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Dieses Thema hat 105 Antworten
und wurde 8.636 mal aufgerufen
 Synchronschaffende
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berti


Beiträge: 17.846

09.09.2010 12:23
#46 RE: Die Qualität der Selbstsynchronisation Zitat · antworten

Wobei allerdings Ustinovs darstellerische (und also auch stimmliche) Fähigkeiten zweifellos weitaus höher anzusiedeln wären. Meinst du nicht?

Mücke ( gelöscht )
Beiträge:

09.09.2010 13:52
#47 RE: Die Qualität der Selbstsynchronisation Zitat · antworten

Hat ja damit nix zu tun, wenn immer groß und breit erzählt wird, wie schlimm es ja wäre, wenn man nen Akzent raushört...

berti


Beiträge: 17.846

09.09.2010 13:59
#48 RE: Die Qualität der Selbstsynchronisation Zitat · antworten

Ich meinte das jetzt insofern, dass Ustinovs Rollen öfter interessant angelegt sein dürften. Und seine eigene Stimme war bekanntlich auch recht markant. Daher dürfte eine Selbstsynchronisation in seinem Fall deutlich Zuschauern aufgefallen und von ihnen als Bereicherung empfunden worden sein als bei Frau Kruger.

John Connor



Beiträge: 4.883

09.09.2010 14:09
#49 RE: Die Qualität der Selbstsynchronisation Zitat · antworten

Sicher gereicht es den Synchronverantwortlichen zur Ehre, wenn sie es zustande bekommen, den jeweiligen Darsteller auch für die deutsche Synchronfassung zu engagieren. Das ist die organisatorische Seite. auf der anderen Seite war ich in den meisten vorliegenden Fällen in der REgel vom Endergebnis sehr enttäuscht; im Falle von Diane Kruger und Franka Potente, weil sie inmitten all der Synchronprofis wie Fremdkörper wirken; im Falle von Ustinov, weil der Text bei ihm immer wie abgelesen wirkt und der Akzent selten zur Anlage der Figur passt - von einigen Ausnahmen wie z.B. DAS BÖSE UNTER DER SONNE abgesehen, da funktionierte es richtig gut. Bei Schell hingegen hatte ich nie Akzeptanzprobleme.

Grüße,
Fehmi

berti


Beiträge: 17.846

09.09.2010 14:14
#50 RE: Die Qualität der Selbstsynchronisation Zitat · antworten

Zitat von John Connor
weil sie inmitten all der Synchronprofis wie Fremdkörper wirken; im Falle von Ustinov, weil der Text bei ihm immer wie abgelesen wirkt und der Akzent selten zur Anlage der Figur passt - von einigen Ausnahmen wie z.B. DAS BÖSE UNTER DER SONNE abgesehen, da funktionierte es richtig gut.



Auf mich wirkte Ustinov keineswegs "immer wie abgelesen". Das mit dem "Fremdkörper" trifft es vielleicht schon, aber nicht im negativen Sinne (so hast du es sicher auch nicht gemeint).

Stefan der DEFA-Fan



Beiträge: 15.223

09.09.2010 14:38
#51 RE: Die Qualität der Selbstsynchronisation Zitat · antworten

Das "Abgelesen" kann ich auch auf keinen Fall unterschreiben. Ustinov hatte seinen ganz eigenen Stil, in der Mimik wie in der Sprache. Bei ihm ist es wahrscheinlich so, dass man seine Originalstimme im Ohr hat, daneben aber auch so manche Synchronstimme, die vom Original natürlich signifikant abweicht. Ein guter Synchronschauspieler passt sich dem Schauspieler auf der Leinwand an, bringt aber auch seinen persönlichen Stil ein (funktioniert besser als eine blasse Imitation - siehe Kinski/Maire oder Kinski/Martienzen). Und so wirkt mitunter die Originalstimme paradoxerweise manchmal weniger authentisch, weil er ja versucht, sein Spiel in einer anderen Sprache zu wiederholen, weshalb so mancher an der Selbstsynchronisation scheitert ... aber darüber streiten sich ja auch die Geister.

Gruß
Stefan

berti


Beiträge: 17.846

09.09.2010 14:46
#52 RE: Die Qualität der Selbstsynchronisation Zitat · antworten

Zitat von Stefan der DEFA-Fan
Und so wirkt mitunter die Originalstimme paradoxerweise manchmal weniger authentisch, weil er ja versucht, sein Spiel in einer anderen Sprache zu wiederholen, weshalb so mancher an der Selbstsynchronisation scheitert ... aber darüber streiten sich ja auch die Geister.



