Zitat von berti im Beitrag #31Dann wäre bei manchen Szenen allerdings die Frage, warum man diese unbedingt rausnehmen musste.
Filmmaterial sparen - hier sparte man pro Verleihkopie insgesamt einen kompletten Akt ein. Das macht sich finanziell durchaus bemerkbar. Zu jener Zeit schaute man gern auf die Kopienkosten bzw nutzte Kürzungen als Sparpotential.
Zitat von berti im Beitrag #31Dann wäre bei manchen Szenen allerdings die Frage, warum man diese unbedingt rausnehmen musste.
Filmmaterial sparen - hier sparte man pro Verleihkopie insgesamt einen kompletten Akt ein. Das macht sich finanziell durchaus bemerkbar. Zu jener Zeit schaute man gern auf die Kopienkosten bzw nutzte Kürzungen als Sparpotential.
Eine wahrscheinlich sehr naive Frage: Waren zu dieser Zeit denn noch oft "große" Filme von so drastischen Kürzungen betroffen? Immerhin ging man bei der Besetzung der Kinosynchro (wie von Jörn erwähnt) recht sorgfältig vor. Der Kontrast zwischen diesem Bemühen einerseits und den die Handlung unnötig verwirrenden Schniten andererseits irritiert mich nämlich.
Rainer Brandt ist z.B. bekannt dafür, dass er viel nach diesem Verfahren im Sinne der Verleiher gearbeitet hat. Ein besonders exemplarisches Beispiel hierfür sind die Kürzungen vom inoffiziellen James Bond "Sag niemals nie" (1983).
Allerdings waren die Kürzungen bei "Sag niemals nie" im Vergleich zu denen hier eher marginal, weil sie dem Verständnis der Handlung nicht im Wege standen. Den "Geizigen" kenne ich noch nicht, allerdings wurde schon erwähnt, dass dessen deutsche Fassung um etwa 50 (!) Minuten gekürzt und mit einer neuen Musik versehen worden sei. Das hatte ich jetzt aber eher für einen Ausnahmefall gehalten.
Die VHS von "Sag niemals nie" war auch nochmal Sparmaßnahmen unterworfen, da diese etwas kürzer als die TV-Fassung ist und somit auf eine E120 gepasst hat.
Zitat von Stefan der DEFA-Fan im Beitrag #25Ich habe eine Liste der hamburger Synchro erstellt - ich vermute Brönneke als Synchronregisseur, der ja nachweislich bei einigen Videosynchros der 80er Regie führte.
Bei der Kinosynchro hast du nicht zufällig auch einen Verdacht?
Nun habe ich die Videosynchro ebenfalls sehen können. Ganz ungekürzt ist sie nicht, da zumindest eine Szene fehlt, und zwar die letzte: Der Film endet daher mit der Verbrennung der Liste durch Lieberman. Das Fehlen der IT-Bänder fällt bereits bei der ersten Dialogszene des Films (dem Streit zwischen Lieberman und dem Hauswirt Strasser) unangenehm auf. Auch das Dialogbuch wirkt nicht sehr professionell. So werden SS-Offiziere (anders als in der Kinofassung) mit konventionellen Armeerängen bezeichnet (General, Oberst etc.) und statt von "Klonen" ist im deutschen Dialog vom "Cloning" die Rede. Auch die zweimalige Verwendung des Präteritums in wörtlicher Rede ("Töteten Sie Wheelock?", "Er tötete deinen Vater") wirkt eigenartig, ebenso wie Mengeles (ebenfalls zweimalige) Aussage, er sei der Arzt, der Bobby "geliefert" habe. Angesichts der zuvor erwähnten Adoptionen wäre das zwar als zynische Umschreibung nicht ganz falsch, aber in beiden Gesprächszusammenhängen wäre "zur Welt gebracht" treffender gewesen. Zu den Sprechern: Paul-Edwin Roth klingt tatsächlich merkwürdig blass, besonders natürlich im Vergleich zum viel engagierteren Friedrich Schoenfelder, der Liebermans grantelnde und bissige Art besser traf. Dass Videosynchros nicht sehr sorgfältig gemacht werden, ist keine Überraschung. In diesem Fall wirkte es teilweise, als habe man Roth manche Takes einmal sprechen lassen und diese Version gleich für den Film übernommen, so dass er sich gar nicht auf seine Figur einlassen konnte. Uwe Friedrichsen wirkte da engagierter, trotzdem würde ich ihn nicht als "Hagen ebenbürtig" bezeichnen. Mehrere Stellen kamen in der Kinosynchro deutlich effektvoller rüber, etwa wenn Mengele von der "heiligen Mission" spricht, dazu die Hände faltet und einen salbungsvollen Unterton hat oder sein triumphierender Monolog gegenüber Lieberman. Friedrichsen knurrt zwar teilweise effektvoll, klingt mir aber doch zu jung für Peck. Ein verwegener Gedanke: Ob Jürgen Thormann hier funktioniert hätte? Immerhin war er in den Achtzigern öfter in Hamburg, teils für Europa-Hörspiele, aber manchmal auch für Synchros (Columbo, "Die Rückkehr des Doktor Phibes"). Bei Pecks Grimassieren musste ich nämlich an Thormanns typische Interpretation unsympathischer Rollen denken. John Dehner wirkt mit Franz-Josef Steffens Stimme eher wie ein Großvater als wie ein Vater und damit noch älter, als die Rolle laut Drehbuch sein sollte. Er klang so eher grantelnd, aber trotzdem hart genug, wenn auch anders als Edgar Ott. Apropos hart: Friedrich Schütters kräftiges Organ verlieh Seibert zwar eine gewisse Autorität, passte aber überhaupt nicht zu Masons aristokratischen Zügen oder seiner Mimik (dem dezenten Anheben der Augenbrauen). Kurz war ich am Überlegen, ob Wolfgang Kieling hier denkbar gewesen wäre, der in seinen späteren Jahren ja in Hamburg wohnte. Aber für eine Videosynchro wäre er sicher viel zu teuer gewesen. Ein anderer Gedanke war, ob man Claus Biederstaedt eventuell auf ihn (oder auch auf Peck) hätte besetzen können.
