@Stefan: Du meintest mal, Holger Hagen sei dann am besten gewesen, wenn seine Rolle nicht zu nobel gewesen sei und er so gegen den edlen Klang seiner Stimme anspielen konnte. Dieser Film dürfte ein gutes Beispiel dafür sein. An einigen Stellen kam es mir so vor, als ob es Hagen Spaß gemacht hätte, mal richtig fies und kratzig zu klingen, etwa als Mengele Lieberman erklärt, dass ihn niemand mehr aufhalten könne und dabei dreckig in sich hineinlacht. Kam es dir auch so vor? Bei Friedrich Schoenfelder könnte ich mir auch vorstellen, dass er es genossen haben könnte, in einigen Szenen schroffer und härter als in vielen anderen Rollen klingen zu können.
Nachtrag: Zumindest an einer Stelle in der Videosynchro hatte Roth einen intensiveren Moment, und zwar, als Lieberman im Hörsaal steht und in einem Monolog erklärt, dass ihm nun klar ist, dass die Jungen mit Hitlers Genen geklont wurden. Da reicht er an Schoenfelders Leistung heran. Umgekehrt hatte Wilhelm Borchert in der Kinosynchro einen etwas schwächeren Moment: An der Stelle, als Seibert Mengele droht ("Ich würde Ihnen nicht raten, mich zu ihrem Gegner zu machen ..."), klingt er nicht aggressiv genug, so dass sein Tonfall nicht so recht zum Gesichtsausdruck passen will.
Genau daran hatte ich gedacht und deswegen überlegt, ob es Szenen mit Text geben könnte, die in beiden Fassungen fehlen. Wolltest du dabei soweit es geht auf die Kinosynchro zurückgreifen und nur an den geschnittenen Stellen Szenen vom Video einfügen? Oder hattest du z. B. daran gedacht, Borchert durch Schütter oder Hagen durch Friedrichsen zu ersetzen?
Da ich die Kinosynchro (wie bereits erwähnt) schauspielerisch und von den Dialogen her deutlich besser finde, hätte mich anderes auch sehr überrascht, obwohl mir Borchert tatsächlich an zumindest einer Stelle etwas zu weich klang.
Zitat von berti im Beitrag #38Auch das Dialogbuch wirkt nicht sehr professionell. So werden SS-Offiziere (anders in der Kinofassung) mit konventionellen Armeerängen bezeichnet (General, Oberst etc.) und statt von "Klonen" ist im deutschen Dialog vom "Cloning" die Rede. Auch die zweimalige Verwendung des Präteritums in wörtlicher Rede ("Töteten Sie Wheelock?", "Er tötete deinen Vater") wirkt eigenartig, ebenso wie Mengeles (ebenfalls zweimalige) Aussage, er sei der Arzt, der Bobby "geliefert" habe. Angesichts der zuvor erwähnten Adoptionen wäre das zwar als zynische Umschreibung nicht ganz falsch, aber in beiden Gesprächszusammenhängen wäre "zur Welt gebracht" treffender gewesen.
Ja, der Autor des deutschen Dialogbuchs der VHS-Synchro hat sich nicht gerade mit Ruhm bekleckert.
Tja, und die Sprecher... Neben Friedrichsen und Schütter (in der Tat bedrohlich, aber irgendwie nicht "aristokratisch" genug für Mason) fällt Roths lasche Leistung umso mehr ins Gewicht. Ob es nun gesundheitsbedingt war oder nicht, stellenweise scheint er einfach nicht bei der Sache und klingt, als würde er einen Einkaufszettel vorlesen. Bei anderen Stellen ist er dafür dann etwas zu engagiert bei der Sache und kontrastiert damit zu Oliviers tatterigem Schauspiel. Lakenmacher und Brönneke können ihren Pendants Ganz und Dumont natürlich wenig bis nichts entgegensetzen, Steffens ist definitiv zu alt und Harck ist ein schlechterer Witz gegen Tennstedt. Grützner gegen Vaessen nimmt sich nicht viel, Gmelin verliert klar gegen Prandhoff, und für Preiss hätte ich lieber ihn selbst gehört. Hätte man in der Kinofassung vermutlich, wenn die Szene dringeblieben wäre.
Zitat von Stefan der DEFA-Fan im Beitrag #51Demnächst erstelle ich mir eine integrale deutsche Fassung, dann kann ich bestimmt was dazu sagen, aber bisher bin ich noch nicht dazu gekommen.
Ich glaube jetzt verwechselt du Vater und Sohn: Reiner (Dumont), Stefan (Guttenberg). An der Regievermutung dürfte das aber nichts ändern, da Reiner Brönneke ja bei VHS-Synchros zu der Zeit relativ oft Regie führte.