Ein weiteres Problem beim "nachgeholten Spiel" ist wahrscheinlich auch, dass es merkwürdig klingen kann, wenn man die Satzbetonungen aus einer Sprache zu sehr in die einer anderen übernimmt. Oder sehe ich das falsch?

Stefan der DEFA-Fan



Beiträge: 15.223

09.09.2010 14:48
#53 RE: Die Qualität der Selbstsynchronisation Zitat · antworten

Nö, spielt häufig auch mit rein.

Gruß
Stefan

Aristeides


Beiträge: 1.572

09.09.2010 16:01
#54 RE: Die Qualität der Selbstsynchronisation Zitat · antworten

Zitat
Hat ja damit nix zu tun, wenn immer groß und breit erzählt wird, wie schlimm es ja wäre, wenn man nen Akzent raushört...



Insgesamt finde ich auch den schauspielerischen Aspekt entscheidend, den ich bisher zumindest bei Frl. Heidkrüger zu wenig ausgeprägt fand.
Bzgl. deiner Frage den Akzent betreffend würde ich differenzieren: z.B. "Inglourious Basterds" spielt ja so sehr mit Fremdsprachenkenntnissen und deren Nuancen, dass ich gerade hier einen Akzent für eine deutsche Figur ohne zusätzliche Erläuterung durch die Synchro wirklich störend finde. Als Helena etwa hat mich nur die Künstlichkeit in der Stimme gestört, nicht die Aussprache an sich.

berti


Beiträge: 17.846

27.09.2010 11:45
#55 RE: Die Qualität der Selbstsynchronisation Zitat · antworten

Hier wäre ein Fernsehbeitrag über Christopher Lee aus dem Jahre 1983, den Donnie Darko neulich verlinkt hat:http://www.youtube.com/watch?v=d_xJtc6Z-jI

Ab 3:07 sieht man Christopher Lee im Studio der BSG, wo er seinen Part als König Haggard auf Deutsch wiederholte. Probleme ergaben sich für ihn dadurch, dass er aufgrund der im Deutschen größeren Wortzahl seine Sätze schneller sprechen musste, und trotzdem die Stimmung der Szene nicht zu gefährden versuchte. Eigentlich ein gutes Beispiel, um die schauspielerischen Probleme bei der Selbstsynchronisation zu verdeutlichen, oder?

Ekkehardt


Beiträge: 487

27.09.2010 14:13
#56 RE: Die Qualität der Selbstsynchronisation Zitat · antworten

Ich erinnere mich an meine Selbstsynchronisation bei David Balfour.

Im englischen sagte ich: Catriona, that's not a french-man-of-war....

Im deutschen hiess es : Catriona, das ist kein französisches Kriegsschiff...(na vielen Dank, der Take verfolgt mich bis heute...)

Gruß

Ekkehardt

Mücke ( gelöscht )
Beiträge:

05.11.2010 01:15
#57 RE: Die Qualität der Selbstsynchronisation Zitat · antworten

Ist eigentlich irgend jemandem ein Fall bekannt, wo ein deutsch(sprachig)er Schauspieler, aufgrund verspätet erfolgter Synchro, mal die Gelegenheit hatte, seine Rolle im Synchronstudio Jahre nach dem eigentlichen Filmdreh nochmal zu spielen?
Mir fällt im Moment kein Beispiel ein, glaube allerdings, da schonmal drüber gestolpert zu sein...

Früher war es ja doch ab und an mal der Fall, dass Filme erst nach Jahren in die deutschen Kinos kamen.
Ich bin grad anhand von "Verraten" auf diese Variante gestoßen...allerdings war das Problem da ja, dass O.E. Hasse sich (trotzdem) nicht selbst sprach.

berti


Beiträge: 17.846

05.11.2010 08:17
#58 RE: Die Qualität der Selbstsynchronisation Zitat · antworten

Spontan fallen mir Bruno Ganz und Sky Dumont in "The Boys from Brazil" oder Paul Hörbiger in der Zweitsynchro von "Der Dritte Mann" ein.

Markus


Beiträge: 2.461

05.11.2010 16:13
#59 RE: Die Qualität der Selbstsynchronisation Zitat · antworten

Horst Janson in "Captain Kronos" (GB 1973/DF 2004).