Insgesamt hat die Videosynchro zumindest den einen Vorteil, fast ungekürzt zu sein und dadurch keine Löcher in der Handlung aufzuweisen. Aber sie wirkt eben ziemlich billig und lieblos. Die Kinosynchro weist dagegen zwar drastische Kürzungen und durch diese bedingte Ungereimtheiten auf, ist aber sowohl vom Dialog als auch von der Besetzung her und in schauspielerischer Hinsicht weitaus gelungener. Man könnte es so sagen: Die erste Fassung entspricht eher dem inhaltlichen Gehalt des Films, die zweite dafür eher seinem Star-Potenzial.
Thormann für Peck? Dann hätte man in der Szene mit Dehner die ganze Zeit auf ein "Schleichmichäääl!" gewartet...
Aber ansonsten hast Du recht, Friedrichsen ist eine originelle, aber keine sehr überzeugende Besetzung (wobei er anfangs noch um Seriösität bemüht wirkt, was allerdings ab dem Naziball abhanden kommt).
Laut OFDB ist die Videosynchro an insgeamt 3 Stellen gekürzt, eben besagte Endszene und zwei kurze Dialoge. Allerdings wird dort auch noch behauptet, es sei eine DDR-Synchro:
Zitat von Jörn im Beitrag #2Schade, daß einige Szenen fehlen (vor allem die skurile Nazi-Feier, wo Peck die Frau seines Parteigenossen als "ugly bitch" beschimpft. Das wäre in der Synchronfassung bestimmt auch nett rübergekommen)!
In der Videosynchro liegt diese Szene deutsch vor; "Ugly bitch" wurde mit "abscheuliche Hexe" übersetzt.
Ich fand Friedrichsen übrigens trotz des Altersunterschiedes überraschend passend (und sprecherisch ist er sowieso meist top). Kieling für Mason wäre vielleicht möglich gewesen (Kieling war auch schon lange kein Star-Sprecher mehr, finanziell hätte dem also wohl nicht so viel im Wege gestanden), aber wäre mir auch zu tief und bullig (zur damaligen Zeit). Wenn schon ein damaliger Gast in Hamburg (da beziehst Du Dich sicher auf die Wallace-Hörspiele von Europa), warum nicht Horst Naumann?
Gehören Paul Edwin Roth und Uwe Friedrichsen nicht sow ie so zur Creme de la Creme der haumburger Synchronbranche und dürften somit wahrscheinlich von allen Hamburgern mit die höchste gage haben ?
Ich denke, dann hätten sie sich wahrscheinlich auch Kieling leisten können.
Zitat von Stefan der DEFA-Fan im Beitrag #41Wenn schon ein damaliger Gast in Hamburg (da beziehst Du Dich sicher auf die Wallace-Hörspiele von Europa), warum nicht Horst Naumann?
Bei Thormann hatte ich nicht an eine spezielle Serie gedacht. Generell scheint er laut dieser Liste oft bei Europa gewesen zu sein: http://www.hoerspielland.de/hl-2.1.290.html An Naumann hatte ich nicht gedacht, weil dieser auf mich in den meisten Synchronrollen, die ich von ihm kenne (abgesehen von "Für ein paar Dollar mehr") ziemlich gesetzt wirkte. In Kombination mit Pecks Grimassieren könnte ich ihn mir nicht so gut vorstellen. Und bei Hamburg als Standort hatte ich einen Gast aus Berlin für wahrscheinlicher gehalten. Aber das muss ja nichts heißen.
Zitat von Stefan der DEFA-Fan im Beitrag #41Kieling war auch schon lange kein Star-Sprecher mehr, finanziell hätte dem also wohl nicht so viel im Wege gestanden
Ich hatte jetzt gedacht, dass er vielleicht gerade wegen seines Erfolgs als Schauspieler bei Synchronrollen teuer gewesen wäre oder weniger Zeit dafür hatte; immerhin war er in seinen späteren Jahren kaum noch in Spielfilmen zu hören.