hatte, die Münchner allerdings schon.

Der Mythos, Brandt sei all der Erfolg von "Vier Fäuste für ein Halleluja" zu danken gewesen, ist Bullshit. Aber mit einem Monopol, wegen Cancelns der ersten Symchro, leicht gesagt.
Marquis war in der Zweitsynchro übrigens fürchterlich und klang zudem noch viel zu alt.

... das Angebot bestimmte hier lediglich die Nachfrage.
Aber Laien hätten nichtmal ne Arbeit Brunnemanns von Brandt unterscheiden können.

Und wenn für Danneberg und Marquis am Ende eben nur Brandts Ego sprach, wären andere Stimmen schon diskutierbar gewesen.
Zumal sogar Brunnemann oder Elsholtz noch lange mit Hess gearbeitet haben.

Das Problem war also nicht einmal Berlin per se.
Es war ausschließlich Brandt.

Jochen10


Beiträge: 118

08.08.2024 04:06
#139 RE: Arnold Marquis - Der König der Synchronisation Zitat · antworten

Zitat von Jacques Naurice im Beitrag #135
Und das war in der Tat die passendste Rolle des Films für ihn (nein, ich hätte ihn nicht für Bud Spencer haben wollen).

Das hätte ja auch nicht gepasst da Bud Spencer hier auch nur eine Nebenrolle hatte.

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