Gruß
Markus

Frank Brenner



Beiträge: 11.904

13.10.2012 12:48
#60 RE: Die Qualität der Selbstsynchronisation Zitat · antworten

Hallo,

ich denke mal, das passt am besten in diesen älteren Thread, den ich mal reaktiviere. Maximilian Schell schreibt in seiner 1997 erschienenen, autobiografisch geprägten Erzählung "Der Rebell" (C. Bertelsmann Verlag, Seite 197-199) auch etwas über seine eigene Synchronisation seiner Rolle in der internationalen Mini-Serie "Peter, der Große", die recht unverfälchte Einblicke gewährt:

"Der Synchron-Raum. Ein Mikrophon. Eine Leinwand. Die Kammer verdunkelt. Vor ihm ein immer wieder- kehrendes Bild. Zuerst Zahlen in gleichen Abständen: eins - zwei - drei. Dann die Szene. Auf vier mußte er sprechen, immer den gleichen Satz, bis Lippenbewegungen und Ton übereinstimmten. Die Szene selbst war schon vor Monaten gedreht worden. Der Ton sei, so wurde ihm gesagt, unbrauchbar. »Die« wollten einen neuen Ton. Nichts ist schlimmer, als sich selbst zu wiederholen, dachte der Schauspieler. Auch hier nur Zwang. Neben ihm der Sound-Cutter. Hinter ihm, im Regieraum, der Tonmeister und der Regisseur. Durch eine Glaswand getrennt. Alle starrten auf die Leinwand und wachten darüber, daß der Schauspieler das richtige Zeitmaß hatte, die richtige Stimmung traf, und der Tonmeister sorgte dafür, daß technisch alles in Ordnung war. Ein winziges Geräusch, ein Rascheln des Papiers, ein Anstoßen mit der Hand genügte, und alles mußte wiederholt werden.
Manchmal agierte der Schauspieler mit der Hand, um die richtige Stimmung, den richtigen Rhythmus zu finden. Um Ausdruck und Präzision in Einklang zu bringen. Dann konnte es schon Vorkommen, daß er mit der Hand irgendwo anstieß. Natürlich unabsichtlich, aber er wurde sofort gerügt. Drei strenge Aufseher wachten darüber. Unbarmherzige Hüter der Sprache. Es kam weniger darauf an, besonders ausdrucksvoll zu sein. Das Wichtigste war die Synchronität. Obwohl er sich auf das äußerste konzentrierte, waren seine Gedanken woanders. Er war immer den Bruchteil einer Sekunde zu früh oder zu spät. Schließlich nahm er den Kopfhörer zur Hand, legte ihn ans Ohr und ahmte die ihm fremde Stimme, die seine eigene war, mechanisch nach. Dann waren meist alle zufrieden. Nur er nicht
Monate waren seit dem Drehen vergangen. Damals war er zumindest Herr seines eigenen Zeitgefühls gewesen. Jetzt war er Sklave längst vergangener Schwingungen. Zudem eingeengt von einem technischer. Apparat, der ihm zutiefst zuwider war. Diese mechanische Arbeit. Er haßte sie. Immer wieder erschien eine neue Szene auf der Leinwand, nachdem er die vorherige gerade bewältigt hatte. Gnadenlos jagte eine Szene die andere. Pausenlos. Selten eine längere Unterbrechung, wenn das Band gewechselt wurde. Dann wurde kurz das Fenster zum Gang geöffnet. Die stickige Luft drinnen mischte sich mit der stickigen Luft draußen. Trotzdem - ein Aufatmen. Und dann. wieder die unbarmherzigen Zahlen: eins - zwei - drei. Auf vier mußte er sprechen. Die rote Lampe leuchtete, wenn der Ton aufgenommen wurde. Wie ein Warnsignal, dachte der Schauspieler. Oder eine Ampel. Rot. Anhalten - keine Weiterfahrt, Stau der Empfindungen.
Ein Stocken des Atems und dann die Wiederholung eines Satzes aus dem Labyrinth der Vergangenheit.
Der Raum gleicht einer Gefängniszelle, dachte er. Und wenn eine Szene »draußen« auf dem freien Feld oder auf der Straße spielte, mußte man hinein in das sogenannte Zelt. Das laut Tonmeister die Akustik der Außenatmosphäre besser wiedergeben konnte. Schwarze Vorhangwände. Der ganze Raum - schwarz und grau. Nur das Mikrophon schimmerte silbern.
Wieder hatte er einen gelungenen Satz mit einer Handbewegung begleitet. Sofort kam das »Bitte noch mal« über den Lautsprecher. Wahrscheinlich hatte seine Hand einen Luftzug verursacht, der dann über das Mikrophon wie ein Orkan klang. Er hatte es nicht einmal bemerkt. Und wieder versuchte er den Augenblick zu erfassen, wo der Atmer oder die Sprache begann. Eins - zwei - drei - vier. Mühsam, dieser Kampf mit Sekundenbruchteilen. Mechanisch."

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