Ich habe die 87er Fassungen zum letzten Mal vor mehreren Jahren gesehen; die Ausstrahlungen vor einigen Wochen habe ich jedesmal verpasst. Nachdem ich hier gelesen hatte, dass auf der DVD die alte Synchro ist, hab ich sie mir aus Neugier mal ausgeliehen. Meine Frage an die, die beide Fassungen vergleichen konnten: Unterscheiden sie sich von den Dialogbüchern her stark? Besonders im Bezug auf die erste Episode hoffe ich das, denn was Juhnke hier an zotigen Schüttelreimen von sich gibt, erinnert mich fatal an die unsägliche Synchro der "Ritter der Kokosnuss"!
Sie unterscheiden sich drastisch, besonders in den Szenen mit Woody Allen. Ich bin ehrlich gesagt kein München-Fan, aber die ZDF-Fassung ist mir fast durchweg lieber, zumal sie auch sprachlich ausgefeilter ist - die Kinofassung ist eines Romanautors (Wolfgang Schnitzler) nicht würdig. Zum Vergleich: Als John Carradine erzählt, daß er Igor einen vierstündigen Orgasmus verschafft hätte, präsentiert er das Endergebnis ... in der Kinofassung mit "aber danach war er so" (autsch, ist das hölzern) ... im ZDF mit "aber das ist dabei herausgekommen". Glücklicherweise sind die Szenen ohne Allen etwas besser geraten. Allerdings finde ich selbst die Hofnarren-Szene noch um ein Vielfaches besser als die dämlichen Dialoge aus "Ritter der Kokosnuß", die für mich eine strafrechtlichen Verfolgung rechtfertigen würde.
Ich finde es immer angenehm, wenn jemand auf solche Feinheiten Wert legt, da hier sonst fast nur über Besetzungen diskutiert wird. Und Stefan hat recht: Sowohl Juhnkes Stimme als auch seine Dialoge machen aus Allen einen unerträglichen Clown. Auf einer Stufe steht das im Sprechgesang per Voice Over eingedeutschte Titellied. Schlimm...
Zitat von Stefan der DEFA-Fan Allerdings finde ich selbst die Hofnarren-Szene noch um ein Vielfaches besser als die dämlichen Dialoge aus "Ritter der Kokosnuß", die für mich eine strafrechtlichen Verfolgung rechtfertigen würde. Gruß Stefan
Wenn die Angaben zu Dialogbuch und -regie bei Bräutigam nicht gewesen wären, hätte ich vielleicht auf deinen "Spezi" Michael Richter getippt.
@Martin: Das Titellied wollte ich auch noch erwähnen, hab´s aber leider vergessen. Bei Gelegenheit kann ich aber gern einige "Kostprobe" servieren. Ich vermute, die Sprecherin, die ständig "Macht ja auch Spaß!" quiekt, ist Ingeborg Wellmann, oder? Bei der Hofnarren-Episode könnte man sich (wie bei so manchen Synchros aus dieser Zeit!) heute manchmal fragen, was da geraucht wurde. Gut, der Humor ist im Original auch nicht gerade gehoben, aber bei Sprüchen wie "Auch die Fürsten woll´n mal bürsten", "Wir kamen ja noch nicht zum Schuss/Kaum angefangen, schon ist Ladenschluss" oder "Dann lässt er meinen Zacken/Von seinem Henker runterhacken" dreht sich bei mir alles. (Das sind jetzt nur einige "Perlen", die mir spontan einfallen!)
Als der Hofnarr mit der Königin zur Sache kommen will: "Der lange Rede kurzer Sinn/Jetzt muss er rinn!" Als der König ihn erwischt: "Letzte Bitte: Schreibt auf meinen Grabstein mit Tinte rot/Ein Keuschheitsgürtel war sein Tod" Mit dem Kelch in der Hand: "Ich bin so wild als wie ein Stier/Wohin nur mit dem Bier/Ach, hier!"
Wie lauten diese Stellen in der Draeger-Fassung (anders, hoffentlich!)?
In Antwort auf:Als der Hofnarr mit der Königin zur Sache kommen will: "Der lange Rede kurzer Sinn/Jetzt muss er rinn!" Als der König ihn erwischt: "Letzte Bitte: Schreibt auf meinen Grabstein mit Tinte rot/Ein Keuschheitsgürtel war sein Tod" Mit dem Kelch in der Hand: "Ich bin so wild als wie ein Stier/Wohin nur mit dem Bier/Ach, hier!"
Der langen Rede kurzer Sinn: Ziemlich idiotische Reime, aber das waren eben die 70er, wo teilweise irgendwie doch mehr die Synchronisateure die "Stars" waren, als die Darsteller auf der Leinwand.
In Antwort auf:Juhnke: "Er hat die Blattern. Bekam sie von zwei schwarzen Nattern" Draeger: "Er hat die Pocken, sogar auf den Socken"
Die Smileys könnte man - je nach Gutdünken - auch anders herum setzen. Wirklich eindeutig blöder ist keiner der beiden Sprüche.
Ich kenne nur die Juhnke-Fassung und fand sie sehr lustig. Konnte ein paarmal herzhaft lachen. Der Film selber ist ja nun auch nicht gerade feinhumorig. Paßt scho...
Das mag vielleicht nicht das beste Beispiel sein, aber im Großen und Ganzen ist die Fassung mit Draeger wesentlich besser. Schnitzler hat in der alten Fassung eben sämtliche Anspielungen auf Allens jüdischen Hintergrund ebenso rausgeschmissen wie die Anachronismen und sie durchweg durch Verse der platten Art ersetzt
Ich finde auch, dass die Fassung mit Draeger insgesamt besser ist, nur gefällt mir die Hofnarrensequenz mit Juhnke besser:
"So sieht mancher schwarz in die Zukunft hinein - Nun die Pest ist halt schwarz, dass muss wohl so sein!! " "Toll auch die Besteuerung der Bauern, ein Grund mehr noch zum trauern!!" "Nett das ihr mich mit Beifall verschont, ich bin´s ja gewohnt!!
Zitat von EifelfilmfreakIch finde auch, dass die Fassung mit Draeger insgesamt besser ist, nur gefällt mir die Hofnarrensequenz mit Juhnke besser: "So sieht mancher schwarz in die Zukunft hinein - Nun die Pest ist halt schwarz, dass muss wohl so sein!! " "Toll auch die Besteuerung der Bauern, ein Grund mehr noch zum trauern!!" "Nett das ihr mich mit Beifall verschont, ich bin´s ja gewohnt!!
Nur so zum Vergleich: Wie gehen diese Stellen denn bei Draeger?
Moment, die müsste ich aus dem Gedächtnis zusammenkriegen. "Was halten Sie von dem neuen Sport des Königs - Besteuerung der Bauern?" "Sie brauchen nicht zu klatschen, ich weiß, daß Sie da sind - ich höre sie atmen." So ungefähr ... Den Pest-Satz krieg ich nicht mehr richtig zusammen, aber er war sehr ähnlich, nur eben nicht so knüppel-versig gereimt.
Wie von mir angekündigt, hier die "Übersetzung" des Songs "Let´s misbehave!" aus dem Vorspann (gesprochen von Juhnke, gequiekt von Edith Hancke):
Das Thema eins/erregt wie keins/heut die Geschlechter./Selbst Pfarrerstöchter!/Macht ja auch Spaß! Der kleine Hans,/die dümmste Gans/fühl´n sie die Schwellung/geh´n gleich in Stellung./Macht ja auch Spaß! Zwar biss der Adam in den Apfel als Genießer./Doch er erkannte: Evas Früchte sind viel süßer!/Das Theama eins/(es ist auch deins!)/in jedem Falle/gilt ja für alle:/Macht ja auch Spaß! Gib acht mein Freund: Wenn Liebe rostet, wird sie ranzig!/So war´s schon damals, 1928!
Mal ganz abgesehen vom Text: Edith Hanckes Gequieke und Juhnkes teilweise schweinischer Unterton sind für sich schon peinlich genug!
Naja, sein wir nicht ungerecht - Edith Hancke hat von Natur aus eine recht eigenwillige Stimme. Wenn etwas angelastet werden muß, dann wohl Regisseur Josef Wolf, der hier total daneben gehauen hat - keine Ruhmesblatt für diesen sonst so versierten Mann ("Das Appartement" - eine Synchro, die sogar in der DDR von der gefürchteten Renate Holland-Moritz gelobt wurde). Wobei die Sequenzen ohne Allen (merkwürdigerweise) ordentlich geraten sind - abgesehen von "Dörte" statt "Jasmin" (was mit Sicherheit auf den Sprecher F.O. Krüger zurückging - den Vater der Kalauer-Synchro).